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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

Vorwort

Die Edition der Inschriften nach politischen Bezirken nimmt in Österreich verstärkt auf historisch gewachsene Strukturen Bezug, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet und auch inschriftlich dokumentiert haben, kann aber naturgemäß immer nur besondere Segmente der Landesgeschichte abdecken. In diesem nun behandelten Bezirk liegen Städte wie Friesach und St. Veit an der Glan; letztere auch als verwaltungsmäßiges Zentrum des Bezirkes, daneben auch zahlreiche Orte, einstmals Sitze von Land- und Burggerichten und mit anderer politisch-historischer Relevanz. Hinzu kommt die starke Ausprägung christlicher Traditionen, manifestiert in einer übermäßig großen Zahl an größeren und kleineren Kirchen. Demgegenüber steht die beachtliche Präsenz adeliger Lebensweise mit besonderen großen und auch kleineren Bauwerken, die sowohl Reichtum und Kultur als auch Bauwillen zum Ausdruck bringen. Nur in diesem Wechselspiel der landesfürstlichen, herrschaftlichen und adeligen Netzwerke – geistlich wie auch profan – konnte gerade in diesem Bezirk eine derartige Fülle an epigraphischen Denkmälern geschaffen werden. So nimmt der Bezirk St. Veit bei der historischen Beurteilung aller Kärntner Bezirke bis um 1650 eine ganz wichtige und für die Landwerdung Kärntens prägende Rolle ein.

Kein Kärntner Bezirk ist so reich an Geschichte, Kulturgeschichte, Baugeschichte, Denkmälern, Objekten und an Fundorten von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften. Hier reicht die kulturelle Identität vom 12. Jahrhundert über das Jahr 1650 hinaus bis in die jüngste Gegenwart. Es handelt sich geographisch gesehen um einen recht großen Bezirk: von der nördlichen Landesgrenze ausgehend umfasst er ganz wesentlich die Zentrallandschaft des Kärntner Raumes und damit gleichermaßen der Kärntner Landesgeschichte. Es liegt hier historisch die älteste – wenn auch nicht durchgeführte – Klostergründung in Lieding im Gurktal, die älteste Stadt des Landes mit Friesach mit seinen beiden Märkten – hier Gurk, dort Salzburg – und zugleich die in der Frühgeschichte Österreichs zweitgrößte Stadt des Erzbistums Salzburg. Der Dualismus zwischen dem Erzbistum Salzburg und Gurk prägt diese frühe Geschichte; vorausgegangen waren die von Gräfin Hemma von Friesach errichteten Kirchen- und Klostergründungen, deren Ausstattung die Grundlage für das 1072 auf „ihrem“ Grund errichtete neue Suffragan-Bistum Gurk bildete. Heute noch sind das Bistum Gurk, der Gurker Dom und die Geschichte der hl. Hemma von Friesach bzw. von Gurk eng mit der Geschichte dieser Region verbunden. Ihre Begräbnisstätte in Gurk ist heute stille Andachtsstätte und permanente Pilgerstation für Christen aus ganz Europa.

Die Auseinandersetzungen zwischen Salzburg und Gurk sind urkundlich gut fassbar und reichsgeschichtlich interessant und relevant für das Bemühen, ein eigenes Landesbistum schon zu so früher Zeit zu begründen. Der später zu einer prächtigen Burganlage ausgebaute Wohnsitz der Gurker Bischöfe – die Burg Straßburg – zeigt alle Baustile von der Romanik bis in die Gegenwart und auch die nachfolgende Residenz der Gurker Bischöfe, Schloss Pöckstein am Eingang des Gurktales, wurde durch den Baumeister Hagenauer zu einer besonderen Zimelie in der Kärntner Baukultur und Kulturlandschaft. So reihen sich rund um Gurk, um Friesach und im Bereich des Besitzes der Gurker Bischöfe eine Kirche an die andere, eine Fülle von wertvollen Schöpfungen und besonderen epigraphischen Raritäten. Vom „Reichtum der Erde“ hat eine eigene Landesausstellung 1995 erzählt; die wertvollen, bis weit in die Vorantike zurückgehenden Eisenerzfunde im Bereich von Hüttenberg und Lölling weisen schon sehr früh als Gewerke Salzburg und Gurk auf. Die nahe gelegenen Umschlagplätze für Eisen und andere Waren in Althhofen und St. Veit an der Glan haben sich auch auf das Gewerbe und das mittelständische Bürgertum ausgewirkt und finden sich in zahlreichen Inschriften dieser Gegend wieder.

Ein ganz besonderer Ort aber dieser großen Region war die Herzogstadt St. Veit an der Glan: Herzogstadt, Ritterstadt und Burgenansammlung im höfischen Stil, mit der königlichen Burg, der romanischen Kirche und entsprechenden Klosteranlagen. So fügte sich am Nordrand des Zollfeldes die Landeshauptstadt St. Veit an einen historischen Raum kontinuierlich an, der schon in vorgeschichtlicher, vor allem aber in der Zeit der römischen Epoche des Landes mit dem Verwaltungszentrum am Magdalensberg und danach in der neu errichteten Stadt Virunum – als Provinzhauptstadt des gesamten norischen Bereichs bis an die Donau, nach Rätien und Pannonien reichend – von großer Bedeutung war, und setzt diese in der mittelalterlichen und neuzeitlichen Geschichte in kontinuierlicher Weise fort: War zuerst St. Veit als Hauptstadt der Kärntner Herzöge bedeutend, ging diese Rolle und Funktion auf das südlich gelegene „neue“ Klagenfurt mit seinem ständischen und landesfürstlichen Gefüge über.

So bleibt dem Bearbeiter nur mehr der Dank an besonders um diesen Band verdiente Personen: An den ehemaligen Obmann der Inschriftenkommission an der Akademie der Wissenschaften in Wien, Herrn Univ. Prof. Dr. Heinrich Appelt, dessen verdienten und hochangesehenen Nachfolger in dieser Funktion und Ordinarius für geschichtliche Hilfswissenschaften in München, Präsident und Mitglied vieler nationaler und internationaler epigraphischer Kommissionen und wissenschaftlicher Gremien des In- und Auslandes, Walter Koch. Besonderer Dank gilt aber auch der Leiterin der Arbeitsgruppe „Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit“ am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Frau Dr. Renate Kohn, ohne deren Obsorge, Hilfe und Mitarbeit bis hin zur Einrichtung der Editionsrichtlinien, Manuskripteinrichtung und Korrekturen und letztlich der Vorbereitung zur Drucklegung der Band bis heute noch nicht so weit wäre. Es ist letztlich ihr großes Verdienst, dass nach vielen Mühen und Vorarbeiten die „Inschriften des Bezirkes St. Veit an der Glan“ überhaupt auf diesem Niveau erscheinen können. Dank gilt natürlich auch Ihrem gesamten Team und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für die Druckgenehmigung. Gedankt sei aber auch den entsprechenden Stellen der Diözese Gurk und den Besitzern von Burgen, Schlössern und anderen Bauwerken für die Erlaubnis des freien Zuganges, der Arbeitsmöglichkeit und der Hilfe. Besonderer Dank gebührt auch der Direktion des Landesmuseums – seinen Direktoren – und dem Land Kärnten für die Förderung und ideelle und auch finanzielle Unterstützung dieser Arbeit.

Mein abschließender Dank aber gehört einem Mann, ohne dessen fachliche und freundschaftliche Arbeit dieses Werk nicht möglich gewesen wäre: Alle guten und brauchbaren Abbildungen stammen aus seiner künstlerischen Hand, sie bereichern den Band und erinnern an einen Fotografen und Freund, an Ulrich Peter Schwarz, ehemals Mitarbeiter am Landesmuseum Kärnten.

Sollte ich in meiner Dankabstattung jemanden im In- und Ausland nicht genannt oder vergessen haben, ist dies ein unverzeihlicher Fehler, wofür ich mich schon jetzt dafür herzlichst entschuldigen möchte. Ein „Band“ in diesem Format ist nicht das Werk eines einzelnen, sondern viele Hände haben am Gelingen mitgewirkt und allen sei hier zuletzt aufrichtigst gedankt.

Klagenfurt, im März 2008


Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Vorwort,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/kaernten-2-vorwort.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
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und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

OEAW-Logo Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
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Danksagung
Vorgelegt von k. M. Walter Koch
in der Sitzung am 14. Dezember 2007

Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  •  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  •  Vorwort  •  Friedrich Wilhelm Leitner  •  Walter Koch  •  


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