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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

5 Gurk, Propsteikapelle 1179 (?)

Grabplattenfragmente aus weißem Marmor, derzeit in der Propsteikapelle gelagert; von den Bruchstücken scheinen zumindest drei möglicherweise zusammenzupassen (I–III). Eine Rekonstruktion der Grabplatte ist nicht mehr möglich. Auf der Leiste haben sich Reste von Iss. erhalten. Diese drei Fragmente kamen bei einer Grabung 1955 zum Vorschein und wurden in der Propsteikapelle „zwischengelagert“, wo sie sich heute noch befinden.

Fragment I. H. ± 44 cm, B. ± 49 cm, Bu. ± 5,5 cm. II. H. ± 25 cm, B., Bu. ± 5,5 cm. III. H. ± 60 cm, B. ± 45 cm, Bu. ± 5,5 cm.– Romanische Majuskel.


Textedition
			

I. – – –]II · EPI[S]COPVS II. – – –]CO(R)PVS · OBIIT · I[– – – III. – – – MC]LXXa) · VIIIIo · S[– – –

Anmerkungen
a) Die Bu. wirken schlanker und dünner als die der beiden anderen Fragmente. Mit Recht verweist Koch auf die Möglichkeit einer etwas jüngeren Datierung.

Kommentar

Bei der Abtragung der alten Gartenmauer im südlichen Friedhofsbereich im Jahre 1955 konnten drei Bruchstücke freigelegt werden1), die vermutlich wohl zu einer Grabplatte gehören: dafür spricht die Auffindung der drei Fragmente an gleicher Stelle, das gleiche Material und die annähernd gleiche Schriftgröße. Bei einem Vergleich der Schriftform der romanischen Majuskelbuchstaben gehören die Fragmente I u. II sichtlich zusammen, das Fragment III wirkt etwas jünger und könnte auch zu einer anderen Grabplatte gehören2). Weitere stilkritische Kriterien lassen sich nicht anführen und man kann nach Obersteiner3) vermuten, dass diese drei Bruchstücke einem Gurker Bischof des ausgehenden 12. Jahrhunderts zuzuordnen sind: dem Wort EPI[S] COPVS ist II vorangestellt, die Datierung würde in Ergänzung [MC]LXX.VIIII mit einiger Wahrscheinlichkeit (11)79 ergeben. Bei dieser Annahme könnte es sich um die Grabplatte des Gurker Bischofs Roman II. von Leibnitz (1174–1179) handeln und es wäre dies wohl das älteste erhaltene Grabdenkmal eines Gurker Bischofs überhaupt4).

1) Obersteiner nimmt eine Breite von 66 cm und eine Länge von etwa 180 cm an (Neuer Fund 838). – Bei der Neupflasterung des Kirchenbodens im Jahre 1712 wurden offensichtlich mehrere Grabplatten aus dem Dom entfernt. – Vgl. dazu auch Löw, Domführer 158.
2) Vgl. dazu auch Koch, Inschriftenpaläographie Kärntens 121 (Anm. 15) u. vor allem 129 (Anm. 35): Hier wird eine Datierung in die zweite Hälfte des 12. Jhs. vorgeschlagen, wobei das Fragment III nach Koch nicht zur gleichen Grabplatte gehörig erscheint und nicht mehr in das 12. Jahrhundert zu datieren wäre.
3) Wie Anm. 1.
4) Leitner F., Inschriftendenkmäler 43f. (die Zusammenstellung der drei Fragmente wäre hier zu korrigieren, vor allem Anm. 143). Ganz sicher nicht zur Grabplatte gehört ein weiteres Bruchstück mit der Is. ...] MORTE TVA[....; dieses Stück ist wohl in das späte 13. oder beginnende 14. Jh. zu datieren, auch die Maße sind nicht übereinstimmend: hier Bu. 6 cm.
Literatur

Obersteiner, Neuer Fund 383. – Koch, Inschriftenpaläographie Kärntens 121f. – Leitner F., Inschriftendenkmäler 43f.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 5,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj5.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Gurk, Propsteikapelle    •  Grabplattenfragmente  •  Marmor  •  Romanische Majuskel  •  Leibnitz, Roman II.  •  Gurk, Propstei