Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
392 |
Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus |
um 1550 |
Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Augustinus Schwartzenperger, im nördlichen Seitenschiff, rechts vom Eingang. Der Stein ist oben abgerundet und zeigt in einer Bogenarchitektur ein Relief-W.; an Stelle des Helmes ein Totenkopf, unterlegt mit zwei gekreuzten Beinschienen, darauf gleichsam als Helmzier ein Kelch mit Patene. Unten in einem einfach gerahmten Schriftfeld eine elfzeilige Is. mit zahlreichen Abbreviaturen. Der Stein war ursprünglich polychromiert, Reste sind noch vorhanden.
H. 135 cm, B. 62 cm, Bu. 2,5 (4) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Hoc · tumulo · clauditur · Vene(ra)bilisa) · d(omi)n(u)s / Augustin(us) ·
Schwartz(e)nperger · Canonicus / huius · Eccl(esia)e · Qui · de · volubili ·
h(uius) · vite · statu / p(raese)ns · carme(n) · edidit ·
Qvod · magis · optatur ·/ magis · effluit · diui(n)a ·
lapsum · spondet · et ·/ ilius · sunt · prospera · promta · ruine ·/
Jnsidias · ponit · semper · sors . aspera · bla(n)de /
Anticipatq(ue) · fugam · melior · fortu(n)a · repe(n)te ·/
Qui · et · fatis · disponentib(us) · Anno · a · christo ·/ incar(n)ato · m · d · <....>
. diemb) · clausit · extremu(m) / Cu(ius) · a(n)i(m)a · deo · p(er)petuo · viuat ·
Amenc)
Anmerkungen
Wappen: Schwartzenperger1).
Kommentar
Über Augustinus Schwartzenperger ist nichts bekannt, auch R. Jernej nennt ihn in ihrer Arbeit über das Kollegiatkapitel St. Bartholomäus nicht2). Die schon zu Lebzeiten des Kanonikers gefertigte Is. weist neben einem Einleitungs- und einem Schlussteil auch einen vierzeiligen Hexameter auf: Quod magis optatur magis effluit divi(n)a / lapsum spondet et mens sunt prospera prompta ruine / Insidias ponit semper fors aspera bla(n)de / Anticipatq(ue) fugam melior fortu(n)a repe(n)te3). Es erhebt sich auch im Zusammenhang mit dieser Grabinschrift die Frage, wie weit derartige schriftliche Nachrichten von der historischen Forschung auch als „Quelle“ heranzuziehen sind.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus • Wappengrabplatte • Marmor • Gotische Minuskel mit Versalien • Inschriften des Totengedenken •
Schwartzenperger, Augustinus •
Friesach, Stpfk.
Abbildungen
Abb. 170: Grabplatte Augustinus Schwartzenperger (um 1550) ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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Von diesem Grab wird eingeschlossen der hochwürdige Herr Augustinus Schwartzenperger, Kanoniker dieser Kirche, der über die unbeständige Beschaffenheit dieses Lebens das gegenwärtige Gedicht geschaffen hat: Je mehr man sich etwas wünscht, umso eher entflieht es ..., das Verflossene macht Verheißungen und das glückliche Beginnen wurde rasch zunichte. Das rauhe Schicksal stellt hinter Schmeichelei stets Fallen und ein günstigeres Geschick nimmt plötzlich den Ausgang vorweg. Dieser hat auch nach dem Willen des Schicksals im Jahre der Menschwerdung Christi 15[..] seinen letzten Tag beschlossen; seine Seele lebe ewig Gott, Amen.
Hexameter.