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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

439 St. Walburgen (Eberstein), Pfk. hl. Walburga 1562

Priestergrabplatte aus gelblichem Marmor des Simon Strisiz, innen im Chor an der Südwand, links vom Eingang in die Sakristei. Der verhältnismäßig hochrechteckige Stein zeigt im vertieften Bildfeld eine Reihe von Symbolen: Aus einem Totenkopf mit unterlegten, gekreuzten Knochen wächst gleichsam ein Kreuz empor, bei dem der Schaft oben und die Balkenenden mit kleinen Kugeln besetzt sind. Im Feld links des Schaftes weisen Kelch und Bibel (Buch) auf den Geistlichen hin, im rechten ist ein W.-Schild erhaben gebildet, wohl das persönliche W. des Verstorbenen. Das neunzeilige Schriftfeld darunter trägt eine lateinische Is. (I), die letzte Zeile die Datierung, und ist teilweise mit Kalkfarbe übertüncht bzw. am Rand mit Mörtelspuren, die an einigen Stellen die Lesung erschweren. Rund um die schmale Rahmenleiste des Bildfeldes ist eine weitere Beschriftung eingemeißelt (II), die links unten beginnt und sich im Uhrzeigersinn fortsetzt.

H. 181 cm, B. 76 cm, Bu. I. 4 cm, II. 2 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

I. QVIESCIT HOC SVB MARMORE / TECTVS SIMON COGNOMINE / STRISIZ DOMVM PASTOREAM / QVI STRVXIT EXPENSIS SVIS ·/ SACROQVE CHRISTI DOGMATI / PASTOR SVVM PAVIT GREGEM / IAM MORTVVS CAPIT SVA ·/ INTER BEATOS PRA͜EMIA ·/ 15a) ALL H͜ERNACH · 62b) · II. HIE NEBEN DISEM AETARc) LIGT PEGRABEN DER ERWIRDIG H͜ERR SIMON STRISIZ / PFARH͜ERR ZV SAN(C)Td) WALBVRGEN VND SAN(C)Td) MOERTENe) AM / KH͜RAPFELD WOELICHERe) GESTORBEN IST [AM 14. NOVEMBER]f) 1562 IAR DEM GOT GENAD

Anmerkungen
a) Die Ziffer 1 ist kaum noch kenntlich.
b) Die Ziffer 2 steht als Z, wobei der untere Balken mit Mörtel verdeckt ist. Dreimal finden sich dreieckige Zierpunkte.
c) sic!
d) kein Kürzungszeichen vorhanden.
e) das E ist halb so klein und über das O gestellt.
f) Die Stelle mit der Tagesdatierung dürfte schon bei der Fertigung des Steines ausgebrochen und ergänzt worden sein. Auf einem steinkittartigen Material sind die noch erkennbaren Reste der Datierung eingemeißelt und leicht mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Unter diesem Marmorstein bedeckt ruht Simon mit dem Beinamen Strisiz, der das Pfarrhaus auf eigene Kosten erbaute und nach Christi heiliger Lehre als Hirte seine Herde weidete. Nun, nach seinem Tod, streift er unter den Seligen seinen Lohn ein (I).


Wappen: Strisiz1).


Kommentar

Die Priestergrabplatte ist wohl als ein seltenes Denkmal der Reformationszeit im Görtschitztal zu werten. Wenngleich bildliche Darstellungen und entsprechende Bibelzitate mit der Gegenüberstellung von AT und NT fehlen, läßt doch die zweimalige Verwendung des Wortes PASTOR und die Textformel SACROQVE CHRISTI DOGMATI diese Vermutung als sehr wahrscheinlich erscheinen. Über den Pfarrherren Simon Strisiz ist nur bekannt, was er in seiner Grabinschrift selbst mitgeteilt hat, nämlich dass er auf eigene Kosten das Pfarrhaus zu St. Walburgen errichten hat lassen und außerdem auch die Pfarre St. Martin am Krappfeld mitbetreut hat. Ein enger Verwandter war wohl der in der Fk. St. Andrä in Mirnig verewigte Georg Strisiz, vgl. dazu Kat.-Nr. 560.

1) Im Schild ist auf einem Dreiberg ein rechtsblickender Vogel (Adler) mit offenem Flug.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 244f. – Hartwagner, Kärnten 221. – Dehio Kärnten 2001, 859.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 439,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj439.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 180: Grabplatte
Simon Strisiz (1562)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)