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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

52 Gurk, Stiftsanlagen, Lapidarium 1351

Wappengrabplatte des Jakob (?) von Wald, im westseitigen Arkadengang des Propsthofes (Lapidarium) an der Wand; die oberen Ecken des Steines sind abgeschrägt, der Stein ist teilweise stark ausgebrochen. Das Bildfeld zeigt ein Kreuz auf einem Hügel, belegt mit einem Relief-W. Auf der Rahmenleiste ist eine umlaufende Is. angebracht, die sich einzeilig im Bildfeld über dem W.-Schild fortsetzt; teilweise starke Ausbrüche des Steines beeinträchtigen die Lesung.

H. ± 204 cm, B. ± 93 cm, Bu. 7 cm. – Gotische Majuskel.


Textedition
			

[IACO]BUS · DE · WA/LD · O(BIIT) . A͜NNO · D(OMI)NJ · M[o] · CCCo · L · I · I(N) · DIE ·/ […]T͜R · M[.]I[– – –/– – – // .]IIa) · K(A)L(ENDAS) // A͜P(RI)L(IS)b)

Anmerkungen
a) hier Übergang auf Mittelfeld.
b) Unterbrechung durch Kreuzschaft.

Jakob (?) von Wald starb im Jahr des Herrn 1351 am Tag des/r heiligen [– – –] am zweiten Tag vor den Kalenden des April.


Wappen: Wald1).


Kommentar

Die Herren von Wald besaßen Pregrad, waren Gurker Ministerialen bzw. Vasallen2) und traten unter verschiedenen Namen auf (vgl. Kat.-Nr. 225). Neben dem Namen Wald kommt auch als Besitzbezeichnung „Pregrad“ bzw. „Zweinitz“ vor, aber auch die offensichtlich ursprünglich als Funktionsbezeichnung verwendete Namensform mit „Hofmann“ ist zu finden. Ein 1343 genannter „Jakobus de Wald“ siegelte in einer Urkunde als „Hofamman zu Gurk“3). Diese von A. Weiß zitierte Urkunde hat sich offensichtlich nicht erhalten, das dort beschriebene Siegel (gespalten von einem Fadenpfahl, vorne ein rechtsaufspringender Hund, hinten eine Frau mit „einer Geißel an geradem Stiel“) hat Ch. Tropper 1990 auf zwei Urkunden aus 1347 gefunden4). In zwei anderen Urkunden aus 1346 wird er ebenfalls als „Jacob (der) Hofamman ze Gurk“5) bezeichnet, zweimal sogar mit der Ergänzung „Jacob zu den zeiten Hofamman ze Gurk“6). Diese Nennungen lassen den Schluss zu, dass dieser Jakob von Wald in der Funktionsbezeichnung als „Hofamman zu Gurk“ genannt wurde, er demnach als Amtsträger der Gurker Kirche ausgewiesen ist, wenngleich sich über die Funktion eines Gurker Hofamtmannes nichts überliefert hat. Im Jahre 1372 wird der später noch genannte Gottfried von Pregrad als „Hofeman von Pregrad“ bezeichnet7). Bezeugt ist dieses Amt noch 14458). Da wir aber noch im Jahre 1507 Andreas Hoffman von Wald finden, kann man davon ausgehen, dass sich in dieser Familie die ursprüngliche Amtsbezeichnung zu einem Familiennamen entwickelt hat. Als Siegler ist hier Gottfried von Pregrad genannt, der Aussteller der Urkunde war sein Schwager Hermann von Steuerberg.

Dieser Gottfried von Pregrad9), erstmals genannt im Zusammenhang mit dem „turn und hof ze Pregrad“ in einer Urkunde aus dem Jahre 135910), muss ein enger Verwandter des Jakob von Wald gewesen sein. Die von Ch. Tropper aufgestellte Hypothese, dass „Jacob von Wald, Hofamtmann zu Gurk, den Turm zu Pregrad erwarb, woraufhin seine Söhne sich nach seinem Sitz nannten, ein eventuell damit verbundenes Wappen übernahmen, als Namensbestandteil aber die ehemalige Amtsbezeichnung des Vaters beibehielten“11), erscheint durchaus als schlüssig. Demnach kann Gottfried von Pregrad12) ein Sohn des Jakob von Wald gewesen sein. Von Gottfried von Pregrad wissen wir, dass er mit Katharina von Steuerberg13) verheiratet war, einen Bruder Lorenz und eine Schwester Katharina, verheiratet mit Hans Vanstorfer, hatte. Damit wäre auch die Nachkommenschaft des Gurker Amtmannes Jakob von Wald ausgewiesen, über dessen Ehefrau, die in der Inschrift ebenfalls genannt wird, erfahren wir weiter nichts. Die nachfolgenden Generationen der dem niederen Gurktaler Adel angehörigen Familie der „Hoffmann von Wald“ sind in der Arbeit von Ch. Tropper14) näher ausgeführt. Jakob von Wald fand als „Gurker Amtmann“ im ehemaligen Kreuzgang in Gurk seine Grablege. Die Wappengrabplatte wurde dann offensichtlich bei der Abtragung des Kreuzganges nach 1637 als „Schüttmaterial“ auf den Boden des Kreuzgangsbereiches gelegt. Sie wurde erst am 19. Oktober 1983 anläßlich einer Grabung unter dem Fundament des nordseitigen Ausganges beim ehemaligen westlichen Kreuzgangportal gefunden, ca. 70 cm unter der Erde. Die Lagerung erfolgte etwa auf dem Niveau der roten Ziegelplatten des Fußbodens vom ehemaligen Kreuzgang. Der Stein war bei seiner Bergung derart mit Wasser vollgetränkt, dass er gefestigt und in ein Zementbett eingegossen werden musste. Die lange Zwischenlagerung von der Bergung 1983 bis zur Aufstellung im Lapidarium im Propsthof im Herbst 1987 hat dem Stein ebenfalls geschadet. Teile der Schriftleiste sind abgesplittert und sind am Stein noch anzukleben. Ein Wilhelm von Wald wurde am 28. November 1398 zum Gurker Dekan gewählt. Er ist in der Folge urkundlich durch zahlreiche Stiftungen nachweisbar. Gestorben ist er vor dem Jahre 142415).

1) Der erhabene Wappenschild zeigt ein linksaufsteigendes Rind, die Helmzier besteht aus einem geschlossenen und gekrönten Kübelhelm mit Helmdecken, aus der Krone wächst ein oberhalb Rind. Bei der Grabplatte von 1352 in Gurk ist das Rind rechtsgerichtet. Das Wappenbild mit dem Rind kommt erstmals auf einem Siegel einer Urkunde aus dem Jahre 1364 vor: Auch hier ist das Rind freistehend nach rechts gerichtet, wie auf der Grabplatte des Jakob von Wald. – Vgl. auch Obersteiner, Gurker Bistumsgeschichte 1956, 189 (Anm. 15): Urkunde ddo. 1364 VIII 2 im Archiv des Gurker Domkapitels Lade 5 Fasz. 4 Nr. 4, u. 210f. – Das von A. Weiß (Kärnthens Adel 197) als ältestes Siegel des Gottfried von Pregrad genannte Beispiel aus 1368 war nicht auffindbar.
2) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 121.
3) Weiß A., Kärnthens Adel 156.
4) Tropper C., Stifter 288 (Anm. 8): Urkunde ddo. 1347 I 13 im Archiv des Gurker Domkapitels Lade 5 Fasz. 4 Nr. 4 bzw. Urkunde ddo. 1347 IV 3 ebenda Lade 5 Fasz. 4 Nr. 7: Hier ist deutlich zu lesen „Jacob de Wald“.
5) Ebenda 288 (Anm. 11): Urkunde ddo. 1346 VI 15 im Archiv des Gurker Domkapitels Lade 5 Fasz. 4 Nr. 4 bzw. Urkunde ddo. 1346 VIII 8 ebenda Lade 5 Fasz. 4 Nr. 3.
6) Ebenda 288 (Anm. 12): Urkunde ddo. 1347 I 13 im Archiv des Gurker Domkapitels Lade 5 Fasz. 4 Nr. 4 bzw. Urkunde ddo. 1347 II 1 ebenda Lade 5 Fasz. 4 Nr. 5.
7) KLA, AUR C 702 (1372 XI 15).
8) Tropper C., Stifter 289.
9) Vgl. auch KLA, AUR C 913 (1373 V 28), C 786 (1381 VIII 5), C 779 (1381 XII 24) u. C 927 (1387 X 13). – Bei Pregrad handelt es sich um den späteren Thurnhof bei Zweinitz.
10) KLA, AUR C 482 (1359 VI 29). – MC X Nr. 528 (Gurk, 1359 VI 29).
11) Tropper C., Stifter 292.
12) Schroll, Necrologium Gurk 237f.: „Item ob. Gotfridus de Pregrad ....“ (27. Dezember).
13) Ebenda 28: „Item ob. Catharina, vxor Gotfridi de Pregradt; ...“ (17. September).
14) Tropper C., Stifter S. 292f. – Vgl. dazu auch Weiß A., Kärnthens Adel 197f.
15) Obersteiner, Zusammensetzung Nachträge 1966, 613f.
Literatur

Tropper C., Stifter 300, Abb. 11. – Leitner F., Neufunde 492f. – Dehio Kärnten 2001, 266.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 52,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj52.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 48: Grabplatte Jakob (?)
von Wald (1351)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)