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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

298 Wien, Akademie der Bildenden Künste 1524

Porträtgemälde des Moritz IV. Welzer von Eberstein, wohl aus Anlaß seiner Vermählung in Auftrag gegeben. Das Porträtbildnis zeigt den jugendlichen Welzer im Alter von 24 Jahren, in zeitgenössischer Kleidung, mit einem breiten Hut mit Federn am Kopf. Über dem Bildnis ist eine zweizeilige Is. gemalt.

H. 36 cm, B. 30 cm, Bu. 0,8 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

· DOa) MAN · M · D · XXIIII · ZALT · WAS ICH MARITZ WELLTZ(E)R / · VON EBERSTAIN · XXIIII · IAR ALT ·

Anmerkungen
a) vergrößerter Anfangsbuchstabe.

Kommentar

Moritz IV. Welzer von Eberstein gehört der 8. Generation der Linie Eberstein an und wurde 1500 als Sohn des Christoph V. und der Agnes Hohenwarter geboren1). 1524 heiratete er, auch dem Bild entsprechend, im Alter von 24 Jahren die damals 18-jährige Maria Tänzl von Tratzberg: Der Heiratsbrief wurde am 26. Februar 1524 in Schwaz in Tirol ausgefertigt2). Das Porträtbild ist wohl im Zusammenhang mit dieser Vermählung entstanden (vgl. Kat.-Nr. 299), als Künstler wird der aus Ulm stammende Hans Maler angenommen, der in der Zeit von etwa 1500 bis 1530 in Schwaz als „Bildnismaler“ gearbeitet hat3). Moritz IV. Welzer von Eberstein ist 1530 als Rat und Landesverweser in Kärnten genannt4), könnte aber schon früher, etwa um/nach 1527, dieses Amt übernommen haben5). Mit ihm erhielten die Welzer von Eberstein 1531 den Ritterstand in Kärnten6). 1532 stand ein Kärntner Aufgebot unter seinem Kommando, welches zur Bekämpfung der nach der Umkehr der Türken bei Güns plündernd durch Kärnten ziehenden Reichstruppen nach Italien aufgestellt worden war7). 1536 war er „Hauptmann über die Rüstung“ in Kärnten8). Von seiner Mutter Agnes Hohenwarter erbte er 1539 deren gesamten Besitz in Kärnten und Steiermark9), nannte sich ab 1541 „von Frauenstein“10) und das gleichnamige Schloss wurde vorerst zu seinem ständigen Wohnsitz, später wohnte er dann in Hallegg. Er übernahm von Christoph Khevenhüller das Amt Kraig als Afterlehen: Am 18. April 1543 wurde ihm von Ferdinand I. nicht nur diese Weiterverpfändung bestätigt, sondern auch die Zehentverschreibung in den Pfarren Mühlbach und Kraig, die seine Familien schon von Kaiser Maximilian I. erhalten hatte11). Zu seinen Besitzungen gehörte auch das Schloss Hallegg, das er 1546 umbauen und erweitern ließ12). Eine neuerliche Bestätigung mit der Burg Frauenstein und dazugehörigen Gütern erfolgte am 3. Oktober 155313). Moritz IV. Welzer von Frauenstein ist vermutlich anläßlich einer Wienreise dort am 23. September 1555 gestorben und in der Kirche St. Dorothea begraben worden14). Von ihm wurde um 1540 auch eine Porträtmedaille gemeinsam mit seiner Frau Anna in Auftrag gegeben, die allerdings in der numismatischen Literatur nicht aufscheint15).

1) Stumberger, Welzer 175f. – Leitner F., Frühneuzeitliche Inschriftenbelege 74f. – Henckel, Burgen Bd. 2 43, 69, Stammtafel Hallegg-Ferber (Verber) von Frauenstein-Welzer von Eberstein im Anhang u. Abb. 12.
2) Kulmer, Frauenstein 36.
3) Stumberger, Welzer 175 (Anm. 766). – Vgl. dazu Thieme/Becker, Lexikon Bd. 23 591 (hier weiterführende Lit.). – Darmstaedter, Künstlerlexikon 294. – Trnek, Gemäldegalerie 73.
4) StLA, U 1530 VIII 17, Augsburg. – Aelschker, Geschichte Kärntens Bd. 2 804. – Stumberger, Welzer 177 (Anm. 768).
5) Sein Vater Christoph V. war von 1521 bis um 1527 Landesverweser in Kärnten, dann dürfte ihm sein Sohn Moritz IV. in diesem Amt gefolgt sein. – Vgl. dazu Stumberger, Welzer 146. – Webernig, Landeshauptmannschaft 101, 179.
6) STLA, Stadl V, p. 499f. – Stumberger, Welzer 177.
7) Megiser, Annales Carinthiae Teil 2 fol. 1396–1399. – Kulmer, Geschichte 38f. – Stumberger, Welzer 177.
8) Stumberger, Welzer 177.
9) StLA, U 1539 X 25. – Stumberger, Welzer 150 (Anm. 655), 177 (Anm. 774).
10) StLA, U 1541 IV 8.
11) Stumberger, Welzer 178.
12) Stumberger, Welzer 178. – Leitner F., Frühneuzeitliche Inschriftenbelege 74. – In Hallegg erinnert ein Wappenstein an diese Bautätigkeit: HERR MARITZ WELTZER / ZVM FRAVNSTAIN RITER / FRAV MARIA TANTZLIN / SEIN HAVSFRAV / ERPAVTEN TAS HAVS / ANNO 1546 IAR (Wappen Welzer u. Tänzl von Tratzberg).
13) Kulmer, Geschichte 35. – Stumberger, Welzer 178.
14) Kulmer, Geschichte 41. – Frank, Trazberg 382. – Stumberger, Welzer 179.
15) Vgl. Kulmer, Geschichte 37: die Umschrift wird hier folgend wiedergegeben, Av. HERR MARITZ WELTZER ZVM FRAVNSTAIN RÖ. KHV. MA. ZC. RA. u. Rv.: FRAV MARIA WELTZERIN GEBORNE TANTZLIN SEIN GEMAHL. – Itzinger Kunstmedaillen Nr. 318 u. Taf. – Für die freundliche Mitteilung danke ich nachträglich noch herzlich Herr HR. Dr. K Schulz (†) vom KHM Wien, Münzkabinett.
Literatur

Henckel, Burgen Bd. 2 Abb. 12. – Stumberger, Welzer 176. – Kienzl/Deuer, Renaissance 119, Abb. 83f. – Trnek, Gemäldegalerie 73.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Kat. Nr. 298,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj298.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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