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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

625 Hochosterwitz (St. Georgen a. Längsee),
Fk. hl. Johann Nepomuk u. hl. Nikolaus
1607

Wappengrabplatte des Franz II. Freiherrn von Khevenhüller aus schwarzem Marmor mit einem dreiteiligen Aufbau: oben und unten je ein erhaben herausgearbeitetes, polychromes Schriftfeld mit Rollwerkrahmung. In der Mitte ist in einem kreisrunden Medaillon aus weißem Marmor das W. der Khevenhüller eingefügt. Das untere Schriftfeld trägt eine 16-zeilige Is. (I), das obere eine elfzeilige Is. (II). Die seitlichen Flächen der Grabplatte sind mit einer zweizeiligen, umlaufenden Is. beschriftet (IIIa). Das untere Schriftfeld begleitet eine dreizeilige Is. (IIIb), die rechts und links von zwei Großbuchstaben flankiert ist (IIIc). Auf der profilierten äußeren Rahmenleiste aus weißem Marmor ist eine weitere umlaufende Is. (IV) eingemeißelt.

H. 225 cm, B. 116 cm, Bu. I. 1,2–2 cm, II. 2,6–4,5 cm, IIIa. u. b. 3,2 bzw. 2 cm, IIIc. 8 cm, IV. 2,8 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

I. HIEa) LIGTa) BEGRA͜ BENa) DERa) WOLGEBORNa) HERRa) / H͜ERR FRANZa) KH͜EVENYLLERa) ZV AICH͜LBERG / FREYH͜ERR A͜VF LA͜NN͜TSCRON V͜ND W͜ERN͜BERG ERB / H͜ERR A͜VF HOCH͜ENOSST͜ERWIZ V͜ND CA͜RLSPERG FV͜R(STLICHER) / DV͜R(CHLAVCHT) ERZH͜ERZOGEN M͜AXIMILLIA͜NY ZV OSST͜ ERRE=/=ICH (ET)C(ETERA) VOR DISEM ERW͜ELT͜EN KHV͜NIG IN POLLEN ·/ CAM͜ERER ERBLA͜NN͜DTST͜ALM͜AIST͜ER V͜ND EIN͜ER ER(SAMEN) / LAN͜DTSCHA͜FFT IN KH͜ÄRN͜DT͜EN V͜ERORDENT͜ER / SO AM ACH͜TEN MAY AN͜NO 1607 · IN DER STATT ·/ CLAGEN͜FV͜RT · IN SEIN͜ER BEH͜AVSVNG IN GOTT DE(M)b) / H͜ERRN SELICKH͜LICH VON DISER M͜HYESAM͜EN / W͜ELT ABGESCH͜DENc) IST · DEME SEIN GOT=/=TLICHE · ALLMACHT · SAMBT · A͜LLEN · CH͜ RI=/=STGLA͜VBIGEN · AIN FRÖLLICHE AVFFER=/=STEHVNG ZVM EWIGEN LEBEN · DV͜RCH / CHRISTVM VERLEICH͜EN W͜ELLE · AMEN II. IO(H)A(NNES) AM · 3 · CAP(ITEL) / ALSO HAT GOTT DIE W͜ELT GE=/LIEBT DAS ER SEIN͜EN EINGEBOR=/N͜EN SOH͜N GAB A͜VF DAS A͜LLE DIE / AN IN GLA͜VBEN NICH͜T V͜ERLORN / W͜ERDEN SV͜NDERN DAS EWIGE LE=/BEN HABEN / · 1 · IOH͜AN͜NES · 1 : / DASa) PLVET IHESV CHRISTI / SEINES LOHNSd). MACHT VNS / RAIN VON ALLEN SYNDEN IIIa. ROM͜ERNa) · 14 . CA͜P(ITEL) VNSER KH͜AIN͜ER LEBT IM SELBER V͜ND KHAINER STIERBT IM SELBER LEBEN / WIER SO LEBEN WIER DEM H͜ERRN ST͜E/RBEN WIERe) SO ST͜ERBEN WIER DEM H͜ERRN DA͜RV͜MBEN WIER LE[BEN ODER STERBE]N SO SEIN͜DT WIER D(EM) H(ERRN) // EZECHIELISa) · 37 · CA(PITEL) SICH͜E ICH WIL SAGT GOTT EV͜RE GREBER A͜VF͜T͜H͜V͜EN V͜ND WIL EVCH M͜EIN VOL/KH A͜VS DEN SELBEN H͜ERA͜VS HÖLLEN / V͜ND EVCH INS LAN͜D ISRA͜EL BRINGEN. V͜ND SOLT ERF[A]REN D[AS ICH DER] HERR BIN. (ET)C(ETERA) IIIb. PHILIP(PER) I . CAP(ITEL) / CHRISTVS IST MEIN LEBEN VND / STERBEN IST MEIN GEWINN . IIIc. A // Ef) IV. ICH W͜AIS DAS M͜EIN ERLOSER LEBT V͜ND ER WIERT MICH H͜ERN͜ACH A͜VS DER ERDEN A͜VF W͜ECKH͜ EN . V͜ND W͜ERDE DA/RN͜ACH MIT DISER MEIN͜ER H͜AVT V͜MBGEBEN WE/RDEN, V͜ND W͜ERDE IN M͜EIN͜EM FLEISCH GOT SECH͜E, DENSELBEN W͜ERDE ICH MIER SECH͜E, V͜ND MEIN͜E A͜VGEN / W͜ERDEN IN SCH͜AV͜EN VND KH͜EIN FREM͜DER

Anmerkungen
a) vergrößerter Anfangsbuchstabe.
b) Bestand: DL mit Kürzungsstrich darüber.
c) sic! – das fehlende I könnte in die Ligatur HD eingebunden sein.
d) sic!
e) Beim W ist auf der unteren Zeilenlinie ein Schaft beigefügt.
f) Könnte für A(FANG) und E(NDE) stehen.

Ioh 3,16 (II, erster Teil); 1 Ioh 1,7 (II, zweiter Teil); Röm 14,7f. (IIIa, erster Teil); Ez 37,12f. (IIIa, zweiter Teil); Phil 1,21 (IIIb); Ijob 19,25–27 (IV).


Datum: 1607 Mai 8.

Wappen: Khevenhüller1).


Kommentar

Franz II. Freiherr von Khevenhüller2) (1562–1607) war der zweitgeborene Sohn des Landeshaupt­mannes Georg II. von Khevenhüller (1534–1587) und der Sibylla Weitmoser (1538–1564) und hat am 8. Oktober 1590 Crescentia von Stubenberg geheiratet3). Er wirkte als Kämmerer, Erblandstallmeister und Verordneter der Kärntner Landstände4) (1596). Am 8. Mai 1607 ist er in Klagenfurt in seinem Haus gestorben und wurde als Protestant nicht mehr in Villach beigesetzt, sondern in der Fk. St. Johann Nepomuk und Nikolaus auf Hochosterwitz. Bei den Bibelstellen wird in der reformatorischen Zeit des 16. Jahrunderts gerne auf die die Auferstehungslehre Luthers zurückgegriffen: ein Beispiel für diesen zuversichtlichen Auferstehungsglauben bringt etwa der Bibeltext aus Philipper 1,21: „Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn“.

Nach G. H. Neckheim5) wurde die Wappengrabplatte von Martin Pacobello angefertigt; ein Künstlerhinweis fehlt allerdings.

1) Vgl. Kat.-Nr. 393, Anm. 1.
2) Dinklage, Kärnten um 1620 230f. (Stammtafel IV).
3) Khevenhüller-Metsch, 400 Jahre Hochosterwitz 173.
4) Wutte, Wappen 143.
5) Neckheim, Grabmalplastik 1940, 219.
Literatur

Scheiger, Hochosterwitz in Kärnthen 257. – Ders., Veste Hochosterwitz 68. – Trautenberger, Thannhausen 74. – Grueber, St. Johann von Nepomuk 770. – Khevenhüller-Metsch/Ginhart, Burg Hochosterwitz 49. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 219. – Dehio Kärnten 2001, 306.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 625,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil4/kaernten-2-obj625.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 232: Grabplatte Franz II.
von Khevenhüller (1607)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)

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Abb. 233: Detail
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)