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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

15 Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche
Mariae Himmelfahrt
um 1270

Glasmalerei an der Westwand der Westempore, ein Rundfenster an der Westwand mit der Darstellung der Kreuzabnahme Christi; in einem umlaufenden, ornamenthaften Schriftband eine einzeilige Is., teilweise neuzeitlich restauriert. Das gesamte Glasgemälde wurde 1886 durch die Firma „Tiroler Glasmalerei“ restauriert und teilweise sinnzerstörend ergänzt1). Die Glasmalerei wurde dabei mehrfach erneuert2). Die Darstellung zeigt die Kreuzabnahme Christi (nach Mk 15,46 bzw. Mt 27,59–61): Joseph von Arimathäa entfernt den Nagel der linken Hand, Maria Magdalena und Johannes lösen die Füße; der Rahmen ist aus Vierpass und Quadrat kombiniert3).

D. 87 cm. – Späte romanische Majuskel.


Textedition
			

+ · QVEM · IOSEP · SO//LVIT · ET · HVMANDV(M) · SINDO(N)Ea) · [….] T(EM)P(OR)ESa) · […] FVONDOb) · PIEa) · […..]ANT · ECCE · MARIEc) ·

Anmerkungen
a) anschließend neuzeitlich ergänztes Ornamentband.
b) erster Buchstabe neuzeitlich ergänzt.
c) Frodl-Kraft gibt den Text folgend wieder: QVEM.IOSEP.SOLVIT.ET.HVO ANOVM.SINDO(N)E. .....TEPES. ....FVON(D?)O.PIE. ...........ANT.ECCE.MARIE.

Diesen erkaufte Joseph und [. . .] den zu Bestattenden mit einem Baumwolltuch [. . .] Fromme [. . .] siehe Marias [. . .].


Kommentar

Der Text findet sich gleicher Form nochmals in der Westempore von Gurk und zwar an der Ostwand (vgl. Kat.-Nr. 14), ein Umstand, auf den bisher noch niemand hingewiesen hat. Nach W. Koch4) hat die Schriftform noch nicht zur reinen gotischen Form gefunden: „Diese Inschrift mit geringem Wechsel von Haar- und Schattenstrichen zeigt das spätromanische A und kennt noch kein rundes N und unziales H. Andererseits finden wir aber nicht nur das unziale, sondern auch schon das kapitale E mittels eines senkrechten Haarstriches geschlossen. Dazu kommen, wenn auch noch in einem beschränkten Ausmaß, gotische Zierformen, nämlich Haarstriche neben Schattenstrichen sowie Verzierungen am I-Schaft .....“.

Das Bild überliefert das früheste Beispiel des „Zackenstils“5) in der österreichischen Glasmalerei. Nach F. Kieslinger entspricht die Glasmalerei „genau der Stilstufe der Wandmalerei“6) in der Westempore.

1) Vgl. Frodl, Glasmalerei 59, Farbtaf. II. – Für die Einsicht in das Erhaltungsschema sei Frau Mag. Christina Wolf (BDA, Corpus Vitrearum Medii Aevi) bestens gedankt.
2) Frodl-Kraft, Glasmalerei 109. – Romanische Kunst Kat.-Nr. 71 (Eva Frodl-Kraft).
3) Hartwagner, Dom zu Gurk 81 (Bilderläuterungen).
4) Koch, Inschriftenpaläographie Kärntens 139.
5) Romanische Kunst Kat.-Nr. 71 (Eva Frodl-Kraft).
6) Kieslinger F., Glasmalerei 1947, 10f. – Vgl. Derselbe, Glasmalerei 1920, 32f. – Derselbe, Gotische Glasmalerei 74, Abb. I/5.
Literatur

Kieslinger F., Glasmalerei 1920, 32f. – Schnerich, Dom zu Gurk 97. – Kieslinger F., Gotische Glasmalerei 74. – Ginhart, Kunstdenkmäler Gurk und Friesach 67. – Ginhart/Grimschitz, Gurk 63. – Löw, Domführer 89f. – Weigner, Jungfrauenfenster 92. – Kieslinger, Glasmalerei 1947, 10f. – Frodl, Glasmalerei 59, Farbtaf. II. – Frodl-Kraft, Glasmalerei 114. – Romanische Kunst Kat.-Nr. 71 (Eva Frodl-Kraft). – Hartwagner, Dom zu Gurk 81. – Koch, Inschriftenpaläographie Kärntens 139. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 162. – Bacher, Glasmalerei, Wandmalerei und Architektur 14f., Abb. 1. – Dehio Kärnten 2001, 258.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 15,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj15.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche Mariae Himmelfahrt    •  Glasmalerei  •  Späte romanische Majuskel  •  Gurk, Domkirche

Abbildungen

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Abb. 14: Glasmalerei (um 1270)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)