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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

493 Hochosterwitz (St. Georgen a. Längsee), Burg 1576

Bauinschrift aus weißem Marmor im westseitigen Arkadengang des Burghofes, zwischen den ersten beiden östlichen Pfeilern an der Wand; das von einem Ornamentband eingefaßte Schriftfeld enthält eine 24-zeilige Is.

H. 95 cm, B. 130 cm, Bu. 2,8 (3,2) cm. – Kapitalis.


Textedition
			

· DEO OP(TIMO) MAX(IMO) VNO ATQ(VE) TRINO AVSPICEa) ·/ GEORGIVSb) KHEVENHILLER IN AICHELBERG SIGIS(MVNDI) F(ILIVS) AVGVSTIN(I) N(EPOS) IO(H)AN(NIS) PR(ONEPOS) / L(IBER) BARO IN LANDSCRON ET WERNBERG D(OMI)N(VS) HA͜ERED(ITARIVS) IN HOHENOSTERWITZ / HA͜EREDITA(RIVS) ITEM ET SVPREMVS PER CARINTH(IAM) SCVTIGER AVGVSTISSIMOR(VM)c) / CA͜ESAR(VM)c) FERDIN(ANDI) · I · MAXIMIL(IANI) · II · RODOLPHI · II · A CONSIL(IIS) CAROLI AVSTRIA͜E EX=/ARCHIDVCIS STIR(IAE) CARINTIH(IAE) CARN(IOLAE) AB ARCANIS ET CVBICVLIS EIVS=/DEMQ(VE) SVPREM(VS) AVLA͜E MAGISTER PRA͜ESES CARINTHIA͜E ET PISINI CO=/MITAT(VS)c) PRA͜EFE(CTVS)d) SVA SVORVM MAXIMEQ(VE) REIP(VBLICAE) COM(M)ODA / MEDITANS ARCEM HANC SVIS SVMPT(IBVS) INSTAVRAVIT MVRIS CIN=/XIT PROPVGNACVLIS MVNIVIT ARMAMENTARIO INSTRVXIT REDI=/TIB(VS) AVXIT · IDEM FILIIS POSTERISQ(VE) SVIS OMNIB(VS) IN PRIMIS DEVM / PERPETVO PROPITIVM SINCERE PRECATVR · INSVPER MANDAT / EDICITQ(VE) ARCEM HANC NE DE SVA͜E NOMINE FAMILIA͜E VNQ(VAM) / EXCIDAT EAM VNQ(VAM) CVIQVAM NE VENDVNTO NE DONANTO NE / PERMVTANTO NE DOTIS ALIOVE NOMINE OBLIGANTO PRO PIG=/NORE NE TRADVNTO NE DIVIDVNDI QVIDEM NEQ(VE) ELOCAN=/DI AVT VLLO DENIQ(VE) MODO ALIENANDI POTESTAS ESTOd) / EOSDEM ETIAM MONITOS ET ROGATOS VVLT · CHRISTI=/ANAM RELIG(IONEM) PIE ET CASTE COLANT · VIRTVTEM AMPLEC=/TANTVR SOBRIETATEM MAXIME TVM ILLVD ANIMO PERCEPTV(M) / FIXVMQ(VE) TENEANT · CONCORDIAM PIETATE STABILITAM VNAM / ESSE INEXPVGNABILEM ITAQ(VE) SVI MEMORES BENE BEATEQ(VE) / VIVANT VALEANTQ(VE) / · AN(NO) A CHR(ISTO) N(ATO) M De) LXXVI · CAL(ENDIS) IAN(VARIIS)g).

Anmerkungen
a) Die erste Zeile ist größer gemeißelt.
b) vergrößerter Anfangsbuchstabe.
c) Kürzungszeichen fehlt.
d) anschließend vegetabiles Element.
e) neulateinische Zahlzeichen für M und D.
g) Die letzte Zeile ist größer gesetzt.

Unter dem Schutze des besten, größten, einzigen und dreieinigen Gottes! Georg Khevenhüller von Aichelberg, Sohn des Sigismund, Enkel des Augustin, Urenkel des Johannes, Freiherr auf Landskron und Wernberg, Erbherr auf Hochosterwitz, auch Obersterbstallmeister in Kärnten, Rat der erhabensten Kaiser Ferdinand I., Maximilian II. (und) Rudolf Il., geheimer Rat und Kämmerer Erzherzog Karls von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, sowie dessen Obersthofmeister, Landeshauptmann von Kärnten und Hauptmann der Grafschaft Pisino, hat, sein Wohl und das der Seinen, am meisten aber das des Staates erwägend, diese Burg auf eigene Kosten ausgebaut, mit Mauern umgeben, mit Bollwerken verstärkt, mit einer Waffenkammer ausgerüstet und ihre Einkünfte erhöht. Derselbe wünscht von Herzen, dass vor allem Gott seinen Söhnen wie allen seinen Nachkommen stets gewogen sein möge und verfügt darüber hinaus, dass diese Burg niemals von seinem Namen und seiner Familie abkommen soll, dass sie weder jemals an irgendjemanden verkauft noch verschenkt noch vertauscht werden, unter dem Titel einer Mitgift oder einem sonstigen Titel verpfändet oder zu Pfand ausgegeben werden soll, noch soll es gestattet sein, sie zu teilen, zu verleihen oder endlich auf irgendeine Art zu veräußern. Er will sie auch ermahnt und angehalten haben, den christlichen Glauben fromm und sittsam zu pflegen, nach Nüchternheit als einer Tugend zu streben und schließlich und vor allem zu Herzen zu nehmen und fest dort zu bewahren, dass nur die Eintracht, die durch Pflichtbewußtsein bewehrt ist, unanfechtbar ist. So sollen sie im Gedenken an ihn gut und glücklich leben. Im Jahre nach Christi Geburt 1576, an den Kalenden des Januar.


Kommentar

Dieses „steinerne Testament“1) des Bauherrn der Burg Hochosterwitz ist in dieser Form einmalig: Georg II. Freiherr von Khevenhüller2) (1534–1587, vgl. Kat.-Nr. 470), ein Sohn des Sigmund I. Khevenhüller und der Katharina Gleinz von Gleinitz, war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Sibylla Weitmoser (1538–1564) und in zweiter mit Anna Thurzo von Bethlenfalva (um 1535/36–1607)3), Witwe nach Christoph IX. Welzer von Eberstein. Er war Freiherr auf Landskron und Wernberg, Erbherr auf Hochosterwitz, erblicher oberster Stallmeister in Kärnten, Rat von Erzherzog Karl von Österreich, geheimer Sekretär und Kämmerer, Obersthofmeister, Landeshauptmann von Kärnten von 1565 bis 15874) und Hauptmann der Grafschaft Pisino. Zusammen mit seinen Vettern Bartelmä und Hans Khevenhüller erhielt er 1566 von Maximilian II. den erblichen Freiherrenstand verliehen5), auch der Titel eines „Obristerb­stallmeisters“ von Kärnten wurde ihm erblich zuerkannt6). Er galt als „eine der markantesten Persönlichkeiten des Kärntner Adels im 16. Jahrhundert“7), mit 23 Jahren war er bereits Landesverweser8), mit 31 Jahren Landeshauptmann. Er ist am 9. September 1587 in Klagenfurt gestorben und erhielt in der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Villach seine Grablege9).

1) Nach Scheiger, Hochosterwitz in Kärnten 254 im „classischen Latein, wahrscheinlich vom Pastor Christalnig verfasste Inschrift“.
2) Czerwenka, Khevenhüller 48f. – Schnerich, Denkmal Sp. 129–136. – Khevenhüller-Metsch, Burg Hochosterwitz 1961, 26f., 60. – Khevenhüller-Metsch/Ginhart, Burg Hochosterwitz 20f.
3) Dinklage, Kärnten um 1620 229–230, Stammtafel I, IV.
4) Webernig, Landeshauptmann 21f.
5) Probszt, Villacher Bürger 139.
6) Khevenhüller-Metsch, 400 Jahre Hochosterwitz 173.
7) Wilckens, Familien-Gobelins 115. – Webernig, Landeshauptmann 21.
8) Wutte, Wappen 125.
9) Das Epitaph stammt von Ulrich Vogelsang. Vgl. dazu Hornung, Inschriften 56f., Nr. 58, 125f., Nr. 142.
Literatur

Herrmann H., Osterwitz 172. – Scheiger, Hochosterwitz in Kärnthen 254. – Ders., Veste Hochosterwitz 66. – Trautenberger, Hochosterwitz 69. – Grueber, Tore 101. – Ders., Hochosterwitz 55f. – Khevenhüller-Metsch/Ginhart, Burg Hochosterwitz 45. – Steindl, Lateinische Inschriften Hochosterwitz 2f. – Milesi, Manierismus 14, Abb. 7. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 134f. oder 143f.? – Dehio Kärnten 2001, 306.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 493,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj493.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 198: Bauinschrift (1576)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)