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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

18 Friesach, Dominikanerkloster (1284)

Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Gottfried von Trixen, im nordseitigen Trakt des Kreuzganges an der Wand. Im unteren Bildfeld ist ein Relief-W. gemeißelt: aus einem Schildfuß (Mauerkrone) ein oberhalber, linksblickender Bär (Trixen). Auf dem Schild steht ein reich ornamentiertes gotisches „Vortragekreuz“, der Schaft des Kreuzes unterbricht eine sechszeilige Is. Die Grabplatte ist als ein recht frühes Beispiel einer Wappengrabplatte mit Kreuzdarstellung anzusehen.

H. 185 cm, B. 47 cm, Bu. ± 3,7 cm. – Frühe gotische Majuskel.


Textedition
			

D(OMI)N(V)S · G//OTFR[I]/DVS · DE //· TRV[HS/]SEN · O(BIIT) //· NONIS / NOVE//MBRIS ·/ REQV//IESCA/T · IN · PACEa)

Anmerkungen
a) die Is. wird in der Mitte durch den Kreuzschaft geteilt.

Herr Gottfried von Truchsen (Trixen) starb an den Nonen des November. Er ruhe in Frieden.


Datum: (1284) November 5.

Wappen: Trixen1).


Kommentar

Die Herren von Trixen kamen als steirische Dienstmannen nach Kärnten und wurden unter den Spanheimern herzogliche Ministeriale2). Mit diesem Geschlecht eng verbunden ist die frühe Geschichte der Trixener Schlösser bei Völkermarkt3). Gottfried von Trixen erscheint in einer Urkunde erstmals im Jahre 1267 und zwar als Zeuge4), desgleichen als erstgereihter Zeuge unter zehn weltlichen Zeugen wenige Monate später5). Gleichfalls als „testes“ wird er am 3. Oktober 12676) in einer weiteren Urkunde genannt, hier schon an zweiter Stelle einer langen adeligen Zeugenreihe gereiht, was auf seine besondere soziale Stellung schließen lässt. Im Mai 1269 sehen wir ihn als herzoglichen Ministerialen im Gefolge des Kärntner Herzogs Ulrich III.7). Im Juni 1269 urkundet Herzog Ulrich III. über einen Vogteiverzicht zugunsten des Klosters Viktring durch die beiden Brüder Ulrich und Gottfried von Trixen8). Nach dem Tode Herzog Ulrichs III. und während der Regentschaft König Ottokars von Böhmen finden wir Gottfried von Trixen in keiner Urkunde genannt. Erst bei der Versammlung der Kärntner und Steirer Landherren am 19. September 12769) im Kloster Rein bei Graz, bei der die anwesenden Ministerialen gelobten, König Rudolf als Vasallen des Reiches treu zu dienen, ist er als Teilnehmer namentlich genannt, und zwar an 15. Stelle der Adeligen. In der Folge war er Ministeriale von Herzog Philipp, ohne aber besonders in Erscheinung zu treten. Ein Jahr später, am 26. April 127710), wird er unter den „milites“ an erster Stelle genannt und außerdem in seinem Amt als „iudex per Karinthiam generalis“ ausgewiesen. 1279 siegelt er als zweiter hinter Otto von Liechtenstein, Burggraf zu Friesach11), im Mai dieses Jahres tritt er in St. Veit als Zeuge auf12); für seine hohe soziale Stellung spricht, dass er hier als Erster unter den weltlichen Zeugen gereiht wird. 1279 war Otto von Liechtenstein „iudex provincialis“13), Gottfried von Trixen muss eine andere Funktion übernommen haben. 1282 tritt sein Bruder Ulrich von Trixen erneut mit ihm gemeinsam als Zeuge in einer Urkunde auf14). Schon ein Jahr später finden wir ihn wieder an vorderster Stelle: Von Graf Meinhard II. von Tirol, Herzog von Kärnten, wird er gemeinsam mit dem Kärntner Vizedom Julian von Seeburg beauftragt, in einem Streitfall schlichtend einzugreifen, wobei er noch vor dem Vizedom genannt wird und auch vor diesem siegelt15). In einer Urkunde aus dem Jahre 1284 wird er als „prepositus dominus Goetfridus de truechsen castellanus Frisacensis“16) angesprochen, außerdem besiegelt er diese Urkunde nach dem Bistum Gurk und dem Gurker Dompropst als erster weltlicher Würdenträger. Erstmals ist er hier in der neuen Funktion als Burggraf von Friesach angeführt, ein Amt, das er wohl nur kurze Zeit, wohl bis zu seinem Tod, ausgeübt hat. Gottfried von Trixen ist bald nach dem 3. November 128417) verstorben; an diesem Tag entsagte er in Friesach schon „sterbend“ aller Vogteirechte über die Kirche, Propstei und das Kapitel von Völkermarkt. Unter Berücksichtigung seiner Grabinschrift – in der Zeit vor 1300 wird auf Grabdenkmälern in Klöstern die Jahresdatierung noch weitgehend weggelassen – ist er am 5. November 128418) als Friesacher Burggraf gestorben und fand seine Grablege im Dominikanerkloster in Friesach.

1) Zum W. vgl. das Siegel des „dominus Gotfridus de Truchsen“; vgl. MC V Nr. 389 (St. Veit, 1279 VII 6), Nr. 561 (Klagenfurt, 1283 VI 28), Nr. 564 (Admont, 1283 VIII 10), Nr. 577 (Straßburg, 1284 II 2; KLA Orig. Perg.). – Vgl. dazu auch Rainer B., Adelswappen 1972, 21.
2) Weiß A., Kärnthens Adel 149. – Jaksch, Geschichte Kärntens Bd. 2 107. – Pirchegger, Landesfürst 153.
3) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 104, 111, 136.
4) MC IV/2 Nr. 2927 (1267 IV 28). – Lang A./Metnitz, Salzburger Lehen in Kärnten 80, Nr. 49/4.
5) MC II Nr. 684 (1267 VIII 29). – Vgl. dazu auch Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 106.
6) MC IV/2 Nr. 2950 (1267 X 3). – Vgl. dazu auch Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 106.
7) MC IV/2 Nr. 2999 (Spital am Semmering, 1269 V 16) u. Nr. 3001 (Truttendorf bei Klagenfurt, 1269 V 28).
8) Ebd. Nr. 3003 (Viktring, 1269 VI 9).
9) MC V Nr. 216 (Rein, 1276 IX 19). – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 106. – Jaksch, Geschichte Kärnten Bd. 2 79. – Fräss-Ehrfeld, Geschichte Kärntens Bd. 1 333.
10) MC V Nr. 273 (Kirche Maria Saal, 1277 IV 26). – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 107: hier auch ältere Lit. – Webernig, Landeshauptmannschaft 41.
11) MC V Nr. 374 (Wien, 1279 II 5).
12) Ebd. Nr. 385 (St. Veit, 1279 V 16).
13) Ebd. Nr. 387 (St. Veit, 1279 VI 4).
14) Ebd. Nr. 513 (Trixen, 1282 III 26).
15) Ebd. Nr. 561 (Klagenfurt, 1283 VI 28); vgl. auch Nr. 564 (Admont, 1283 VIII 10), auch hier siegelt er als zweiter. – Webernig, Landeshauptmannschaft 46.
16) MC V Nr. 577 (Straßburg, 1284 II 2; KLA Orig. Perg.). – Weiß A., Kärnthens Adel 149. – Korak, Burggrafen XVIII.
17) MC V Nr. 600 (Friesach, 1284 XI 3).
18) „Nonis Novembris“. – MC V Nr. 619 (Waisenberg, 1285 II 3); hier wird er bereits als verstorben angegeben: „dominus Gotfridus de Truchsen felicis memoriae fuerat ...“.
Literatur

Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 105f., Fig. 2. – Kunsttopographie Kärnten 56. – Lind, KA X 8f., Taf. IV, Fig. 4. – Hauser Hu., Illustrierter Führer 28. – Zedrosser, Friesach 1926, 72. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 4. – Ders., Grabmalplastik 1941, 5. – Zedrosser, Friesach 1953, 141. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 176. – Dehio Kärnten 2001, 170.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 18,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj18.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 18: Grabplatte
Gottfried von Trixen (1284)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)