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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

253 Friesach, Deutschordensk. hl. Blasius 1515 (?)

Aufschwörschild des Walther von Kronberg, innen an der Chornordwand. Die hölzerne Rundscheibe ist mit einer Bordüre, die von geflochtenen Bändern außen und innen gefaßt ist, versehen, im Mittelteil eine kreisrunde Wappentafel umfassend, die mit einem W. bemalt ist. Auf dem Holztondo ist auf der Bordüre eine umlaufende Beschriftung gemalt: schwarze Schrift auf goldenem Grund. Der Aufschwörschild stammt aus der Sammlung des Komturs und Ratsgebietigers des Deutschen Ritterordens, Dr. Eduard Carl Borr. Gaston Pöttickh, Graf und Freiherr von Pettenegg (1847–1918), die dieser in der Ordenskommende in Friesach zusammengetragen hat.

D. 68 cm, Bu. 3,5 cm. – Gotische Minuskel mit Frakturelementen.


Textedition
			

Annoa) domini 1515 den, 26. Aprilisz Jst der Edel vnd Veste walther von Cronberg in den ritterlich(en) deutsch(en) Orden komen

Anmerkungen
a) Die Is. beginnt mit dem W. des Ordens.

Wappen: Kronberg (Flügelstamm)1).


Kommentar

Der Aufschwörschild wurde beim Eintritt in den Orden angefertigt und erinnert an diesen Rechtsakt in der Kirche, in der der neue Ordensritter aufgenommen wurde.

Das reichsritterliche Geschlecht der von Cronberg entstammte der Reichsministerialität, der Stammsitz war in Cronberg im Taunus2). Es wird angenommen, dass Walther von Kronberg in der Kirche St. Elisabeth des Ordenshauses Frankfurt-Sachsenhausen in den Ritterorden eingetreten ist. Er ist nicht identisch, wohl aber eng verwandt mit dem gleichnamigen Deutschmeister und Administrator des Hochmeisteramtes der Residenz Mergentheim, Walther von Kronberg (1526–1543)3), der eben in dieser Elisabethkirche in Frankfurt am 27. März 14934) eingekleidet wurde. In der einschlägigen Literatur zur Familie kommt unser Walther von Kronberg allerdings nicht vor5).

1) Si 5/11. – Das W. ist wohl identisch mit dem des Administrators des Hochmeisteramtes Walther von Cronberg (1526–1543); vgl. dazu den Wappenstein des Walter von Cronberg von 1528, abgebildet bei Herrmann A., Deutscher Orden Abb. 9: geviert, 1 u. 4 das Ordenswappen, 2 u. 3 geviert, 1 u. 4 ledig, 2 u. 3 vier Eisenhüte (2, 2) übereinander; ferner das W. auf dessen Grabmal in der Dominikanerkirche zu Mergentheim u. vor allem auf dem „Hohen Fuß“: hier in Schw. fehartige silberne Eisenhütchen. – Vgl. dazu Herrmann A., Deutscher Orden Abb. 26, 28. – Tumler, Deutscher Orden Abb. nach 48. – W.: geviert, 1 u. 4 in Weiß vier blaue Eisenhüte (2; 2) übereinander, 2 u. 3 in Rot eine goldene Krone (hier ledig); Bügelhelm, darauf ein offener Flug, belegt mit dem W.-Bild.
2) Hübner, Genealogische Tabellen Teil 2 Tab. 479. – 800 Jahre Deutscher Orden Kat.-Nr. I.3.10.
3) Tumler, Deutscher Orden 106 (hier steht als Beginn seiner Amtszeit einmal 1525, dann 1527; vgl. die Abb. nach S. 48). – Vgl. auch Herrmann A., Deutscher Orden 23f. – 800 Jahre Deutscher Orden 144f.
4) Vgl. auch Jost, Deutscher Orden 283f.
5) Ronner, Kronberg passim. – Gensicke, Kronberg 297–319. – Für die Literaturhinweise danke ich herzlich Herrn Dr. Harald Drös, Inschriften-Kommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Literatur

Dehio Kärnten 2001, 166.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 253,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj253.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 136: Aufschwörschild
Walther von Kronberg (1515?)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)