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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

58 Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus 1363

Figurale Grabplatte in Ritztechnik des Bischofs Peter Chrell von Lavant, aus rötlichem Marmor im nördlichen Seitenschiff an der Westwand. In Ritzzeichnung die Darstellung des Bischofs mit Mitra, Pedum und Kelch; in einer Rahmenleiste eine umlaufende Is. Der Stein war um 1881 noch im Fußboden der Kirche eingelassen und ist daher stärker abgetreten, die Is. ist teilweise verschliffen.

H. 233 cm, B. 115 cm, Bu. 6,5 (8) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Anno · domini · m · ccc · lxiii ·/ viii · kal(endas) · februarii · hoc · erat · in · die · conuersionis · sancti · pauli · ap(osto)li ·/ d(omi)n(u)s · Petrus · Ecc(lesi)ea) · Lauentine ·/ Ep(iscopu)s · et · Viced(omin)us · in · frisaco obiit · et · hic · sepultus ·

Anmerkungen
a) Herrmann: Petrus Gess.

Im Jahr des Herrn 1363, am 8. Tag vor den Kalenden des Februar, das war am Tag der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus, starb Herr Peter, Bischof der Kirche von Lavant und Vizedom in Friesach, und (wurde) hier begraben.


Datum: 1363 Januar 25.


Kommentar

Peter I. Chrell (vor 18. August 1356–1363)1) war Bischof von Lavant2). Erstmals finden wir ihn als Subdiakon 13343). Schon am 11. Jänner 1336 ist ein „Peter Chrell, der Schreiber von Reichenhall“4) in Salzburg Zeuge eines Verkaufs. Es könnte sich dabei aber um den Vater des späteren Bischofs gehandelt haben, der einen gleichlautenden Namen trug. Chrell wird 1339 als Familiar des Salzburger Erzbischofs genannt5). Im gleichen Jahr wurde er vom Papst mit dem Kanonikat und einer „Pfründenexspektanz in Brixen“6) ausgestattet. 1344 besaß er neben den Kanonikaten und Präbenden in Brixen und Innichen auch die Pfarre Reuth, in Salzburg stieg er zum Notar des Erzbischofs auf7). Im gleichen Jahr wurde ihm auch das Kanonikat und Präbende in Trient providiert8), außerdem erhielt er noch die Pfarre Teisendorf und wurde mit der Propstei in Friesach am Virgilienberg ausgestattet9). Darüber hinaus besaß er ein Benefiziat im Bistum Seckau10). Mit seiner Bestellung als Propst von Virgilienberg hat er seine Friesacher Laufbahn begonnen, mit der Bestellung zum Salzburgischen Vizedom in Friesach 1361 fortgeführt11). Am 18. August 1356 tritt er erstmals als Erwählter von Lavant in Erscheinung12). Mit der Wahl und der Providierung mit dem Bistum Lavant durch den Papst am 26. Mai 1357 hat er seine vielen Ämter zurückgelegt, darunter auch die Propstei von Virgilienberg13). Die Weihe zum Bischof erfolgte zwischen dem 25. und 28. Juli 135814). Er war häufig auch am österreichischen Hof zu finden. 1359/60 hielt er sich im Hoflager von Herzog Rudolph IV. in Wien auf, begleitete den Herzog im Jänner 1360 zur Huldigung zuerst nach Graz, dann im März auch nach St. Veit in Kärnten15), weiters nach Cilli in der damaligen Untersteiermark (Celje in Slowenien) und zuletzt auch nach Laibach16). 1362 tritt er als Zeuge in einer Urkunde der habsburgischen Herzöge Rudolph IV., Friedrich III., Albrecht III. und Leopold III. auf, seit 1361 ist er als erster Bischof von Lavant auch als Salzburger Vizedom in Friesach genannt17). Diese Funktion beglaubigt auch seine Beisetzung in Friesach.

Er ist am 25. Jänner 1363 gestorben und fand in Friesach seine Grablege18). K. Tangl gab als Grablege noch die bischöfliche Domkirche St. Andreas in St. Andrä im Lavanttal an: „Bischof Peter starb noch im Jahre 1362 zwischen dem 17. September und dem 31. December zu St. Andreä, und ward in der Cathedralkirche daselbst begraben, wo seine Grabstätte durch einen rothen Marmorstein bezeichnet war. Diesen Grabstein eignete sich nach etwa 250 Jahren der Bischof Georg III., Stobäus von Palmburg, zu, liess ihn herausnehmen und auf dessen Kehrseite sein Bildnis mit einer pomphaften Inschrift einhauen ....“19). Tangl kannte die Friesacher Grabplatte nicht und konnte daher auch keine genauere Angabe der Todeszeit machen. Die figurale Grabplatte des Lavanter Bischofs Georg III. Stobäus von Palmburg (1584–1618)20) befindet sich an der Südwand des Chores beim Eingang in die Sakristei der Stadtpfarr- und ehemaligen Domkirche in St. Andrä, die Rückseite ist nicht sichtbar und es ist daher nicht verifizierbar, ob dort ebenfalls eine Grabinschrift für Bischof Peter I. Chrell vorhanden ist

1) Tangl, Bischöfe von Lavant 114: Er gibt als Lebensdaten 1357 bis 1362 an. – Dexler, Beiträge 31, 40, 43, 48, 58 u. vor allem 66f.
2) Bei Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 172 steht ohne Zitat: „Bischof Petrus war Peter Chrell aus Hall in Tirol.“ – Als Quelle für diesen Irrtum kann die Festschrift 750 Jahre Lavant 35 gelten, wo als 13. (!) Bischof Peter Kröll von Hall 1357–1363 angegeben wird. – Der Beiname „de Hallis“ wird Reichenhall bedeuten und nicht Hall in Tirol; vgl. dazu Dexler, Beiträge 66.
3) Martin, Regesten Bd. 3, Nr. 921.
4) Ebenda Nr. 1003.
5) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 1 Nr. 259. – Martin, Regesten Bd. 3, Nr. 1137.
6) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 1 Nr. 274. – Martin, Regesten Bd. 3, Nr. 1139.
7) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 1 Nr. 322–323. – Dexler, Beiträge 67.
8) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 1 Nr. 326.
9) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 2 Nr. 572, 604.
10) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 1 Nr. 376c, 378.
11) Tangl, Bischöfe von Lavant 118: er war der erste Lavanter Bischof, der auch das Amt eines Salzburger Vizedoms bekleidet hat.
12) Starzer, Regesten 72.
13) Dexler, Beiträge 67.
14) Starzer, Regesten 72. – Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 2 Nr. 571b.
15) Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1881, 94.
16) Hansiz, Germaniae Sacrae Tom. 1 467.
17) Ebenda.
18) Acta Salzburgo-Aquilejensia Bd. 2 Nr. 738 N. – Dexler, Beiträge 68: hier weiterführende Lit., auch zur Familie Chrell.
19) Tangl, Bischöfe von Lavant 118.
20) Ebenda 230f.
Literatur

Hohenauer, Friesach 113. – Herrmann H., Friesach in Kärnthen XXV. – Ankershofen, Literarische Anzeigen 280. – Lind, Reisenotizen 1880, LXXIV. – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1881, 94. – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 38f. – Kunsttopographie Kärnten 48. – Lind, KA X 18–19, Taf. IX, Fig. 3. – Hauser Hu., Illustrierter Führer 39. – Neckheim, Grabmalplastik 1941, 9. – Zedrosser, Friesach 1953, 121. – Milesi, Grabplastik 14, Abb. 11. – Reichmann-Endres, St. Bartholomäus 20. – Dehio Kärnten 2001, 164.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 58,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj58.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 49: Grabplatte Bischof
Peter Chrell von Lavant (1363)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)