Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
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Friesach, Stadtmuseum |
Mitte 12. Jh. |
Wandmalerei im Bergfried auf dem Petersberg, im Bereich der Burgkapelle des älteren Bergfrieds von EB Konrad I. (1106–1147), heute außen an der Nordwand des unter EB Eberhard II. (1200–1246) errichteten jüngeren Bergfrieds. In der bereits nach 1200 zugemauerten Apsis bzw. Fensteröffnung der Konradskapelle konnten 1926 wertvolle Freskenreste freigelegt werden1), die sich nur mehr teilweise erhalten haben. In der Apsiskonche fand sich die Darstellung der Maiestas, Christus in der Mandorla, begleitet von einem Cherubim; darunter war in einer Säulenarkade eine sehr gut erhaltene Malerei mit der überlebensgroßen Standfigur des hl. Romanus eingefügt. Diese Darstellung wurde 1964 aus konservatorischen Gründen abgenommen und ist – nach mehreren Zwischenstationen – seit 1987 im Friesacher Stadtmuseum im Bergfried am Petersberg ausgestellt. Der im kostbaren Ornat abgebildete Heilige ist im Feld zwischen Nimbus und Arkadenbogen mit einer nur mehr sehr schlecht erhaltenen Is. (I) bezeichnet. Er hält in der linken Hand das Pedum, die frontale Figur des Heiligen wird von einem diagonal eingestellten Schriftband (II) zweigeteilt, welches von der Rechten gehalten wird. Ein Ornamentband in der Apsislaibung zeigte 1953 noch fragmentarische Reste einer weiteren Is. (III).
H. 250 cm, B. 95 cm2), Bu. 3,5 cm. – Romanische Majuskel.
Ergänzungen (I) nach Hemma von Gurk Kat.-Nr. 6.7 (Ernst Bacher) und (III) nach Zedrosser, Friesach 1953, 98f.
Textedition
I.
ROM[ANVS EPISCOPVS]a)
II.
S(AN)C(T)A MARIA O͜RA P(RO) NOB(IS) b)
III. nicht erhalten
– – –]ICPIVS [– – –
Anmerkungen
Kommentar
Die teilweise nur mehr fragmentarisch erhaltenen Wandmalereien in der Konradskapelle3) des ehemaligen Bergfrieds von EB Konrad von Salzburg am Petersberg in Friesach gehören zusammen mit den romanischen Fresken in der Deutschordenskirche („Kluge und Törichte Jungfrauen“, vgl. Kat.-Nr. 6) zu den ältesten und besten Beispielen der Salzburger Monumentalmalerei des 12. Jahrhunderts4). W. Koch5) hat die Beschriftung des Romanus-Freskos einer inschriftenpaläographischen Untersuchung unterzogen und dabei die noch von der Kapitalis beherrschte Majuskelschrift beschrieben. Auffallend ist das unziale A, welches neben dem kapitalen A in Form eines „schmalen symmetrischen Dreiecks mit Kopfstrich“6) vorkommt. Ferner ist hier schon „ein Wechsel von Haar- und Schattenstrichen“ feststellbar7).
Der heilig gesprochene Bischof Romanus von Rouen8) vertritt hier offensichtlich als Namenspatron den Gurker Bischof Roman I. (1131–1167)9), einen der bedeutendsten Gurker Bischöfe des Mittelalters. Von Kaiser Friedrich Barbarossa mit dem Fürstentitel ausgezeichnet, war er der erste Bauherr des Gurker Domes10) und der Burganlage auf der Straßburg11). Bischof Roman I. war ein enger Vertrauter der Salzburger EB Konrad I. und Eberhard I. und könnte als Salzburger Koadjutor für EB Konrad I. († 1147) in Friesach als Mitauftraggeber fungiert haben12).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Stadtmuseum • Wandmalerei • Romanische Majuskel •
Eberhard II. •
Friedrich I. Barbarossa •
Konrad I. •
Roman I. •
Rouen, Romanus •
Friesach, Stadtmuseum •
Salzburg, Bistum •
Straßburg, Schloß
Abbildungen
Abb. 3: Wandmalerei, Hl. Romanus (Mitte 12.Jh.) ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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Bischof Romanus (I).
Heilige Maria, bitte für uns (II).