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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

475 Straßburg, Stpfk. hl. Nikolaus vor 1573

Votivgemälde an der Südwand des Chores; in der unteren Bildmitte findet sich die Darstellung von Christus mit den zwölf Aposteln. Zu Füßen der Figurengruppe ist ein Schriftfeld gemalt mit einer siebenzeiligen Is. (I), schwarze Schrift auf weißem Grund. Links davon kniet der Stifter des Gemäldes, Bischof Urban Sagstetter, vor sich ein gemaltes W.; bekrönt wird das W. von Mitra mit Inful und Pedum. Im Hintergrund ist eine Landschaft dargestellt, wobei unschwer links oben das bischöfliche Residenzschloss Straßburg zu erkennen ist, rechts davon scheint im Hintergrund der Gurker Dom angedeutet. Zwei weitere Schriftfelder zieren das Gemälde, eines zentriert in der oberen Bildmitte mit einer neunzeiligen Is. (II), ein weiteres über Christus in der Bildmitte mit einer sechszeiligen Is. (III).

H. 139 cm, B. 169 cm, Bu. I. 1,5 (1,7) cm, II. 2 cm, III. 1 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

I. REVEREND(VS)a) IN CHR(IST)O PATER ET DOMINVS · D(OMI)N(V)S VRBANVS QVONDAM SVFFRAGANEVS ET / ECCL(ES)IASTES PATAVIEN(SIS) · TANDEM EP(ISCOP)VS GVRCENSIS · FERDINANDIa) ROM(ANI) IMPERATORIS HVNGA=/RIA͜E ET BOHA͜EMIA͜E REGIS · AVSTRIA͜E ET CARINTHIA͜E ARCHIDVCIS · A · SACRIS CONSILIIS ET / CONCIONIBVS · HANC TABVLAM MONVMENTI · LOCO · VIVENS DEPINGI IVSSIT · QVI CVM ECCL(ES)IA͜E / ET CONCIONI · PREFVISSET · ANNIS · VIGINTA TRES PIE IN FIDE ET SPE RESVRRECTIO/NIS ET VITA͜E A͜ETERNA͜E · OBDORMIVIT · IN DOMINO · ANNO SALVTIS · M · D ·/ <· LXXIII> DIE <13> MENSIS <OCTOBRIS> · II. SINEa) FIDE AVTEM IMPOSSIBILE EST PLACERE DEO / CREDERE ENIM OPORTET ACCEDENTEM AD DEVM HEB(RAEOS) II / QVOMODO AVTEM INVOCABVNT IN QVEM NON CREDIDE/RVNT? AVT QVOMODO CREDENT EI QVEM NON AVDIE=/RVNT? QVOMODO AVTEM AVDIENT SINE PREDICANTE? / QVOMODO PREDICABVNT NISI MITANTVR? ROM(ANOS) X. / FIDES ERGO EX AVDITV, AVDITVS PER VERBVM CHRISTI / ET QVIDEM IN OMNEM TERRAM EXIVIT SONVS EORVM, / ET IN FINES ORBIS TERRA͜E VERBA EORVM. PSAL(MORVM) XVIII III. ECCE EGO MITTO VOS · SICVT OVES IN MEDIO LVPORV(M) / ESTOTE ERGO PRVDENTES · SICVT SERPENTES · ET / SIMPLICES SICVT COLVMBA͜E · MATHEI X · / EVNTES IN MV(N)DVM VNIVERSV(M) · P(RAE)DICATE EVANGELIVM / OMNI CREATVRA͜E · QVI CREDIDERIT ET BAPTIZATVS / FVERIT SALVVS ERIT · MARCI XVI

Anmerkungen
a) vergrößerter Anfangsbuchstabe.

Der in Christus hochwürdige Pater und Herr, Herr Urban, vormals Weihbischof und Prediger in Passau, dann Bischof von Gurk, geistlicher Rat und Hofprediger des römischen Kaisers Ferdinand, Königs von Ungarn und Böhmen, Erzherzogs von Österreich und Kärnten, ließ diese Bildtafel anstelle eines Denkmals zu Lebzeiten malen. Nachdem er dem Bistum und dem Predigtamt 23 Jahre lang vorgestanden hatte, ist er fromm im Glauben und in der Hoffnung auf die Auferstehung und ein ewiges Leben im Herrn entschlafen im Jahre des Heils 1573 am 13. Tag des Monats Oktober (I).
Ohne den Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn der zu Gott gelangen will, muss glauben (Hebräer 11). Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Oder wie sollen sie an den glauben, den sie nicht gehört haben? Wie sollen sie aber hören, wenn niemand predigt? Wie sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt werden? (Römer 10). Der Glaube aber geht aus der Botschaft hervor, die Botschaft durch das Wort Christi. Und ihr Schall ging freilich in alle Welt hinaus und an die Grenzen der Erde ihre Worte (Psalm 18) (II).
Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Seid also listig wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben (Matthäus 10). Geht in alle Welt und verkündigt das Evangelium aller Schöpfung. Wer glaubt und die Taufe empfangen hat, wird gerettet werden (Markus 16) (III).

Hbr 11,6; Rm 10,14f.; Rm 10,17; Ps 18,5 (II); Mt 10,16; Mc 16,15f. (III).


Datum: 1573 Oktober 13.

Wappen: Bischof Sagstetter1).


Kommentar

Der Gurker Bischof Urban Sagstetter (1556–1573) scheint als Stifter dieses Gemäldes auf (vgl. Kat.-Nr. 476). Es ist anzunehmen, dass der Auftrag dazu noch zu Lebzeiten erteilt wurde, wenngleich in der Stifter-Is. nur das Todesdatum des Fürstbischofs mitgeteilt wird. Diese Datierungszeile wurde erst nach dem Tod des Bischofs vom gleichen Maler nachgetragen.

1) Vgl. Kat.-Nr. 437.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 253. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 149f. (hier: 1373!). – Kienzl/Deuer, Renaissance 116f., Abb. 82. – Dehio Kärnten 2001, 927.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 475,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj475.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Straßburg, Stpfk. hl. Nikolaus    •  Votivgemälde  •  Kapitalis  •  Sagstetter, Urban  •  Straßburg, Stpfk.

Abbildungen

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Abb. 184: Votivgemälde (vor 1573)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)