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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

383 Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche
Mariae Himmelfahrt
1549

Figurale Grabplatte des Gurker Dompropstes Christoph Galler aus violettgrauem Stein mit dunklerem roten Geäder, innen an der westseitigen Stirnwand des nördlichen Seitenschiffes. Die hochgestellt- rektanguläre Platte zeigt in einer renaissancezeitlichen Nischenarchitektur die Halbfigur des Propstes, im geistlichen Ornat mit Mitra, in der rechten Hand das Pedum haltend, in der linken ein Buch. In den Eckfeldern des Rundbogens bzw. an den Mittelkämpfern der Pfeiler findet sich je eine Wappendarstellung; alle vier Relief-W. geben nach Art einer Ahnenprobe die vier engsten Familienwappen wieder. Unterhalb befindet sich ein gerahmtes Schriftfeld mit einer zehnzeiligen Is.

H. 182 cm, B. 87 cm, Bu. 4,6 (6) cm. – Kapitalis.


Textedition
			

HOCa) · IN · SEPVLCH͜RO · VEN͜ ERABILIS / IN · CH͜ R(IST)O · PATRIS ET D(OMI)NI D(OMI)NI CH͜RIS/TOPHORI GÄLLER · OLIM HVIVS / CHATH͜ EDRALIS ECCL(ES)IE GVRCEN(SIS) / PREPOSITI ET ARCHIDIACONI / NATI CORPVS QVIESCIT · QVI DIEM / SVVM QVIN/GENTESIMO · 49 · DIE · V · IVLY / CVI(VS) A(N)I(M)A DEO FELICITER VIVAT

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe größer.
b) Nexus litterarum NR mit darüber gesetztem Kürzungszeichen.

In diesem Grab ruht der Leichnam des in Christus ehrwürdigen Paters und Herrn, Herrn Christoph Galler, ehemals Propst dieser Kathedralkirche des Bistums Gurk und geborener Erzdiakon1), der seinen letzten Tag beschloss im Jahre unseres Heils 1549 am 5. Juli; seine Seele lebe glücklich Gott.


Datum: 1549 Juli 5.

Wappen: Galler2), Zobelsperger3), Welzer4), Hallegg5).


Kommentar

Christoph Galler war von 1525 bis 1549 Gurker Dompropst: Er wurde am 31. Jänner 1525 erwählt, am 6. April 1525 in seinem Amt konfirmiert6) und ist am 5. Juli 1549 gestorben7). Erstmals erwähnt wird er 15098), 1518 war er Pfarrer und Domherr zu Gurk9). Wie seine Vorgänger Propst Wilhelm Welzer von Eberstein (1487–1518) und Propst Sigismund von Feistritz (1518–1525) hat auch er sich um die bauliche Ausgestaltung des Gurker Domes große Verdienste erworben: so vor allem nach dem großen Brand vom 3. Mai 1525, wie er selbst in einer Gedenkinschrift berichtet (vgl. Kat.-Nr. 381). Seine Eltern waren Andrä Galler und Anna Zobelsperger; seine Schwester Barbara ist ebenfalls hier begraben (vgl. Kat.-Nr. 428), übrigens die einzige Grablege einer Frau in der Domkirche, abgesehen von der historischen Grabstätte der hl. Hemma von Gurk in der Krypta. Alle Gallerschen Denkmäler zeigen dieselbe Ahnenreihe: Galler, Zobelsperger, Welzer und Hallegg; dabei werden die beiden letzteren nicht die direkte großmütterliche Linie angeben, sondern es ist von „Ahnfrauen“ die Rede. Tatsächlich verhält es sich bei der Verwandtschaft mit den Welzern so: Andrä Galler d. Ä. heiratete 1429 Katharina Welzer von Eberstein10), die Ehe blieb allerdings kinderlos. Christoph und Andrä sind im Übrigen ausgesprochene Leitnamen der Familien Welzer und Galler.

1) Die Bezeichnung ARCHIDIACONVS NATVS im Sinne von geboren als Erzdiakon findet sich bei den Gurker Dompröpsten dieser Zeit. Vgl. KA Klagenfurt, Liber memorabilium Capituli Gurcensis p. 37.
2) Vgl. Kat.-Nr. 328, Anm. 1.
3) Vgl. Kat.-Nr. 385, Anm. 3.
4) Vgl. Kat.-Nr. 264, Anm. 1. – W.: eine silberne Schräglinksspitze, Helm mit Helmdecken, als Helmzier ein geschl. Flug.
5) Vgl. Kat.-Nr. 242, Anm. 2.
6) Schroll, Dompröpste 33; nach dem Elenchus Omnium Praepositorum Cathedralis Eccl(esi)ae Gurcensis im KA Klagenfurt, Spiritualarchiv Lade 55 heißt es: Venerabilis in Christo pater, dns Christophorus a Galler electus in Praeposirum ultima Januarii, confirmatus vero sexta die Aprilis anno M.D.XXV. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 127, 191.
7) Schroll, Necrologium Gurk 21: A. d. 1549 oc. dns Christophorus Galler, prepositus nostre congr…
8) Hermann H., Historische Skizze Dompröpste 74f. – Obersteiner, Gurker Bistumgeschichte 1964, 211. – Vgl. auch Roth, Seckau 453f.
9) Schroll, Necrologium Gurk 21 (Anm. 2).
10) Stumberger, Welzer 60 (Anm. 60), 107 (Anm. 456).
Literatur

KA Klagenfurt, Liber memorabilium Capituli Gurcensis p. 35. – Hann, Beiträge zur Kunsttopographie 1897, 157. – Schnerich, Dom zu Gurk 35, 67, 69, 137. – Ders., Gurker Miszellanea 1929, 22. – Ginhart/Grimschitz, Gurk 120. – Löw, Domführer 25. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 127, 191. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 160. – Dehio Kärnten 2001, 262.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 383,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj383.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 153: Grabplatte Propst
Christoph Galler (1549)