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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

36 Friesach, Dominikanerkloster (1324)

Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Friedrich von Eberstein, im östlichen Trakt des Kreuzganges an der Wand. Im vertieften Bildfeld ist im unteren Bereich ein Relief-W. in einem quergestellten Dreiecksschild abgebildet: Geviert, wobei 1 u. 4 erhaben gemeißelt sind (Eberstein); auf der linken Ecke des Schildes ruht ein nach rechts gerichteter Kübelhelm, darauf befindet sich eine Art Wulst (Hut?), belegt mit einem stilisierten Federnbusch. Auf dem Schild steht ein einfaches Kreuz, über dem Querbalken ist in den freien Feldern je ein Ornamentkreis mit eingestellter sechsblättriger Rosette angebracht. Auf der breiten Rahmenleiste hat sich ein Teil einer umlaufenden Is. erhalten. Der untere Teil der rechten, die untere und die linke Schriftleiste sind großteils abgeschlagen und zerstört, eine vollständige Lesung der Is. ist hier nicht mehr möglich. Die Is. beginnt in der Mitte des oberen Schriftbandes, rechts vom Hebering (Gruftring) und ist erhaben gemeißelt. Die Grabplatte zeigt sich als ein recht frühes Beispiel einer Wappengrabplatte mit Kreuzdarstellung. Durch die derzeitige Zweitverwendung der Räumlichkeiten ist der Stein nur bedingt zugänglich.

H. 195 (200) cm, B. 82 cm, Bu. 5 cm. – Gotische Majuskel.


Textedition
			

HIE · L/EIT · HER · FRIDREIHa) ·[– – – / – – – / – – –]TAH[.]/RI[…]

Anmerkungen
a) Neben geschlossenem, unzialem E kommt H unzial und kapital vor, D ebenfalls unzial.

Wappen: Eberstein1).


Kommentar

Nachdem vom Verstorbenen nur der Vorname und sein Wappen bekannt sind, andererseits die Grabplatte noch in die frühe erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren ist, musste an Hand des Kärntner Urkundenmaterials ein entsprechender Bezug hergestellt werden. Diese Verbindung von Wappen, Vornamen und Zeitstellung hat schon Beckh-Widmanstetter untersucht und er ist, wie nachzuweisen sein wird, wohl auf die richtige Spur gekommen. Im 13. und im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts siegeln die Herren von Eberstein in mehrfacher Weise2): Heinrich von Eberstein (1210–1220)3) führt im Siegel einen gespaltenen Schild, rechts dreimal schräglinks geteilt, links besetzt mit Kreuzchen. 1282 siegelt Otto folgend: Durch einen Pfahl gespalten; vorne fünfmal schrägrechts, hinten fünfmal schräglinks geteilt4). Im gleichen Jahr führen dann die beiden Brüder Otto und Friedrich von Eberstein einen Eber in ihrem Siegel5). Erst mit Konrad dem Langen von Eberstein (urkundlich erwähnt 1305–1322) tritt uns erstmals das gevierte W. entgegen, als Helmzier noch ein oberhalb Eber6). Der Sohn des vorerwähnten Friedrich von Eberstein, Nikolaus, siegelt in der Zeit von 1321 bis 1349 mit einem rechtsgeneigten, gevierten Schild; über dem linken Obereck ist ein Kübelhelm im Profil dargestellt, als Helmzier ein Spitzhut mit schematisch gezeichnetem Ast, besetzt mit je drei Zweigen7). Diese Siegeldarstellung entspricht weitestgehend dem W. auf der Grabplatte in der Dominikanerkirche in Friesach.

Da zu dieser Zeit nur ein Friedrich aus der Familie der Ebersteiner herausragt, soll diesem besonderes Augenmerk geschenkt werden. Er tritt uns in den Urkunden 12618) erstmals entgegen und zwar als „notarius“ des Grafen Meinhard II. von Görz und Tirol. 1269 ist er nach wie vor in der Gefolgschaft des Görzer Grafen zu finden9), wobei er als Zeuge auftritt. Im gleichen Jahr war er bei der Ausstellung einer Notariatsurkunde über einen Waffenstillstand zwischen Vertretern der Grafen Albert und Meinhard II. von Görz-Tirol und dem Kapitel von Aquileia, vertreten durch den Generalkapitän von Friaul, Artuicus de Castiliro, anwesend10). Ebenso erscheint er unter den adeligen Herren (an 15. Stelle) bei der Ausstellung des Teilungsvertrages zwischen den Brüdern Meinhard II. und Albert von Görz-Tirol11). Im April 127212) ist er als Zeuge einer Urkunde in Völkermarkt anwesend. 1273 wird er zusammen mit seinen Brüdern Otto, Heinrich und Reimbert genannt13). 1275 kommt es im Streit zwischen Graf Albert von Görz und dem Salzburger EB Friedrich II. von Walchen zu einem Kompromiss und zur Beilegung der Streitsache: Unter den Adeligen wird nach Graf Friedrich von Ortenburg, Graf Heinrich von Pfannberg und Graf Ulrich von Heunburg an vorderster Stelle auch Friedrich von Eberstein genannt14). Neuerlich kam es am 9. Jänner 1276 zu einer Regelung zwischen dem Görzer Grafen und dem EB und wiederum ist Friedrich von Eberstein dabei, diesmal als Zeuge, zusammen mit seinem Bruder Reimbert15). 1277 übergibt Graf Albert von Görz-Tirol dem Heinrich von Eberstein „sein verfallenes Haus in der oberen Feste Eberstein zum Wiederaufbau und zum Nutzgenuß“16): im Gefolge des Görzers ist wiederum Friedrich von Eberstein an führender Stelle aufgelistet. Auch 1278 finden wir unter den „viros nobiles“ unseren Friedrich von Eberstein: In einer Streitsache zwischen dem Bamberger Bischof Berthold und Graf Albert von Görz-Tirol wird er an erster Stelle bei den Gefolgsleuten des Görzer Grafen genannt17). 1280 war er wieder in Völkermarkt18), 1282 erscheint er als Siegler mit seinem Bruder Otto in Eberstein19). 1286 tritt er mit seinem Bruder Heinrich auf, 1288 erneut mit dem Bruder Otto20), 1289 mit Otto und Arnold. 1293 tritt Friedrich von Eberstein gemeinsam mit Heinrich der Schwab als „Schiedsmänner“21) in Friesach auf. 1295 und 1296 werden die beiden Brüder Friedrich und Reimbert von Eberstein wieder an vorderster Stelle als Zeugen erwähnt22). 1303 siegelt ein Niklas und wegen Siegelkarenz des Friedrich von Eberstein ist das Siegel des Otto von Liechtenstein angebracht23). Dieser Niklas (Nikolaus) ist der Sohn der Friedrich von Eberstein24). 1314 wird Friedrich von Eberstein gemeinsam mit Erhart und Pilgrim, „die Ebersteyner“ als Zeuge beurkundet25). Von etwa 1315 bis um/ nach 1323/24 war dann Friedrich von Eberstein Marschall des Grafen Heinrich von Görz26). Am 26. März 1324 urkundet Friedrich von Eberstein letztmals: er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Marschall des Grafen von Görz und lag bereits auf dem Sterbebett27). Zur Begräbnisstätte erwählte er sich die „maior ecclesia beate Marie Austrie civitatis“ (?): Seine tatsächliche Grablege dürfte er aber dann wohl in der Dominikanerkirche zu Friesach erhalten haben. Am 24. Dezember 1324 war er bereits verstorben, wie dies aus einer in Eberstein ausgestellten Urkunde hervorgeht28). Sein Todesjahr lässt sich daher mit Sicherheit mit 1324 angeben. Nach 1326 urkundet öfters ein Fritzel (Friedrich) von Eberstein29), der ebenfalls ein Sohn des Friedrich von Eberstein und damit ein Bruder des Niklas (Nikolaus) war. Dieser Fritzel von Eberstein tritt möglicherweise bis um 1381 in Urkunden auf, kommt daher für den Grabplatte in Friesach nicht in Frage.

1) Rainer B., Adelswappen 24, Nr. 19. – W.: geviert, wobei 1 u. 4 erhaben sind.
2) Die Herren von Eberstein waren ein bedeutendes Kärntner Adelsgeschlecht in Diensten der Grafen von Görz und Tirol. Sie nennen sich nach der gleichnamigen Burg Eberstein im Görtschitztal, wo sie seit Anfang des 14. Jahrhunderts nachweisbar sind. Sie sind mit Eustach von Eberstein vor 1458 ausgestorben, ihr Wappen ging dann an die Welzer von Eberstein über. – Vgl. KLA, Urk. C 2813 (1458 IV 22): Wappenverleihung an die Welzer mit Beschreibung des Wappens. – Vgl. MC XI Nr. 317 (Wiener Neustadt, 1458 IV 22). – Weiß A., Kärnthens Adel 1869, 56, 179. – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 109. – Stumberger, Welzer 77 (Anm. 289).
3) MC IV/1 Nr. 1640. – Rainer B., Adelswappen 23, Abb. 18. – Die ersten Ebersteiner führen noch kein festes W.
4) HHSTA, Urk. v. 1282 IV 5. – Rainer B., Adelswappen 23, Abb. 18a.
5) MC V Nr. 514 (Eberstein, 1282 IV 5).
6) KLA, Ständ. U.-301 (1305 VII 12). – StLA, U-1894 (1321 XII 20). – MC VI Nr. 434 (Eberstein, 1307 XII 3), Nr. 435 (Eberstein, 1307 XII 3), MC VIII Nr. 74 (Wolfsberg, 1311 XII 23). – Rainer B., Adelswappen 24, Abb. 18b. – Tinktur des mittelalterlichen Wappens: Geviert von Silber und Rot; gekr. Bügelhelm, Helmzier ein oberhalb Eber, später ein Spitzhut mit schematisch dargestelltem Ast mit je drei Zweigen besetzt.
7) MC VIII Nr. 568 (1321 II 10). – Vgl. dazu auch MC IX, Bild- und Siegelbeilage: Siegel des Nikolaus von Eberstein von 1321 II 10. – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 109.
8) MC IV/1 Nr. 2739 (Pisino, 1261 I 4).
9) MC IV/2 Nr. 2994 (Lienz, 1269 III 17). – Vgl. auch Wiesflecker, Regesten Nr. 826 (1269 I 12: Notar Fridericus de Eberstain), Nr. 829f.
10) MC V Nr. 2 (bei der Kirche St. Quirin sub Monte Cremonis, 1269 XI 11). – Wiesflecker, Regesten Nr. 842.
11) MC V Nr. 71 (Schloss Tirol, 1271 III 4), Nr. 72 (Schloss Tirol, 1271 III 4), Nr. 73 (Schloss Tirol, 1271 III 4). – Wiesflecker, Regesten Nr. 866–868.
12) MC V Nr. 100 (Völkermarkt, 1272 IV 10).
13) Ebenda Nr. 135 (Friedlach, 1273 X 30). – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 109.
14) MC V Nr. 187 (Lieserhofen, 1275 IX 18).
15) Ebenda Nr. 197 (Sachsenburg, 1276 I 9).
16) Ebenda Nr. 310 (Cormons, 1277 X 29).
17) Ebenda Nr. 335 (Villach, 1278 III 17), Nr. 336 (Villach, 1278 III 17). – Jaksch, Geschichte Kärntens Bd. 2 87. – Koller-Neumann, Lehen 172/9, Nr. 33.
18) MC V Nr. 452 (Völkermarkt, 1280 IX 25).
19) Ebenda Nr. 514 (Eberstein, 1282 IV 5). – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 109.
20) MC VI Nr. 11 (Zeiselberg, 1286 III 22), Nr. 89 (Wolfsberg, 1288 IV 13), Nr. 140 (St. Marein, 1289 IX 14).
21) Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 109. – Henckel, Burgen Bd. 2 33.
22) MC VI Nr. 298 (Obervellach, 1295 II 21) Nr. 336 (Lienz, 1296 II 10).
23) MC VII Nr. 167 (Friesach, 1303 II 14). – Lang A./Metnitz, Salzburger Lehen in Kärnten 82, Nr. 53/1 (vgl. auch 1301 II 14).
24) Vgl. dazu MC VIII Nr. 84 (Friesach II 5), Nr. 747 (Eberstein, 1324 XII 27).
25) MC VIII Nr. 196 (Kötschach, 1314 I 26).
26) Trotter, Burggrafen 18. – de Manzano, Annali 55. – MC VIII Nr. 310 (Schloss Bruck bei Lienz, 1616 III 17): hier wird auch seine Ehefrau Hiltegart genannt. – MC VIII Nr. 368 (Schloss Bruck, 1317 VIII 24), Nr. 387 (Cividale, 1317 XI 15), Nr. 541 (Treviso, 1320 VII 8), Nr. 574 (Görz, 1321 IV 4), Nr. 588 (Lienz, 1321 IV 13), Nr. 644 (Treviso, 1323 I 22).
27) MC VIII Nr. 705 (Görz, 1324 III 26): die Beurkundung erfolgte mit Zustimmung seiner Gemahlin Itigalda (wohl Hiltegard).
28) MC VIII Nr. 747 (Eberstein, 1324 XII 27).
29) MC IX Nr. 29 (1326 VI 19); MC X Nr. 179 (1343 III 30), Nr. 206 (1344 VII 25), Nr. 281 (St. Marein i. L., 1347 IX 10), Nr. 843 (1378 III 18), Nr. 881 (1381 II 20). – Vgl. dazu auch Korak, Burggrafen X (1396 III 25 u. 1401 VII 25; dabei kann es sich wohl nicht mehr um den Sohn des Friedrich von Eberstein handeln!).
Literatur

Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 108f., Fig. 3. – Lind, KA X 36f., Taf. XVIII, Fig. 5 (richtig: 3). – Hauser Hu., Illustrierter Führer 29. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 5. – Ders., Grabmalplastik 1941, 6.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 36,
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Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 29: Grabplatte
Friedrich von Eberstein (1324)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)