Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
680 |
Friesach, Heiligblutkirche |
1627 (?) |
Wandmalerei mit einer Stifterinschrift auf der Brüstung der Sängerempore; ein hermelingefütterter Fürstenmantel, bekrönt mit dem Legatenhut, ist mit dem kombinierten W. des Erzbistums Salzburg und Lodron belegt, mit Kardinalskreuz und Pedum geschmückt; der Schild wird von Putten flankiert, als Schildhalter fungieren zwei Engel. Unter dem W. ist ein seitlich eingerolltes Schriftband gemalt, darauf befindet sich eine vierzeilige Is., wobei die ersten zwei Zeilen durch das untere Schmuckornament des Schildes geteilt werden.
H. ca. 160 cm, B. ca. 220 cm. – Kapitalis.
Textedition
ILLVSTRISSIMOa) AC REYERENDISSIMOb) S(ACRI) R(OMANI)
I(MPERII)c) // PRINCIPI PARIDI DEI GRADIAd) ARCHIEP(ISCOPO) /
SALIS(B)VRGENSIe) SAC(RAE)b) AP(OSTO)L(I)CA͜E SEDIS LEGADOf) //
NATOc) e͜tc(etera) RRPARATA͜Eg) HVIVS: ECCLESIA͜E. /
LIBERALISSIMO BENEF(A)CTORIe) e͜tc(etera) DEVOTIS(S)IMA͜Ee). //
GRATITVDIN(I)Se) ERGO FACTVMET OBLATVM. / ANNO: M . DC .
XXV IIh) . 12 . MENSIS IVLY .
Anmerkungen
Datum: 1627 (?) Juli 12.
Wappen: Erzbischof Lodron1).
Kommentar
Die Malerei mit dem erzbischöflichen Wappen und vor allem die Beschriftung hat sichtlich beim Brand der Kirche 1673 arg gelitten und wurde später erneuert und dabei teilweise falsch bzw. unvollständig wiedergegeben. Dem ursprünglichen Schriftcharakter mit Kapitälchen widersprechen die Schreibung von Y für V bei REVERENDISSIMO, Verschreibungen liegen vor bei den Wörtern GRADIA und LEGADO, bei SALISVGENSI dürfte ein Nexus Litterarum BV nicht mehr erkannt worden sein; verschrieben ist sicher auch das Wort RRPARATAE, die Datumsangabe ist nicht gesichert.
Die Heiligblutkirche, auch Seminarkirche oder Kirche im Sack genannt, ursprünglich eine Gründung des Zisterzienserklosters Viktring2), stammt in der heutigen Form aus dem 14. Jahrhundert3) und wurde in spätgotischer Zeit umgebaut. Das heute nicht mehr erhaltene Klostergebäude diente schon dem 1217 in Friesach angesiedelten Dominikanerorden4), 1258 wurde es Zisterzienserinnenkloster5), welches bis 1603 mit einer Priorin besetzt war6) und 1608 vom Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612) aufgehoben wurde7). Danach wurde hier ein Seminar für Priesterzöglinge eingerichtet, dieses allerdings schon 1627 wieder aufgegeben8). Kirche und das Kloster brannten 1582 ab und wurden wieder aufgebaut, die Kirche wurde 1627 restauriert9), dabei dürfte die Widmungsinschrift des Salzburger Erzbischofs Paris Graf von Lodron (1619–1653) an der Brüstung der Empore angebracht worden sein. 1673 brannte die Kirche und das Kloster neuerlich ab10), die Kirche wurde unter Propst Peter Stickelberger 1684 wieder aufgebaut11), das Kloster aber dem Verfall preisgegeben. Die Kirche wurde 1761, dann 1893–1896, wiederum 1948–1958 und letztmalig 1971 restauriert12), bei einer dieser Restaurierungen muss die Is. mangelhaft „erneuert“ worden sein.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Dem durchlauchtesten und hochwürdigsten Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, Paris, von Gottes Gnaden Erzbischof von Salzburg, Legat des heiligen apostolischen Stuhles, dem hochherzigsten Wohltäter dieser wieder instandgesetzten Kirche in demütigster Dankbarkeit gemacht und dargebracht, im Jahre 1627, am 12. (Tag) des Monats Juli.