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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

414 Frauenstein, Schloss 1554

Wappenstein aus weißem Marmor des Christoph IX. Welzer von Eberstein und der Anna Thurzo von Bethlenfalva, über dem westseitigen Hauptportal des Schlosses. In die renaissancezeitliche Bogenarchitektur sind oben zwei W.-Schilde eingestellt, darunter ist in einem Schriftfeld eine fünfzeilige Is. eingemeißelt.

Kapitalis.


Textedition
			

HERa) · CRISTOF · WELZER ·/ ZV · FRAVSTAIN · <V(N)D EB(ER)STA=/INb)> / FRAV · ANNA · TVRSIN · / SEIN · GEMAHL ·/ AN(N)O · 1 · 5 · 54 ·

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe vergrößert.
b) der Steinmetz hat ganz offensichtlich zuerst nur WELZER / ZV FRAV STAIN gemeißelt, erst nachträglich wurde – womöglich von zweiter Hand – das Prädikat V(N)D EB(ER)STA/ IN beigefügt, allerdings mit sehr ungelenken, unregelmäßigen Bu. und in der Wortaufteilung dem noch freien Raum folgend. IN steht in der nächsten Zeile eingefügt nach TVRSIN.

Wappen: Welzer1), Thurzo von Bethlenfalva2).


Kommentar

Christoph IX. Welzer von Eberstein gehört der neunten Generation der Linie Eberstein an3). Er war seit 1553 oder 1554 mit Anna Thurzo von Bethlenfalva (um 1535/36–1607)4), verheiratet, die aus Zips stammte und deren Familie „die ungarischen Fugger“5) genannt wurde, weil sie in Oberungarn die einträglichsten Silbergruben betrieben hatten. Sie war die Tochter des Christoph von Thurzo, Graf von Bethlenfalva, und der Magdalena Rechlinger von Horgau6). Die älteste Tochter aus dieser Ehe, Maria Magdalena, wurde 1554 geboren, es folgte die Tochter Anna Maria und schließlich posthum der Sohn Veit Christoph I. Ein weiterer Sohn ist am Grabmal des Vaters in Radkersburg erkenntlich, namentlich aber nicht faßbar. 1554 hat Christoph IX. Welzer gemeinsam mit seiner reichen Frau das Schloss Frauenstein weiter ausgebaut. Christoph IX. Welzer finden wir 1557 am Begräbnis seines Schwagers und Landeshauptmannes Christoph Khevenhüller (1503–1557) in Villach, der seit 1545 in zweiter Ehe mit seiner Schwester Anna Maria Welzer von Eberstein (vgl. Kat. Nr. 382) verheiratet war7). Christoph IX. Welzer war Verwalter der Herrschaften Grafenstein und Gurnitz8), 1564 nahm er über Ersuchen von Erzherzog Karl für ein Jahr den Regimentsdienst wahr9), 1566 ist er als Kärntner Landesverweser genannt10). Er war Rat von Erzherzog Karl von Innerösterreich, nahm 1566 beim Ständischen Aufgebot der Kärntner gegen die Türken unter Sultan Soliman bei Szigethvár teil, ist aber ohne in die Kämpfe einzugreifen im Feldlager zu Radkersburg verstorben, wohl an einer Seuche11). Seine junge Witwe blieb mit drei Kindern zurück, dem Sohn Veit Christoph12) und den beiden Töchtern Anna Maria und Maria Magdalena13). Zur Erinnerung an ihren Mann hat Anna Thurzo an der Außenseite beim Portal der Pfk. in Radkersburg ein Epitaph gestiftet14). Anna Thurzo von Bethlenfalva hat 1568 wieder geheiratet, diesmal Georg Khevenhüller (1534–1587)15), der von 1565 bis 158716) Landeshauptmann in Kärnten (vgl. Kat.-Nr. 470) war. Von ihr hat sich auch eine Porträtmedaille erhalten17).

1) Vgl. Kat. Nr. 264, Anm. 1.
2) Si II/37. – Un 670, Taf. 464.
3) Czerwenka, Khevenhüller 48f. – Kulmer, Frauenstein 46f. – Stumberger, Welzer 213. – Leitner F., Frühneuzeitliche Inschriftenbelege 74f.
4) Dinklage, Kärnten um 1620 229–230, Stammtafel I u. IV.
5) Kulmer, Frauenstein 46. – Stumberger, Welzer 213.
6) Kulmer, Frauenstein 46f.
7) Dinklage, Kärnten um 1620 229 (Stammtafel I).
8) Henckel, Burgen Bd. 2 40. – Stumberger, Welzer 210.
9) Stumberger, Welzer 210f.
10) Ebenda 211.
11) Kulmer, Frauenstein 46. – Stumberger, Welzer 212f.
12) Kulmer, Frauenstein 49f., Abb. nach 50. – Stumberger, Welzer 242. – Leitner F., Epitaphien der Welzer 63f.
13) Vgl. Stumberger, Welzer 243f.: Maria Magdalena heiratete mit 18 Jahren 1572 Sigmund Friedrich von Herber stein zu Lankowitz; sie ist als überzeugte Lutheranerin 1629 im Alter von 75 Jahren nach Regensburg ausgewandert und 1642 in Nürnberg gestorben. Anna Maria heiratete 1581 in Graz Ehrenreich von Trautmannsdorf: Er wurde 1588 auf Bitten seiner Frau mit Schloss Frauenstein und allem Zugehör belehnt. – Vgl. dazu Stumberger, Welzer 243f. – Leitner F., Epitaphien der Welzer 63f.
14) Die Is. lautet: Hie ligt begraben der Edl und Gestrenng Herr Cristoff Weltzer zvm Frauenstain / F(ü)r(stlich) D(u)r(chlaucht) Ertzherzogen Carls zv Oesterreich (et) c(etera) gewester Ratt vnnd Lanndsverweser / In Kharnndten, der am 21 tag Septembris Im 1566 Jar in hochgedachter F(ürstlich) D(urchlaucht) / veldleger in Gott endschlaffen. Dem vnd vns allen Gott der Allmechtig durch Chr/istum ain fröliche Aufersteeüng verleichen welle. Amen. vnd hat nach seinm ableiben / Fraüen Anna geborene Turtzin Freyn sein Eeliche gmahl In wittib stanndt verlassen. – Textwiedergabe auch bei Kulmer, Frauenstein 48. – Stumberger, Welzer 212.
15) Czerwenka, Khevenhüller 48f.
16) Webernig, Landeshauptmann 21f.
17) Probszt-Ohstorff, Kärntner Medaillen 56, Nr. 106a, Taf. XIII.
Literatur

Grueber, Frauenstein 322, Fig. 2. – Unterberger, Spuren 20. – Dehio Kärnten 2001, 145.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 414,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj414.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 164: Wappenstein
Christoph IX. Welzer (1554)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)