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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

138 Wieting (Klein St. Paul), Propsteipfk. hl. Margareta 1446–1459

Wandmalerei im gotischen Sternrippengewölbe des offenen Turmgeschosses vor dem Triumphbogen und in den beiden seitlichen anschließenden Jochen mit Kreuzrippengewölbe. Die Schlusssteine tragen jeweils das Wappen der Laun von Haunstein, in den Gewölbefeldern sind Wappenbilder gemalt und beschriftet. Im südlichen Seitenjoch haben sich vier gemalte Wappen (Laun zum Haunstein, Hanau, Rockendorf, Lembucher) mit dazugehörigen Iss. erhalten (Ia–d), im Mitteljoch haben sich nur bei zwei der vier Wappen (Laun von Haunstein, Seissenegg, Anna Laun, Stegberg) Reste einer Beschriftung überliefert (IIa,b), im nördlichen Seitenjoch finden sich noch bei zwei der vier hier gemalten Wappen (Laun von Haunstein, Hanau, Laun, Laun) auch Beschriftungsreste (IIIa,b).

Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Ia. hanns lawn zwm hanvstain Ib. Grven vo(n) hannaw Ic. [a]meley vo(n) Rvkh(e)nd͜ orff Id. dorothe[a vo(n) le]mbvech IIa. lawn zw[m haunstain] IIb. helena v͜o(n) stegb(erg) IIIa. – – – l]auwn IIIb. – – – zw]m lauwn

Wappen: Laun zum Haunstein, Hanau, Rockendorf, Lembucher, Seissenegg, Stegberg1).


Kommentar

Die Propstei Wieting ist dem Erzstift St. Peter in Salzburg inkorporiert und geht auf eine Stiftung des Gottfried von Wietingen und seiner Frau Adala um etwa 1140 zurück2), die ihre Güter zur Stiftung eines Klosters bestimmt hatten. Die Propstei wurde aus wirtschaftlichen Gründen im 15. Jahrhundert an weltliche Pächter vergeben. So erhielten am 16. Oktober 1432 die Brüder Hans und Georg Laun zum Haunstein das „Amt Wieting“ zu lebenslanger Pacht von Abt Georg zugewiesen3). Während dieser Zeit ist es zur Einwölbung des Mitteljoches in dem offenen Turmgeschoß und in den beiden seitlichen Jochen gekommen. Die Schlusssteine tragen jeweils das polychromierte W. der Laun von Haunstein4), in den Gewölbefeldern wurden W. nach genealogischen Gesichtspunkten beigefügt. Im südlichen Joch ist in der nordseitigen Gewölbekappe das W. des Hans Laun von Haunstein als Auftraggeber und Stifter dieser gotischen Bauarbeiten und wohl auch der Ausmalung zu sehen. Es folgt im Westen das W. der Grüna von Hanau5), der ersten Gemahlin des Hans Laun, die schon 1424 in Voitsberg gestorben ist. Auf der südliche Kappe ist das W. der Amelie von Rugkendorff angebracht6), der zweiten Frau des Hans Laun. Sie ist 1446 gestorben. Im Osten schließlich wird das W. der Dorothea Lembucher wiedergegeben7), der dritten Frau des Hans Laun. Im nördlichen Seitenjoch ist in der westlichen Kappe das W. des Georg Laun von Haunstein gemalt, der gemeinsam mit seinem Bruder Hans mit dem Amt Wieting belehnt wurde und 1454 gestorben ist8). Nördlich davon ist das W. der Helene von Stegberg9), seiner Gemahlin, angebracht. In der südlichen Kappe ist das W. der Anna, Gattin Friedrichs von Laun, und Mutter der drei Brüder Hans, Georg und Ulrich von Laun10). Das vierte W. im Osten gehört der Familie Seissenegg, die ebenfalls in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu den Laun von Haunstein gestanden haben muss11). Die vier W. des Mitteljoches (Turmhalle) sind nahezu zur Gänze verschliffen und nur mehr Reste einer Is. sind noch vorhanden. Auf der Ostseite sind die W. der Laun und Hanau angebracht, beide unbeschriftet. Es dürfte sich hierbei um die W. des Ulrich Laun von Haunstein, der 1425 gestorben und zu Baumgartenberg begraben liegt12), und des Friedrich von Hanau, des Vater der Grüna von Hanau, der 1413 gestorben ist und in Voitsberg seine Grablege fand13), handeln. Gegenüber in der westlichen Gewölbehälfte finden sich zwei W. mit fragmentarisch erhaltener Beschriftung, die zumindest den Namen Laun erkennen läßt. Es wird sich dabei um das Pilgerwappen des Friedrich von Laun14), des Vaters der drei genannten Brüder Hans, Georg und Ulrich handeln, der 1428 in Voitsberg gestorben ist, das andere wird dem Großvater Ulrich Laun dem Älteren gehören, gestorben 1430 zu Baumgartenberg15). Die Bautätigkeit in der Propsteipfk. St. Margarethen in Wieting unter der Stiftung der beiden Brüder Hans und Georg Laun wird sich auf einen Zeitraum von 1446 – frühestens ab der dritten Ehe des Hans Laun – und 1459 – dem Todesjahr des Hans Laun – erstrecken. Georg Laun ist schon1454 gestorben16). Die W. des Ulrich Laun d. Ä. und das der Familie Hanau ist auch am Amtswirtshaus/Propsteigebäude über dem Portal an der Westfassade angebracht, weitere Wappen waren vorhanden, haben sich aber nur andeutungsweise überliefert.

1) Vgl. dazu Laun, Wappen 318.
2) Erläuterungen Kirchen- und Grafschaftskarte 166f. – Höck, Wieting 1979, 15f.
3) Höck, Wieting 1979, 55.
4) OÖ 176, Taf. 53: in Rot ein silberner Schrägrechtsbalken, der mit drei schwarzen Sparren belegt ist. – Laun, Wappen 318f.
5) Ihr Epitaph befindet sich in der Pfk. in Voitsberg. – Vgl. dazu Müller C., Salzburger Plastik 255f. – Woisetschläger/Krenn, Herrlichkeiten 193. – Pfandner, Kirchenführer 4f.: in Schwarz ein natürlicher Hahn. – Laun, Wappen 318.
6) Gespalten, vorne in Silber zwei blaue Schrägrechtsbalken, hinten in Gold ledig. – Sie entstammte einem niederösterreichischen Geschlecht und ist 1446 gestorben. – Hatheyer, Wallfahrtskirche 8. – Neureiter, St. Leonhard 92. – Laun, Wappen 318.
7) In Schwarz eine silberne gebogene Raute mit silbernen Kleeblättern an den Spitzen. – Lasnik, Voitsberg 429. – Neureiter, St. Leonhard 92. – Laun, Wappen 320.
8) Höck, Wieting 1979, 56f. – Laun, Wappen 320.
9) Von Rot und Gold gespalten, belegt mit einem schwarzem Hammer. – Zum Wappen vgl. das Siegel des Johannes von Stegberg von 1408 in Duellius, Historia 128. – Hatheyer, St. Leonhard 2f. – Laun, Wappen 320.
10) In Rot ein schwarzes Kreuz, belegt mit einem silbernen Gitter. – Vgl. dazu Wappenbuch Arlberg, fol. 269. – Laun, Wappen 320.
11) In Silber drei schwarze schräglinke Rauten hintereinander. – Vgl. dazu NÖ/2 130, Taf. 54. – Laun, Wappen 320.
12) Laun, Wappen 321.
13) Pfandner, Kirchenführer 4f. – Laun, Wappen 318, 321.
14) In Schwarz zwei gekreuzte silberne Stäbe. – Wappenbuch Arlberg, fol. 258. – Laun, Wappen 321.
15) In Schwarz ein silberner Balken, der über einem silbernen Stab liegt. – Das Wappen gleicht dem auf der Grabplatte des Ulrich Laun in Baumgartenberg. – Vgl. dazu Leitner P., Baumgartenberg 14. – Laun, Wappen 321.
16) Höck, Wieting 1979, 56. – Laun, Wappen 320.
Literatur

Hartwagner, Kärnten 263. – Hahnl, Propstei Wieting 4. – Dehio Kärnten 2001, 1069.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 138,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj138.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 86: Wandmalerei (1446-1459)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)