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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
99 |
Grades (Metnitz), Pfk. hl. Andreas |
1437 |
Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Andreas I. von Staudach, innen an der Nordwand des Langhauses beim Seitenaltar; die Grabplatte um 180° gedreht in die Mauer eingelassen. Der untere Rahmenteil ist durch die Sesselleiste verdeckt und die umlaufende Beschriftung hier nicht zu lesen bzw. war möglicherweise nie beschriftet. Das Bildfeld zeigt ein schon stärker abgetretenes Relief.-W. Die Rahmenleiste ist umlaufend beschriftet, der Text beginnt rechts oben (heute links unten).
H. 169 cm, B. 70 cm, Bu. 6,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Hie leit Andre Stawdacher der [gestorben]a) ist / an sand Thomas / tag vor
weynachten an(n)o d(omi)ni · m · cccc xxxvij ·
Anmerkungen
Datum: 1437 Dezember 21. Wappen: Staudach zu Freyenthurn1).
Kommentar
Die Herren von Staudach kamen mit den Grafen von Görz-Tirol aus Osttirol nach Kärnten. Im 16. Jahrhundert gab es in Kärnten zwei Linien mit verschiedenen W.: die Staudach zu Weilern bei Friesach und die Staudach zu Freyenthurn2). Andreas I. von Staudach ist 1437 gestorben. Von den Söhnen Hans I., Andrä II. und Paul dürften dann die beiden Linien sich getrennt haben, eine nach dem Gut Weilern im Metnitztal benannt (im Wappen die Echse), eine zweite zu Freyenthurn bei Klagenfurt (im Wappen die Muschel). Paul von Staudach wird um 1490 als Amtmann in der Reifnitz genannt, im gleichen Jahr auch als Pfleger auf Obertrixen. Hans I. Staudacher wird zwischen 1466 und 1482 im Obervellacher Gericht als Besitzer von Huben genannt, war aber spätestens um 1462 auch schon Gurker Lehensmann und Pfleger zu Grades. Er wurde mit Aich im Gurktal belehnt. Besitznachfolger im Mölltal waren dessen Söhne Andreas II. und Christoph. Andreas II. von Staudach besaß dann auch Aich im Gurktal, auch Staudacherhof genannt3), und war Pfleger zu Grades, um 1500/1518 dann Pfleger zu Albeck4). Er ist 1519 gestorben und liegt in der Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt zu Feldkirchen begraben5). Leonhard, Marx, Wilhelm und Wolfgang von Staudach stammen von nach einem Stammbaum aus dem 17. Jahrhundert von Paul von Studach ab, wenngleich die jüngere genealogische Forschung (G. A. v. Metnitz) Andreas II. als Stammvater angibt, der mit Barbara von Popitsch(ach) verheiratet war. Er hat die Muschel als Wappenbild verwendet, wie dann auch die vorgenannten Söhne. Von Leonhard wissen wir, dass er ebenfalls Pfleger zu Albeck war6). Wolfgang7) hatte zwei Söhne, nämlich Andreas III. und Hans II., Vettern des 1577 genannten Georg II. von Staudach. Marx von Staudach zu Weilern war mit Amalia Hund, der Tochter des Georg Hund und der Maria von Judenhofen, verheiratet8), und ist am 11. Mai 1544 in Friesach gestorben (vgl. dazu Kat.-Nr. 368). Er hatte u.a. den Sohn Tristram von Staudach, verheiratet mit Anna Maria von Moosheim: Dieser Ehe entstammte Christoph Reinhardt von Staudach und dessen Sohn Georg Andrä und die Tochter Judith von Staudach, verheiratet mit Christoph Andreas Kulmer zum Rosenpichl (vgl. dazu Kat.-Nr. 685). Marx von Staudach zu Weilern fand in der Dominikanerkirche zu Friesach seine Grablege. Sein vermehrtes Wappen zeigt in 1 und 4 eine Muschel, in 2 und 3 einen Löwen, ein Kleeblatt in den Vorderpranken, als Helmzier zwei Helme, rechts im Flug die Muschel, links der wachsende Löwe mit dem Kleeblatt (sie nannten sich später „zum Wulroß“). Seine Tochter Afra wurde Äbtissin im Kloster von St. Georgen am Längsee. Sie legte die Profess im Kloster Göss ab und lebte zwanzig Jahre in diesem steirischen Stift. Am 5. Juni 1562 wurde sie im Alter von 36 Jahren (geb. 1526) vom Bischof von Chiemsee als Äbtissin für St. Georgen an Längsee postuliert (vgl. Kat.-Nr. 567).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Grades (Metnitz), Pfk. hl. Andreas • Wappengrabplatte • Marmor • Gotische Minuskel mit Versalien • Inschriften des Totengedenken •
Hund, Amalia, Georg, Siegmund •
Judenhofer, Maria •
Kulmer zum Rosenpichl, Christoph Andreas •
Popitsch, Barbara •
Staudach, Affra, Andreas I., Andreas II., Christoph, Genoveva, Georg II., Hans I., Hans II., Judith, Marx v., Paul •
Albeck •
Feldkirchen, Stpfk. •
Freyenthurn, Schloß in Klagenfurt •
Friesach •
Grades, Pfk. •
Rosenpichl, Schloß •
St. Georgen am Längsee, Stiftskirche
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