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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
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Friesach, Dominikanerkloster |
(1324) |
Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Friedrich von Eberstein, im östlichen Trakt des Kreuzganges an der Wand. Im vertieften Bildfeld ist im unteren Bereich ein Relief-W. in einem quergestellten Dreiecksschild abgebildet: Geviert, wobei 1 u. 4 erhaben gemeißelt sind (Eberstein); auf der linken Ecke des Schildes ruht ein nach rechts gerichteter Kübelhelm, darauf befindet sich eine Art Wulst (Hut?), belegt mit einem stilisierten Federnbusch. Auf dem Schild steht ein einfaches Kreuz, über dem Querbalken ist in den freien Feldern je ein Ornamentkreis mit eingestellter sechsblättriger Rosette angebracht. Auf der breiten Rahmenleiste hat sich ein Teil einer umlaufenden Is. erhalten. Der untere Teil der rechten, die untere und die linke Schriftleiste sind großteils abgeschlagen und zerstört, eine vollständige Lesung der Is. ist hier nicht mehr möglich. Die Is. beginnt in der Mitte des oberen Schriftbandes, rechts vom Hebering (Gruftring) und ist erhaben gemeißelt. Die Grabplatte zeigt sich als ein recht frühes Beispiel einer Wappengrabplatte mit Kreuzdarstellung. Durch die derzeitige Zweitverwendung der Räumlichkeiten ist der Stein nur bedingt zugänglich.
H. 195 (200) cm, B. 82 cm, Bu. 5 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
HIE · L/EIT · HER · FRIDREIHa) ·[– – – / – – – / – – –]TAH[.]/RI[…]
Anmerkungen
Kommentar
Nachdem vom Verstorbenen nur der Vorname und sein Wappen bekannt sind, andererseits die Grabplatte noch in die frühe erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren ist, musste an Hand des Kärntner Urkundenmaterials ein entsprechender Bezug hergestellt werden. Diese Verbindung von Wappen, Vornamen und Zeitstellung hat schon Beckh-Widmanstetter untersucht und er ist, wie nachzuweisen sein wird, wohl auf die richtige Spur gekommen. Im 13. und im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts siegeln die Herren von Eberstein in mehrfacher Weise2): Heinrich von Eberstein (1210–1220)3) führt im Siegel einen gespaltenen Schild, rechts dreimal schräglinks geteilt, links besetzt mit Kreuzchen. 1282 siegelt Otto folgend: Durch einen Pfahl gespalten; vorne fünfmal schrägrechts, hinten fünfmal schräglinks geteilt4). Im gleichen Jahr führen dann die beiden Brüder Otto und Friedrich von Eberstein einen Eber in ihrem Siegel5). Erst mit Konrad dem Langen von Eberstein (urkundlich erwähnt 1305–1322) tritt uns erstmals das gevierte W. entgegen, als Helmzier noch ein oberhalb Eber6). Der Sohn des vorerwähnten Friedrich von Eberstein, Nikolaus, siegelt in der Zeit von 1321 bis 1349 mit einem rechtsgeneigten, gevierten Schild; über dem linken Obereck ist ein Kübelhelm im Profil dargestellt, als Helmzier ein Spitzhut mit schematisch gezeichnetem Ast, besetzt mit je drei Zweigen7). Diese Siegeldarstellung entspricht weitestgehend dem W. auf der Grabplatte in der Dominikanerkirche in Friesach.
Da zu dieser Zeit nur ein Friedrich aus der Familie der Ebersteiner herausragt, soll diesem besonderes Augenmerk geschenkt werden. Er tritt uns in den Urkunden 12618) erstmals entgegen und zwar als „notarius“ des Grafen Meinhard II. von Görz und Tirol. 1269 ist er nach wie vor in der Gefolgschaft des Görzer Grafen zu finden9), wobei er als Zeuge auftritt. Im gleichen Jahr war er bei der Ausstellung einer Notariatsurkunde über einen Waffenstillstand zwischen Vertretern der Grafen Albert und Meinhard II. von Görz-Tirol und dem Kapitel von Aquileia, vertreten durch den Generalkapitän von Friaul, Artuicus de Castiliro, anwesend10). Ebenso erscheint er unter den adeligen Herren (an 15. Stelle) bei der Ausstellung des Teilungsvertrages zwischen den Brüdern Meinhard II. und Albert von Görz-Tirol11). Im April 127212) ist er als Zeuge einer Urkunde in Völkermarkt anwesend. 1273 wird er zusammen mit seinen Brüdern Otto, Heinrich und Reimbert genannt13). 1275 kommt es im Streit zwischen Graf Albert von Görz und dem Salzburger EB Friedrich II. von Walchen zu einem Kompromiss und zur Beilegung der Streitsache: Unter den Adeligen wird nach Graf Friedrich von Ortenburg, Graf Heinrich von Pfannberg und Graf Ulrich von Heunburg an vorderster Stelle auch Friedrich von Eberstein genannt14). Neuerlich kam es am 9. Jänner 1276 zu einer Regelung zwischen dem Görzer Grafen und dem EB und wiederum ist Friedrich von Eberstein dabei, diesmal als Zeuge, zusammen mit seinem Bruder Reimbert15). 1277 übergibt Graf Albert von Görz-Tirol dem Heinrich von Eberstein „sein verfallenes Haus in der oberen Feste Eberstein zum Wiederaufbau und zum Nutzgenuß“16): im Gefolge des Görzers ist wiederum Friedrich von Eberstein an führender Stelle aufgelistet. Auch 1278 finden wir unter den „viros nobiles“ unseren Friedrich von Eberstein: In einer Streitsache zwischen dem Bamberger Bischof Berthold und Graf Albert von Görz-Tirol wird er an erster Stelle bei den Gefolgsleuten des Görzer Grafen genannt17). 1280 war er wieder in Völkermarkt18), 1282 erscheint er als Siegler mit seinem Bruder Otto in Eberstein19). 1286 tritt er mit seinem Bruder Heinrich auf, 1288 erneut mit dem Bruder Otto20), 1289 mit Otto und Arnold. 1293 tritt Friedrich von Eberstein gemeinsam mit Heinrich der Schwab als „Schiedsmänner“21) in Friesach auf. 1295 und 1296 werden die beiden Brüder Friedrich und Reimbert von Eberstein wieder an vorderster Stelle als Zeugen erwähnt22). 1303 siegelt ein Niklas und wegen Siegelkarenz des Friedrich von Eberstein ist das Siegel des Otto von Liechtenstein angebracht23). Dieser Niklas (Nikolaus) ist der Sohn der Friedrich von Eberstein24). 1314 wird Friedrich von Eberstein gemeinsam mit Erhart und Pilgrim, „die Ebersteyner“ als Zeuge beurkundet25). Von etwa 1315 bis um/ nach 1323/24 war dann Friedrich von Eberstein Marschall des Grafen Heinrich von Görz26). Am 26. März 1324 urkundet Friedrich von Eberstein letztmals: er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Marschall des Grafen von Görz und lag bereits auf dem Sterbebett27). Zur Begräbnisstätte erwählte er sich die „maior ecclesia beate Marie Austrie civitatis“ (?): Seine tatsächliche Grablege dürfte er aber dann wohl in der Dominikanerkirche zu Friesach erhalten haben. Am 24. Dezember 1324 war er bereits verstorben, wie dies aus einer in Eberstein ausgestellten Urkunde hervorgeht28). Sein Todesjahr lässt sich daher mit Sicherheit mit 1324 angeben. Nach 1326 urkundet öfters ein Fritzel (Friedrich) von Eberstein29), der ebenfalls ein Sohn des Friedrich von Eberstein und damit ein Bruder des Niklas (Nikolaus) war. Dieser Fritzel von Eberstein tritt möglicherweise bis um 1381 in Urkunden auf, kommt daher für den Grabplatte in Friesach nicht in Frage.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Dominikanerkloster • Wappengrabplatte • Marmor • Gotische Majuskel • Inschriften des Totengedenken •
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Eberstein, Friedrich, Fritzel, Heinrich, Konrad, Niklas, Otto, Reimbert •
Heinrich •
Heunburg, Ulrich •
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Liechtenstein, Otto •
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Pfannberg, Heinrich •
Eberstein •
Friesach, Dominikanerkloster •
Salzburg, Bistum •
Völkermarkt
Abbildungen
Abb. 29: Grabplatte Friedrich von Eberstein (1324) ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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