Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

622 Hochosterwitz (St. Georgen a. Längsee),
Fk. hl. Johann Nepomuk u. hl. Nikolaus
1607

Epitaph der Amalia von Thannhausen an der Westwand der Kirche links vom Eingang; die Predella trägt auf blauem Grund eine 15-zeilige Is. (I), der Mittelteil entspricht einem Altaraufbau mit flankierenden Säulen, als Bild ist die Darstellung des Gekreuzigten eingefügt. Das ursprüngliche Mittelbild war wohl die Stammtafel im heutigen Burgmuseums aus der Zeit um 1607 (vgl. Kat.-Nr. 623). Im Architrav ist eine dreizeilige Is. (II) angebracht; darüber ein kreisrunder Aufsatz mit der Darstellung der Dreieinigkeit: Gott Vater, der Gott Sohn und der Hl. Geist (Taube).

H. ca. 380 cm, B. 212 cm, Bu. I. 1,8–2,5 cm, II. 3,5–4 cm. – Fraktur mit eingestreuter Kapitalis.


Textedition
			

I. Hie ligt begraben die Wolgeborne Fraw, Fraw Amalia Freyin von Thanhausen weillendt des auch Wolgebornen Herrn, / Herrn Pauln Freyh͜errns von Thanhausen Erb Jag͜ermaister in Steyr: vnd Erbd͜ruchsess d͜es Erczstifft Salczburg. Für(stlich) D(u)rch(lauch)t Erczh͜erczog͜en Caroln zu Österreich (etcetera)/ Rath, vnd Landtsuerweserr in Khä͜rndten, Wellich͜er am · 8 · Julij A(nno) 1593a) ·/ in d͜er Statt Clag͜enfurt von diser Welt seligkhlich͜e abg͜eshid͜en und aldort, in d͜er Pfarrki=/rch͜en zu d͜er Erd͜en bestät ista) / nachg͜elaszne wittib, g͜eborne von Daxperg, wellich͜e am 5 · Octobris · A(nno) 1607 · in d͜em Schhlosz Grädnegg in Gott d͜em Herrn seligkhlich endt=/shlaffen · d͜eren d͜en sein Göttlich͜e Almacht ain fröllich͜e auferstehung zum ewigen leben durch Christum verleihen welleb) Amenc) / Disz EPITAPHIVM haben obwolgemelter Frawen von Thanhausen seligen hinterlaszne drey Toc=/hter, alsz Fraw Regina Kheuenhüllerin Gräfin, vnnd Freyherrin · Fraw Elisabeth / von · Hallegg: vnd Fraw Catha(r)ina Freyin zu͜e Egg · geborne Freyin von Thanhausen ·/ Jren geliebten in Gott rhueenden Eltern zu͜e Ehren vnnd ewiger gedachtnusz machen ·/ vnd nit allain sy geliebte geehrte Eltern, vnnd deren ehelich mit ein/ander erzeugte Söhn vnd Töchter, sonnder auch absonnder=/lich sy Frawen sich selbst mit Jren gehabten, vnd no=/ch an yeczo habendena) / Herrn Ehegemaheln / vnd mit Jedem ehelich erworbnen Söhn / vnd Töchtern hier auf verzaichne[n] lassen II. Joha(nnes) 3 Ca(pitel) wie Moises in der wuesten ain Schlangen erhöhet hadt, Also mueß / des Menshen Sohn auch erhöhet werden, auf dasz alle die an Jne glauben nit / verlohren werden, sondern das ewige leben haben.

Anmerkungen
a) anschließender Schrägstrich in der Inschrift, kein Zeilenumbruch.
b) anschließend verwischter Buchstabe.
c) die letzten beiden Buchstaben verwischt.

Ioh 3,14f.


Kommentar

Als Stifter des Epitaphs sind die drei Töchter des Paul Freiherr von Thannhausen und der Amalia von Dachsberg, Regina, Elisabeth und Catharina, anzusehen. Bartelmä Freiherr von Khevenhüller1) (1539–1613) war in dritter Ehe mit Regina von Thannhausen verheiratet, Witwe nach seinem 1594 verstorbenen Großneffen Sigmund III. Freiherr von Khevenhüller (1558–1594). Paul Freiherr von Thannhausen, der am 8. Juli 1593 in Klagenfurt verstorben ist, war mit Amalia von Dachsberg verheiratet (vgl. Kat.-Nr. 623): Von den drei Töchtern war die vorerwähnte Regina mit zwei Khevenhüllern verheiratet; Elisabeth von Thannhausen in erster Ehe mit Konrad von Liechtenstein, in zweiter mit Adam von Hallegg; schließlich Catharina von Thannhausen mit Volkhard zu Egg und Hungerspach. Seit 1577 besaß Paul Freiherr von Thannhausen das Schloss Gradenegg, in dem seine Frau Amalia von Dachsberg am 5. Oktober 1607 verstorben ist. Das ursprüngliche Mittelbild, nämlich die dazugehörige Stammtafel Khevenhüller-Thannhausen, befindet sich heute im Burgmuseum (vgl. Kat. Nr.-623, 1939 noch als Mittelteil im Epitaph) und ist durch die Darstellung des Gekreuzigten ersetzt worden.

1) Dinklage, Kärnten um 1620 230f. (Stammtafel II bzw. IV).
Literatur

Scheiger, Hochosterwitz in Kärnthen 257. – Ders., Veste Hochosterwitz 68. – Raab, Thannhausen 25f. – Khevenhüller-Metsch/Ginhart, Burg Hochosterwitz 49. – Leitner F., Gabrielus Bucelinus 692f. – Dehio Kärnten 2001, 306.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 622,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil4/kaernten-2-obj622.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Hochosterwitz (St. Georgen a. Längsee), Fk. hl. Johann Nepomuk u. hl. Nikolaus    •  Epitaph  •  Fraktur  •  Kapitalis  •  Inschriften des Totengedenken  •  Dachsberg, Amalia  •  Egg und Hungerspach, Volkhard  •  HalleggAdamAmaliaBartlmeChristophElisabethPaulVeitVolckhart  •  Khevenhüller, Bartelmä  •  Liechtenstein, Konrad  •  ThannhausenCatharinaElisabethPaulRegina  •  Gradenegg, Schloß  •  Hallegg  •  Hochosterwitz, Fk.  •  Klagenfurt  •  Launsdorf, Fk. St. Johann Nepomuk

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 226: Grabplatte
Nikolaus Platzer (1613)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)