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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

284 St. Veit a. d. Glan, Stpfk. hl. Veit u. Hl. Dreifaltigkeit 1521

Wappengrabplatte aus weißem Marmor der Sibilla und des Andreas Gadolt, außen an der Westfassade, rechts vom Portal. Der rahmenlose Stein weist zwei durch Abstand getrennte Iss. auf, oben eine siebenzeilige (I), unten eine sechszeilige Beschriftung (II); letztere wird zwischen der fünften und sechsten Zeile durch zwei erhabene Relief-W. (Gadolt, Eggenberg) geteilt.

H. 173 cm, B. 88,5 cm, Bu. 5,5 (7,5–8,5) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. Anno · dom(in)i · Mo · ccccc · xvi ·/ Jar · am · pfintztag · nach · all[er] / heiligen · tag · ist · gestorben / die · Ersam · tugenthafft · Fraw / Sibila · Egkenpergerin · die / des · Vlrich · Gadolt · hausfrav / gewesn · ist · der · got · genat II. Auch · ligt · hie · begraben · Ann=/dre · der · des · Vlrich · gadolt ·/ Svn · gewesen · ist · gestorben / am · Sambstag · Vor · sannd / Mathias · tag · Jm · Mo · ccccc // xxi · Jar · dem · got · genad

Datum: 1516 November 6, 1521 Feber 23.

Wappen: Gadolt1), Eggenberg2).


Kommentar

Die Gadolt stammten ursprünglich aus Verona3). Ein Johann (Giovanni) Gadolt hat 1493 in Bozen ein Haus als Tiroler Lehen erhalten und hier eine Apotheke geführt. Dieses Haus ging 1497 an seine beiden Söhne Hans und Ulrich über4). Hans war Ratsbürger und ebenfalls Apotheker in Bozen, Ulrich ist bis 1526 als Bürger zu St. Veit nachweisbar und bekleidete hier 1514 auch das Amt eines Stadtrichters5). Der dritte Bruder war Vinzenz und ebenfalls Ratsbürger zu Bozen. Ulrich war mit Sibilla Eggenberger, Tochter des Andrä Eggenberger, der Bürger und Stadtrichter zu Radkersburg (gest. 1517) war, und der Anna Seenuß, Tochter des Villacher Handelsherrn Bartlmä Seenuß6) verheiratet. Sibilla Eggenberger entstammte der älteren, später freiherrlichen Linie dieser steirischen Adelsfamilie, die in kaum zwei Jahrhunderten aus dem Bürgerstand zu Reichsfürsten emporgestiegen ist. Aus der Ehe des Ulrich Gadolt mit Sibilla Eggenberger stammte der Sohn Andrä, der schon am 23. Februar 1521 verstorben ist. Genannt werden als weitere Kinder der beiden: Martin; Balthasar, der mit Brigitta Schrof und dann mit Sabina Lehner verheiratet war und 1562 gestorben ist; Jakob, der Pfleger zu Welsperg und mit Regina Praun verheiratet war, schließlich noch Matthias7), der möglicherweise identisch ist mit dem 1497–1498 genannten Stadtrichter zu St. Veit8). Die Brüder und Vettern Berthold, Hans Ulrich und Vinzenz erhielten von Kaiser Maximilian I. den Adelsstand und das Wappen verliehen, gegeben zu Augsburg am 17. 5. 15139). Kaiser Karl V. hat am 29. 9. 1553 zu Brüssel den Adelsstand bestätigt und das Wappen vermehrt, und zwar für die Söhne des Ulrich Gadolt, Martin, Balthasar, Jakob und Matthäus, und die Söhne des Hans Gadolt und den Sohn des Vinzenz Gadolt, Hans der Jüngere. Neben der Linie in St. Veit hat sich vor allem die Tiroler Linie weiter verzweigt und in die Äste Seloshausen und Gadolzhausen geteilt. In Kärnten ist noch 1598 ein Christoph Gadolt als Amtsinhaber von Niedertrixen genannt10), der mit Susanna Stöckl zu Schwarzenegg und Judendorf, einer geborenen Popp, verheiratet war. Über die Tochter aus dieser Ehe kam Niedertrixen dann an die Herren von Spangenstein zu Mittertrixen11).

1) TirA 22, Taf. 4: in Gold zwischen zwei schwarzen Schräglinksbalken ein laufender schwarzer Windhund mit goldenem Halsband.
2) Si 1/30, 48. – OÖ 34, Taf. 16f. – NÖ/1 74, Taf. 37: in Silber drei goldgekrönte schwarze Adler (hier 2,1, richtig: 1,2), von denen die beiden unteren (richtig: oberen) seitlich gegeneinander gekehrt sind, der obere (richtig: untere) abwärts (richtig: aufwärts) gerichtet ist, die in der Mitte eine schwebende Krone in den Schnäbeln halten.
3) Hohenbühel, Tiroler Adel 62f.
4) Grabmayr, Stammtafeln 28.
5) Wutte, Richter 22.
6) Pantz, Denksteine 95f. – Metnitz, Geadelte Bürger 1964, 137.
7) Grabmayr, Stammtafeln 28.
8) Wutte, Richter 22.
9) Pantz, Denksteine 95f.
10) Martin, Beiträge 59, Nr. 87 (Stöckl). – Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 112.
11) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 112.
Literatur

KLA, Hs. GV 9/25, fol. 51v. – KLA, Hs. GV 10/53, 135. – Beckh-Widmanstetter L., Studien Grabsteine 139f., Abb. (Beilage). – Lind, Archäologische Notizen CCXI. – Ders., Beiträge 265. – Ginhart, Kunstdenkmäler St. Veit 32. – Metnitz, Geadelte Bürger 1964, 137. – Dehio Kärnten 2001, 841.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 284,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj284.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 146: Grabplatte Sibilla und Andreas Gadolt (1521)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)