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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
634 |
Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche Mariae Himmelfahrt |
1612 |
Grabdenkmal aus verschiedenartigem Marmor des Karl von Grimming, innen am ersten Pfeiler des südseitigen Mittelschiffes. Im Mittelfeld steht aus weißem Marmor vor schwarzem Hintergrund die lebensgroße Frontalfigur des infulierten Dompropstes und Weihbischofs im prächtigen Ornat, mit Mitra, Inful und dem Pedum in der linken Hand. Das Gesicht ist ausdrucksvoll, die Mitra reichlich mit Edelsteinen besetzt, die Hände tragen bestickte Handschuhe, die Finger werden von Ringen geschmückt. Die Pontifikalgewänder sind reich ornamentiert. Die Standfigur des Verstorbenen, in den Proportionen nicht besonders gut gelungen und von einem „übertriebenen Naturalismus“1) gekennzeichnet, ist in eine flache Nische mit kleeblattförmigem Abschluss gestellt, der Hintergrund ist schwarz bemalt. Die architektonische Umrahmung zeigt einen mehrfach gegliederten, durch verschiedene Marmorarten dekorierten Aufbau. Ein reich profilierter Sockel aus rötlichem Marmor trägt die das Mittelfeld flankierenden Pfeiler mit jonisierenden Kapitellen, die aus rötlich gesprenkeltem Marmor gemeißelt sind. Die Pfeiler ruhen auf vorspringenden Voluten und tragen oben ein ausladendes Gesims, wobei der Mittelteil des Architravs aus schwarzem Marmor gefertigt wurde; darüber wird eine querovale, kartuschenartig und mit Rollwerk gerahmte Schrifttafel aus weißem Marmor mit einer neunzeiliegen Is. (I) seitlich von Granatäpfeln begleitet und von einer allegorischen weiblichen Figur (Ecclesia oder Fides ?) überhöht. Der Architrav zeigt eine dreizeilige Is. (IIa) und eine zweizeilige Is. (IIb), eine Jz. findet sich in den Zwickeln über der Nische (III). Hier ist rechts und links je ein Relief-W. mit einer erklärenden Is. eingefügt, links Grimming (IV/1), rechts Graben (IV/2). Die beiden W. bilden mit zwei weiteren Relief-W. auf den beiden Pfeilersockeln die Ahnenreihe; links Pleness von Schönfelden (V/1) die Großmutter väterlicherseits, rechts Mirget (Mirgot von Nußdorf ) die Großmutter mütterlicherseits (V/2).
H. 358 cm, B. 158,5 cm, Bu. I. 2(2,5) cm, II. u. III. 2 (3,5) cm, IV. u. V. 2 cm. – Kapitalis.
Textedition
I.
HOCa) MONVM͜ENTVM REVERENDISS(IM)Ob) PATRIa), ET NOBILI
D(OMINO)a) / D(OMI)NOa) CAROLOa) GRIM͜MINGc), CVIVS A(N)I(M)A
IN REFRIGERIO SIT, OLIM SVF=/=FRAGAN͜EOa), PRA͜EPOSITOa), ET
ARCHIDIACONOa) H͜VIVS CAT͜HEDRALISa) / ECCLESIA͜ Ed)
GV͜RCEN(SIS)a); M͜EMORIA͜E ET GRATIT͜VDINIS ERGO, TANQVAM /
FILIVS PATRI, ET BEN͜EFACTORI SVO ET ECCL(ES)IA͜E H͜VIVS, FIERI
CV͜RA=/=VIT, EIVS IN M͜VN͜ERE SVCCESSOR, ADMODVMa)
REVERENDVSa) / PAT͜ER AC NOBILISa) D(OMINVS)a) D(OMI)N(V)Sa)
MATT͜HIASa) · A · STAVDACHc) PRA͜E/POSITVSa) ET
ARCHIDIACON͜VSa) EIVSDEM ECCL(ES)IA͜Ea) GV͜RCEN(SIS)a) CVIVS /
REGIMINI A͜VXILIETVR ET BEN͜EDICAT DEVSe).
IIa.
ENa) TIBI · T͜ERRA · QVOD · T͜VVM · EST · EN · VOBIS · V͜ERM͜ES ·
QVOD · V͜ESTRV͜M · EST · T͜V . CLEM͜EN͜TISSIM͜ E · IESVe) / CHRIST͜E ·
IN · QV͜EM · CREDIDI · ET · SPERA͜VI ; ANIM͜AM · M͜EAM · A · T͜E ·
TIBI · CREAT͜AM · A · REATIBVS · EXPIATA͜M · ITA / AD T͜E ·
SVSCIPE · VT · TANDEM · REASSVM͜PTO · SPOLIO · TECVM · IN ·
A͜ETERNVM · VIVATf)
IIb.
REXITa) · HANC · ECCLESIAM · PRAEPOSITVS, ET ·
ARCHIDIACONVS · ANNOSa) 41g) ; /· OBIIT · ANNO · SALVTIS · 1611g)
· AETATIS · 64g)
III.
· 16 ·//· 12 ·
IV/1.
· GRIMMI(N)Gh) · SEIN · VATER ·
IV/2.
. VO(N)i) . GRAB(EN) . SEIN . M͜V͜T(ER)
V/1.
PLEN͜ESSIN · VON / SCH͜EN͜FELDENa), / SEIN · AN͜FRA͜V
V/2.
MIRGETINa) / SEINa) . AN͜ FRA͜V
Anmerkungen
Wappen: Grimming2), Graben3), Pleness von Schönfelden4), Mirgot von Nußdorf5).
Kommentar
Karl von Grimming, geboren 1547, studierte in Salzburg und in Rom und wurde am 23. Oktober 1570 zum Gurker Dompropst erwählt, am 26. November schließlich von Bischof Urban Sagstetter (1556–1573) in seinem Amt konfirmiert6). Papst Clemens VIII. ernannte ihn am 23. November 1592 zum „Bischof von Germanica“ und Suffragan (Weihbischof ) von Gurk7). Er hatte zuerst in Salzburg studiert8) und war später im deutschen Kolleg in Rom9). Grimming war Landstand in Kärnten und in dieser Funktion am politischen Geschehen seiner Zeit mitbestimmend10). Als wichtige zeitgenössische Quelle gilt sein Tagebuch aus den Jahren von 1570 bis 160511). Während seiner Regierungszeit wurde 1591 das Mittelschiff des Langhauses (vgl. Kat.-Nr. 573) eingewölbt, hier findet sich auch das persönliche Wappen Grimmings12). Auch die Ausmalung der drei Apsiden durch den Klagenfurter Maler Anton Plumenthal erfolgte 1598 (vgl. Kat.-Nr. 589) im Auftrag von Propst Grimming13). Schon 1593 waren die Räume des „Gurker Domkapitelarchivs“ im Westtrakt (vgl. Kat.-Nr. 573) des neuen Propsthofes ausgemalt worden, vermutlich von dem aus St. Veit stammenden Oswald Kräusl14). Die „obere Sakristei“ wurde in den Jahren von 1599 bis 1601 umgebaut15). Im Jahre 1584 stiftete Karl von Grimming der Pfarrkirche St. Georg in Stall im Mölltal eine Gl.16), die der bekannte Völkermarkter Glockengießer Benedikt Fiering (ca. 1560 – etwa 1586) gefertigt hat. Diese Stiftung verweist auf einen genealogischen Bezug: Der Großvater des Propstes, Erasmus von Grimming, war Pfleger in Stall und soll dort 1509 gestorben sein. Der Vater war Balthasar von Grimming, als Pfleger auf Schloss Weißenstein bei Windisch-Matrei in Osttirol genannt17). Seine Mutter war eine geborene von Graben, deren Vornamen leider nicht bekannt ist. Eine Elisabeth von Khünburg wird als Ehefrau des Balthasar erwähnt: es wird sich wohl um dessen zweite Ehefrau handeln, wenn der „Stiefsohn“ persönlich vermerkt, dass am 4. September 1594 „Elisabeth Grimming, geb. von Kuenburg, Witwe des Vaters des Dompropstes“18) gestorben ist, sie also nicht als seine Mutter anspricht. Die am Grabdenkmal wiedergegebene heraldische Ahnenreihe nennt weiters großmütterlicherseits die Pleness von Schönfelden (?) und die Mirget (Mirgot von Nußdorf )19).
Weihbischof und Dompropst Karl von Grimming ist am 7. Feber 1611 in Gurk gestorben20) und erhielt zwei Grabdenkmäler: eine einfache Wappengrabplatte als Zeichen der tatsächlichen Grablege aus dem Jahre 1611, ursprünglich im Fußboden im Mittelgang, heute an der Wand des südlichen Seitenschiffes, ist fast bis zur Unkenntlichkeit abgetreten, nur vom W. sind noch Reste erhalten (ein sechsmal gespaltener Balken). Die seiner Bedeutung und Würde entsprechende Grablege in Form eines Kenotaphs wurde wohl kurz nach seinem Tode von seinem Amtsnachfolger, Propst Mathias von Staudach (1611–1617) bei dem Klagenfurter Bürger und Bildhauer Martin Pacobello21) in Auftrag gegeben. Nach J. Löw22) wurde das Grabdenkmal um 264 Gulden in Klagenfurt angefertigt, am 24. November 1611 überführt und dort Ende 1611 bzw. Anfang 1612 aufgestellt, ursprünglich am zweiten Pfeiler, erst 1784 erfolgte die Übertragung an den heutigen Standort, an den ersten Pfeiler des südseitigen Mittelschiffes. Die Architektur des Grabdenkmals ist durchaus gut gelungen, bescheidener ist die Darstellung des Propstes23), was auf andere Hände in der Werkstatt des bekannten Bildhauers Martin Pacobello hindeuten könnte
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche Mariae Himmelfahrt • Grabdenkmal • Marmor • Kapitalis • Inschriften des Totengedenken •
Clemens VIII. •
Fiering, Benedikt •
Graben •
Grimming, Balthasar, Erasmus, Karl •
Khünburg, Elisabeth •
Kräusl, Oswald •
Mirget •
Pacobello, Martin •
Pleness von Schönfelden •
Plumenthal, Anton •
Sagstetter, Urban •
Staudach, Matthias •
Gurk, Domkirche •
Klagenfurt •
St. Veit a. d. Glan •
Weißenstein, Schloß
Abbildungen
Abb. 234: Grabdenkmal Karl von Grimming (1612) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
Abb. 235: Detail ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
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I. Dieses Grabdenkmal hat dem ehrwürdigen Pater und edlen Herrn, Herrn Karl Grimming, dessen Seele in Ruhe verweile (sei), einst Weihbischof, Propst und Erzdiakon dieser Kathedrale der Gurker Kirche, zur Erinnerung und in Dankbarkeit, also gleichsam wie ein Sohn dem Vater, und seinem Wohltäter und dem dieser Kirche, sein Nachfolger im Amt errichten lassen, der sehr ehrwürdige Pater und edle Herr, Herr Matthias von Staudach, Propst und Erzdiakon derselben Gurker Kirche; Gott möge seine Amtsführung unterstützen und segnen.
IIa. Siehe, auf der Erde (ist) für dich, was dein ist, siehe, die Würmer (sind) für Euch, weil es euer ist; o du mildtätigster Jesus Christus, an den ich geglaubt und gehofft habe; meine Seele ist von dir für dich erschaffen (und) von den Sünden gereinigt, nimm sie zu dir auf, dass sie endlich, nachdem sie in Erbauung wiederaufgenommen, mit dir in Ewigkeit lebt.
IIb. Er hat diese Kirche als Propst und Erzdiakon durch 41 Jahre regiert; er ist gestorben im Jahre des Heils 1611, im Alter von 64 ( Jahren).