Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
51 |
Friesach, Heiligblutkirche |
1. H. 14. Jh. |
Reliquiar aus vergoldetem Silber in der nördlichen Sakramentsnische im Chor; gotisches Heiligenblutgefäß mit rankengeschmücktem Dreipassfuß, die polygonale Form des Fußes geht in den Schaft über, der einen Nodus mit sechs rautenförmigen Köpfen trägt, auf denen in dekorativer Weise erhabene Buchstabenformen eingefügt sind. Auf dem Schaft steht das Reliquiengefäß in Form eines von vergoldetem Silberblech gefassten Kristallbechers mit einem Deckel, der von einem Kreuz bekrönt wird. Die Buchstabenfolge am Nodus gibt eine Is. wieder.
H. 32 cm, D. 9,9 cm, Bu. 0,5 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
AVE MAR(IA)
Anmerkungen
Kommentar
Die Heiligblutkirche, auch Seminarkirche genannt, geht auf eine Kapelle zurück, die das Zisterzienserkloster Viktring am Ende des 12. Jahrhunderts im Sack in Friesach errichten ließ1). Dem 1217 in Friesach installierten Dominikanerorden wurde zuerst diese Kirchenanlage zugewiesen, die nach den Stadtbränden von 1211 und 1215 erst wieder aufgebaut werden musste, diesmal auch mit einem Klosterbau2) (vgl. dazu Kat.-Nr. 19). Hier hatte sich im Jahre 1238 dann auch jenes Blutwunder zugetragen, welches zur Stiftung des Reliquiars geführt haben dürfte: Als der Dominikanerpriester Wolbert eine Messe las, soll sich der Wein im Kelch in Blut verwandelt haben3). Die Hostie wird seitdem in einem Kristallglas verwahrt4).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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