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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
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Wieting (Klein St. Paul), Propsteipfk. hl. Margareta |
1446–1459 |
Wandmalerei im gotischen Sternrippengewölbe des offenen Turmgeschosses vor dem Triumphbogen und in den beiden seitlichen anschließenden Jochen mit Kreuzrippengewölbe. Die Schlusssteine tragen jeweils das Wappen der Laun von Haunstein, in den Gewölbefeldern sind Wappenbilder gemalt und beschriftet. Im südlichen Seitenjoch haben sich vier gemalte Wappen (Laun zum Haunstein, Hanau, Rockendorf, Lembucher) mit dazugehörigen Iss. erhalten (Ia–d), im Mitteljoch haben sich nur bei zwei der vier Wappen (Laun von Haunstein, Seissenegg, Anna Laun, Stegberg) Reste einer Beschriftung überliefert (IIa,b), im nördlichen Seitenjoch finden sich noch bei zwei der vier hier gemalten Wappen (Laun von Haunstein, Hanau, Laun, Laun) auch Beschriftungsreste (IIIa,b).
Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Ia.
hanns lawn zwm hanvstain
Ib.
Grven vo(n) hannaw
Ic.
[a]meley vo(n) Rvkh(e)nd͜ orff
Id.
dorothe[a vo(n) le]mbvech
IIa.
lawn zw[m haunstain]
IIb.
helena v͜o(n) stegb(erg)
IIIa.
– – – l]auwn
IIIb.
– – – zw]m lauwn
Wappen: Laun zum Haunstein, Hanau, Rockendorf, Lembucher, Seissenegg, Stegberg1).
Kommentar
Die Propstei Wieting ist dem Erzstift St. Peter in Salzburg inkorporiert und geht auf eine Stiftung des Gottfried von Wietingen und seiner Frau Adala um etwa 1140 zurück2), die ihre Güter zur Stiftung eines Klosters bestimmt hatten. Die Propstei wurde aus wirtschaftlichen Gründen im 15. Jahrhundert an weltliche Pächter vergeben. So erhielten am 16. Oktober 1432 die Brüder Hans und Georg Laun zum Haunstein das „Amt Wieting“ zu lebenslanger Pacht von Abt Georg zugewiesen3). Während dieser Zeit ist es zur Einwölbung des Mitteljoches in dem offenen Turmgeschoß und in den beiden seitlichen Jochen gekommen. Die Schlusssteine tragen jeweils das polychromierte W. der Laun von Haunstein4), in den Gewölbefeldern wurden W. nach genealogischen Gesichtspunkten beigefügt. Im südlichen Joch ist in der nordseitigen Gewölbekappe das W. des Hans Laun von Haunstein als Auftraggeber und Stifter dieser gotischen Bauarbeiten und wohl auch der Ausmalung zu sehen. Es folgt im Westen das W. der Grüna von Hanau5), der ersten Gemahlin des Hans Laun, die schon 1424 in Voitsberg gestorben ist. Auf der südliche Kappe ist das W. der Amelie von Rugkendorff angebracht6), der zweiten Frau des Hans Laun. Sie ist 1446 gestorben. Im Osten schließlich wird das W. der Dorothea Lembucher wiedergegeben7), der dritten Frau des Hans Laun. Im nördlichen Seitenjoch ist in der westlichen Kappe das W. des Georg Laun von Haunstein gemalt, der gemeinsam mit seinem Bruder Hans mit dem Amt Wieting belehnt wurde und 1454 gestorben ist8). Nördlich davon ist das W. der Helene von Stegberg9), seiner Gemahlin, angebracht. In der südlichen Kappe ist das W. der Anna, Gattin Friedrichs von Laun, und Mutter der drei Brüder Hans, Georg und Ulrich von Laun10). Das vierte W. im Osten gehört der Familie Seissenegg, die ebenfalls in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu den Laun von Haunstein gestanden haben muss11). Die vier W. des Mitteljoches (Turmhalle) sind nahezu zur Gänze verschliffen und nur mehr Reste einer Is. sind noch vorhanden. Auf der Ostseite sind die W. der Laun und Hanau angebracht, beide unbeschriftet. Es dürfte sich hierbei um die W. des Ulrich Laun von Haunstein, der 1425 gestorben und zu Baumgartenberg begraben liegt12), und des Friedrich von Hanau, des Vater der Grüna von Hanau, der 1413 gestorben ist und in Voitsberg seine Grablege fand13), handeln. Gegenüber in der westlichen Gewölbehälfte finden sich zwei W. mit fragmentarisch erhaltener Beschriftung, die zumindest den Namen Laun erkennen läßt. Es wird sich dabei um das Pilgerwappen des Friedrich von Laun14), des Vaters der drei genannten Brüder Hans, Georg und Ulrich handeln, der 1428 in Voitsberg gestorben ist, das andere wird dem Großvater Ulrich Laun dem Älteren gehören, gestorben 1430 zu Baumgartenberg15). Die Bautätigkeit in der Propsteipfk. St. Margarethen in Wieting unter der Stiftung der beiden Brüder Hans und Georg Laun wird sich auf einen Zeitraum von 1446 – frühestens ab der dritten Ehe des Hans Laun – und 1459 – dem Todesjahr des Hans Laun – erstrecken. Georg Laun ist schon1454 gestorben16). Die W. des Ulrich Laun d. Ä. und das der Familie Hanau ist auch am Amtswirtshaus/Propsteigebäude über dem Portal an der Westfassade angebracht, weitere Wappen waren vorhanden, haben sich aber nur andeutungsweise überliefert.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Wieting (Klein St. Paul), Propsteipfk. hl. Margareta • Wandmalerei • Sternrippengewölbe • Gotische Minuskel mit Versalien •
Friedrich III. •
Hanau, Friedrich •
Hanau, Grüna •
Laun zum Haunstein, Anna, Friedrich, Georg, Hans, Ulrich, Ulrich d. Ä. •
Lembucher, Dorothea •
Rockendorf, Amelie •
Stegberg, Helene •
Wietingen, Adala •
Wietingen, Gottfried •
, Stift St. Peter •
Wieting, Propstei
Abbildungen
Abb. 86: Wandmalerei (1446-1459) ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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Hartwagner, Kärnten 263. – Hahnl, Propstei Wieting 4. – Dehio Kärnten 2001, 1069.