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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
620 |
Friesach, Deutschordensk. hl. Blasius |
1607 |
Aufschwörschild des Adam Freiherr zu Wolkenstein und Trostburg, innen an der Südwand unter der Orgelempore. Der kreisrunde Schild aus Holz ist in der Mitte mit einem W. bemalt. Das Rund des Wappenfeldes und der Außenrand des Schildes werden von je einem geschnitzten und vergoldeten Ornamentreifen eingefaßt, dazwischen ist eine umlaufende Is. gemalt, die am Ende in einer dreifach übereinander gestellten und wesentlich kleiner gemalten Is. endet. Die kreisrunde Wappentafel ist stärker verschliffen und nicht mehr einwandfrei kenntlich. Der Aufschwörschild stammt ursprünglich aus der Deutschordenskirche Mergentheim1) und befindet sich nun in der Sammlung des Komturs und Ratsgebietigers des Deutschen Ritterordens, Dr. Eduard Carl Borr. Gaston Pöttickh, Graf und Freiherr von Pettenegg (1847–1918), die dieser in der Ordenskommende in Friesach zusammengetragen hat.
D. 52 cm, Bu. I. 3,5 bzw. II. 1,8 cm. – Fraktur.
Textedition
An(n)o 1607 · den · 23 tag · ap(r)ilisa) ist der wolgebohrne Herr · Herr Adam
Freyherrb) Zu Wolckenstein / Vnd Trostburg in / denn Ritterlichen / Teuschen
orden kom(men)
Anmerkungen
Wappen: Deutscher Orden – Wolkenstein2).
Kommentar
Das Schriftbild zeigt eine zierhafte Frakturschrift, wobei der ungeübte Maler den ersten Teil des Textes so großzügig aufgeteilt hat, dass er das Textende in drei Zeilen und viel kleinerer Schrift übereinander anordnen musste.
Adam Freiherr zu Wolkenstein und Trostburg entstammte einer alten Tiroler Familie3), seine Eltern waren Melchior Hannibal von Wolkenstein und Eleonore Truchsessin von Waldburg4). Er wurde 1583 geboren und kam 1606 im Gefolge des Statthalters Marquart Freiherr von Egg und Hungerspach unter dem Deutsch- und Hochmeister Erzherzog Maximilian von Tirol nach Mergentheim5). Nachdem der Versuch, ihn als Kammergerichtspräsident in Speyer zu installieren, gescheitert war6), wurde er 1607 in den Deutschen Ritterorden aufgenommen (vgl. Is.). Nach Kriegsdiensten in den Jahren 1607 bis 1609 in Malta wurde er Kämmerer von Erzherzog Maximilian, nach dessen Tod 1618 dann Kämmerer von Erzherzog Karl und schließlich 1625 kaiserlicher Kämmerer Ferdinands II. 1625 verlieh ihm der Kaiser auch den Titel „Wohlgeboren“, den er aber schon 1607 am Aufschwörschild geführt hatte7). Er war 1610 Komtur zu Würzburg, 1618 bis 1627 Komtur von Donauwörth, 1635 wird er als Ratsgebietiger der Ballei Franken und Komtur zu Heilbronn ausgewiesen8). Er wird um/nach 1635 verstorben sein, da er 1635 in Hall in Tirol sein Testament ausgefertigt hatte9). Aus der Familie stammten auch Karl Freiherr von Wolkenstein-Trostburg10) (1606), den wir später als Komtur in der Ballei Franken antreffen, weiters als Landkomture Ulrich Freiherr von Wolkenstein-Rodeneck11) (eingetreten 1613, Komtur von 1615–1626, gest. 1626) und Johann Gaudenz Freiherr von Wolkenstein12) (1627, gest. 1637).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Deutschordensk. hl. Blasius • Aufschwörschild • Holz • Fraktur •
Egg und Hungerspach, Marquart •
Ferdinand II. •
Maximilian von Tirol •
Pettenegg, Eduard Carl •
Waldburg, Eleonore •
Wolkenstein, Melchior Hannibal •
Wolkenstein, Johann Gaudenz •
Wolkenstein und Trostburg, Adam •
Wolkenstein und Trostburg, Karl •
Wolkenstein-Rodeneck, Ulrich •
Donauwörth, Komturei •
Franken, Komturei •
Friesach, Deutschordenskirche •
Heilbronn, Komturei •
Mergentheim •
Speyer, Hauskomtei •
Würzburg, Komturei
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