Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

636 Straßburg, Schloss 1612

Epitaph des Hans III. Raidhaupt zum Rosenberg, an der Nordwand des Lapidariums; der sehr reliefhaft herausgearbeitete Stein nimmt in seiner Art eine Sonderstellung in der Kärntner Grabmalplastik ein. Die auf den ersten Blick eher derb wirkende Zeichnung der Darstellung gibt bei näherem Betrachten Nuancen feingliedriger und detailgetreuer Arbeit wieder, wobei offensichtlich der vorhandene Steinblock die Aufteilung und Gliederung bestimmt hat. In die Bildmitte ist der Gekreuzigte gestellt, dabei eine Is. (I); seitlich wird der in eine Kapellenarchitektur gestellte Christus flankiert links von den gerüsteten sechs männlichen und rechts den neun weiblichen Angehörigen in Beterreihen, in der Manier der Epitaphik des ausgehenden 16. Jahrhunderts. In kreisrunden Feldern darüber sind zwei Relief-W. angeordnet. Unten ist ein hochovales Schriftfeld gestaltet, mit einfacher Rollwerkrahmung und seitlich begleitenden puttohaften Engelsköpfen. Die Beschriftung gliedert sich in ein Bibelzitat mit einer fünfzeiligen Is. (II), an die sich die Hauptbeschriftung mit einer 14-zeiligen Is. (III) anschließt. Die Bu. sind recht ungelenk gemeißelt, zahlreiche Abbreviaturen und Ligaturen bestimmen das Schriftbild.

H. ± 198 cm, B. ± 85 cm, Bu. I. 2,5 cm, II. 2 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

I. I . N . R . I II. HIOB // 19a) / ICH W͜EIS DAS M͜EIN ERL/OSER LEBET VND ER WIRT / MICH HEBNACHb) AVS DER ERDEN / AVFFWECKEN III. HIE RVH͜ET IN GOTT DER EDL VND GE/STRENG H͜ERR HANNS RADHAV͜PT ZVM / ROSENBERG VND AICH WEILENT DER FVRS(TLICH) / DV͜RCH(LAVCH)T H͜E(RRN) H͜ERRN CA͜RLN ERTZH(ERZOG) ZV OSTERREICH (ET)C(ETERA) / HOCHSELIGISTER GEDECHTNVS W͜EL AVCH IHRER / FVR(STLICH) DV͜RCH(LAVCH)T H͜E(RRN) H͜ERRN FERDINANDEN ERTZH(ERZOG) ZV OSTER/REICH (ET)C(ETERA) RATH VND OBRISTER ERBLAND KVCH͜ELM͜EISTER / IN KHA͜RNTEN (ET) C(ETERA) W͜ELCH͜ER IN GOTT SELIGKLICH A͜BGESCHI/DEN IST DEN 6 M͜VBTAGc) IM 1600 IAR VND [Z]V͜R GE/DECHTNVS HAT SEIN NACHGELASEN͜E WITFRA͜V FRA͜V SVSAN/NA GEBORN͜E SCH͜RANT[Z]IN WOLGEDACHTEM IH͜REM / LIEBEN HERRN EHEGEMAHEL SELIGEN DISEN GRAB/STAIN AVFSETZEN LASSEN IM 1612 / IAR

Anmerkungen
a) Unterbrechung durch Rahmenornament.
b) R verschrieben zu B, sollte wohl HERNACH heißen.
c) stark verschrieben, wohl für MVNTAG.

Ijob 19,25.


Wappen: Raidhaupt zum Rosenperg1), Schranz v. Schranzenegg2).


Kommentar

Hans III. Raidhaupt zum Rosenperg und Aich war Rat und Erbkuchelmeister in Kärnten von Erzherzog Karl bzw. dann von Erzherzog Ferdinand und Pfleger auf Albeck3), wird auch als Unterhofmeister der Erzherzogin Maria von Österreich genannt4). Er war der Sohn des Hans II. Raidhaupt (vgl. Kat.-Nr. 453) und der Sophie von Mosheim und verheiratet mit Susanna, einer verwitweten von Schran(t)z, der Tochter des Wolfgang Schranz von Schranzenberg (am Schlossberg in Graz), Dr. Juris und Hofvizekanzler sowie Hauptmann zu Kestau5). Ein Georg Seyfried Raidhaupt war 1632 ständisch Verordneter6). Dieser Georg Seyfried Raidhaupt zum Rosenperg stiftete 1665 den Seitenaltar in der Georgskapelle, gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna Crescentia von Metnitz7). Ein Sohn aus dieser Ehe, Johann Karl von Raidhaupt, stand mit dem Gurker Domkapitel in enger Verbindung und wird 1677 auch als Pfarrer von Zweinitz genannt. Er war ein überaus gelehrter Mann, Doktor der Philosophie (Graz) und später auch der Theologie8).

1) Vgl. Kat.-Nr. 453, Anm. 1.
2) Kraßler, Wappenschlüssel 19, 228, 230, 234, 256.
3) Weiß A., Kärnthens Adel 238. – Lebmacher, Gurker Lehensleute 178. – Obersteiner, Zusammensetzung 231f.
4) Horn, Geschichte 70.
5) Frank, Standeserhebungen Bd. 4 271.
6) Wutte, Wappen 144.
7) Vgl. Obersteiner, Zusammensetzung 231; die Is. auf dem Altar lautet: Zu Lob unnd Ehr der Allerheilligisten Dreyfaltikheit wie auch der obergewenedeitisten Jungkhfrauen / unnd Muetter Gottes Mariae, unnd des Heiligen Ritters Georgy, hat disem Altar fassen lassen, der Woll Edl geborne / Herr Herr Georg Seifridt Radhaubt zum Rosenperg, Rom(isch) Khay(serlichere) Mej(estät) I(nner)O(sterreichischer) Regimenths Rath, dero Obrister Erb/frau Anna Crescentia geborne von Möthnitz, den ii tag Julij Anno 1665.
8) Obersteiner, Zusammensetzung 231.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 325. – Kunsttopographie Kärnten 323, 325. – Milesi, Barock und Klassizismus 14, Abb. 6.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 636,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil4/kaernten-2-obj636.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Straßburg, Schloss    •  Epitaph  •  Kapitalis  •  Ferdinand  •  Maria von Österreich  •  Metnitz, Anna Crescentia  •  Mosheim, Sophie  •  Raidhaupt, Hans II.  •  Raidhaupt, Johann Karl  •  Raidhaupt zum RosenpergGeorg SeyfriedHans II.Hans III.  •  Schranz von Schranzenberg, Susanna  •  Schranz von Schranzenberg, Wolfgang  •  Albeck  •  Mosheim  •  Straßburg, Schloß  •  Zweinitz

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 230: Epitaph Hans III. Raidhaupt
zum Rosenberg (1612)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)