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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

498 Grades (Metnitz), Pfk. hl. Andreas um 1576

Wappengrabplatte aus weißem Marmor der Maria Salome Waschel von Thumersfelden, außen an der Westwand der Kirche, rechts vom Turm. In die hochrechteckige Grabplatte mit schmaler Rahmung ist eine 22-zeilige Is. eingefügt, die in der oberen Hälfte durch ein einfaches Relief-W. mit auffallender Helmdarstellung und Helmzier, die über die obere Rahmung hinausreicht, unterbrochen wird. Von der Is. sind die 18. bis 20. Zeile nahezu zur Gänze zerstört, ab der 14. Zeile ist die Grabplatte an der linken Seite zum Teil eingemauert und die Beschriftung nicht mehr lesbar.

H. 124 cm, B. 54,5 cm, Bu. 4,7 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

HIE · LIGT // BEGRA/BEN // DIE · ED/EL · TV//GEN/THAF//T · FRA͜V / MARIAa) // SALO/ME · GE//BOR/(N)Eb) · GA//LLIN / · VON // BRIX/EN · D//ES · ED/LEN ·// VEST/EN · H//ERN ·/ HANSEN · WASCH/EL · ZV · DVMERSFE/LDENc) · EH͜ELICHE ·/ [HAV]SFRAV · SO · SA/[LI]G · IN · GOT · VE/[RS]CHIDEN · AM / [...]II · TA[G · I]VNI / [DE]S [– – –/ …] · GOT · WOL / [IME · V(ND)d) · V]NS · ALL/[EN · G] NEDIG · SEINe)

Anmerkungen
a) Das I ist über RA kleiner eingefügt.
b) Es ist kein Kürzungszeichen vorhanden, aber auch keine Ligatur angezeigt.
c) L und D sind nur mehr zur Hälfte lesbar.
d) Mögliche Textergänzung.
e) Trennzeichen: quadrangelförmiger Punkt auf Zeilenmitte.

Wappen: Gall zu Ansidl1).


Kommentar

Maria Salome Gall zu Ansidl in Brixen war möglicherweise die Tochter des Brixener Generalvikars Dr. Johann Gall, der 1562 gestorben ist und eine Tochter hinterlassen hat2). Die Adelsfreiheit im geistlichen Fürstentum Brixen erhielt die bürgerliche Familie Gall erst im Jahre 15733). Das W. auf der Grabplatte gehört eindeutig dieser Familie an und es ist somit nachweisbar, dass eine Tochter Maria Salome Gall zu Ansidl den Hans Waschel von Thumersfelden geheiratet hat. Dieser war der Sohn des Hans d. Ä. Waschel von Thumersfelden, der mit Christina Peuerl (Peurl), Tochter des Wilhelm Peuerl, aus dem steirischen Adelsgeschlecht verheiratet war. Er wird häufig in den Lehensprotokollen des Stiftes St. Paul im Lavanttal ab dem Jahr 1576 genannt4). 1580 hat dann Abt Andreas von St. Paul die Lehengüter, die er von dem „Andre Peuerl seligen Erben durch kauf an sich gebracht“ hatte, dem edlen und vesten Hans Waschel verliehen5). Er war 1587 bereits verstorben, da am 15. Mai 1587 der Abt Vinzenz Güter, die Anna Haser „vermög Aufsand 1584 III 8 von weiland Hannsen Wäschl zu Tumersvelden gekauft hat, ... die am Remschnikh gelegen“, dieser zu Lehen gab6). Im gleichen Jahr hat der St. Pauler Abt der „edl tugendhafft Frau Christina, weilend des edlen und Ernuesten Hannsen Wäschl zue Tumersfeld selig gelassenen Wittib, geborene Peuerl“ anstelle ihrer drei Söhne einen Urlaubsbrief über die Güter ihres verstorbenen Mannes ausgestellt7). Diese drei Söhne werden am 28. August 1597 genannt, als Abt Vinzenz dem ältesten Lehensträger, Hans Wilhelm Waschel, für sich und seine beiden Brüder Hans Christoph und Hans Jakob, die väterlichen Lehen bei Mahrenberg in der Untersteiermark bestätigte8). Auch das W. der Peuerl ging 1573 mit dem Aussterben der männlichen Linie an die Waschel von Thumersfelden über9).

Interessant ist der Lehenshinweis von Andre Weiß zu Schmelzhofen, der ein Gut bei St. Margarethen im Lavanttal besaß, in dem er für sich und anstat der Rennerischen Erben als Erben des letzten männlichen Peuerl, Andre Peuerl am 1. August 1576 urkundet10).

Die Waschel stammten aus dem Metnitztal und gehörten dem Kärntner Adel an, später mit dem Prädikat „von Thumersfelden“11): es war dies ein heute abgekommenes Schloss bei Saldenhofen im ehemaligen untersteiermärkischen Bezirk Mahrenberg12), heute Slowenien. Rupert Waschel von Thumersfelden war wohl ein Bruder des Hans Waschel von Thumersfelden. Dieser war mit einer Barbara N. verheiratet und 1558 Bürger und Landrichter zu Straßburg, 1564 Amtmann von Gurk, von 1569 bis 1582 Pfleger zu Grades13). Zu den Kindern des Rupert Waschel wird der in Gurk begrabene Gregor Waschel gehören14), dem seine Mutter Barbara im Dom zu Gurk ein Grabdenkmal setzte (vgl. Kat.-Nr. 508). Ein Bruder Andreas war seit 1575 Pfarrer zu Metnitz, ein weiterer vermutlich Hans Christoph. Genannt ist auch die Tochter Barbara, die am 24. 7. 1580 auf Schloss Straßburg den Paul Straßburger geheiratet hat15). In diese Generation gehört auch Georg Waschel von Thumersfelden, der mit einer Elisabeth N. verheiratet war und eine Tochter Maria hatte, die 1649 geboren wurde16). Ein Bruder des Rupert und Hans Waschel war vermutlich der 29. Propst von Seckau, Jakob Wasch(e)l (1560–1566)17). Erwähnt wird 1583 auch eine Kaspar Waschel von Aich, vermutlich ebenfalls ein Bruder oder Vetter18). Der Sohn des Hans Waschel, Hans Wilhelm Waschel von Thumersfelden, erhielt 1605 zusammen mit seinem Bruder Hans Jakob die Kärntner Landstandschaft19). Hans Wilhelm war 1633 und 1635 Beisitzer des landständischen Ausschusses, 1629 wird er als Einnehmer zu Grades und Wieting genannt, 1632 bis 1635 Pfleger zu Grades und Besitzer eines Hofes zu Treffling20). Er hat 1628 das Schloss Zigguln in Klagenfurt erworben und es schon 1633 an die Jesuiten weiterverkauft21). Er hat vor 1633 ein zweites Mal geheiratet, diesmal Veronika Weiß von Weissenau und Schmelzhofen. Gestorben ist er vor 1649. Sein Bruder Hans Jakob Waschel von Thumersfelden hat 1609 Sidonia von Gaisruck geheiratet und ist vor dem 15. März 1643 bereits verstorben22). Als Vettern des Hans Wilhelm Waschel werden ein Wolf Andrä und ein Georg Ehrenreich Waschel genannt23). Eine Prisca Waschel von Thumersfelden war mit dem fürstlich bambergischen Pfleger auf Weissenegg, Eberhardt Erdtl von Hainstadt, dem Erbauer von Schloss Ehrenegg bei Griffen, verheiratet24).

1) Tir A 23, Taf. 4: in Sch. ein silberner Schrägrechtsfluss, begleitet von je einer goldenen Kugel; am gekr. Helm der Schrägrechtsfluss mit den Kugeln und oben besteckt mit einem Federbusch.
2) Wolfsgruber, Brixner Domkapitel 155, Nr. 56.
3) Fischnaler, Adels- und Wappenverleihungen 83, Nr. 10 (1573 XII 10). – Granichstaedten-Czerva, Brixen 87, 119f. – Wolfsgruber, Brixner Domkapitel 155, Nr. 56.
4) Schroll, Regesten Nrr. 5, 12, 45, 48, 50, 56 u. 57.
5) Ebenda Nr. 12 (1580 VIII 19).
6) Ebenda Nr. 48.
7) Ebenda Nr. 50.
8) Ebenda Nr. 56. – Vgl. auch Nr. 57 (1597 IX 27).
9) Bartsch, Wappen=Buch fol. 86, 83f., Nr. 83. – Vgl. Kraßler, Wappenschlüssel 58, 110, 277. – W.: in Rot ein schwarz gefüllter goldener linker Sparren. Der Sparren wird hier meistens so dargestellt, dass der untere Schenkel einem erniedrigten Balken gleicht und der obere ein linker, an den Balken anstoßender Schrägbalken sein kann (siehe KLA, Wb A fol. 91, WB C fol. 206a. – Wutte, Wappen 139. – Kraßler, Wappenschlüssel 242. – Neumann, Wappenbuch C 195. W.: hier in Gold ein schwarzer schräglinker Sparren).
10) Schroll, Regesten Nr. 5.
11) Weiß A., Kärnthens Adel 315. – Metnitz, Geadelte Bürger 1964, 111.
12) Vgl. dazu auch Jakič, Gradovi 115: graščino Thumersfelden – Thumersfelden, Schloss in der Gemeinde Saldenhofen (Vuzenica) im Bezirk Mahrenberg (Radlje ob Dravi) in der ehemaligen Untersteiermark (Slowenien).
13) KLA, Zenegg, Genealog. Sammlung, Sch. 54/46. – Lebmacher, Gurker Lehensleute 182. – Vgl. auch Obersteiner, Tagebuch 1952, 338: Rupert Waschel stirbt am 18. Jänner 1596 im Alter von 86 Jahren in Grades.
14) Vgl. Obersteiner, Gurker Bistumsgeschichte 1956, 212.
15) KLA, Zenegg, Genealog. Sammlung, Sch. 54/46.
16) Ebenda.
17) Roth, Seckau 484.
18) KLA, Zenegg, Genealog. Sammlung, Sch. 54/46.
19) Metnitz, Geadelte Bürger 1964, 111.
20) KLA, Zenegg, Genealog. Sammlung, Sch. 54/46.
21) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 165.
22) KLA, Zenegg, Genealog. Sammlung, Sch. 54/46.
23) Lebmacher, Gurker Lehensleute 182.
24) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 24.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 267f. – Kunsttopographie Kärnten 76 (hier steht 1512). – Dehio Kärnten 2001, 229.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 498,
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Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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