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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

221 Straßburg, Schloss 1506

Grabplatte aus weißem Marmor des Ägidius Willoner im Lapidarium am vierten Pfeiler; das vertiefte Bildfeld wird durch eine spätgotische Architektur in zwei Felder geteilt: Aus einem gotischen Maßwerkrelief wächst ein Pfeiler empor, der oben belegt ist mit einem Kelch mit Patene und Hostie. Auf der breiten Rahmenleiste findet sich eine umlaufende Is. (I), die rechte Rahmenleiste ist stellenweise ausgebrochen. Am Fuße der Maßwerkarchitektur ist eine zweite Is. (II) angebracht, diese scheint von zweiter Hand später ungelenk nachgetragen. Ursprünglicher Standort der Grabplatte war die nördliche Außenwand der Kollegiatkirche St. Nikolaus in Straßburg.

H. 181 cm, B. 88 cm, Bu. I. 7,5 (8,5) cm, II. 3 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien (I), Frühhumanistische Kapitalis (II).


Textedition
			

I. Anno · d(omi)ni · Mo · vc · Sexto · ob/yt · honorabilis · vir · et · d(omi)n(u)s · Egidivs · willoner · de lv/tosa · Canonicvs · hvi(us) / Eccl(es)ie · et · pl(e)b(a)n(u)s · Jn · Grades hic · sepult(us) · i(n) · die · Ep(i)p(han)iea) II. M · V · S · Hb)

Anmerkungen
a) Nexus Litterarum pp.
b) Möglicherweise aufzulösen: M(EMOR) V(OTI) S(OLVIT) H(IC).

Im Jahre des Herrn 1506 starb der ehrwürdige Mann und Herr Ägidius Willoner von Lutosa, Kanoniker dieser Kirche und Pfarrer in Grades (und wurde) hier begraben am Tag der Epiphanie.


Datum: 1506 Januar 6.


Kommentar

Ägidius Willoner (Vilours) stammte aus dem Kloster Lutosa (Leuze) in Belgien, er war Pfarrer in Grades1) und Chorherr des Kollegiatkapitels St. Nikolaus zu Straßburg. Um 1493 ist er als Sekretär des Gurker Bischofs Raimund Peraudi (1491–1505) genannt2).

1) Obersteiner, Gurker Bistumsgeschichte 1956, 204 (Anm. 2): „Egidius Villonensis de Lutosa, Plebanus in Grades“.
2) Obersteiner, Gurker Bistumsgeschichte 1964, 194: „Ägidius Vilours de Lutosa“. – Vgl. auch Neckheim, Grabmalplastik 1941, 51: er nennt ihn irrtümlich „Wiltover de Lutosa“.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 255. – Kunsttopographie Kärnten 325. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 47. – Ders., Grabmalplastik 1941, 51. – Dehio Kärnten 2001, 933.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 221,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj221.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Straßburg, Schloss    •  Grabplatte  •  Marmor  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Frühhumanistische Kapitalis  •  Inschriften des Totengedenken  •  Peraudi, Raimund  •  Willoner, Ägidius  •  Grades  •  Lutosa  •  Straßburg, Schloß

Abbildungen

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Abb. 123: Grabplatte
Ägidius Willoner (1506)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)