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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

2. Historischer Überblick

Der Politische Bezirk Krems umfaßt mit dem Donauabschnitt zwischen Aggsbach im Südwesten und Donaudorf im Osten einen großen Teil der 2002 zum UN ESCO-Weltkulturerbe erklärten Wachau sowie die kulturräumlich mit dieser Stromlandschaft eng verbundenen und aufeinander bezogenen Regionen zu beiden Seiten der Donau auf einer Gesamtfläche von etwa 924 km². Ein flächenmäßig kleiner Teil des Bezirks liegt unterhalb der Donau im historischen Viertel ober Wienerwald des Erzherzogtums Österreich unter der Enns und umfaßt den Wachauabschnitt zwischen St. Johann im Mauerthale und Mautern am rechten Donauufer, die vom stellenweise schmalen Uferstreifen weiter landeinwärts nach Süden zu sich erhebenden Hügelketten und Höhenzüge des bis ins 18. Jahrhundert hinein Aggswald genannten Dunkelsteinerwalds im Westen und das etwas freiere flache Land zwischen der Donau und dem Göttweiger Berg im Osten. Hier grenzen nach Süden zu die Bezirke Melk, St. Pölten und Tulln (von West nach Ost) an. Nördlich der Donau erstreckt sich der größte Teil des Bezirks, in der westlichen Hälfte von den steil vom Donauufer ansteigenden bewaldeten Höhen des 960 m hohen Jauerlings an der Grenze zu den nördlich der Donau gelegenen Teilen des Bezirks Melk, über das nördlich der bekannten Wachauorte am linken Donauufer liegende, meist zugunsten des Weinbaus stark terassierte Gelände hin zu den stark bewaldeten, schroffen Hängen des Seibers und Sandl, hinter denen die Hochflächen des Gföhlerwalds und die Region der Kamptalstauseen liegen. Hier schließt sich weiter nach Nordwesten zu das teils tief eingeschnittene Tal der Großen Krems an, während an der nordwestlichen Bezirksgrenze in der Gegend von Rastenfeld/Ottenstein der Südrand des schon zum nördlich und westlich benachbarten Bezirk Zwettl gehörigen Döllersheimer Ländchens (seit 1941 entsiedelt und Truppenübungsplatz) erreicht wird. An der Nordgrenze des Bezirks bzw. nördlich von dessen Grenze im anliegenden Bezirk Horn fließt der Kamp in weiten, von Stauseen unterbrochenen Schleifen ostwärts, am Hornerwald vorbei, um in der östlichen Hälfte des Bezirks in der Gegend von Plank am Kamp wieder auf Kremser Boden überzutreten. Nördlich und östlich des Gemeindegebiets der verwaltungstechnisch als Stadt eigenen Statuts aus dem Bezirksverband herausgehobenen Stadt Krems an der Donau liegen über das flache Kremsfeld südlich von Langenlois sanft ansteigend ausgedehnte Weinbauflächen, die vom hier nach Süden, zur Donau hin in weiten Mäandern fließenden Kamp durchschnitten werden. Im Nordosten begrenzt das Straßertal den Bezirk gegen den Manhartsberg im Bezirk Hollabrunn, die natürliche Grenze der alten Viertelseinteilung des Erzherzogtums unter der Enns, während östlich von Krems in der flachen Ebene zwischen Rohrendorf, Gedersdorf und Haitzendorf mit der Mündung des Kamp in die Donau die Grenze zum Bezirk Tulln verläuft. Auf verhältnismäßig engem Raum wechseln in reicher und überraschender Vielfalt seit der Altsteinzeit (Gravettien)4 dichtbesiedelte Niederungslagen an der Donau mit heute noch wenig erschlossenen Hochflächen wie im Gföhlerwald5, der breite Strom mit schmalen Waldbächen, intensiver Wein- und kleinflächiger Feldbau mit teils intensiver Wald- und Forstwirtschaft (aktueller Waldanteil an der Gesamtfläche des Bezirks etwa 47%) und gemäßigtes bis warmes Klima mit rauher Witterung und langen Wintern ab.

Die Entdeckung vor allem der Wachau und des Kamptals, zunächst als romantische und pittoreske, später als touristische Gegenden bereiteten seit dem frühen 19. Jahrhundert malerische, später fotografische Ansichten6 der Partien an der Donau und am Kamp vor.

Charakteristisch für die sozialgeschichtliche Entwicklung des Bezirks ist die Tatsache, daß bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts etwa 35 % der Häuser im Gebiet Krems/Langenlois in Städten, 45 % in Märkten und nur 20 % in Dörfern lagen, während der Anteil städtischer Häuser an der Gesamthäuserzahl Niederösterreichs nur etwa 7,5 %, der in Märkten gelegenen etwa 14 % betrug7. In den heute den Bezirk bildenden 30 Gemeinden (davon vier Stadt- und 20 Marktgemeinden) mit 211 Orts- und Katastralgemeinden leben bei seit 1971 relativ konstanter Einwohnerzahl etwa 55.000 Menschen.

Für diese historische Kernlandschaft Österreichs, deren Geschichte weitgehend mit jener des ganzen Landes identisch ist, spielt die Besiedlung und Nutzbarmachung durch landfremde Herren seit dem 9. Jahrhundert eine bis heute prägende Rolle. Ausgedehnter, zunächst vor allem Weingärten einschließen­der Besitz bayerischer Klöster und des Erzstifts Salzburg führte zur frühen Entwicklung geschlossener Verwaltungseinheiten. Die Bevogtung dieser geistlichen Güter übernahmen unter Ausübung der damit verknüpften Gerichtsrechte jedoch lokale Adelige, von denen die Kuenringer als vielleicht mächtigstes österreichisches Landherrengeschlecht spätestens im 13. Jahrhundert eine herausragende Stellung einnahmen. Durch Ausübung unterschiedlicher Gerichtsrechte, planvolle Besitzarrondierungen und Anlage von dörflichen, Markt- und Stadtsiedlungen entwickelten sie ein das gesamte Untersuchungs­gebiet überziehendes Herrschaftsgeflecht, das mit dem Aussterben der in der Donauregion als Herrschaftsinstanz unumgänglichen Dürnsteiner Linie des Geschlechts in der Mitte des 14. Jahrhunderts von den ebenfalls bedeutenden Maissauern fortgeführt wurde. Ehemaligen niederadeligen Klienten der Kuenringer bzw. Maissauer und früheren Dienstleuten der landfremden Klöster und Bistümer gelang es jedoch im 15. Jahrhundert, das durch Abgang auch des letztgenannten Herrengeschlechts entstehende Machtvakuum unter gleichzeitigem sozialen Aufstieg zu füllen und aus der gewaltigen Erbmasse der ausgestorbenen Geschlechter kleinere, aber lokal bedeutende Grundherrschaften herauszuschälen. Die dichte Abfolge von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Herrschaftssitzen im Bearbeitungsgebiet, nicht selten in Verbindung mit ostentativ angelegten adeligen Erbgrablegen, spiegelt diese Entwicklungen deutlich wieder.

Den wichtigen Anteil der Klöster an der Entwicklung des Raums zeigt auch die ursprünglich hohe Zahl an monastischen Gemeinschaften im heutigen Bezirk, von denen das 1083 gegründete Benediktinerkloster Göttweig zweifellos führenden Rang beanspruchen kann, neben dem aber im Lauf der Geschichte weitere sechs, in Zeitstellung ihrer Gründung und Ordenszugehörigkeit heterogene Niederlassungen existierten.

Die gleichermaßen hohe Siedlungs- und Bevölkerungsdichte in der Wachau steht in engem Zusammenhang mit der bis heute anhaltend bedeutenden Weinproduktion als wichtigstem und prägendstem historischen Kulturfaktor, da der Weinbau als extrem intensive Bodennutzungsform zahlreicher Arbeitskräfte bedarf. Die Wachau und das östlich anschließende Kamptal stellen zudem „primäre“ Weinbaugebiete dar, in denen der Weinbau auf hochmittelalterlichen Wurzeln – für die weitere Umgebung von Favianis/Mautern ist spätantiker Weinbau durch das Toponym „ad Vineas“ in Kap. 4,6 der Vita Severini für das späte 5. Jahrhundert belegt – bereits im Spätmittelalter monokulturelle Züge aufwies. Von besonderer Wichtigkeit für diese Entwicklung war das lebhafte Engagement in- und ausländischer Klöster, für die Wein ein in mehrfacher Hinsicht unverzichtbares Produkt darstellte8: unverfälschter, reiner Wein war und ist ein liturgisches Erfordernis, als Sakramentale wurde er zu Weihehandlungen, als Krankengetränk und zur Taufe verwendet, als Tischwein im Konvent getrunken, zur Bewirtung der Klosterhandwerker und Taglöhner ausgeschenkt, für Speisen verkocht, als Heilmittel konsumiert und schließlich als Einnahmequelle verleitgebt, also entgeltlich ausgeschenkt.

Der in Altbayern/Oberösterreich im 8. Jahrhundert in der Nähe ehemaliger Römerlager (in der Umgebung von Regensburg, Straubing, Künzing, Hörsching, Aschach, Rohrbach und St. Florian) nachweisbare klösterliche Weinbau nahm im 9. Jahrhundert durch den Rückgang der im Rahmen von adeligen Schenkungen verfügbaren Freiflächen an Bedeutung ab. Ausgeglichen wurde diese Tatsache durch die intensivere herrschaftliche Erschließung des niederösterreichischen Donautals der Wachau zwischen Melk und Krems, wo seit dem frühen 9. Jahrhundert, besonders aber seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert zahlreiche bayerische Bistümer und Klöster (vor vielen anderen etwa die Hochstifte Passau und Freising, die Klöster Niederalteich, Tegernsee und Metten) sowie das Erzstift Salzburg mit teilweise reichen Königsschenkungen in den Besitz von Weinbauflächen kamen. Nach einer Phase schwächerer Konjunktur in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (vielleicht in Zusammenhang mit den in ihrer Bedeutung jedoch meist überschätzten Ungarneinfällen im heutigen Ostösterreich) nahm die extrem arbeitsintensive Kultivierung von Rebflächen auf den für den Weinbau klimatisch günstigen, mit Löß überlagerten Flußschotterterrassen der Donau über dem Gneis- und Granituntergrund der Wachau gegen Ende des 11. Jahrhunderts wieder stark zu.

Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich die Gegend um Krems, wo bereits mindestens 13 Grundherren aus Altbayern Lesehöfe besaßen, zu einem Zentrum klösterlicher Produktion des neben den prestigeträchtigen süßeren, aber nur in vergleichsweise kleinen Mengen verfügbaren Gewächsen südlicherer Regionen gerne getrunkenen „Osterweins“. Um 1500 besaßen mehr als doppelt so viele Bistümer und Klöster Lesehöfe in der Wachau, in der Stadt Krems bzw. deren Burgfrieden und nächster Umgebung hatten je nach Berechnung zwischen 38 und 65 Klöster wenigstens zeitweilig Weingarten- oder Hausbesitz erworben. Die Lage an der Donau als Verkehrsweg begünstigte den Transport, in der Frühen Neuzeit auch die ökonomisch zunehmend bedeutende weitergehende Verhandlung der Weine aus der Wachau und dem Kamptal, an der gegenüber den Klöstern das Bürgertum der Städte und Märkte im Rahmen des überregionalen ostmitteleuropäischen Warentauschs (Rohstoffe und Agrarprodukte gegen gewerbliche Erzeugnisse aus Süddeutschland und Oberitalien) während des 16. Jahrhunderts weit überwiegenden Anteil gewann. Die klösterlichen Weingärten in der Wachau wurden zum größten Teil auf Leibgedinge ausgegeben und im Halbbau oder meist im Drittelbau (als Abgabe war der zweite oder dritte Eimer des gepreßten Mosts an das Kloster abzuführen) bearbeitet. Daneben existierte auch die Vergabe in Form des Bergrechts, einer freien Erbzinsleihe. Den verbindlichen Lesebeginn der vergebenen, fast ausschließlich mit „gemischtem Satz“ bebauten Weingärten setzte jedoch meist der klösterliche (Lese-)Hofmeister fest, was die exklusive Verfügbarkeit des gesamten Tagwerker- und Lohnarbeiterpersonals auf Dauer der Lese für die klösterlichen Grundherren gewährleistete. Während die Überwachung der Lese, des Pressens und der Abfüllung des Mosts in der Regel Aufgabe des Hofmeisters blieb, beaufsichtigte etwa der Tegernseer Abt Kaspar Ayndorffer (1426–1461) zumindest im Jahr 1447 die Unterloibener Lese persönlich. (Wein-)wirtschaftliche Interessen führten auch bayerische Bürger ins Land, denen wie vielen anderen Reisenden die Rückkehr in die Heimat durch verschiedene tödliche Unglücksfälle – die Donau stellte einen zwar vielbenützten, gerade im Wachauer Abschnitt vor den Regulierungen des späten 19. und 20. Jahrhunderts aber nicht völlig ungefährlichen Verkehrsweg dar – nicht immer gegönnt war (vgl. die Grabdenkmäler der offenbar während längerer Aufenthalte oder auf Reisen im Bezirk Verstorbenen in Kat.-Nr. 99 und 213). Die seit dem Spätmittelalter anhaltende Expansion des niederösterreichischen Weinbaus (durch Gewinnung neuer Rebflächen aus aufgegebenen Wiesen, Weiden und Äckern in ebenen Lagen) verlangsamte sich mit Erreichen des größten Exportvolumens nach dem Westen gegen Ende des 16. Jahrhunderts, um unter dem Einfluß des Dreißigjährigen Kriegs unterbrochen zu werden, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aber einen neuen Konjunkturzyklus mit Höhepunkt in der Mitte des 18. Jahrhunderts – nun aber bei stagnierenden Preisen und sinkenden Erlösen für bürgerliche Weinbau- und Weinhandelsbetriebe – zu durchlaufen. Die Produktion des „Gebirgsweins“ von den alten Anbauflächen wies jedoch nach wie vor gegenüber dem weniger geschätzten „Landwein“ aus den flacheren Gebieten einen konstanten Anteil klösterlichen Engagements auf. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts hatte sich dagegen das Bürgertum zunehmend aus dem unrentabel werdenden Weingeschäft zurückgezogen, während bäuerliche Klein- und Kleinstunternehmer an deren Stelle traten, bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Ende des Wachstums mit entschiedener struktureller Überproduktion erreicht war. Schon seit dem späteren 16. Jahrhundert hatte daneben der zunehmende Konsum des überwiegend aus herrschaftlichen Brauhäusern stammenden und in herrschaftlichen Tavernen ausgeschenkten Biers als vorrangig genossenes alkoholisches Getränk dem Wein Konkurrenz zu machen begonnen. Die politische und Die politische und Ereignisgeschichte des Bezirks und des Landes Niederösterreich fallen mit der historischen Entwicklung Österreichs untrennbar zusammen, die an dieser Stelle nicht nachzuzeichnen ist. Spezifika der jeweiligen mikrohistorischen Struktur- und Ereignisgeschichte folgen im nächsten Abschnitt.

4 Bereits Grabungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts förderten reiches Fundmaterial zutage, die meisten Aufschlüsse brachten jedoch die den Bau der Donauuferbahn im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begleitenden Grabungskampagnen, bei denen etwa auch die weltbekannte „Venus von Willendorf “ aus dem Gravettien (ca. 26.000–23.000 v. Chr.) auftauchte, sowie Forschungen aus der Zwischenkriegszeit. Erst 1988 wurde die aus dem Aurignacien (32.000 v. Chr.) stammende Statuette der „Fanny vom Galgenberg“ im Ausgrabungsbereich an der Gemeindegrenze Krems-Rehberg/Stratzing gefunden, s. als Überblick aus der Fülle der Literatur mit weiterführenden Angaben Neugebauer-Maresch, Altsteinzeitforschung und Neugebauer, Fundkomplexe, zu den beiden genannten Statuetten vgl. auch aufmüpfig, Kat.-Nr. 1.5f. Im September 2005 wurde im Bereich des Wachtbergs in Krems eine etwa 27.000 Jahre alte sorgfältige Doppelbestattung zweier Säuglinge unter einem Mammutschulterblatt, der älteste entsprechende Fund Österreichs von internationaler Bedeutung, ergraben, s. Einwögerer, Säuglingsbestattung. Im Juli 2006 wurde nur wenige Meter neben der ersten Fundstelle eine weitere Säuglingsbestattung entdeckt,
s. http://www.oeaw.ac.at/shared/news/2006/press_inf_20060728.html ( Juli 2006).
5 Vorsicht ist jedoch geboten vor der Parallelisierung von traditionellem Altsiedelland und Stand der kulturellen Entwicklung, vgl. etwa ÖKT 1, 14, wo in undifferenzierter Weise ein „Abstand zwischen dem kultivierten Donautal und dem zurückgebliebenen Waldviertel“ weniger anhand des realen Befunds konstatiert als vielmehr vorausgesetzt wird. Vor solchem Hintergrund erschien dann auch zu Unrecht die „Kunst der nördlicheren Teile des Bezirks (…) nicht nur (als) eine zurückgebliebene und regelmäßig abgestufte“, sondern auch als eine „kurzlebige und ephemere“.
6 Vgl. Andraschek-Holzer, Bezirk passim.
7 S. Landsteiner, Weinbau 124.
8 S. zum Weinbau und Weinhandel geistlicher und weltlicher Grundherrschaften sowie bürgerlicher und bäuerlicher Produzenten und Händler in Niederösterreich im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit aus der Fülle der Literatur hier nur ( jeweils mit weiterführenden Angaben) die zahlreichen Arbeiten von Landsteiner; Malli, Schatz; Weber, Wein, die Beiträge in Feigl/Rosner, Probleme, besonders Hundsbichler, Wein; Winter, Arbeitsjahr; Feigl, Wirkungen; knappe Hinweise auf die Bedeutung der Weinproduktion altbayerischer Klöster für die Kultivierung des ostösterreichischen Donauraums s. auch bei Brunner, Bayern 17–20. Bienert, Weinbau (v. a. Abschnitt VI: Der Weinbergbesitz in geistlicher Hand, 39–99) ist zwar methodisch und im Allgemeinen überholt, bietet aber teilweise wichtige Detailinformationen

2.1. Beschreibung und Geschichte der wichtigsten Standorte

2.1.1. Dürnstein, Stadtgemeinde (mit Loiben)

Die Pfarrkirche Hl. Quirin im heutigen Unterloiben entstand im Zentrum des möglicherweise schon im frühen 9. Jahrhundert, spätestens aber seit 1002 mit einer Schenkung von zwei Königshufen „in loco Liupna“ zwischen Watstein und Hollenstein durch Kaiser Heinrich II. im Besitz der bayerischen Benediktinerabtei Tegernsee befindlichen Gebiets zwischen Stein und Dürnstein an der Donau9. Während Oberloiben seit wenigstens der Mitte des 9. Jahrhunderts von Hofarnsdorf aus verwalteter salzburgischer Besitz war und blieb, entwickelte sich Unterloiben zum Sitz des Tegernseer Verwalters der Klostergüter in Joching und Unterloiben, wo Tegernsee neben den älteren Gütern um Bozen in Südtirol seinen reichsten Weingartenbesitz hatte10.

Die mit dem Patrozinium des Mutterhauses Tegernsee versehene Kirche an der Donau wurde zunächst der Pfarre Krems, dann der 1263 gegründeten Pfarre Stein zugeordnet. Spätestens um 1360 wurde die Kirche, die bereits 1323 auf Betreiben der Unterloibener Quirinsbruderschaft das Begräbnisrecht erhalten hatte (vgl. eine kaum viel spätere Grabplatte in Kat.-Nr. 20), wenigstens zeitweise selbständige Pfarre unter dem Patronat des Tegernseer Abtes, die Vogtei wurde bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts von den Kuenringern als Herren von Dürnstein und Inhabern des neben Spitz und dem Tal Wachau auch Unterloiben umfassenden Dürnsteiner Landgerichts ausgeübt. 1544 begegnet Unterloiben wieder als Filiale von Stein, spätestens im 17. Jahrhundert betrachteten die Tegernseer Unterloiben jedoch als inkorporierte Pfarre, was 1695 vom Bistum Passau auch anerkannt wurde, und ersetzten schließlich 1720 die bis dahin auf die Pfarre präsentierten Weltgeistlichen (zeitweise jedoch auch Dürnsteiner Chorherren und Minoriten aus Stein) mit eigenen Konventualen als Pfarrvikare, die bis zur Säkularisation Tegernsees 1803 die Seelsorge in Unterloiben ausübten11. Die vormals Tegernseer Herrschaft Unterloiben und die frühere Salzburger Herrschaft Oberloiben wurden in der Folge nach Verkauf der k. k. Kameralgüter- Direktion (auch: k. k. Staatsgüter-Administration) an Alois Graf Geniceo 1813 bzw. von diesem 1838 an Ferdinand Di(e)nstl und Mitbesitzer zum Di(e)nstlgut Loiben, 1971 schließlich die Gemeinde Loiben mit der Stadt Dürnstein vereinigt12.

Das ursprüngliche Chorquadrat der romanischen Kirche von Unterloiben wurde um 1300 durch den heute spätgotisch veränderten Polygonchor ersetzt, während das Langhaus erst im 15. Jahrhundert ausgebaut, das südliche Seitenschiff offenbar erst 1496 (vgl Kat.-Nr. 100) eingewölbt wurde13.

Der Ort Dürnstein14, westlich der Stadt Krems an einem schmalen Uferstreifen der Donau in 209 m Seehöhe am Fuß eines bis 546 m hoch aufragenden Felskegels gelegen, wurde erstmals 1158 in den Göttweiger Traditionen genannt. Um die Mitte des 12. Jahrhundert errichteten die Kuenringer, Ministerialen der Babenberger und Vögte der Wachauer Besitzungen des bayerischen Klosters Tegernsee, hier auf dem über einer weiten Stromschlinge liegenden Berghang eine Burg, die zum Jahr 1192 im Zusammenhang mit der Gefangenschaft des englischen Königs Richard I. („Löwenherz“) erstmals genannt wurde. Am Fuß des Burgfelsens entstand – vielleicht unter Einbeziehung eines im Bereich der Kunigundenkirche in der südöstlichen Ecke gelegenen älteren Straßendorfs – eine vermutlich im frühen 13. Jahrhundert aufgrund des nach Norden schwierigen Terrains nur im südlichen Bereich regelmäßig angelegte und in zwei zeitlichen Schichten (um 1240 und um 1300?) von starken Mauern umgebene Ansiedlung, die zuerst 1311 in einer Urkunde Leutolds (I.) von Kuenring für das Dürnsteiner Klarissenkloster als Stadt bezeichnet und im 14. und späten 15. Jahrhundert mit der Burganlage unter Einbeziehung romanischer Mauerzüge durch eine weitläufige, großteils noch heute erhaltene Mauer zusammengeschlossen wurde. Als Burggrafen der Kuenringer in Dürnstein fungierten in meist alle zwei Jahre stattfindendem Wechsel Angehörige der auch in anderen Zusammenhängen als Klienten des Geschlechts auftretenden Niederadelsfamilien. Nach dem Aussterben der Dürnsteiner Linie der Kuenringer im Mannesstamm 1355 gelangte die Herrschaft durch Kauf von deren Erben an die Landesfürsten, die sie an die Maissauer und nach der Entmachtung Ottos (IV.) von Maissau 1429 an die Eitzinger verpfändeten. Neben der alten Burg über der Siedlung, dem „unteren Haus“, heute Ruine, wird in Dürnsteiner Urkunden seit 1450 ein von einem eigenen Pfleger verwaltetes „oberes Haus“ genannt, vermutlich die 300 m weit entfernt höher auf dem Burgfelsen errichtete, heute nur noch in Resten erhaltene Vorburg zur alten Burg15. 1472 wurden Stadt, Burg und die nun als Tabor bezeichnete Vorburg sowie Maut und Aufschlag in Dürnstein (erneut) an Stephan von Eitzing verpfändet16, der 1476 – jedoch ohne als Petent in der Urkunde genannt zu werden – einen Wappenbrief17 für die Stadt erlangte. Die an der realen baulichen Situation orientierte Darstellung Dürnsteins im Wappenbild ist die älteste topographische Ansicht der Stadt. Am Ende des 15. Jahrhunderts und im folgenden Säkulum wechselten zahlreiche Pfandinhaber einander in rascher Folge ab. 1572 wurde Reichard Streun von Schwarzenau mit Dürnstein belehnt, das er nach Aussage erhaltener Quellen nicht zuletzt wegen seines landschaftlichen Reizes geschätzt zu haben scheint und um 1586 mit zeitgemäßen Verteidigungsanlagen (Kanonenrondelle an der Donauseite) versehen ließ. Von den Erben Streuns gelangten Stadt und Herrschaft 1609 an Christoph Wilhelm von Zelking, der 1630 das „Neue Schloß“ im Nordwesten der Stadt errichten ließ, durch Heirat mit dessen Tochter Anna Apollonia 1634 an Otto Heinrich von Zinzendorf. 1663 erwarb die Herrschaft Konrad Balthasar von Starhemberg, im Besitz von dessen Familie die Stadt bis zur Aufhebung der Grunduntertänigkeit 1848 verblieb. Die touristische Anziehungskraft der seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein hauptsächlich von Weinwirtschaft und Weinausschank lebenden Stadt als einer der bekanntesten Orte der Wachau gründet sich wesentlich auf die sagenhafte Aufbereitung der historischen Gefangenschaft des englischen Königs auf der seit dem 17. Jahrhundert ruinösen Burg18. Der besondere Reiz des Ortes als Sehenswürdigkeit besteht in der malerischen Wirkung19 der beengten Lage zwischen der Donau einerseits und dem steil aufragenden Burgberg andererseits sowie der Tatsache, daß auch die heutige Siedlung mit Ausnahme eines modernen Wohnviertels östlich der alten Mauern sich aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten im wesentlichen auf das mittelalterliche Stadtgebiet beschränkt. Dementsprechend ist das Stadtbild noch heute vor allem vom ehemaligen Augustiner-Chorherrenkloster auf einer Felsterrasse unmittelbar über der Donau und der hoch über der Stadt gelegenen Burgruine geprägt. Ein 1551 ausgebrochener Stadtbrand hat keine nachhaltigen Spuren in der noch zu einem großen Teil spätmittelalterlich/frühneuzeitlichen Bausubstanz hinterlassen. Von den mittelalterlichen, noch um 1300 entstandenen Stadttoren ist das südöstliche Kremser (oder Steiner) Tor erhalten geblieben, während das ehemalige donauseitige Wassertor baulich stark verändert, und das nordwestliche Weißenkirchner Tor 1862 abgetragen wurde. Die Forcierung des Fremdenverkehrs in Dürnstein wurde seit der Einrichtung der Schiffsanlegestation 1902 und der Anbindung an die Donauuferbahn 1909 verstärkt. Seit 1959 wird die Donauuferstraße, vorher durch die schmale Dürnsteiner Hauptstraße verlaufend, in einem Tunnel unter dem Stadtgebiet durchgeführt20.

Die Geschichte des ehemaligen Augustiner-Chorherrenklosters in Dürnstein21, unmittelbar am nördlichen Donauufer gelegen, nimmt ihren Ausgang von der zwischen 1371 und 1373 als Stiftung Elisabeths von Kuenring, Tochter Leutolds (II.) von Kuenring-Dürnstein und Sophies von Maissau, als Witwe nach Eberhard (VIII.) von Wallsee-Graz in Verein mit ihrem Verwandten Heidenreich von Maissau22, Oberstschenk und Landmarschall in Österreich sowie Erben der Dürnsteiner Kuenringer, errichteten Marienkapelle im Kuenringerhof in Dürnstein. Als „Oberkaplan“ 23 der Benefiziaten fungierte bis zu seinem Tod, spätestens im Frühjahr 1387, Johannes Palmer (Hans von Weitra), dem Stephan von Haslach in dieser Funktion nachweislich wenigstens seit dem Frühjahr 1388 folgte.

In den folgenden Jahren, besonders nach der 1402 erfolgten Inkorporation der seit 1306 mit einem eigenen Benefiziaten versehenen Johanneskapelle auf der Dürnsteiner Burg, die Stephan von Haslach seit 1399 gleichzeitig mit dem Dorotheaaltar der Marienkapelle innehatte, erweiterte dieser den Bau der Marienkapelle durch Anfügung eines neuen, 1407 bereits geweihten Chors und einer mit dem Allerheiligenpatrozinium versehenen Krypta, möglicherweise Grabstätte der ersten Stifterin Elisabeth von Kuenring. Stephan beabsichtigte in Fortführung älterer Pläne Palmers offenbar bald nach seiner Bestellung zum „Oberkaplan“, gemeinsam mit den Maissauern als Patronatsherren ein weltliches Kollegiatkapitel an der Marienkapelle einzurichten, zu dessen Dotierung er ebenso wie sein Vorgänger persönlich finanzielle Mittel einbrachte24. 1409 billigte der Passauer Bischof urkundlich den mittlerweile jedoch – vielleicht unter Einfluß des mit gleichen Plänen für St. Dorothea in Wien25 umgehenden österreichischen Kanzlers, Wiener Hofkaplans und Pfarrers von Gars und Eggenburg, Andreas Plank – abgeänderten Wunsch Stephans und des Maissauers, binnen zwei Jahren ein reformiertes Regularkanonikerkloster in Dürnstein einzurichten26. Im Februar 1410 berief Otto von Maissau in einem feierlichen, reich illuminierten Stiftbrief schließlich einen Propst und acht Augustiner-Chorherren aus dem 1367 gegründeten südböhmischen Reformkloster Wittingau nach Dürnstein, die nach der knapp darauf erfolgten Resignation Stephans die Kirche übernahmen. Die Umwandlung der Marienkapelle in ein Chorherrenkloster vollzog als Diözesanbischof Georg von Hohenlohe im Sommer 1410 in einer entsprechenden Urkunde und übertrug dem Kloster die Rechte der Vorgängerkapelle an den beiden als Gründungsdotation vorgesehenen Pfarrkirchen von Dürnstein und Grafenwörth.

Schon 1414 wurden vier Dürnsteiner Chorherren zur Besiedlung des vom Wiener Hofkaplan, Kanzler und Pfarrer der Doppelpfarre Gars-Eggenburg, Andreas Plank, gegründeten Wiener Dorotheerklosters berufen. Beide Gemeinschaften erhielten 1426 eine gemeinsame, an den Statuten des südböhmischen Reformklosters Raudnitz orientierte Regel, die sogenannten Wiener Konstitutionen, die 1450 durch den Passauer Bischof Leonhard von Laiming revidiert wurden27.

Wie bei fast allen niederösterreichischen Klöstern laßt sich auch in Dürnstein ein mit der zunehmenden Verbreitung der Reformation einsetzender Rückgang der Zahl der bis dahin meist um die 15 Religiosen bei gleichzeitigem wirtschaftlichen Verfall beobachten. 1544 etwa befand sich anläßlich der landesfürstlichen Visitation der niederösterreichischen Klöster nur Propst Urban Hanal, der zur Verminderung der Schuldenlast zahlreiche Grundverkäufe getätigt hatte, mit einem weiteren Chorherren und zwei Weltpriestern in Dürnstein. Im Jahr 1553, als der auf Hanal als Adminstrator des Klosters gefolgte Franz Johannes Abstemius (lat. aus Bornemisza) Bischof von Wiener Neustadt wurde, befanden sich zwar sechs Chorherren im Kloster, der Niedergang setzte ab 1554 jedoch verstärkt wieder ein. Der seit 1573 regierende vormalige Konventuale des Wiener Dorotheerklosters, Adam Faber (gest. 1589), scheint konfessionell indifferent gewesen zu sein, was ein 1586 an Erzherzog Ernst gesandter Bericht des protestantischen Inhabers von Schloß und Herrschaft Grafenwörth, Hans Rueber von Pixendorf (s. zur Familie Kat.-Nr. 54, 249 und 252) nahelegt. Faber habe selbst im Schloß evangelischen Gottesdienst halten lassen und sei den Untertanen Ruebers bei der Teilnahme an den evangelischen Gottesdiensten nicht hinderlich gewesen28. Die nur kurze Amtszeit des offenbar bereits in Ansätzen gegenreformatorisch tätigen Matthias Schreckseisen (s. Kat.-Nr. 328) brachte noch keine dauerhafte Stabilisierung des Dürnsteiner Kapitels: Der auf Vorschlag des Passauer Offizials Melchior Klesl 1596 als Administrator präsentierte Klosterneuburger Chorherr Nikolaus Arnold verstarb nach wenigen Wochen, sein im Frühjahr 1597 installierter Nachfolger Balthasar Puchseer verschied nach nur zweijähriger Amtsführung. Der einzig verbliebene Chorherr des Klosters, Johann Hofmann, erwies sich in der Folge als Administrator als ungeeignet und wurde kurzfristig durch Georg Ursus aus dem St. Pöltener Kloster ersetzt. Erst mit der 1599 erfolgten Installation des bis 1609 sowie von 1618 bis 1628 regierenden, persönlich jedoch umstrittenen Propstes Melchior Kniepichler (s. Kat.-Nr. 448) setzte eine längerfristig wirksame Erholung des Kapitels ein.

Einen letzten Höhepunkt in der Geschichte des Klosters stellt die Amtszeit des 30 Jahre lang regierenden Propstes Hieronymus Übelbacher (gest. 1740) dar. Der 1674 in Oberhollabrunn geborene Doktor der Theologie ließ Klosterkirche und Konventsgebäude ab etwa 1720 nach eigenen, in seinen Schreibkalendern festgehaltenen, detaillierten Vorstellungen mit teilweise originellem ikonographischen Programm weitgehend umgestalten. Nach dem Tod von dessen zweitem Nachfolger Dominik Ruemer im Frühjahr 1787 wurde das Kloster im Zuge der josephinischen Klosteraufhebungen zu Jahresbeginn 1788 vorläufig sistiert und dem Kloster Herzogenburg schließlich am 24. Jänner inkorporiert. Die Klosterbibliothek wurde am 26. März 1789, in 24 Kisten verpackt, an die Wiener Hof bibliothek abgeliefert. Die Baulichkeiten, bald teilweise als Privatwohnungen adaptiert, stehen bis heute unter der Verwaltung eines vom Herzogenburger Kapitel gestellten Dechanten, die seit 1742 auch als Pfarrkirche von Dürnstein fungierende ehem. Klosterkirche wird von einem Herzogenburger Chorherren betreut29.

Die kontinuierliche Entwicklung der Klostergebäude, dem ersten Anschein nach heute aus einheitlich barocker Bausubstanz zusammengesetzt, wurde erst in neuerer Zeit erkannt. Bereits seit etwa 1400 waren sukkzessive Häuser und Grundstücke im Umkreis der Marienkapelle angekauft worden, um darauf die für ein zukünftiges Kapitel erforderlichen Bauten errichten zu können. Schon zu dieser Zeit dürften auch der dreiflügelige Kreuzgang, im Süden an die Kirche anschließend, sowie Wohngebäude nördlich der Kirche errichtet worden sein. Über die Baugeschichte der nächsten Jahrhunderte existieren kaum Nachrichten, doch erfolgten barocke Umbauten an und in der Kirche sowie an den Klostergebäuden bereits zwischen 1672 und 1676 unter Propst Honorius Arthofer30.

Die tiefgreifendsten, das äußere bauliche Erscheinungsbild des Klosters bis heute prägenden Veränderungen setzte schließlich Propst Hieronymus Übelbacher. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde ab 1717 das Bodenniveau von Kirche und Kreuzgang durch Sprengungen und Felsbrucharbeiten um mehr als 1 m abgesenkt. Durch diesen Umstand gingen zahlreiche Grabdenkmäler des Klosters verloren, ein Teil der Inschriften in Kirche und Kreuzgang, nicht aber der Krypta, die im 16. Jahrhundert vermutlich Begräbnisstätte des Konvents gewesen war, wurde in einer eigens vor Umbau der Kirche (Grundsteinlegung am 25. April 1721, Abbruch der alten Gewölbe am Folgetag, drei Tage später Beginn der Fundamentarbeiten) angelegten „Descriptio monumentorum“ (s. unten) überliefert. 15 (!) der 20 dort aufgelisteten Objekte sind verloren gegangen. Dennoch veränderte der von Übelbacher beauftragte Joseph Munggenast im Grunde nur den Kircheninnenraum, während die Außenmauern samt dem Dach vom gotischen, bereits teilweise barock veränderten Bau erhalten blieben31. Auch der von Matthäus Steinl und Munggenast konzipierte Turm stellt nur eine Umkleidung der gotischen, zuvor unter Arthofer barock abgeänderten Substanz dar, ebenso wie der gotische Kreuzgang lediglich unter den barocken Anforderungen an möglichst regelmäßige und symmetrische Grundrißlösungen adaptiert wurde.

Das ehemalige Dürnsteiner Klarissenkloster32, im Südosten der Stadt an der Donau gelegen, wurde spätestens 1289 als erste Niederlassung des Ordens in der Diözese Passau auf Initiative Leutolds (I.) von Kuenring an der Stelle zweier Hofstätten ins Leben gerufen und mit Nonnen des seit 1253 der Ordensregel folgenden Judenburger Konventes besiedelt. Die Anregung zu dieser wohl in den Gesamtzusammenhang des Dürnsteiner Stadtausbaus der Kuenringer gehörenden Gründung hatten vielleicht zwei wenig zurückliegende Stiftungen von Niederlassungen für Frauenorden aus dem familialen Umfeld Leutolds gegeben: Die Einrichtung des auch von Leutold mehrfach bestifteten Dominikanerinnenklosters Imbach 1269 durch seine Schwiegereltern Albero von Feldsberg und Gisela von Ort (s. Einleitung zu Imbach) und die des Zisterzienserinnenklosters von Altmelon (ab 1277 in Krug/St. Bernhard bei Horn) durch Leutolds Onkel Heinrich (IV.) von Kuenring-Weitra in Verein mit Heinrich Graf von Hardegg 1264/69. Nicht unbedeutender Besitz neben dem von Leutold als Gründungsdotation gestifteten Patronat über die Pfarrkirche Dürnstein fiel dem jungen Dürnsteiner Kloster in den ersten Jahrzehnten durch Stiftungen von den Eltern und Verwandten der zahlreich in den Konvent eingetretenen Nonnen zu. Die Seelsorge im rasch angewachsenen Kloster übernahmen offenbar schon in den ersten Jahren in Dürnstein selbst residierende Minoriten aus dem Steiner Konvent, von denen einzelne schon seit 1291 gelegentlich als Urkundenzeugen genannt werden. Eine bislang unberücksichtigte Urkunde des Klarissenklosters zählt zum Jahr 1302, also etwa zwölf Jahre nach der Gründung des Klosters, bereits über 40 Klarissen und neun ständig in Dürnstein residierende Minoriten (vgl. Kat.-Nr. 13), die von zwölf Dienstmägden im Wirtschaftshof des Klosters versorgt wurden. Die 1306 von Leutold zur Versehung regelmäßigen Gottesdienstes und zur Aufrechterhaltung des Stiftergedenkens im Klarissenkloster nach Dürnstein berufenen drei Minoritenpriester bildeten also nicht den Ausgangspunkt, sondern lediglich eine Verstärkung des zu jenem Zeitpunkt schon länger bestehenden Dürnsteiner Minoritenkonvents, dem wenig später weitere acht Ordenspriester zugeführt wurden, und über dessen Existenz bis ins erste Viertel des 16. Jahrhunderts vereinzelte Nachweise vorliegen.

Die Reihe der insgesamt 32 Äbtissinnen wurde bis ins frühe 16. Jahrhundert von Frauen dominiert, die zumeist dem niederösterreichischen Adel entstammten und im Dürnsteiner Konvent selbst herangezogen worden waren. Das Kloster wurde wie fast alle niederösterreichischen Frauenklöster nach krisenhaftem Verfall während der Reformation – 1543 zählte der Konvent außer der Äbtissin acht Nonnen und eine Novizin, 1561 befanden sich nur noch die aus Judenburg postulierte und wenig später geflohene Äbtissin Barbara Wolmueth, die wegen ausständiger Landsteuern in Arrest genommene vormalige Äbtissin Martha Baumann und eine Novizin Anna im Konvent – zwei Jahre nach dem Tod der letzten Äbtissin und einzigen Konventualin, Ursula (II.) Walch, 1573 aufgehoben, nachdem bereits 1566 eine Versetzung der Äbtissin in das Dominikanerinnenkloster Imbach und die Vereinigung des Dürnsteiner Klosters mit dem Ybbser Konvent in Aussicht genommen worden war. Die freigewordenen Gebäude, zunächst zwischen dem Inhaber der Herrschaft Dürnstein, dem bekannten protestantischen Historiker, Ständepolitiker und Hofkammerpräsidenten Reichard Streun von Schwarzenau, Richter und Rat von Dürnstein, den Steiner Minoriten, den Kremser Jesuiten und den Dürnsteiner Chorherren umstritten, gelangten samt dem Archiv an das Chorherrenkloster unter Propst Adam Faber, das weiterhin für die wöchentliche Meßfeier und zumindest noch 1625 (s. Kat.-Nr. 441) und 1693 für die bauliche Erhaltung der Kirche sorgte. In den ehemaligen Konventsgebäuden wurden Amtsträger des Chorherrenklosters einquartiert und Weinausschank betrieben, bis Propst Gottfried von Haslingen ab 1693 den großen Klosterweinkeller östlich der Stadt mit Abbruchmaterial des Klarissenklosters errichten ließ. 1715/16 ließ Propst Hieronymus Übelbacher den beschädigten kleinen Kirchturm abtragen und das Kirchenschiff nach Einschlagen der Gewölbe und Einziehen von drei Balkendecken sowie Vermauerung der gotischen Fensterbahnen zum Getreidekasten umbauen, im durch Abmauerung des Triumphbogens abgetrennten und als Kapelle genutzten Chor („Kastenkapelle“) wurde jedoch bis zum Erlöschen der Meßlizenz gegen Ende des 18. Jahrhunderts weiterhin fallweise Messe gelesen33. Nach Aufhebung des Chorherrenklosters 1788 gelangte ein großer Teil des Dürnsteiner Besitzes des Klosters zur Versteigerung. 1791 wurde der Dürnsteiner Kasten, also die ehemalige Klarissenkirche, an den Dürnsteiner Binder August Schendl verkauft. Im Erbweg gelangte das Kirchenschiff schließlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an die Dürnsteiner Familien Hufnagel und Thiery, deren letztere 1884 in den Resten der ehemaligen Klostergebäude (Dürnstein Nr. 8), seit 1841 Gasthaus, einen bis heute existierenden und im 20. Jahrhundert zur Hotelanlage erweiterten Gasthof einrichtete, während die Chorkapelle weiterhin in Herzogenburger Eigentum verblieb34.

9 S. Topographie 5, 1020 und Plesser, Kirchengeschichte (1932) 428. Zur karolingischen Zeitstellung der Tegernseer Besitzungen in Unterloiben vgl. Winter, Besitz- und Herrschaftsstrukturen 159, zuletzt auch Krawarik, Entwicklung 208.
10 Vgl. Weber, Wein passim, zu den Tegernseer Weingütern in Südtirol vgl. Stutzer, Weingüter. Bei Holzfurtner, Ämter, kommt überraschenderweise gerade der bedeutende Wachauer Besitz bei der Beleuchtung der Tegernseer Verwaltungsstrukturen im Mittelalter nicht vor.
11 S. Plesser, Kirchengeschichte (1911) 176, Ders., Kirchengeschichte (1932) 429 und 431, Aigner, Tegernsee 8f., 13, 16 und 24 und Weissensteiner, Tegernsee 144–154. Die Angabe bei Geiger, Kloster 17, wonach die Tegernseer Weltpfarren einschließlich Unterloibens bis 1636 von Weltgeistlichen, danach von Konventualen betreut worden seien, ist für Unterloiben unrichtig; s. DASP, Pfarr- und Klosterakten Loiben, unfol. (1. H. 17. Jh., nach 1635): Antwort der Steiner Minoriten auf 17 Fragepunkte des Dechants von Krems bezgl. der Pfarre (Unter-)Loiben. Die Pfarre gehöre zum Dekanat Krems, das Patronat der Tegernseer Herrschaft (Unter-)Loiben. Das Minoritenkloster Stein administriere die Pfarre und erhalte dafür 10 fl. pro Quartal. Den Vogteiverhältnissen in Unterloiben entsprach auch die Entscheidung Kaiser Maximilians I. von 1513, wonach den Kirchtag in Unterloiben entgegen dem Einwand des Abtes von Tegernsee weiterhin der Pfleger bzw. Pfandinhaber von Dürnstein beschirmen sollte, s. Plesser, Kirchengeschichte (1911) 176.
12 Topographie 5, 1021.
13 S. Aichinger-Rosenberger, Kunigundenkirche 95, Anm. 32 und vgl. ein testamentarisches Legat des Dürnsteiner Bürgers Michael Laymel über 5 lb. den. „zu dem paw“ der Kirche St. Quirin 1495, s. Plesser, Kirchengeschichte (1932) 438 (1495 August 5, Dürnstein).
14 Zur allgemeinen Geschichte der Stadt Dürnstein s. aus der älteren Literatur Becker, Dürnstein, die Regesten bei Plesser, Kirchengeschichte (1911) 83f., Ders., Kirchengeschichte (1932) 166–181 und Ders., Kirchengeschichte (1939) 84–92, Hofmann, Dürnstein ( jedoch unkritisch und ohne Anmerkungen), Dworschak, Dürnstein (Zeittafel teils fehlerhaft), zur kuenringischen Stadtgründung Reichert, Geschichte, allgemein Deák, Dürnstein, jetzt vor allem die Beiträge in Burg Stadt Kloster, davon zum bauhistorischen Befund v. a. Schicht, Stadt, Ders., Burgruine, Scharrer-Liška, Verlauf, und Schicht, Tabor. Zur Gefangenschaft Richards I. in Dürnstein bzw. auf Trifels s. Dworschak, König, Görich, Ehre, mit Angabe älterer Literatur, zuletzt der mit weiterführenden Literaturangaben versehene, allerdings auf dem Forschungsstand von 1995 verbliebene Beitrag von Ogris, King, zur Entwicklung der historischen sowie dichterischen und legendären Überlieferung des Ereignisses besonders Jerger, Gestalt und Raidl, Gefangenschaft. Zur Anlage der Dürnsteiner Stadtbefestigung vgl. knapp und weitgehend überholt Dworschak, Dürnstein 64 und 69, und Dehio Nord 120–122, jetzt die bereits genannten Beiträge von Schicht. Reichard Streun von Schwarzenau begründete seine Pläne für den Umbau des ehemaligen Klarissenklosters gegenüber Erzherzog Ernst damit, daß er „dießem städl darumben aufhelffen woltt, das an dem Thonaw stramb und in meniglichs gesicht gelegen, auch fur sich selbst ein claußen des landes, derglaichen nit baldt aine an der Thonau ist“, s. StiA Herzogenburg, D.2.B.81, fol. 312v (1592 vor Mai 19 [Abschrift]).
15 Die Interpretation der später Tabor genannten Vorburg als „oberes Haus“, der alten Burg als „unteres Haus“ der Urkunden ist derzeit unwidersprochen, s. Schicht, Tabor. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß mit dem „unteren Haus“ auch der anstelle des „Neuen Schlosses“ von 1630 zu vermutende alte feste Sitz im Stadtbereich im Unterschied zum „oberen Haus“ als der Hauptburg über der Stadt gemeint gewesen sein könnte.
16 Dieser war zumindest 1468 bereits Pfandinhaber von Dürnstein gewesen, vgl. HHStA, AUR 1468 II 22, (1468 Februar 22, Eggenburg): Abrede zwischen Kaiser Friedrich III., vertreten durch Ulrich von Grafenegg, Rüdiger von Starhemberg und Wolfgang von Ruckendorf mit Wissen Michaels Grafen von Hardegg und anderer in Eggenburg versammelter Räte einerseits und Stephan von Eitzing andererseits. Unter vielen anderen Punkten, v. a. Satz- und Pfandgeschäfte betreffend, wird vereinbart, daß Stephan von Eitzing Ulrich von Grafenegg anstelle des Kaisers das Schloß Dürnstein, den Tabor und die Stadt am vierten Tag nach der letzten Bezahlung (insgesamt 26.000 fl. an drei Terminen) abtreten soll.
17 S. schon Rally, Materialien II, 520f. und NN ., Notiz 11, jetzt vollständig ediert bei Zajic, Wappenbrief passim, aus kunsthistorischer Sicht s. Zolda, Wappenbriefe, Kat.-Nr. 35 (Abb.). Zur Dürnsteiner Ansicht auf dem Wappenbrief vgl. zuletzt Andraschek-Holzer/Oppitz, Klosteransichten.
18 Gegen die Legendenbildung rund um die Gefangenschaft Richards trat jedoch schon Keiblinger, Gefängniß, auf.
19 Die Stadt als „ein ansehnliches malerisches Ganzes“ beschrieb bereits 1836 Tschischka, Kunst 97. Ein romantisches, aber eher melancholisches Bild zeichnet der für das Ende der prototouristischen Zeit Dürnsteins und das damals erwachende großstädtische Interesse an den Dürnsteiner „Altertümern“ aufschlußreiche Zeitschriftenartikel NN ., „Alterthümler“. Vgl. eine Auswahl an Ansichten des 19. und 20. Jahrhunderts bei Andraschek-Holzer, Bezirk 15f.
20 Konnte die 1904 ohne Rücksicht auf die baulichen Verhältnisse parallel zum Donauverlauf projektierte Donauuferbahn (Lokalbahn Wien-Krems-Grein-Mauthausen) durch Einschreiten der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale etwa im Bereich der Stadt Stein auf abgeänderter Streckenführung verwirklicht werden, so wurde die ursprünglich vorgesehene Trassenführung der Donauuferstraße in den 1950er Jahren durch eine – unter massiver Zerstörung der historischen Bausubstanz – verbreiterte Dürnsteiner Hauptstraße durch engagierten Widerstand aus der Wachauer Bevölkerung verhindert.
21 Die Literatur zum ehemaligen Dürnsteiner Chorherrenkloster ist trotz Fehlens einer gedruckten Monographie umfangreich, einen aktuellen, alle Aspekte der Klostergeschichte zusammenfassenden Überblick bieten ( jedoch ohne Anmerkungen) Payrich/Penz, Dürnstein. Neue Erkenntnisse zur Gründungsgeschichte des Chorherrenklosters und zu dessen Stifter Stephan von Haslach bieten Zajic/Roland, Urkundenfälschung, danach im wesentlichen das Folgende. Alle älteren Beiträge zur Klostergeschichte (der erste knappe Überblick bei Fidler, Geschichte 24f.) wie Biélsky, Tirnstein 180–189, Plesser, Kirchengeschichte (1911) 85–88, Ders., Kirchengeschichte (1932) 148–164 sowie Ders., Kirchengeschichte (1939) 104–129, Schmettan, Chorherrenstift, Hofmann, Dürnstein 23–25 und Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte, sind nur noch zu einzelnen Fragestellungen heranzuziehen. Zur trotz der Aufhebung des Klosters 1788 günstigen archivalischen Situation s. zuletzt Penz, Schauplatz und Dies., Kloster. Zur barocken Architektur Dürnsteins vgl. neben Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte, unter ausführlicher Benützung der für den Baufortschritt aufschlußreichen Schreibkalender Propst Hieronymus Übelbachers Pauker, Kirche, knapp Lorenz, Barock, Kat.-Nr. 37 (Hellmut Lorenz), zuletzt v. a. Weigl, Klosteranlagen 1, 288–294.
22 Zu Heidenreich als dem politisch einflußreichsten und vermögendsten der späten Maissauer vgl. Pölzl, Herren 171–180, Rigele, Maissauer 202–264 und zuletzt Lackner, Hof 129f.
23 Der Begriff entstammt nicht den Dürnsteiner Quellen, wird aber hier der Klarheit halber verwendet. Hans von Weitra und Stephan von Haslach trugen in Urkunden als Inhaber der Marienkapelle den Titel „capellanus“ oder „chaplan“, die weiteren Benefiziaten wurden in den sie nennenden ausschließlich deutschsprachigen Urkunden stets als „gesellen“ bezeichnet.
24 Von den 300 lb. den. Kaufsumme, um die Leutold von Maissau 1399 zur Dotierung des Dorotheaaltars bayerische Lehen in Willendorf, Groisbach, Loitzendorf und Thalhaim (heute Gem. Aggsbach Markt bzw. Maria Laach am Jauerling, PB Krems) von Rudolf (I.) von Wallsee-Enns erwarb, stammten 100 lb. den. von Stephan, siehe dessen Rubrum im Kopialbuch, StiA Herzogenburg D.2.B.81, fol. 94r. Noch im selben Jahr wurden die Lehen von Herzog Stephan III. von Bayern zugunsten der Marienkapelle in freies Eigen verwandelt. Dieser Streubesitz wurde 1405 offenbar als eigene Verwaltungseinheit verstanden und als das Willendorfer „Amt“ Stephans von Haslach bezeichnet, vgl. Fuchs, Urkunden (1906) Nr. 192 (1405 März 12). Zu den bayerischen Lehen in Niederösterreich vgl. übrigens Lechner, Lehen.
25 Vgl. Perger/Brauneis, Kirchen 170.
26 1407 war in der Urkunde, mit der Otto von Maissau der Marienkapelle die Patronate über die Pfarrkirchen Grafenwörth und Dürnstein überließ, noch die Rede von der Einrichtung einer „brobstey und samnung (...) erberr priester (...) nach tumes sitten“, siehe StiA Herzogenburg, D. n. 134 (1407 Juli 11, Wien), Bischof Georg von Passau stimmte im selben Jahr dem Plan zu, „collegiatam ecclesiam erigere et prepositum et octo canonicos seculares instituere“, siehe D. n. 136 (1407 Oktober 21, Ebelsberg). In einer Urkunde der Herzöge Leopold und Ernst anstelle Albrechts V., in welcher der „Frauenhof “ in Dürnstein zugunsten der Marienkapelle vom Ungeld befreit wird, ist sogar noch die Rede von einer geplanten „samnung zwelf briester“, siehe StiA Herzogenburg, D. n. 143 (1409 Juli 22, Wien). In der Passauer Bischofsurkunde desselben Jahres (1409 August 30, StiA Herzogenburg, D. n. 144) wird hingegen Stephan von Haslach die Übernahme der nach Tod des Pfarrers Heinrich (Schenk) vakanten Pfarrkirche Dürnstein nur unter der Auflage gestattet, daß an der Marienkapelle binnen zwei Jahren ein Kapitel eingerichtet werde: „cappellam (…) erigere (…) in collegiatam ecclesiam et ibidem instituere et deputare certum canonicorum numerum, qui in habitu regulari ibidem cultum divinum peragere (...) debent“. Die zitierte Passage könnte entgegen Pühringer-Zwanowetz’ Ansicht, Baugeschichte 109, „es scheint, daß damit immer noch ein weltliches Stift gemeint war“, bereits auf eine geplante Besetzung mit Regularkanonikern hinweisen. Der plötzliche Schwenk vom Kollegiatstift zur Regularkanonikerniederlassung wurde erstaunlicherweise fast nur in der ältesten Literatur, etwa Biélsky, Tirnstein 185, als Problem erkannt.
27 S. Schmettan, Chorherrenstift 36.
28 S. Schmettan, Chorherrenstift 56.
29 S. Schmettan, Chorherrenstift 46–48. Zum Verbleib der Dürnsteiner Bibliothek vgl. auch Tropper, Schicksale 120 und 141.
30 S. dazu anhand einer Ansicht des Klosters von spätestens 1689 Andraschek-Holzer/Oppitz, Klosteransichten 339–341.
31 S. Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte 129.
32 Grundlegend zur Geschichte des Klarissenklosters, wenn auch teils fehlerhaft, s. an älterer Literatur Keiblinger, Beiträge, Biélsky, Tirnstein 164–179, Plesser, Kirchengeschichte (1911) 88–91, Ders., Kirchengeschichte (1932) 164–166 und Ders., Kirchengeschichte (1939) 92–104. Die frühen Papsturkunden des Klosters s. bei Hilger, Verzeichnis, Nr. 569, 577, 596f., 600f., 615 und 624. Zur Klostergeschichte s. jetzt vor allem die ausführliche Darstellung von Gröbl, Klarissenkloster (1998), Dies., Ordensangehörige und eine geringfügig gekürzte Fassung der ungedruckten älteren Arbeit, Gröbl, Klarissenkloster (2005). Auch angesichts des Vorliegens der angeführten Literatur ist besonders die Frühgeschichte des Klarissenklosters jedoch keineswegs schlüssig untersucht.
33 S. Biélsky, Tirnstein 177f. und Schmettan, Chorherrenstift 22 und 112. Der noch 1592 von Reichard Streun ventilierte Plan, auf dem Grund des abzutragenden Klostergebäudes neue Untertanenhäuser zu errichten, wurde auf Gutachten des Dürnsteiner Propstes Matthias Schreckseisen seitens des Klosterrats und der Hofkammer abgelehnt, s. StiA Herzogenburg, D.2.B.81, fol. 312–315 und vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1939) 103.
34 S. Gnevkow-Blume, Wappen 3 und Dworschak, Dürnstein 76.

2.1.2. Göttweig, Benediktinerkloster Mariä Himmelfahrt

Das Benediktinerkloster Göttweig35 liegt der Stadt Krems gegenüber am östlichen Ausgang der Wachau und des Dunkelsteiner Walds weithin sichtbar in 425 m Seehöhe auf einer markanten Erhebung des Göttweiger Bergs am rechten Donauufer. Die Etymologie des für das Kloster namensgebenden Bergs, bis ins späte 18. Jahrhundert hinein in deutschsprachigen Quellen als Kotwich oder Köttwein (mit zahlreichen orthographischen und dialektalen Varianten) begegnend, ist von einer allegorisch-mythologischen Auslegung in der Vita Altmanni (Kap. 26) und dem Beginn der barocken Hausgeschichtsschreibung an bis in die Gegenwart nicht überzeugend geklärt36. Von Bodenfunden auf dem Göttweiger Berg berichtete ebenfalls bereits die Vita Altmanni, spätere Funde (aus Jungsteinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit, von keltischer Keramik aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, aus einem römischen Vorlager oder Burgus des befestigten Kastells Favianis/Mautern um 150 n. Chr. bzw. von Mauerzügen aus dem 2. und 3. Jahrhundert) wurden noch während der barocken Bauarbeiten im Klosterbereich sowie bei einer Grabungskampagne des Bundesdenkmalamts 1962–67 rund um die heutige Erentrudis- (früher Sebastians-)Kapelle gemacht37. Eine Siedlungskontinuität bis ins 11. Jahrhundert hinein ist jedoch – zumal angesichts der 488 notwendigen Aufgabe des bedeutenderen Mautern – fraglich. Erst seit dem späten 9. Jahrhundert dürfte eine neue Siedlungstätigkeit auf dem Göttweiger Berg aufgenommen worden sein.

Die von Bischof Altmann von Passau (1065–1091) initiierte Kanonikerreform, die mit zahlreichen Klosterneugründungen einherging (Reform von St. Florian und St. Pölten, Gründung von St. Nikola bei Passau), konzentrierte sich auf den Osten seiner Diözese, seit ihm seine Bischofsstadt ab 1077 als Anhänger Papst Gregors nicht mehr zugänglich war. Auf dem Göttweiger Berg in unmittelbarer Nähe der passauischen Stadt Mautern beabsichtigte Altmann offenbar zunächst lediglich, eine Residenz für sich selbst anzulegen, in deren Rahmen nach der (fragmentarischen) ältesten Göttweiger annalistischen Überlieferung bzw. der sogenannten Continuatio Claustroneoburgensis I. am 1. Oktober 1072 bereits eine Kapelle zur Hl. Erentrudis und ein Marienaltar, der meist als späterer Titelaltar der erst am 9. September 1083 konsekrierten Klosterkirche angesehen wird, geweiht wurden. Bei den Resten einer 1964 ergrabenen Saalkirche mit Chorquadrat unter der heutigen Erentrudis- (früher Sebastians-)Kapelle (ehemals der Chor der mit wechselnden Patrozinien, etwa Hl. Nikolaus und Hl. Maria Magdalena versehenen Frauenklosterkirche) könnte es sich um eine erste Kirche Altmanns handeln.

Der erst im 12. Jahrhundert (um 1138 in Zusammenhang mit der vielleicht schon 1121/25 erfolgten Anlage des Göttweiger Traditionscodex A und der Vita Altmanni [prior]) formal gefälschte, in einer copie figurée von zwei Händen nach 1164 vorliegende, inhaltlich trotz Erweiterung der Pertinenzen entsprechend dem status quo der Anfertigungszeit wohl größtenteils zutreffende sogenannte Stiftbrief Altmanns für Göttweig (1083 September 9) führt eine reiche Dotation des Klosters, vor allem mit den Einkünften der ausgedehnten Stephanspfarre Mautern, der Pfarren Mühlbach am Manhartsberg, (Unter-)Nalb, Petronell, Kilb und Pyhra sowie reichem, aber weit verstreutem Grundbesitz aus Gütern des Hochstifts Passau ebenso wie aus Eigengut Altmanns an. Die in der Urkunde erwähnte Mauterner Margaretenkapelle scheint nach dem Befund der original erhaltenen Weiheinschrift (Kat.-Nr. 1) zum Zeitpunkt der Klostergründung jedenfalls baulich tatsächlich bereits existiert zu haben.

Die Umwandlung des mit der Kirchenweihe 1083 eingezogenen, in der Vita Altmanni wohl zu Unrecht übel beleumundeten Kapitels von zwölf Chorherren zu einem im Hirsauer Sinn reformierten Benediktinerkonvent unter der Leitung des neuen bzw. ersten Abtes Hartmann, vormals Prior von St. Blasien im Schwarzwald, erfolgte offenbar unter Beteiligung der Göttweiger Chorherren selbst 1094 nach dem Tod Altmanns, der am 8. August 1091 in Zeiselmauer verstorben und in seiner bevorzugten Gründung Göttweig bestattet worden war. An das Patrozinium von Hartmanns Mutterhaus erinnert die um 1100 errichtete spätere Filialkirche St. Blasien am Fuß des Klosters in Kleinwien im Fladnitztal, in deren unmittelbarer Umgebung die Klostermühle (später mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Pfisterhof) und die angebliche Wohnstätte der Inklusin und Dichterin Ava als Teil des Göttweiger Frauenkonvents38 lagen. Dieser wurde jedoch bald, jedenfalls noch im 12. Jahrhundert, auf den Göttweiger Berg verlegt, wo die frühere Nikolauskirche unter dem neuen Patrozinium Maria Magdalena als Nonnenklosterkirche fungierte. Dem zahlenmäßig meist kleinen Frauenkonvent traten in den folgenden Jahrhunderten wohl überwiegend adelige Damen – vor 1142 Herzogin Gerbirg, Witwe nach Herzog Bořivoj von Böhmen – bei, die selbst oder deren Verwandte für die Dotierung des Klosters sorgten. 1386 war ein Höchststand des Konvents mit 24 Nonnen erreicht.

Bis zur Abfassungszeit der Vita Altmanni um 1135 existierten als Ergebnis reger Bautätigkeit – Schenkungen und Stiftungen des benachbarten Adels und babenbergischer Ministerialen wie der Kuenringer hatten seit 1094 stark zugenommen – bereits acht steinerne Kirchenbauten auf und unter dem Göttweiger Berg, zugleich hatte der Reformgedanke in Göttweig so stark Wurzeln geschlagen, daß das Kloster selbst andere Häuser reformierte39. Das 12. Jahrhundert als erstes Jahrhundert des Klosters war einerseits eine Zeit vielfacher Besitzsicherung (Anlage von Traditionscodices) und -abrundung und erste Blütezeit literarisch-historiographischer Betätigung (Vita Altmanni und Göttweiger Annalen) im zahlenmäßig anwachsenden Konvent, während andererseits Einmischung der babenbergischen Vögte und der Passauer Bischöfe in die Leitung der Abtei negative Folgen zeigten. Trotz rechtlich konsolidierter Stellung setzten im 13. Jahrhundert wirtschaftliche Schwierigkeiten ein, die die ausgedehnte, von mehreren Ämtern verwaltete Klosterherrschaft (zu einem großen Teil auf Weinwirtschaft aufbauend) bis ins 16. Jahrhundert hinein unter mitunter krisenhaften Erscheinungen, auch als Spiegelbild disziplinärer innerer Unruhen wie allgemeinhistorischer Umstände (etwa des österreichischen Interregnums im 13. Jahrhundert, der Pest im 14. und der Hussitenunruhen sowie der zahleichen militärischen Auseinandersetzungen des 15. Jahrhunderts) begleiten sollten. Bezeichnend ist zudem die Tatsache, daß von den 28 zwischen 1200 und 1507 regierenden Äbten zehn ihr Amt resignierten oder dessen enthoben wurden. Steigender landesfürstlicher Finanzbedarf, gehäufte Mißernten und Umwandlung agrarischer Einkommensstrukturen im Spätmittelalter zwangen zu fortgesetzten ad-hoc-Maßnahmen zur kurzfristigen Entlastung der Klosterfinanzen durch Verpfändung und Verkauf von Klosterbesitz und Einkünften, der niemals den Bestand des Konvents insgesamt gefährdete. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts brach die Klosterwirtschaft jedoch unter dem ökonomischen und steuerlichen Druck der unausgesetzten kriegerischen Auseinandersetzungen zusammen. Kleinen lokalen konjunkturellen Aufschwüngen der Klosterfinanzen folgten immer wieder Rückschläge, sodaß die ökonomische Situation noch im 16. Jahrhundert, nicht zuletzt angesichts der wegen der drohenden Osmanengefahr eingehobenen geistlichen Kontributionen, von denen Göttweig nach Melk den höchsten Anteil zu tragen hatte, äußerst angespannt bleiben sollte.

Die Reformation scheint im Göttweiger Konvent zunächst keine schlagartige Reaktion ausgelöst zu haben, nur zwei Mönche dürften noch in den 1520er Jahren als Anhänger der neuen Lehre das Kloster verlassen haben. In der Klosterherrschaft und den Klosterpfarren dagegen nahm die Zahl der mit dem Luthertum wenigstens sympathisierenden Laien und Kleriker rasch zu, wobei sich punktuell, etwa in Niederranna, Ansprüche der neuen Glaubensfreiheit, als deren Träger vor allem der umliegende Adel hervortrat, mit sozialreformatorischen Forderungen bäuerlicher Untertanen in Form von Abgabenverweigerungen vermischten. Bis knapp nach der Mitte des 16. Jahrhunderts war aber auch der Konvent, der 1516 16 Mitglieder, 1541/42 noch sechs Personen gezählt hatte, mit Ausnahme eines einzigen im Kloster lebenden Klerikers völlig zerstreut, der schon seit längerer Zeit wie das gesamte Kloster ökonomisch schwach situierte Göttweiger Frauenkonvent wurde aus Einsparungsgründen 1557 nach St. Bernhard abgesiedelt. Nach Jahren der Administration Göttweigs durch einen vom Landesfürsten bestimmten Superintendenten (Propst Bartholomäus de Cataneis von Herzogenburg) sorgte erst der 1564 installierte Abt Michael Herrlich als „secundus fundator“ (die Bezeichnung wurde durch den Konvent schon anläßlich von dessen Resignation 1603 aufgebracht) für den Neubeginn monastischen Lebens – 1561 gab es keinen einzigen Konventualen mehr – und die Konsolidierung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Göttweig. Die Jahre nach 1600 brachten dem von tatkräftigen, in konfessioneller Hinsicht engagiert gegenreformatorisch agierenden, in wirtschaftlicher Hinsicht umsichtigen Äbten regierten Kloster spürbaren Aufschwung trotz teils drückender Kriegslasten. Im 18. Jahrhundert schließlich gab der wohl wirkmächtigste Göttweiger Abt, der Polyhistor Gottfried Bessel (1714–1749)40, das lange wirksame Vorbild für die Förderung aller Arten von wissenschaftlicher Tätigkeit im Konvent, unter denen die historische Forschung zwar dominierendes, aber keineswegs einziges Element war und blieb. Hauptaufgabe stellt bis in die Gegenwart jedoch die Seelsorge in den über 30 Klosterpfarren in Niederösterreich dar.

Am 2. bzw. 17. Februar 1939 wurde das Kloster Göttweig aufgehoben und seines gesamten Besitzes enteignet. In den Baulichkeiten befanden sich in der Folge abwechselnd eine Napola-Erziehungsstätte, ein Umsiedlerlager für Bessarabier, ein Kriegslazarett und schließlich ein Lager für französische Kriegsgefangene. Nach der Befreiung durch sowjetische Truppen konnte der reduzierte Konvent, der das Kriegsende in Unternalb abgewartet hatte, am 15. August 1945, dem Patroziniumstag des Klosters, den Neubeginn auf dem Göttweiger Berg setzen. Die langjährige Regierung Abt Wilhelm Zedineks (1949–1971) führte das Kloster nicht zuletzt als Wirtschaftsbetrieb und bedeutenden Tourismusfaktor der ganzen Region in die Gegenwart, seit 1973 steht das Kloster mit einem wieder stark angewachsenen Konvent unter der Leitung des 64. Abtes (bzw. Abtpräses) Dr. Clemens Lashofer.

Die Erforschung der Baugeschichte des Klosters konzentrierte sich lange Zeit auf den durch archivalische Quellen gut dokumentierten barocken Umbau der Anlage. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurden jedoch schon im Spätmittelalter bedeutende Um- und Neubauten im Klosterbereich durchgeführt41. Neben der Errichtung der im alten Kreuzganghof zunächst völlig freistehenden, später mit einem Eingang vom Kreuzgangostflügel her versehenen geräumigen gotischen Benediktskapelle (erbaut und bestiftet unter Abt Otto 1335) ist vor allem die Neuaufführung des Konventsgebäudes in den wichtigsten Teilen Kreuzgang (samt Kapitelsaal, zugleich Barbarakapelle; heute noch der an die Klosterkirche anschließende Südflügel als sogenannter Apothekergang erhalten), Dormitorium und Refektorium sowie der Gotthardskirche als Pfarrkirche des Klosters unter Abt Petrus (II.) und der baulichen Leitung des Klosterpfarrers Fr. Ulrich Lösel im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts zu nennen (vgl. Kat.-Nr. 41 und 43). Wohl noch im späteren 15. Jahrhundert konzentrierten sich die Baumaßnahmen im Kloster neben der Errichtung des Chors der Klosterkirche auf die Verbesserung der Wehranlagen des Klosters, in deren Rahmen wohl auch die heutige Alte Burg (vgl. Kat.-Nr. 195 und 196) als Befestigung der Einfahrt im Süden der Anlage über älterem Kern der zweiten Hälfte des 12., vor allem aber des 14. Jahrhunderts errichtet wurde42. Von laufenden Reparaturarbeiten und punktueller Neuerrichtung einzelner Gebäude (s. etwa Kat.-Nr. 207†) abgesehen, dürfte die Bausubstanz Göttweigs in der Folge bis zum ersten Klosterbrand 1580 relativ unverändert geblieben sein. Die danach nötigen Wiederaufbauarbeiten gingen zwar mit einer großzügigen Neuausstattung vor allem der Gotthardskirche durch Abt Michael Herrlich einher (vgl. Kat.-Nr. 325†, 329†, 330†, 331† und 357†), bewirkten aber keine tiefergehende Neuordnung der Klosteranlage, lediglich die unter den Äbten Georg (II.) Falb und David Gregor Corner in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durchgeführten Bauarbeiten mit Errichtung eines neuen frühbarocken Konventtrakts im Norden des Klosters („Neues Kloster“) deuten auf gehobene architektonische Ansprüche der Prälaten hin. Auch muß das bis dahin romanische Langhaus der Klosterkirche bis spätestens 1642/1668 (Bauinschriften an der Kanzel, s. Kat.-Nr. 493, und am Langhaussüdportal außen) barock verändert worden sein. Die bis heute bestimmende Umgestaltung des gesamten Klosters erfolgte jedoch erst im 18. Jahrhundert. Durch den Baubeginn der neuen Klosteranlage in Melk unter Abt Bertold Dietmayr (1701/02) sowie andere gleichzeitige Um- oder Neubauprojekte niederösterreichischer Klöster (Herzogenburg, Dürnstein) wurde auch Abt Gottfried Bessel angeregt und vergab 1714 Aufträge zur Neuplanung der Göttweiger Klostergebäude an Jakob Prandtauer, Balthasar Neumann und Johann Baptist Maderna, die dafür je 200 fl. erhielten. Diese Pläne sind leider nicht erhalten geblieben. Da jedoch der Konvent die Zustimmung zum kostspieligen Neubau zunächst verweigerte, brachte erst der große Klosterbrand vom 17. Juni 1718, den Bessel selbst als gelegt bezeichnete und an dessen Ausbruch schon zeitgenössische Kritik wenigstens ein Mitverschulden Bessels sehen wollte, die Notwendigkeit einer weitgehenden Umgestaltung mit sich43. Ab dem Sommer 1719 wurden nach der Grundsteinlegung zum neuen Osttrakt (2. Juli) ältere Bauteile, wie die offenbar am stärksten zerstörte alte Gotthardskirche, deren umliegender Friedhof nach Sekundärbestattung der exhumierten Gebeine aufgelassen worden war, abgebrochen, gleichzeitig legte Johann Lukas von Hildebrandt (1668–1745) konkrete erste Pläne vor, zu denen ebenfalls verlorene Konkurrenzprojekte Jakob Prandtauers und Balthasar Neumanns konzipiert wurden. Ab 1722 nahmen Hildebrandts in Absprache mit Bessel und dem ihn unterstützenden Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn überarbeitete Pläne festere Formen an, wobei an einer regelmäßigen, mehrhöfigen Anlage in Anspielung an den spanischen Escorial festgehalten wurde. Bastionsartige Substruktionen, die aufgrund der Plateaulage des Klosters notwendig wurden, verschlangen große Summen und hemmten den Fortschritt der Bauten an den Konventsgebäuden nördlich der Klosterkirche. Von Hildebrandts Idealplan konnte bei der Fortführung der zunächst von Franz Jänggl ausgeführten Arbeiten unter Hildebrandts Schüler Franz Anton Pilgram (1699–1761) und dessen Bauführer Matthias Feichtinger bis 1743 schließlich nur ein Teil mit Abänderungen tatsächlich verwirklicht werden44. Trotz beeindruckender äußerer Geschlossenheit und weitgehend einheitlich barocker Wirkung des nur als Torso ausgeführten Neubaus blieb bis heute an zahlreichen Stellen, vor allem im Süden und Osten der Klosteranlage („Apothekergang“ als Rest des spätgotischen Kreuzgangsüdflügels, spätmittelalterliche Alte Burg, romanischer Langhauskern und spätgotischer Chor der Klosterkirche, romanischer Baukern der Erentrudis-Kapelle45 etc.) ältere Bausubstanz erhalten.

Aus dem unter Berücksichtigung kopialer Überlieferung 70 Kat.-Nr. umfassenden Göttweiger Bestand an Inschriftenträgern, vor allem an Grabdenkmälern, hat sich mit 40 Objekten nur ein vergleichsweise geringer Teil im Original erhalten. Signifikant ist das Fehlen aller älteren Inschriften vor der Grabplatte Abt Ulrich (I.) Totzenbachers (Kat.-Nr. 28), was zweifellos hauptsächlich auf die beiden großen Brandkatastrophen der Klostergeschichte und die daran anschließenden Baumaßnahmen zurückzuführen ist. Völlig verloren scheinen alle jene Grabdenkmäler zu sein, die ihren ursprünglichen Standort in der romanischen Klosterkirche hatten. Sie dürften schon dem barocken Umbau des Langhauses gegen Mitte des 17. Jahrhunderts zum Opfer gefallen sein, während die bis zum Klosterumbau 1719 in der Gotthardskirche oder dem alten Konventsgebäude bzw. der Barbarakapelle (ursprünglich zugleich Kapitelsaal) im alten Kreuzgang befindlichen Grabdenkmäler offenbar zu einem großen Teil entweder im Original oder wenigstens in guter kopialer Überlieferung auf uns gekommen sind.

Die ursprüngliche Existenz einzelner heute verlorener Grabdenkmäler ist archivalisch belegt (etwa ein 1518 um 10 lb. den. angefertigtes Grabdenkmal für Abt Sebastian Dräxel [Drechsler] vom Melker Steinmetz Peter46), andere erhaltene inschriftlose Fragmente lassen sich dagegen keinen konkreten Personen zuordnen, wie zwei gleichartig gestaltete, annähernd quadratische Relieftafeln aus Solnhofer Plattenkalk mit den qualitätvollen knienden Figuren zweier Äbte, vielleicht aus der Werkstatt des Kremser Bildhauers Kilian Fuchs um 160047. Ob es sich hierbei um Teile zerstörter Epitaphien oder gar Hochgräber (Seitenwände) Abt Michael Herrlichs und Abt Georg (I.) Schedlers (vgl. jedoch deren erhaltene Gruftplatten in Kat.-Nr. 384 und 388) handelt, ist nicht zu entscheiden. Immerhin sind sie auch in der umfangreichen kopialen Überlieferung des Klosters fast völlig übergangen worden.

35 Die (gedruckte) Literatur zum Kloster Göttweig und seiner Geschichte ist seit den großangelegten historiographischen Projekten Abt Gottfried Bessels und Abt Magnus Kleins im 18. Jahrhundert ungemein reichhaltig. Als Auswahl wichtiger Beiträge zum Gesamtbild – auf die Spezialliteratur kann hier nicht eingegangen werden – seien daher nur ausschnittweise genannt Röhrig, Augustiner-Chorherrenstift und Ders., Göttweig (zur Kanonikerreform Altmanns und der Gründung von Göttweig als Chorherrenstift), Dungel, Göttweig (reichhaltige urkundliche Nachrichten zu einzelnen Äbten), knapp Lechner, Stift 10–28, ausführlichsten die Darstellungen zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Klostergeschichte von Hödl, Göttweig, und Tropper, Stift, zuletzt zur Klostergeschichte bis etwa 1150 Sonnlechner, Landschaft, bes. 127–159, als Gesamtüberblick mit ausführlichsten Literaturangaben Lechner, Göttweig. Zu den Göttweiger Besitzverhältnissen und der Verwaltung der Klosterherrschaft(en) informiert am besten Treiber, Situation, zuletzt zusammenfassend Lechner, Göttweig 788–795.
36 Die Vita Altmanni leitet „Gotewich“ von den angeblich einst hier siedelnden Goten ab, die den Kriegsgott Mars=Wich verehrt hätten. Diese Etymologie, 1475 von Johannes Hinderbach tradiert (s. Fuchs, Urkunden [1902] Nr. 1845 [1475 April 30, Trient]), wurde auch 1669 von Abt Gregor Heller referiert, 1769 aber von Friedrich Wilhelm Weiskern abgelehnt. Wik bedeute demnach Ort, der Name meine also Gottesort oder Gotteskreis. Noch in StiB Göttweig, Cod. rot 896 (Dückelmann), fol. 3r findet sich aber ein Kupferstich Johann Adam Schmutzers mit einer idealisierten Ansicht Göttweigs unter der Legende „FACIES ANT IQVISSIMI GOTHORUM CASTELL I VULG O GOTWJK“, der nach der umseitig angegebenen Erklärung als „vignetl“ in den geplanten zweiten Band des Chronicon Gottwicense vor Buch 2 eingebunden werden hätte sollen. Abt Magnus Klein vemutete jedoch keltischen Ursprung und trat für die Deutung Kot=Gott, wich=Lager ein, also Kastell Gottes. Aemilian Jansch interpretierte den Namen als „Waldschloß“ unter Bezug auf eine angebliche keltische Burg als Vorgängerbau des Klosters. Ludwig Koller übersetzte den Namen als „kleine Einbuchtung, Wanne“, Dungel, Göttweig 497 als „gottgeweiht“, eine Bezeichnung, die „von einem germanischen Volke“ herstammen sollte, vgl. zu den verschiedenen (volks)etymologischen Ansätzen referierend Zedinek, Göttweig 58 und Röhrig, Göttweig 165, zu den mittelalterlichen Namensformen aus Urkundenmaterial Lechner, Göttweig 768. Die an Koller angelehnte Deutung des deminutiven Präfixes Kott- mit Interpretation des Namens zu „kleine Mulde“, relativierend bezogen auf den südlich benachbarten, höheren Waxenberg, s. noch bei Hödl, Göttweig 4 und Lechner, Göttweig 768. Schuster, Etymologie 135 geht von einem patronymischen slawischen Ortsnamen *Chotoviki aus. Zur Vita Altmanni (prior), vermutlich gegen 1138/41 von einem unbekannten Göttweiger Konventualen auf Wunsch Abt Chadalhochs (1125–1141) nach mündlicher Haustradition abgefaßt, s. neben den älteren Beiträgen (zusammenfassend Lhotsky, Quellenkunde 205–207) jetzt vor allem, jedoch teils spekulativ, Fleck, Vita, zusammenfassend Hödl, Göttweig 16–21 und Lechner, Göttweig 772f.
37 S. zu den Ergebnissen der Grabungen vor allem Melzer, Furth, und Moßler, Untersuchungen, knapp mit weiterführenden Literaturangaben Farka, Ausstellungsthema 13, zur Geschichte der archäologischen Sammlungs- und Forschungstätigkeit in Göttweig Neugebauer/Preinfalk, Klöster 105–109.
38 Zur Geschichte des Frauenklosters vgl. jetzt v. a. (meist mit Bezug auf eine heute in der StiB Altenburg [AB 15 E 6] befindliche Sammelhandschrift des Göttweiger Frauenkonvents von 1505) Andraschek-Holzer, Klosterbibliotheken, Ders., Pflichten, Ders., Frauenklöster und Ders., Frauenklosterschicksal.
39 Vgl. Lechner, Stift 17, Wagner, Göttweig passim, und Hödl, Göttweig 32, zu Entsendungen von Prioren und Äbten aus dem Göttweiger Konvent. In jüngster Zeit trat Tomaschek, Herkunft, mit guten Gründen für die Annahme einer Besiedlung Altenburgs 1144 mit Mönchen aus Göttweig ein.
40 Zu ihm s. aus der überreichen Literatur mit weiterführenden Hinweisen Lechner, Stift 22–26, Tropper, Stift 291–327 und Lechner, Göttweig 783–785.
41 Als Anhaltspunkt für die oft schwierige Lokalisierung der aus archivalischen Quellen bekannten Gebäude auf dem realen Klostergelände können mehrere Klosteransichten dienen, die die Situation sowohl vor dem Brand von 1580 als auch dem von 1718 wiedergeben, s. dazu ausführlich Lechner, Stift 29–35 und Lechner Göttweig 835–840. Ob die anhand einer auf dem Nordwestturm der Klosterbefestigung aufgemalten Jahreszahl „1532“ zu diesem Zeitpunkt datierte Ansicht des Klosters von Norden auf fol. 2r des Göttweiger Rotelbuchs von 1669 (Deckfarbe auf Pergament, s. 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 26 [Benedikt Wagner] und [fehlerhaft] Vavra, Suche, Kat.-Nr. 3.3.8) tatsächlich aus dem früheren 16. Jahrhundert stammt, ist jedoch fraglich. Die zeitlich nächste Ansicht stellt bereits eine etwa 1620 entstandene Metallstiftskizze im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (S. P. 1075, Kapsel 1030) dar, dann eine 1669 oder wenig später angefertigte Ansicht auf fol. 6r im Göttweiger Rotelbuch nach älterer Vorlage von 1626. Für die bauliche Situation der Klosteranlage vor 1718 wichtig sind weiters zwei allerdings erst nach der Brandkatastrophe und ersten Demolierungen entstandene Bildquellen, nämlich der Grundrißplan eines anonymen Kupferstechers und das monumentale Gemälde Johann Samuel Hötzendorfers von 1723 im Altmannisaal, s. die Abb. bei Lechner, Stift 30 (Fig. 4) und Abb. 17 und 42 (Tafelteil) und vgl. 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 757, 767 und 775 (Gregor M. Lechner).
42 S. Hödl, Göttweig 87 und Lechner, Göttweig 801.
43 Lechner, Herrschaftsarchitektur 54. Zur Konkurrenz der NÖ Prälaten als barocke Klosterbauherren vgl. mit weiterführender Literatur Polleroß, Stifte. Ebd., 265, und bei Tropper, Stift 300, der Hinweis, daß Prior Gregor Schenggl Abt Bessel 1728 aufforderte, seine kostenaufwendige Bautätigkeit wenigstens auf den eigentlichen Klosterbereich einzuschränken. Zahlreiche Göttweiger Meier- oder Lesehöfe im Bereich der stiftlichen Grundherrschaften wurden jedoch unter Bessel ebenfalls, teils zu repräsentativen Sommerresidenzen, umgebaut.
44 S. die Ergebnisse der reichhaltigen älteren Literatur zusammenfassend Lechner, Stift 52–71, Lorenz, Barock, Kat.-Nr. 36 (Hellmut Lorenz) und zuletzt Lechner, Göttweig 807–810.
45 Noch bei Dungel, Göttweig 495, bezeichnet als „die gegenwärtige Schmiede, welche ursprünglich eine Kapelle aus der Übergangszeit vom romanischen zum gothischen Stile war und noch ziemlich gut erhalten ist, jedoch auf eine restaurierende Hand wartet“. Die um 1910/11 schließlich erfolgte Restaurierung in puristisch romanischem oder eher romanisierendem Sinn bedeutete jedoch einen starken verfälschenden Eingriff in die originale Bausubstanz.
46 S. Ritter, Abt 24, Kühnel, Grabdenkmäler (1963) 190 und Lechner, Stift 35. Der Stein war auf der Donau von Melk nach Mautern transportiert worden.
47 S. Lechner, Stift 49 (versehentlich „aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts“) und 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr 1323 (Beginn 17. Jh.; 2 Abb.).

2.1.3. Grafenegg, Schloß

Den Namen Espersdorf (seltener auch: Aspersdorf), unter dem das heutige Grafenegg vielleicht 1294 in einer Herzogenburger Urkunde aufscheint48, behielten der Ort und der angeblich erst im frühen 15. Jahrhundert anstelle einer Hofstatt dort entstandene Adelssitz49 bis in die Jahrhundertmitte bei. Nach dem damaligen Inhaber (seit 1435), dem niederadeligen Jörg (Georg) Wolfenreuter (vgl. zur Familie Kat.-Nr. 45) erhielt der Sitz zunächst in Anlehnung an den Stammsitz der Familie, Wolfenreith, die Bezeichnung Neu-Wolfenreith, danach unter Bernhard von Tachenstein dessen Namen, schließlich unter dem obersten Feldhauptmann Friedrichs III., Ulrich (seit 1472) Freiherrn von Graveneck (Grafenegg) 1470 dessen Namen. 1477 infolge des Sturzes des Graveneckers an Kaiser Friedrich III. gefallen, kaufte Heinrich Prüschenk 1495 das Schloß, ließ es umgestalten und nannte es mit Bezug auf seine untersteirische Freiherrschaft Neu-Stettenberg. Erst im Lauf des 16. Jahrhunderts begann sich für Schloß und Herrschaft die Bezeichnung Grafenegg endgültig durchzusetzen. 1534 verkaufte Julius (I.) Graf von Hardegg das Schloß (Neu-Stettenberg) an Katharina, Witwe nach Adam von Schwetkowitz, von deren Söhnen es 1536 Bernhard Thurzó um 26.000 fl. erwarb und wiederum Umbauten durchführen ließ (s. Kat.-Nr. 209). Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts folgen wechselnde Besitzer. Von Karl von Saurau erwarben das damals bereits zu einem weitläufigen mehrtraktigen Gebäude mit Wassergraben und Wehranlagen ausgebaute Schloß, vormals landesfürstliches Lehen, 1622 die Brüder Johann Baptist und Johann Peter von Verdenberg um 160.000 fl. als freies Eigen. Johann Baptist von Verdenberg, dessen weitgespannte Bau- und Stiftungstätigkeit und Begeisterung für künstlerische Ausstattung seiner Besitzungen bekannt sind (vgl. auch Kat.-Nr. 482), ließ in Grafenegg weitere Umbauten durchführen. Aus dem Erbe seines Sohnes Johann Ferdinand von Verdenberg (gest. 1666) kam das Schloß schließlich 1689 an Johann Ferdinand Grafen von Enckevoirt, der aus dem Besitz samt Zubehör und Mobiliar ein Fideikommißgut machte. Nach dem Tod des Wenzel Adrian von Enckevoirt erbte das Gut dessen Schwester Maria Antonia von Rottal, von deren Tochter Maria Franziska Emanuela es 1747 an deren Mann Anton Josef Graf Breuner überging. Dessen Urenkel August Ferdinand Graf Breuner (1796–1877) schließlich ließ unter nur teilweiser Ausführung umfangreicher Baupläne des Architekten (seit 1858 Wiener Dombaumeisters) Leopold Ernst das Schloß zwischen etwa 1845 und 1873 zu einem beeindruckend geschlossen wirkenden historistischen Ensemble in von englischen Vorbildern (etwa das zwischen 1747/49 und 1792 von Horace Walpole umgebaute Strawberry Hill House in Twickenham, Middlesex) inspirierter Pseudo-Tudor-Gotik umbauen, einen ausgedehnten englischen Landschafts­garten anlegen und das Gebäude zur Erzielung stimmungsvoller und pittoresker Effekte und zur Schaffung „historischer“ Ensembles mit einer umfangreichen Sammlung an Kunstgegenständen, Mobiliar, Waffen und Rüstungen ausstatten50. Nach schweren Beschädigungen der Gebäude unter massiver Dezimierung der Sammlungsobjekte seit 1941 (unterschiedliche Nutzungen) und während der sowjetischen Besatzung (die Gutsherrschaft als Deutsches Eigentum unter USIA-Verwaltung) begannen 1967 bestandssichernde Sanierungs-, später bis in die Gegenwart fortgesetzte Restaurierungs­maßnahmen unter Leitung des Bundesdenkmalamts51.

Aus dem Baubestand des alten Schlosses vor dem historistischen Umbau haben sich an inschriftlichen Zeugnissen für Baumaßnahmen der Inhaber lediglich ein bisher völlig unbeachteter Wappenstein (Kat.-Nr. 76) und beschriftete Dachziegeln (Kat.-Nr. 81) des Bernhard von Tachenstein sowie eine Bauzahl im Treppenturm (Kat.-Nr. 209) aus der Zeit des Bernhard Thurzó erhalten.

48 StiA Herzogenburg, H. n. 64 (1294 Dezember 6, Herzogenburg): Wolfhart von Dürnbach tauscht mit dem Kloster Herzogenburg seinen freieigenen Dienst von 1 lb. 7 den. auf einem Lehen und einer Hofstatt in „Espeinsdorf “ gegen 1 lb. den auf einem Herzogenburger Lehen in (Ober-)Dürnbach, vgl. auch Faigl, Urkunden Nr. 24. Der 1231 in einer kopial überlieferten Urkunde Heinrichs (III. oder V.?) von Kuenring für Göttweig als Zeuge fungierende „Otto (...) plebanus de Espeinsdarf“, Bruder des kuenringischen „notarius“ Pilgrim, scheint in der Literatur nicht mit Grafenegg in Verbindung gebracht worden zu sein, s. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 102 (1231 April 17). Möglicherweise beziehen sich jedoch beide Urkunden auf Aspersdorf (Gem. und PB Hollabrunn).
49 Die Literatur zu Grafenegg als Adelssitz und Herrschaft, aber auch zu einem der bedeutendsten historistischen Bauten Österreichs ist überraschend wenig ergiebig, vgl. zur Geschichte von Grafenegg neben Notizen bei Faigl, Urkunden 487f. und Felgel, Grafenegg passim, vor allem ÖKT 1, Beiheft passim, aus jüngerer Zeit die völlig unkritische und wissenschaftlichen Ansprüchen kaum genügende Arbeit von Pauderer, Entwicklung, knapp und teils fehlerhaft zusammenfassend Leschnig, Grafenegg. Zur Grafenegger Herrschaft unter Johann Baptist von Verdenberg s. Tersch, Selbstzeugnisse 641–643. Zum historistischen Umbau s. Eggert, Baugeschichte, zur Innenausstattung zuletzt knappe Hinweise bei Telesko, Schloss. Im umfangreichen Katalog Fillitz/Telesko, Traum, stellt der historistische Schloßbau kein eigenes Thema dar, Grafenegg ist auch im Katalogteil nicht erwähnt.
50 Zu Breuner, Obersterblandkämmerer in Österreich unter der Enns, k. k. wirklicher Kämmerer, k. k. Hofrat und Ministerialrat im k. k. Ministerium für Landeskultur und Bergwesen und Abgeordneter zum NÖ Landtag, Mitglied mehrerer Musealvereine und verschiedener wissenschaftlicher und anderer Gesellschaften, ausgebildeter Montanistiker und dilettierender Mineraloge u. v. m., s. v. a. Pauderer, Entwicklung 59–94 und Eggert, Baugeschichte 512–514. Zur Schaffung von stimmungsvollen Gesamtarrangements in Innenräumen des Historismus, die das Einfühlen in historische Kunstwerke und Lebenswelten ermöglichen sollten, verbunden mit Ergänzungen eines an der deutschen Renaissance orientierten Kunsthandwerks bzw. Sammlungen von Antiquitäten in Malerateliers des 19. Jahrhunderts vgl. Sangl, „Wände“. Sinn und Zweck dieser Sammlungen war nicht die museale Dokumentation und Präsentation von Kunstgut. Dementsprechend wurden offenbar auch in Grafenegg keine systematischen Bestandsaufzeichnungen im Rahmen von Akquisitionsjournalen o. ä. geführt, die Provenienz der Objekte ist daher in der Regel nicht mehr feststellbar. Lediglich für einzelne Objekte konnte Adalbert Ilg in einem 1894 erschienen Aufsatz die ihm anläßlich eines Besuchs der Sammlung noch aus mündlicher Tradition nach dem Tod Breuners mitgeteilten Provenienzangaben überliefern. Zum historistischen Schloßbau in Niederösterreich und den vergleichbaren historistischen Neu- und Umbauten der älteren Franzensburg in Laxenburg, der etwa gleichzeitigen Rosenburg in Horn, der späteren Burgen Kreuzenstein und Hardegg vgl. etwa Häusler, Franzensburg, Sigmund, Schloß 595f., Dies., Rettung passim sowie Nierhaus, Mittelalter, Ders., Burg, Csuk, Schloß und Dies., Schloss.
51 S. Pescher, Restaurierungsmaßnahmen.

2.1.4. Haitzendorf

Die im abgekommenen Ort *Markwartsurfar nahe dem heutigen Donaudorf gelegene Kirche Hl. Martin war dem Chorherrenkloster St. Georgen (der Vorgängerinstitution des späteren Herzogenburg) im Jahr 1160 von Bischof Konrad von Passau geschenkt worden. Zwischen 1215 und 1221 wurde nach einem Streit des Propstes mit Dechant Konrad von Krems u. a. entschieden, daß der Kremser Pfarre Hl. Veit jährlich 1 lb. den. als Widerlegung für die Pfarre in *Markwartsurfar vom Hof des Klosters in Krems (neben dem Salzburger Hof nahe der Kremser Pfarrkirche gelegen) zu bezahlen sei. Vor 1336/37 wurde die alte Pfarrkirche in *Markwartsurfar durch ein Hochwasser der Donau zerstört. Zugunsten des Wiederaufbaus des Gotteshauses im weiter nördlich gelegenen Haitzendorf erteilte Bischof Albrecht von Passau im Frühjahr 1340 einen 40-tägigen Ablaß für alle Gläubigen, die zu den Baukosten beitrugen. Offenbar war zumindest der Chor der Pfarrkirche um die Mitte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt und mit Wandmalereien (s. Kat.-Nr. 25) ausgestattet worden52. 1363 wurde nach dem Tod des früheren Pfarrers Heinrich der Herzogenburger Chorherr Nikolaus Kling installiert. Ihm folgte ein Pfarrer Friedrich aus dem Herzogenburger Konvent nach, der bereits 1381 verstarb und vom Chorherrn Johann ersetzt wurde53. 1476 wurde der durch Blutvergießen (wohl im Zuge der Kämpfe mit den ungarischen Truppen in der Kremser Gegend) exsekrierte Friedhof der nun neben dem alten Martinsauch mit dem häufiger in Urkunden genannten Ulrichspatrozinium versehenen Kirche vom Passauer Weihbischof Albert (Schönhofer) von Salona rekonziliiert, und für die Besucher bestimmter Feste in der Pfarrkirche ein Ablaß gewährt54. Um 1502 dürften an der Kirche größere Umbauten durchgeführt worden sein. Drei Indulgenzen aus den beiden Monaten Oktober und November des Jahres galten den Besuchern der Kirche mit dem neuen Altar zu Ehren der Hll. Michael, Gabriel und Allerheiligen in der neuerbauten Krypta55. 1506 wurde ein weiterer Altar zu Ehren der Hll. Sebastian, Florian, Georg und der 14 Nothelfer geweiht56. 1511 stiftete die Pfarrgemeinde Haitzendorf unter maßgeblicher Beteiligung des Zechmeisters Lienhard Müllner, der alleine ein Drittel des Stiftungsguts einbrachte, angesichts der großen Zahl der mit regelmäßigem Gottesdienst zu versehenden Gläubigen einen Marienaltar in der Kirche, als dessen Benefiziat schließlich Hans Fraiß aus Deinzendorf installiert wurde57. 1522 klagte der Weltpriester Andreas Stadler zusammen mit seinem Bruder Wolfgang bei König Ferdinand I. über die Vernachlässigung der explizit als Stiftung ihres Vorfahren Müllner bezeichneten Messe durch das Kloster Herzogenburg58. 1546 wurde der Weltpriester Leopold K(h)egl in Haitzendorf installiert, dem die Pfarre im Folgejahr auf Lebenszeit verliehen wurde59. 1576 wurde der Weltpriester Georg Planderiss auf Lebenszeit zum Pfarrer von Haitzendorf eingesetzt60. 1634 gelangte das Patronat über Haitzendorf an das Chorherrenkloster Dürnstein unter Propst Nikolaus Hey, nach dessen Aufhebung jedoch wieder an Herzogenburg61.

52 S. StiA Herzogenburg, H. n. 6 (1160 November 15), 24 (1215–1221) und 196 (1340 April 8, St. Pölten), vgl. Bielsky, Urkunden Nr. IX und XXIII bzw. 264 und 281f., Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 88 (1215–1221 Oktober 31) bzw. Faigl, Urkunden Nr. 141. Die Promulgation des Ablasses an den Dekanatsklerus durch Dechant Konrad von Krems s. in StiA Herzogenburg, H. n. 1742 (1340 Oktober 18, Krems). Vgl. auch Topographie 4, 64f. Zu den Ergebnissen einer 1982 parallel zu einer Innenrenovierung durchgeführten Grabung der Abt. f. Bodendenkmale des BDA in der Kirche, die u. a. zahlreiche Bestattungen des 16. und 17. Jh. nachwies, s. Melzer, Haitzendorf.
53 S. StiA Herzogenburg, H. n. 271 (1363 Oktober 4, Passau) und 318 (1381 Oktober 31, Passau), vgl. Faigl, Urkunden Nr. 212 und Topographie 4, 64f.
54 S. StiA Herzogenburg, H. n. 517 (1476 August 8).
55 S. StiA Herzogenburg, H. n. 563 (1502 Oktober 20, Krems; Bf. Wiguleius von Passau rekonziliiert die hier als Pfk. Hl. Ulrich bezeichnete Kirche samt Friedhof in Haitzendorf und den neuen Altar zu Ehren der oben genannten Heiligen im hier wohl als [unterirdische] Gebeinegruft, nicht jedoch als Karner zu verstehenden „carnario“) sowie 564 (1502 November 2, Haitzendorf; Weihbischof Bernhard setzt nach erfolgter Weihe der hier als Martinskirche bezeichneten Pfarrkirche deren Weihefest neu fest und verleiht einen entsprechenden Ablaß) und 565 (1502 November 9, Haitzendorf; inhaltlich sinngemäß übereinstimmend für den oben genannten Altar in der „crypta“ der Kirche).
56 S. StiA Herzogenburg, H. n. 569 (1506 Mai 5).
57 S. StiA Herzogenburg, H. n. 579 (1511 Jänner 5; Revers des Klosters Herzogenburg über die Stiftung anstelle des aus dem Konvent stammenden Haitzendorfer Pfarrers Bernhard). An erster Stelle der Haitzendorfer Petenten wird als ranghöchster, jedoch kaum persönlich beteiligter Vertreter der Pfarrgemeinde Christoph Feiertager (s. Kat.-Nr. 144) genannt. Fraiß machte schon im Folgejahr sein Testament, s. StiA Herzogenburg, H. n. 582 (1512 März 27, Haitzendorf).
58 StiA Herzogenburg, H. n. 606f. (1526 November 29; Supplik an Kg. Ferdinand, bzw. 1526 Dezember 1, Wien; Mandat Ferdinands an Propst Johann Wernhardt von Herzogenburg).
59 StiA Herzogenburg, H. n. 642 (1546 April 24; Revers Kegls) und 644 (1547 April 14, Herzogenburg).
60 StiA Herzogenburg, H. n. 716 (1576 August 16, Herzogenburg).
61 Schmettan, Chorherrenstift 23.

2.1.5. Imbach, ehem. Dominikanerinnenkloster

Der Ort Imbach liegt zwischen dem nördlich angrenzenden Markt Senftenberg und dem im Süden anschließenden, heute zur Stadtgemeinde Krems gehörenden Rehberg im unteren Tal der annähernd in nordwestlicher Richtung verlaufenden Großen Krems. Nach dem teilweise bis die Frühe Neuzeit mit dem Namen Minn(e)bach bezeichneten Burgort nannte sich ein seit wenigstens 1130 in Urkunden auftretendes, vermutlich mit den Leng(en)bachern und der Zöbing-Senftenberger Linie der Kuenringer verwandtes Adelsgeschlecht, gegen Mitte des 13. Jahrhunderts hatten – möglicherweise durch verwandtschaftliche Beziehungen zu den Minn(e)bachern – mehrere Adelsgeschlechter Besitz in Imbach.

Das ehemalige Dominikanerinnenkloster Imbach62 wurde 1269 vom einflußreichen österreichischen Landherren Albero von Feldsberg, Truchseß König Přemysl Otakars II., und seiner Frau Gisela von Ort auf Eigengütern ins Leben gerufen, wobei die Frühzeit des Klosters nach dem schon 1270 eingetretenen Tod Alberos von beträchtlicher Förderung Gozzos von Krems als Stifter sowie als Mittelsmann zu den Kremser Dominikanern und zu Otakar abhängig war. Als Grundstock schenkte Albero dem zukünftigen Konvent die vormals einem Heinrich Zweymann gehörige, dem Haus der mit ihm verwandten Starhemberger benachbarte Hofstätte als Bauplatz für das Kloster, der Dotierung der auszuführenden Stiftung dienten die Patronate über die vermutlich bereits de facto im Rang einer Pfarrkirche stehende Kapelle Imbach (Inkorporation zugunsten des Klosters 1289) und die Pfarrkirche Sallingberg samt den zugehörigen Einkünften, das Dorf Sallingberg und weitere Güter, zu denen im selben Jahr das Patronat über die Pfarrkirche Altmünster (am Traunsee, inkorporiert 1399) kam. Baumaterial für das zu errichtende Kloster sollte von der abzubrechenden Burg Imbach auf einem Felssporn des Scheiblbergs am rechten Ufer der Krems („Burgtal“) gewonnen werden. Gisela vermachte 1270, nach dem Tod des vermutlich auch in Imbach bestatteten Albero im Frühjahr, angesichts einer schweren Krankheit für den Sterbfall dem Kloster verschiedene Einkünfte in Nöhagen und Gutenstein, deren Anfall durch die Genesung Giselas zunächst jedoch nicht realisiert wurde. Dementsprechend scheinen sie auch bei der taxativen Beschreibung des Besitzstands des jungen Klosters in jenem die Gründung bestätigenden feierlichen Privileg Papst Gregors X. von 1272, in dem dem Konvent auch das Recht zur Abhaltung öffentlicher Gottesdienste bei verschlossenen Türen während herrschenden Interdikts und der freien Sepultur gewährt wird, nicht auf. Im selben Jahr sprach König Přemysl Otakar II. dem Kloster die niedere und hohe Gerichtsbarkeit (mit Ausnahme von Totschlag, Diebstahl und Notzucht) zu, 1273 gewährte er ihm Maut- und Zollfreiheit und übertrug dem Konvent den Zehent in bzw. bei Melk. 1277 wiederholte König Rudolf I. die otakarische Privilegierung mit der Gerichtshoheit und gewährte den Dominikanerinnen eine tägliche Holzfuhre aus den landesfürstlichen Wäldern zwischen Krems und Gföhl, aus dem selben Jahr datiert das päpstliche Privileg, die Imbacher Pfarrkirche von einem Dominikanerpriester versehen zu lassen. Bereits 1273 hatte der aus dem Kremser Konvent stammende Bruder Engelschalk als Kaplan des Frauenklosters fungiert63.

Wie in den meisten Frauenklöstern des Mittelalters setzte sich auch der Imbacher Konvent in der Folge zum wohl größeren Teil aus Töchtern landsässiger Adelsfamilien zusammen, deren Verwandte oder die selbst dem Kloster noch vor 1300 bedeutenden weiteren Besitz zubrachten64. Bald nach 1400 geriet der Konvent jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, zu denen wirtschaftliche Schäden im Zuge eines Hussiteneinfalls vermutlich im Herbst 1425 oder 1427 traten65. Trotz eines Klosterbrands 1524 und anhaltend bescheidener ökonomischer Situation – 1529 betrug der von Imbach als Viertel des Klostervermögens zu leistende Anteil der geistlichen Kontribution zur Türkensteuer nur 300 lb. den., 1533 wurden dem Kloster das Allerheiligen- und unter Hinweis auf dessen „armut“ infolge „der schweren last und einfall des turckhen“ das Katharinenbenefizium der Klosterkirche inkorporiert66 – befanden sich die Gebäude und der neben der Priorin sieben Nonnen und vier Novizinnen im Kindesalter zählende Konvent bei der landesfürstlichen Visitation 1544 noch in konsolidiertem Zustand. 1561 war die Zahl der Konventualinnen außer der Priorin dagegen bereits auf vier gesunken, die Pfarren Imbach und Sallingberg versahen verheiratete Priester, ein konfessionell indifferenter Kaplan des Klosters spendete die Kommunion auf Wunsch auch unter beiderlei Gestalt. 1564 wurde die zwei Jahre zuvor eingetretene, aus protestantischer Familie stammende Anna Streun von Schwarzenau mit 28 Jahren Priorin. Unter ihrer der Mißwirtschaft beschuldigten Nachfolgerin Katharina Maschwander wurde der personelle Tiefstand mit lediglich zwei Konventualinnen erreicht, deren eine mit dem Bruder der Priorin entlaufen war. Nach fortdauernden wirtschaftlichen Schwierigkeiten infolge eines Hochwassers von 1581 bei anhaltend geringer Konventualinnenzahl wurde 1591 die verstorbene Priorin nicht durch eine Nachfolgerin ersetzt, sondern das Kloster auf Betreiben des Passauer Offizials in Wien, Melchior Klesl, lediglich unter die Administration einer Imbacher Nonne gestellt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts befanden sich auch die Klostergebäude in ruinösem Zustand. Erst gegen Ende des ersten Viertels des 17. Jahrhunderts stabilisierten sich Klosterdisziplin und Wirtschaftssituation wieder, das 1620 einsetzende Bemühen um Erwerb der von Helmhard von Friedesheim als Rebellengut eingezogenen Herrschaft Lengenfeld zerstreute sich jedoch. Nach einem Großbrand am 24. Juni 1759 stand das mit 31 Nonnen finanziell einmal mehr überlastete Kloster am Rand der Aufhebung. Notverkäufe wie die Veräußerung des Patronats über die oberösterreichische Pfarre Altmünster an den Passauer Bischof 1763 um 6000 fl. und die Administration der Temporalien durch fremde Prälaten (Propst Dominik Ruemer von Dürnstein bzw. ab 1777 Abt Rainer [II.] Sigl von Zwettl) retteten den Fortbestand bis zur Aufhebung des Klosters – als erstes im Waldviertel – im Jänner 1782. Nach kurzfristiger Unterbringung der aus dem gleichfalls aufgehobenen Karmeliterinnenkloster St. Pölten kommenden Nonnen in den Imbacher Gebäuden im Sommer 1782 gelangte der gesamte Klosterkomplex an den Religionsfonds, der 1783 die Versteigerung der Baulichkeiten, 1811 den Verkauf der Herrschaft durchführte67. Ab etwa 1808 wurden die Klostergebäude abgetragen68, die von einem Großbrand des Orts 1865 unbeschädigte Kirche wurde ab 1884 unter Leitung des Kremser Baumeisters Josef Utz d. J. nach Plänen des Wiener Dombaumeisters Friedrich Schmidt unter teilweisen Eingriffen in die originale Bausubstanz renoviert.

Die ehemalige Klosterkirche, der bereits seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als „einem schönen Denkmahle altdeutscher Baukunst“69 Aufmerksamkeit geschenkt wurde, gehört trotz der erst in allerjüngster Zeit in ihrem Umfang deutlicher werdenden Abänderungen durch Schmidt zu den prominentesten frühgotischen Sakralbauten Niederösterreichs. Das Langhaus dürfte nach jüngsten baugeschichtlichen Befundungen bereits von Anfang an in zwei Schiffe unterteilt und mit einem vierjochigen Kreuzrippengewölbe über zwei Achteckpfeilern versehen gewesen sein. Schon ursprünglich gewölbt war auch der gegenüber dem Langhaus stark erhöht gelegene Chor, der wohl durch einen Lettner abgeschrankt und über mehrere Stufen erreichbar war. Die vom Obergeschoß des südlich der Kirche gelegenen Kreuzgangs begehbare zweijochige steinerne Westempore der Nonnen mußte 1884 einem einjochigen Neubau weichen. Die stilistischen Merkmale des Chors (Blendarkaden auf Konsolen als Wandgliederung) stellen den Bau in den Umkreis der otakarischen Bauten in Österreich und Böhmen70.

Erst im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde am Ostende der Langhausnordseite eine „schöne Kapelle“, die dreijochige ehemalige Katharinen- (heute Josefs-)Kapelle mit darunterliegender sekundärer Gruft, angebaut, die durch die weitgehende Wandauflösung, das früheste Auftreten fischblasenartiger Maßwerkformen an den Fenstern sowie die qualitätvolle und originelle (christologische) Bauplastik zu den meistbesprochenen Baudenkmälern der Hochgotik in Österreich zählt71.

Eine schon zu Ende des 19. Jahrhunderts verlorene, aber in der Literatur noch nach 1900 erwähnte, angeblich aus dem 17. Jahrhundert stammende und 1736 renovierte Wandmalerei im Chor bzw. an der Triumphbogenostseite soll das Stifterehepaar mit erklärender Beischrift wiedergegeben haben72.

62 Das Imbacher Kloster gehört zu den in der historischen und kunsthistorischen Literatur am öftesten beispielhaft genannten und gleichzeitig sowohl in historischer als auch architekturgeschichtlicher und bauhistorischer Hinsicht am schlechtesten untersuchten ehemaligen Frauenklöstern Österreichs. Zur Imbacher Geschichte s. bislang mangels gedruckter Monographien die knappen Darstellungen bei Fidler, Geschichte 36–40 (nach einem schriftlichen Bericht der damaligen Priorin Emerentiana Frueth!), Frast, Nonnenkloster (davon abhängig und ohne Eigenwert Dupuis, Kirche 4–9), Weiglsperger, Beiträge (1885), Starzer, Imbach, die Regesten bei Plesser, Kirchengeschichte (1932) 264–269 und Plesser, Kirchengeschichte (1939) 421–438, als schätzenswerter, jedoch ohne Anmerkungen versehener Beitrag eines Fachfremden die Darstellung bei Fux, Schleier 31–88 und 177–238 (mit mehreren Datums- und Lesefehlern sowie Mißverständnissen), zur Klostergründung (der eigentliche Stiftbrief von 1269 März 1, Feldsberg, in HHStA, AUR 1269 III 1) Frast, Nonnenkloster 550f., Nr. I (Urkundenanhang von Chmel, Edition nach dem Original im HHStA), Weiglsperger, Beiträge (1885) 408f. (Edition nach einer kollat. Abschr. von 1708), Fux, Schleier 177f., jetzt mit Korrektur fehlerhafter älterer Literatur, jedoch selbst punktuell revisionsbedürftig, knapp Herold, Herren 92f. und 115–120 bzw. 246 (Edition von HHStA, AUR 1269 I 2, der dem Stiftbrief vorangehenden Urkunde, als „schriftliche Fixierung eines großen Vorhabens“), zur Baugeschichte ( jedoch relativierungsbedürftig) vor allem Keck, Gründungsbau und – unter Berücksichtigung liturgischer Zusammenhänge – Schedl, Dominikanerinnenklöster. Einen ersten Baustein zu einer revidierten kritischen Frühgeschichte des Klosters bietet jetzt Zajic, Vorbemerkungen (mit umfassenden Korrekturen zur genannten Literatur). Mit ein Grund für das Fehlen zureichender Literatur zum Imbacher Kloster dürfte die Tatsache sein, daß der umfangreiche Urkundenbestand des aufgehobenen Klosters, zunächst als eigene Reihe innerhalb der Klosterurkundenserie geführt, im späteren 19. Jahrhundert in der Allgemeinen Urkundenreihe (AUR) des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien (HHStA) aufgegangen ist und niemals als Gesamtheit ediert wurde. In Parenthese sei darauf hingewiesen, daß der Imbacher Frauenkonvent nach Kenntnisstand des Bearbeiters erst in einer Urkunde von 1273 Dezember 18 ausdrücklich dem Dominikanerorden („sororum ibidem domino sub habitu fratrum ordinis predicatorum famulancium“) zugeordnet wird, ohne daß daraus jedoch irgendwelche Schlüsse abgeleitet werden könnten, s. HHStA AUR 1273 XII 18 (Die Brüder Gundakar von Starhemberg und Rüdiger von Anschau verkaufen dem Kloster Imbach einen dem Kloster benachbarten Baumgarten mit Haus um 40 lb. den.), vgl. Frast, Nonnenkloster 556f., Nr. VI (Urkundenanhang von Chmel), Weiglsperger, Beiträge (1885) 412 und Fux, Schleier 180. Zu den vor dem 20. Jahrhundert raren Ansichten des Klosters vgl. Andraschek-Holzer, Bild 22, 34f. und 43. Zu 1980 erarbeiteten archäologischen Befundungen des im 19. Jahrhundert abgetragenen Klostergebäudes vgl. knapp mit weiterführenden Literaturangaben Farka, Ausstellungsthema 17.
63 Zur Urkunde Giselas von Ort (1269 Juli 5, Feldsberg, HHStA, AUR 1269 VII 5) s. Frast, Nonnenkloster 550 f., Nr. I (Urkundenanhang von Chmel), Fux, Schleier 179, 199 und 219, und Herold, Herren 118–120 mit gut begründeter Richtigstellung des Datums auf 1270. Zu den oben erwähnten Urkunden s. Frast, Nonnenkloster 536, Dupuis, Kirche 4–6, Weiglsperger, Beiträge (1885) 410f. (Edition nach fehlerhafter frühneuzeitlicher Abschr. in DASP), Plesser, Kirchengeschichte (1939) 255 und 423f. (Druck der Otakar-Urkunde nach kopialer Überlieferung des 16. Jh. und der Rudolfs-Urkunde über die Gerichtsrechte nach der Ausfertigung), Hanika, Dominikaner 10 (fälschlich 1277 Februar 17), Weiglsperger, Beiträge 414 (1277 Februar 17, Wien), Fux, Schleier 30f. und 196, Hilger, Verzeichnis Nr. 471 (zu HHStA, AUR 1272 XII 13) und vgl. Weltin, Urkunde, Nr. 35 (Edition einer verworfenen Empfängerausfertigung zu HHStA, AUR 1277 II 17 in NÖLA, Privaturk. 3985). Zur Inkorporation der Pfarre Imbach s. HHStA, AUR 1289 I 20, s. Fux, Schleier 194 (1289 Jänner 20, Pfarrhof Krems). Zu den seit 1979 ergrabenen Resten der Burg Imbach vgl. Melzer, Imbach und Seebach, Burg.
64 Vgl. Frast, Nonnenkloster 535f. und 550–565, Weiglsperger, Beiträge (1885) 412–418, Starzer, Imbach 449f., Plesser, Kirchengeschichte (1932) 266, Plesser, Kirchengeschichte (1939) 425f. und Fux, Schleier 181 und 190. 1285 verkauften Priorin Tuta und der Konvent Ulrich von Kapelln ein Haus in Enns, das früher die Münze beherbergt hatte, s. die Abschrift in NÖLA, Hs. 78/1, pag. 103 und vgl. Frast, Nonnenkloster 537, Plesser, Kirchengeschichte (1939) 425 und Fux, Schleier 186.
65 Starzer, Imbach 451. Wohl in Zusammenhang mit der schwachen finanziellen Situation des Klosters stehen die Verpfändungen des Patronats über die Pfarre Altmünster an Reinprecht (II.) von Wallsee-Enns 1420 bzw. 1439, vgl. Frast, Nonnenkloster 539, Dupuis, Kirche 6f., Starzer, Imbach 451, Doblinger, Herren 198 und Plesser, Kirchengeschichte (1939) 430f.
66 S. die (Inkorporations-)Urkunden des päpstlichen Legaten Dr. iur. utr. Petrus Paulus Vergerius in HHStA, AUR 1533 V 14 (1533 Mai 14, Wien; Beauftragung des Dürnsteiner Propstes [Urban Hanal] mit der Durchführung der Inkorporation und Übergabe der Temporalien des Allerheiligenbenefiziums) und 1533 VIII 25 (1533 August 25, Imbach; Inkorporation des Katharinenbenefiziums, Notariatsinstrument des Gregor Khallersdorffer, Benefiziat in Krems), vgl. auch Weiglsperger, Beiträge (1885) 423f. (Edition nach Abschr. im DASP) und 427 und Plesser, Kirchengeschichte (1911) 140, Ders., Kirchengeschichte (1939) 434 und Fux, Schleier 195 und 266–271. Für die wenigstens bei letzterer Angelegenheit formal noch beachtete klösterliche Ordnung spricht, daß die Übergabe der Temporalien an Priorin Otilia Enzenberger vom Kremser Dechant und königlichen Hofkaplan Thomas Sighart durch das „redvenster“ erfolgte.
67 Starzer, Imbach 452–455. Zur Aufhebung des Klosters und zur weiteren Verwendung der Gebäude sowie zur neuen Pfarre Imbach s. auch Fuchs, Klöster 215–221, Fux, Schleier 218 und 223 sowie Krückel, Klosterregulierung 102. Zum Verbleib der Bibliothek ab Oktober 1782 vgl. die Hinweise bei Tropper, Schicksale 104 und 142. Zu den Plänen mit Lengenfeld s. Plesser, Kirchengeschichte (1911) 145.
68 Zu den Ergebnissen einer 1980 im Rahmen der Errichtung der Wohnhausanlage „Klostergarten“ durchgeführten Grabung der Abt. f. Bodendenkmale des BDA im Bereich der südwestlich der Kirche gelegenen ehemaligen Klostergebäude s. Melzer, Imbach (1980).
69 Frast, Nonnenkloster 533. Bereits 1836 hatte sich Tschischka, Kunst 100f., in ästhetischen Superlativen ergangen: „herrliche Kirche“, „höchst imposant“, „wunderschön“, „kolossale(.) Gestalt“ usw. Dupuis, Kirche 4 und 22, vermutete in der Klosterkirche überhaupt „die älteste rein gothische Kirche in den österreichischen Erblanden“ und beschrieb den Bau vor allem „wegen der seltenen architektonischen Schönheit der mit ihr verbundenen Josefskapelle“, also der alten Katharinenkapelle, die er jedoch wie schon Sacken, Kunstdenkmale (1861) 94–96, irrig als den ältesten Bauteil der Kirche ansah und „ohne Gefahr eines Irrtums“ zwischen 1285 und 1310 ansetzen zu können glaubte, s. ebd. 11–15 und 19; in diesem Sinn auch Sacken, Kunst 670 und Hans Tietze, ÖKT 1, 184–191. Schaffran, Josefs(Katharinen)kapelle, sah Langhaus und Kapelle als mehr oder weniger zeitgleich an und vermutete für beide eine Entstehungszeit noch vor 1285.
70 S. zur Architektur der Imbacher Klosterkirche aus der älteren Literatur Feuchtmüller, Architektur 170 (Taf. 136), jetzt Keck, Gründungsbau 118–122 (Zusammenfassung), Brucher, Gotik 36 (Taf.) und Kat.-Nr. 1 (Mario Schwarz) und Schedl, Dominikanerinnenklöster 131–144. Die Erkenntnisse dieser Arbeiten werden durch die aktuell durchgeführten Baubefundungen jedoch bedeutend relativiert.
71 S. aus der älteren Literatur Feuchtmüller, Architektur 171 (Taf. 157), jetzt Keck, Gründungsbau 118–122 (Zusammenfassung), Brucher, Gotik 36 und 47 (Taf.) und Kat.-Nr. 40 (Günter Brucher) und Schedl, Dominikanerinnenklöster 142–144, zur Konsolplastik Schultes, Plastik 93f. und Brucher, Gotik, Kat.-Nr. 86 (Horst Schweigert). Die in der Literatur oft geäußerte Annahme einer Stiftung der Kapelle als Grablege der Wallsee-Drosendorfer ist reine und angesichts der bekannten Bestattungsorte der Angehörigen des Geschlechts völlig unwahrscheinliche Hypothese. 1332 war zwar Anna von Wallsee-Drosendorf in Imbach eingetreten, für deren Versorgung ihre Brüder Eberhard, Friedrich und Heinrich eine Stiftung an das Kloster tätigten; weitergehende Kontakte der Wallseer mit dem Imbacher Kloster sind jedoch nicht bekannt, s. HHStA, AUR 1332 VIII 19, vgl. Hruza, Herren 532 (Nr. 47).
72 Vgl. zur Datierung Frast, Nonnenkloster 533: „(…) ober dem Gewölbe ist der Stifter und seine Gemahlin, ohne Kunstwerth im 17. Jahrhunderte gemalt“, der Text der Beischrift erstmals bei Dupuis, Kirche 18: Alberthus Veltsperg, Truckseß zu Oesterreich, Gisla sein eheliche Gemahl – Stifter des Gotteshaus und Jung frauenkloster unser Frauen zu Minnenbach 1269, offensichtlich danach Starzer, Imbach 456: „Bis in die Sechzigerjahre unseres Jahrhunderts befand sich im Chor ein altes Wandgemälde, die Gründer des Klosters darstellend, mit der Inschrift: ‚Alberthus Veltsperg, Trucksess zu Österreich, Gisla sein eheliches gemahl – Stifter des Gotteshauses und Jungfrauenkloster unserer Frauen zu Minnenbach 1269‘. Leider wurde dasselbe übertüncht“. Etwas abweichend, jedoch ausführlicher ÖKT 1, 190: „Über dem Triumphbogen befand sich ein Wandgemälde, das die Stiftung des Klosters darstellte und eine Inschrift hatte: ‚Albertus Velgtsberg Truchsäs zu Osterreich – Gisla sein eheliche Gemahl – Stiefter des Gotteshauses und Jung frauenklosters bei Unser Frauen zu Minebach 1269‘. Darunter: ‚Anno Abelin pietate cotusve (Conventusve) Virginalis Devotione renovatum’ (Notiz im Pfarrarchiv). Das Chronogramm ergibt 1737, die Renovierung erfolgte durch Johann Georg Schmidt.“ Die so zweifellos fehlerhafte Transkription dürfte zu Annae Abelin pietate coetusve virginalis devotione renovatum zu verbessern sein. Anna Maria Abel war die seit 1708 regierende Imbacher Priorin, das Chronogramm ergibt richtig 1736. Zu Abel, die am 13. Oktober 1742 im Alter von 75 Jahren nach 50-jähriger Profeß starb, vgl. deren in Krems gedruckte Leichenpredigt vom Steiner Stadtpfarrer Gregor Sebastian Fritz, Lehr-Spiegel, sowie Starzer, Imbach 453.

2.1.6. Langenlois, Stadtgemeinde (mit Gobelsburg)

Langenlois73, seit 1925 mit dem Stadtrecht versehen, liegt in 213 m Seehöhe nordöstlich von Krems nahe am Übertritt des Kamps von den nach Norden reichenden Hügelzügen des Kamptals am Ausgang des Gföhlerwalds in das flachere Land des Kremsfelds mit der Kampmündung in die Donau östlich von Krems. Das aus zwei ursprünglich weit auseinander liegenden Siedlungskernen, dem älteren, als Mehrstraßendorf strukturierten „oberen Aigen“ im Westen und dem im 12. Jahrhundert planmäßig, zunächst wohl als Angerdorf weiter östlich angelegten, im 13. Jahrhundert erweiterten „unteren Aigen“ bestehende Stadtgebiet durchzieht auf der beträchtlichen Länge von fast fünf Kilometern in West-/Ostrichtung der Loisbach. Mit der Gesamtfläche der im Gebiet der Großgemeinde gelegenen periurbanen Weingärten ist die Stadt Langenlois (seit 1901 samt Haindorf als östlicher Stadtteil) die größte Weinbaustadt Österreichs.

Das „obere Aigen“ wurde seelsorglich von der 1289 von einem Kaplan Heinrich versehenen Kirche (im Spätmittelalter mitunter als Pfarrkirche bezeichnet, heute Filialkirche) Hl. Nikolaus, das „untere Aigen“ von der 1159 von einem „Pfarrer“ Heinrich („Heynricus de Lewbse plebanus“), 1277 vom „Pfarrer“ Schweiker („Swikerus plebanus“) versehenen, aber unter dem Patronat des Kremser Pfarrers verbliebenen Pfarrkirche Hl. Laurentius betreut. Während das „obere Aigen“ agrarisch orientiert und Weinbauernsiedlung blieb, entwickelte sich das „untere Aigen“ über die Ausbildung der „Vierzigerschaft“, einer möglicherweise aus den Inhabern der 40 ursprünglichen landesfürstlichen Lehen des Siedlungskerns entstandenen genossenschaftlichen Gemeinschaft mit reichem Grund-, vor allem Weingarten- und Waldbesitz, zu einem lokalen Handels- und Gewerbezentrum, das 1310 bereits als Markt galt (in der Frühen Neuzeit ständiger Montag- und Donnerstagmarkt). Erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden „oberes“ und „unteres Aigen“ zu einer Gemeinde Langenlois (so erstmals 1413 genannt) zusammengeschlossen. 1518 verlieh Kaiser Maximilian I. dem Markt Langenlois einen zusätzlichen Jahrmarkt am Dorotheatag (Februar 6) und ein Wappen, das auch anläßlich der Stadterhebung 1925 beibehalten wurde.

An der quellenmäßig schlecht belegten Ansiedlung der Franziskaner in Langenlois (Observantenkonvent zum Hl. Bernhardin von Siena, zwischen 1451 und 1455, vielleicht 1454/55, der Tradition zufolge auf unmittelbare Anregung Johannes Kapistrans nach einer in Langenlois gehaltenen Bußpredigt gegründet) war offenbar der Langenloiser Ratsbürger und Richter, Lorenz (Laurentius) Scherttetzel beteiligt. Im Sommer 1455 erlangten er und seine Frau Ursula einen in Buda ausgestellten und bescheiden illuminierten Verbrüderungsbrief Johannes Kapistrans74. Diese Verbrüderungsbriefe, von Kapistran nicht selten nach den demonstrativen „Verbrennungen der Eitelkeiten“, öffentlichkeitswirksamen Zerstörungen von Luxusgegenständen in den Städten, im Anschluß an seine Bußpredigten versprochene Versicherungen der Aufnahme der Empfänger in die Gebetsgemeinschaft der Franziskaner, erstreckten sich zu Lebzeiten Kapistrans neben Einzelpersonen75 häufig auch auf verschiedene Zünfte bis hin zu ganzen Stadtgemeinden. Noch gegen Ende des 15. Jahrhunderts stellte die relativ junge österreichische Observantenvikarie (Provinz) für niederösterreichische Empfänger solche Verbrüderungsbriefe aus76. Das gegen Widerstand der Pfarrer von Langenlois, Gobelsburg, Hadersdorf, Zöbing, Schönberg, Lengenfeld, Schiltern, Stratzing, Gedersdorf und Etsdorf, die 1456 Beschwerde über den in Langenlois neu angesiedelten Konvent und die damit verbundene Schmälerung ihrer Einkünfte aus der Verrichtung pfarrlicher Tätigkeiten beim Salzburger Erzbischof Sigmund einlegten, offenbar mit Stiftungsgeldern der Langenloiser Bürger zügig auf dem heutigen Franziskanerplatz erbaute Langenloiser Franziskanerkloster (1456 noch hölzerne Kapelle, 1458 Oktober 27 bereits Weihe der Kirche, einer Pfeilerbasilika mit dreijochigem Langchor und 5/8-Schluß, 1459 Wahl des Vikars der österreichischen Provinz auf dem Kapitel in Langenlois) wurde auch in der kurzen Zeit bis zum Wirksamwerden der Reformation vorwiegend von lokalen Stiftern mit Zuwendungen bedacht77. Als prestigeträchtige Begräbnisstätte des Langenloiser Bürgertums scheint sich das junge Franziskanerkloster gegenüber der Pfarrkirche Hl. Laurentius – wohl auch aufgrund der restriktiven Regelungen der Bestattungsfrage des Ordens – bis ins 16. Jahrhundert nicht etabliert zu haben. Lediglich drei Grabdenkmäler von ehemaligen Baumeistern, also den Verwaltern der Klosterfabrik und des Stiftungsvermögens, sind kopial überliefert (Kat.-Nr. 96†, 131† und 202†), soferne nicht weitere Grabdenkmäler der Neupflasterung des Kirchenbodens 1720 zum Opfer fielen78.

Die ursprünglichen Gebäude wurden später mehrfach verändert. 1519 wurde ein Brunnen mit Wasserleitung zur Versorgung des Klosters auf dem benachbarten Grundstück des Langenloiser Bürgers Thomas Lechner errichtet. 1531 schlossen Richter und Rat von Langenlois nach den bitteren Erfahrungen der osmanischen Streifzüge der letzten Jahre einen Vertrag mit dem Franziskanerkonvent, wonach die Bürger auf ihre Kosten das Franziskanerkloster wehrhaft befestigen und zu einer Fluchtstätte für Kriegszeiten umbauen durften79. Schon im Folgejahr erfolgte jedoch ein osmanischer Angriff, vor dem der Konvent aus dem Kloster flüchtete und angesichts der am Kloster entstandenen Schäden sowie der wohl aufgrund stark zurückgegangener Stiftungsfrequenz fatalen wirtschaftlichen Situation vorerst nicht wieder zurückkehrte. Nach dem verheerenden Langenloiser Großbrand, der am 28. Februar 1570 ausgebrochen war und angeblich 47 Häuser zerstört hatte, ersuchten Richter und Rat den NÖ Klosterrat um Einräumung des leerstehenden Klosters als Ersatz für das erst 1548 weitgehend umgebaute, 1564 bereits wieder reparaturbedürftige, nun aber abgebrannte Bürgerspital (vgl. Kat.-Nr. 47, 229, 232†). Ab 1582 bestanden gegen die Hoffnung der Gemeinde, die Gebäude endgültig in ihren Besitz nehmen zu können, Pläne einer Wiederansiedlung des Konvents, die jedoch erst fünf Jahre später realisiert werden konnte und im Rahmen eines Einzugs der vier Mönche am 10. Oktober 1587 als gegenreformatorische Propaganda notdürftig inszeniert werden sollte. Zwischen 1665 und 1672 wurde das Konventsgebäude für den wieder erstarkenden Konvent umgebaut und teilweise neu errichtet (Stiftung des Trakts mit Refektorium und Zellen durch den 1666 verstorbenen „secundus fundator“ Johann Ferdinand von Verdenberg), durch den großen Brand vom 24. März 1676, der 37 Bürgerhäuser vernichtete, jedoch wieder beschädigt. 1739 betrug der Stand der Konventualen 31 Personen. Anders als die meisten niederösterreichischen Klöster, die der josephinischen Aufhebungswelle zum Opfer gefallen waren, wurde das Langenloiser Kloster, das bereits 1783 zusammen mit dem Franziskanerkloster Eggenburg für die „Remedur“ vorgesehen wurde, nach erfolgloser Supplik der Marktgemeinde von Anfang 1784 am 25. September 1795 mit Unterstützung des St. Pöltener Konsistoriums unter Kaiser Franz II. aufgehoben. Am 17. Dezember 1796 wurde per Regierungsbeschluß die Veräußerung der schon am 6. Oktober durch den Kremser Dechant entweihten Kirche und der Konventsgebäude verfügt. Mehrere barocke Altäre wurden an verschiedene niederösterreichische Kirchen abgegeben, am 7. August 1797 erwarb die Marktgemeinde Langenlois die Baulichkeiten um 3000 fl. In den ehemaligen Klostergebäuden befanden sich in rascher Folge ab 1854 das k. k. Bezirksgericht, ab 1861 die Landesirrenanstalt, ab 1902 das Bezirksarmenhaus, ab 1920 eine Schlosserei, später das Depot der Freiwilligen Feuerwehr Langenlois, schließlich ab 1961 die Landesberufsschule für das Baugewerbe mit Internat (Zubau 1986). Neben die beiden letztgenannten noch bestehenden Nutzungen traten ein Dachdeckermuseum/Fritz und Rupert Hatschek-Museum sowie 1992 ein im adaptierten Chor der Kirche eingerichtetes Maurermuseum80. Als inschriftliche Quellen zur wenig bearbeiteten Geschichte des Klosters haben sich eine Altarpredella (Kat.-Nr. 109) im Heimatmuseum Langenlois und die erst nach Abschluß des Manuskripts des vorliegenden Bands freigelegte gemalte Weiheinschrift zu einem verlorenen Lettneraltar (Kat.-Nr. 184a) erhalten.

Die vor allem auf die überregionale Verhandlung der Hauptprodukte Wein und Holz sowie Getreide abgestellten Handelskontakte des Markts reichten im Westen nach Süddeutschland und im Süden nach Oberitalien und sorgten neben den für den lokalen Bedarf produzierenden üblichen bürgerlichen Gewerben81 für mittelstädtischen Wohlstand. Die in jener ökonomisch günstigen Phase, meist in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bzw. um 1600 entstandenen, teilweise über spätmittelalterlichem Kern umgestalteten frühneuzeitlichen „Ackerbürgerhäuser“ mit Hoff lügeln, teilweise mit Laubengängen, prägen das Stadtbild vor allem im „unteren Aigen“ trotz zahlreicher mehr oder weniger ausgebreiteter Brände während der Frühen Neuzeit bis heute82. Im 16., vor allem aber im 17. und 18. Jahrhundert zählte Langenlois zu den mit Abstand größten landesfürstlichen Orten im Land unter der Enns (1666 vor Krems an dritter Stelle nach Wien und Klosterneuburg) und wurde selbst in den Akten der NÖ Kammer mitunter fälschlich als Stadt bezeichnet.

Noch bis weit in das erste Viertel des 17. Jahrhunderts hinein hielt die weitaus überwiegende Mehrheit der Langenloiser Bevölkerung, vor allem des Ratsbürgertums, das sich in seinen Spitzen nach wie vor aus den „Vierzigern“ rekrutierte, an der protestantischen Konfession fest. Der Langenloiser Pfarrer Wolfgang Khelner mußte sich 1599 dem Passauer Offizial in Wien gegenüber in der konfessionell schwierigen Bestattungsfrage verantworten, „warumb ich indifferenter die todten leüt auf meinem freydhoff mit catholischen ceremonien zu begraben pfleg“. Khelner gab an, „daß es meine antecessores also angefangen und continuiert haben, seitemal sonsten kain besundere (protestantische) begrebnuß alhie ist, ich auch alzu schwach für mein person allein, sie außzuschlissen, unnd würde bey denen stätten sterblauffen, da ich verwichnes jar uber die 600 person eingraben müssen, mit verwägerung (!) der gewönlichen begrebnuß mehrers unglickh bey dem schwyrigen volckh erweckhen unnd ursach zu anderm fürnemen geben; so geschicht auch bey andern noch unreformierten umbligenden pfarren dergleichen; da aber die reformation mit meinen pfarrkhindern fürgenommen unnd einen nachtruckh hette, wollte ich nit der lezte sein, alles dasjenig zu thun, was ein catholischen pfarrer gebürt unnd obligt.“83

Zwischen 1623 und der Ausweisung der jüdischen Bevölkerung aus Niederösterreich 1671 konnte sich in Langenlois als einzigem landesfürstlichen Markt des Erzherzogtums eine sowohl zahlenmäßig (mit geschätzten fünf bis zehn Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung) als auch ökonomisch bedeutende jüdische Landgemeinde etablieren84. Mehrere epidemische Seuchen und die Pest führten vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in die 1630er Jahre zu spürbaren Bevölkerungsverlusten. In der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs in Niederösterreich wurde Langenlois im März 1645 von schwedischen Truppen General Torstensons schwer verwüstet, was zusammen mit Mißernten späterer Jahrzehnte und der Brandkatastrophe von 1676 zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Schwächung des Marktes führte, von der sich Langenlois erst im 18. Jahrhundert wieder erholte.

Obwohl die Langenloiser Pfarrkirche stets Hauptbestattungsort des finanzkräftigen Ratsbürgertums gewesen war, haben sich bis auf zwei Priestergrabplatten und eine Wappengrabplatte (Kat.-Nr. 73, 102, 391) keine Grabdenkmäler aus dem Bearbeitungszeitraum erhalten. Die Hauptursache dafür dürfte darin bestehen, daß 1633 das Fußbodenniveau durch Aufschüttung um etwa einen Meter erhöht und dabei vermutlich die im Boden befindlichen Grabplatten zerstört wurden. Gleichzeitig wurden der offenbar wenigstens in Resten noch vorhandene Lettner und mehrere Altäre abgetragen85. Bei der Absenkung des Fußbodenniveaus auf die ursprüngliche Höhe anläßlich der tiefgreifenden Rekonstruktionsarbeiten 1959/60 wurden offenbar keine Grabdenkmäler gefunden.

In Gobelsburg, im 12. Jahrhundert im Besitz einer Nebenlinie der Kuenringer, im 13. Jahrhundert der Seefeld-Feldsberger, dann der Herren von Falkenberg bzw. vor 1440 der Maissauer, existierte spätestens 1214 eine Kapelle. In diesem Jahr gestattete der Passauer Bischof auf Bitte Weikards von Seefeld-Feldsberg, Truchseß von Österreich, und unter Zustimmung des Kremser Pfarrers Konrad, daß die vier Dörfer Gobelsburg, Haindorf, *Grafendorf und Zeiselberg mit Begräbnis und Kindertaufe von der Gobelsburger Kapelle aus versorgt werden durften. 1219 erscheint bereits ein „plebanus“ Dietrich86. Die Pfarre Gobelsburg stand stets stark unter dem Einfluß der Herrschaftsinhaber von Gobelsburg, die die Vogteirechte ausübten und mitunter auch das eigentlich dem Dominikanerinnenkloster Imbach zustehende, von den Nonnen 1289 von Ulrich von Taufers erkaufte Patronat über die Pfarrkirche87 bestandsweise innehatten. 1426 ist ein Altar mit dem Titel Hl. Kreuz auf der Empore der Kirche („auf der parkyrichen“) belegt88.

1565 berichtete der vormalige Pfarrer Stephan Gschmeydlinger (auch: Gschmeidler) an den Passauer Offizial in Wien, daß er sich nach nur einem Jahr im Amt aufgrund der Eingriffe des Herrschaftsinhabers, Wolf(hart) Streun von Schwarzenau zu Hartenstein, nicht länger in Gobelsburg halten könne. 1564 war Christoph von Althan, der die Herrschaft Gobelsburg 1555 von Julius (I.) Graf von Hardegg angekauft hatte, Vogtherr der Pfarre gewesen und hatte der Pfarre 29 Untertanen entzogen. Obwohl die Rechtsverhältnisse auf Anrufung Kaiser Ferdinands I. zugunsten des klagenden Pfarrers entschieden worden waren, setzte Streun, der die Herrschaft inzwischen übernommen hatte, die Besteuerung der Pfarruntertanen fort, kündigte – entsprechend einer zu jener Zeit in Niederösterreich vor allem bei protestantischen Adeligen weitverbreiteten Rechtsvorstellung – das Dienstverhältnis Gschmeydlingers und nahm einen anderen Geistlichen auf, eine mit dem geltenden katholischen Patronatsrecht unvereinbare Vorgangsweise. Bei der gewalttätigen Räumung des Pfarrhofs floh Gschmeydlinger schließlich nach Wien89.

Die Herrschaft Gobelsburg samt Engabrunn, in deren Umgebung (Kammern, Weinzierl) das Kloster schon seit 1171 Besitz hatte, kaufte das Kloster Zwettl erst 1740 mit dem 1725 nach Plänen Joseph Mung(g)enasts anstelle des aus dem 16. Jahrhundert stammenden und mit der Kirche als Wehranlage verbundenen Vorgängerbaus errichteten neuen Schloß vom verschuldeten Otto Achaz Ehrenreich Graf von Hohenfeld um 100.000 fl. an. Mit dem Erwerb Gobelsburgs wurde der alte Klosterhof in Kammern, aus einer ursprünglichen Grangie des Klosters entstanden, als lokales Verwaltungszentrum im unteren Kamptal obsolet. Nach dessen Brand 1784 wurde die Verwaltung endgültig nach Gobelsburg verlegt. Seit 1933 ist das Weingut Schloß Gobelsburg, einige Zeit auch Außenstelle des Museums für Volkskunde in Wien, das letzte Weingut des Klosters. Bis 1996 wurde es unmittelbar vom Kloster aus geführt und ist seither verpachtet90.

In der 1517 neu eingerichteten oder wenigstens mit einem neuen Zugang außen an der Chorsüdseite versehenen Gruft unter dem Chor der ursprünglich wehrhaften Pfarrkirche wurden offenbar bis ins 18. Jahrhundert hinein Angehörige der Herrschaftsinhaber bzw. anderer adeliger Familien aus dem Pfarrgebiet bestattet. Vor 1860 befanden sich noch vier intakte Särge in der Gruft, die durch die Sargtafelinschriften dem 1624 verstorbenen Kremser Ratsbürger und kaiserlichen Hofdiener Wolf Carl von Carlshofen zu Mühlbach und Haindorf (vgl. Kat.-Nr. 492), dem 1626 im Alter von 20 Jahren verstorbenen Karl von Polheim, Sohn des 1616 in Gobelsburg verstorbenen kaiserlichen Mundschenks und NÖ Herrenstandsverordneten Maximilian (II.) von Polheim zu Rastbach, Ottenschlag und Gobelsburg (vgl. Kat.-Nr. 392) und der Elisabeth von Zelking, dem 1629 verstorbenen Gottfried von Polheim und schließlich dem 1715 verstorbenen Obersten und Viertelshauptmann ober Manhartsberg, Otto Ferdinand von Hohenfeld zuzuordnen waren91. Nach einer Beschreibung der damals baufälligen und statisch gefährdeten Pfarrkirche aus dem Jahr 1655 befanden sich damals „bei der gruft“ (in der Gruft an einem Altar?) alte und schwer beschädigte Gipsstatuen (?) der zwölf Apostel und Mariä Himmelfahrt92. Ab 1749 wurde die Kirche umfassend umgestaltet.

73 Vgl. zur Geschichte von Langenlois die Regesten bei NN ., Beiträge, Topographie 5, 651–663, Plesser, Kirchengeschichte (1932) 409–412, Plesser, Kirchengeschichte (1939) 606–620, knapp zusammenfassend Bruckmüller/Goldmann, Langenlois. Zur Nennung des Langenloiser Pfarrers von 1159 vgl. Weltin, Urkunde Nr. 5 (1159).
74 S. zur Geschichte des Klosters Herzog, Cosmographia 85, 178f. und 362–382, Fidler, Geschichte 34–36, NN ., Beiträge 567–573, knapp zusammenfassend Zotti, Kirchen 79f. Langenlois fehlt bezeichnenderweise in der Aufzählung der österreichischen Observantengründungen nach 1454 bei Hageneder, Minoriten 46. Den Verbrüderungsbrief Scherttetzels (1455 Juli 22, Buda) s. bei Herzog, Cosmographia 364f. (Abdruck) und 800 Jahre, Kat.-Nr. 4.03. Im selben Jahr besiegelte er eine Stiftung der Langenloiser Bürgerin Margarete Pratner an die Pfarre Gföhl, noch 1470 besiegelte er neben dem Langenloiser Richter Wolfgang Rainer eine Erbteilung des Stephan Vischer von Nöhagen u. a. sowie einen Weingartenverkauf des Langenloiser Bürgers Paul Suchail, s. Winner, Urkunden Nr. 1135 (1455 Juli 4, Langenlois) und 1178f. (1470 März 19 und Dezember 18). Ein älterer Verwandter Lorenz’, Niklas Scherteczl, Bürger von Gföhl, beteiligte sich 1409 an einer Frühmeßstiftung an der Pfarrkirche Gföhl, s. Winner, Urkunden Nr. 981 (1409 März 17), ein jüngerer Verwandter, Wolfgang, Sohn des Tibold Schermtatzll, war 1505 Pfarrer von Schweiggers, s. Plesser, Kirchengeschichte (1939) 615 (1505 August 27). Den weitgehenden Verlust der Langenloiser Klosterarchivalien durch zahlreiche Brandkatastrophen und kriegerische Ereignisse sowie den Zusammenbruch des Klosters im 16. Jahrhundert beklagte bereits Herzog, Cosmographia 363.
75 Zwei Verbrüderungsbriefe Kapistrans als Generalvikar der Observanten nördlich der Alpen von 1451 für Nikolaus Friedberger und dessen Frau Margarete bzw. Kunigunde, Witwe nach (dem Langenloiser Bürger) Hans Wagner, und deren Dienerin Ehrentrud s. in StiA Herzogenburg, H. n. 467f. (1451 Juli 12, Wien bzw. 1451 Juli 22, Wien). Beide Urkunden scheinen ebenfalls ursprünglich bescheidenen Initialschmuck aufgewiesen zu haben, der durch massiven Beschnitt der linken Kante von H. n. 467 bzw. der oberen und der beiden seitlichen Kanten von H. n. 468 verlorengegangen ist. Während die rechts unten angebrachte eigenhändige Unterschrift Kapistrans auf H. n. 468 erhalten geblieben ist, wurde sie auf H. n. 467 ebenfalls ausgeschnitten. Beide Urkunden lagen noch 1849 in der zwischen 1740 und 1775 für das Kloster angekauften Hs. StiB Herzogenburg 95 (Moralia in Iob) bei, s. Penz, Kloster 6. Erhalten ist auch ein Verbrüderungsbrief Kapistrans für das Kloster Zwettl, in dem er im Oktober 1451 auf dem Weg nach Böhmen übernachtet hatte, s. Herzog, Cosmographia 364f. (1451 Oktober 12, Kloster Zwettl; vollständiger Abdruck). Zu diesen Verbrüderungsbriefen s. auch Kühnel, Kulturgeschichte 41f.
76 Vgl. Fuchs, Urkunden (1902) Nr. 1886 (1477 Juni 23, Wien; Fr. Angelus von Kirchschlag, Vikar der österreichischen und steirischen Observantenvikarie [Provinz], nimmt Abt Lorenz [Gruber] und den Konvent des Klosters Göttweig in die Gebetsverbrüderung des Ordens auf), NN ., Beiträge 479 (1484 August 25, Franziskanerkloster Langenlois; Fr. Alexander von Preßburg/Bratislava [„de Pozonio“], Vikar der österreichischen Observantenvikarie [Provinz], nimmt den Langenloiser Bürger [nachmals Richter] Hans Hausgenoß, dessen Frau Katharina und Kinder in die Gebetsverbrüderung des Ordens auf) und StiA Herzogenburg, D. n. 368 (1499 August 6, Franziskanerkloster Langenlois; Fr. Archangelus von Weitra, Vikar der österreichischen und steirischen Observantenvikarie [Provinz], nimmt die Gemeinde Engabrunn in die Gebetsverbrüderung der Vikarie [Provinz] auf), vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1939) 619. 1510 stellte derselbe Vikar einen 1484 vom damaligen Vikar Alexander von Preßburg/Bratislava anläßlich des Provinzkapitels in Langenlois in Aussicht gestellten Verbrüderungsbrief für die Langenloiser Schuster aus, s. Herzog, Cosmographia 365f. (1510 November 7, Langenlois bzw. 1484 August 31, Langenlois; Abdruck).
77 Vgl. etwa den Wunsch nach sieben Seelenmessen im Langenloiser Franziskanerkloster, den der Langenloiser Bürger Jörg Winkler 1506 testamentarisch äußerte, s. Winner, Urkunden Nr. 1256 (1506 März 27). Zur Beschwerde der Pfarrer s. NN ., Beiträge 478 (1456 Mai 7, Langenlois), zur Kirche knapp Binding, Franziskaner-Baukunst 435 (Plan 33) und 437.
78 Immerhin wurde der Guardian des Franziskanerklosters 1633 vom Passauer Offizial in Wien gerügt, weil er unter Umgehung des Langenloiser Pfarrers am 13. März des Jahres einen Stallmeister in der Klosterkirche beisetzen hatte lassen, s. NN ., Beiträge 521 (1633 März 21). Zur oben genannten Bedeutung des Begriffs Baumeister im Spätmittelalter vgl. die bemalte Tafel (ursprünglich Altarpredella eines Ulrichsaltars?) des Andreas Peck, „pawmaister“ des Zwettler Bürgerspitals, und des Hans Sauer von 1467 im Zwettler Stadtmuseum, vgl. Leben 27 (Abb.), zum Begriff auch Binding, architectus, und Perger, Künstler 9 (Anm. 19).
79 S. den in mehrfacher Hinsicht interessanten Vertrag (1531 April 25, Langenlois) abgedruckt bei Herzog, Cosmographia 368–370. Der wohl nicht ganz unbegründeten Sorge des Konvents vor einer mit den Baumaßnahmen verbundenen Einflußnahme des möglicherweise schon teilweise protestantisch gesinnten Rats auf den Konvent mußten Richter und Rat begegnen. So sollten „die brüder (…) bey allen freyheiten, so sie von päbstlicher heiligkeit (…) haben, bleiben, und (…) der allmächtige gott durch uns (d. h. Richter und Rat) nicht verunehret (…) werde(n …) So wollen wir zu der zeit der noth und innwohnung im closter bey den brüdern den gottes-dienst und das gottes-wort mit nichten hindern, auch das gotteshauß und andere geweyhte städt, so auf dem flöck des closters seyn, in ehren halten und bey kirchlicher ordnung und freyheit bleiben lassen“. Daß mit der Annahme einer Flucht des Konvents vor einem tatsächlichen Angriff schon die Hoffnung auf die freiwerdenden Gebäude seitens des Rats verknüpft war, ist dabei evident: „so zur zeit letzterer noth des (!) guardian mitsamt den brüdern von dem closter abwiche, und der ehrsamben gemeind statt gabe gantz und gar: so soll alsdann ein ehrsamber rath den brüdern besondern verschrieben geben, daß sie die brüder nach abziehung des feind wider einlassen wollen, auch kirchengüter und der brüder allmosen und andere ding, so zu dem brauch der brüder seyn, in ihren abwesen unverruckt, und als viel es letzte noth entbehren mag, unversehrt lassen“. Ein Kupferstich bei Herzog, Cosmographia 362 (F[ranz] L[eopold] Schmitner) zeigt die Klosteranlage von Südosten zum Jahr 1739/40, wobei die umschließenden Wehrmauern und der umlaufende Wassergraben von den Umbauten 1531/32 noch deutlich zu erkennen sind, vgl. Andraschek-Holzer, Bild 55f. und Ders., Geschichte 261 und 268 (Abb. 14).
80 S. zur Aufhebung Tropper, Schicksale 127, vgl. zur Nachnutzung auch Plesser, Kirchengeschichte (1939) 619. Die Bibliothek wurde auf die noch bestehenden Franziskanerklöster Niederösterreichs aufgeteilt, s. Tropper, Schicksale 127 und 143f.
81 1422 scheint etwa im Dienstbuch des Zwettler Klosterhofs in Kammern ein „Ulrich Stainmecz“ in Langenlois auf, dessen Name zweifellos auf seinen Beruf hindeutet, s. Plesser, Kirchengeschichte (1939) 297 und 612.
82 S. zum historischen Baubestand und zur Siedlungsstruktur von Langenlois neuerdings Grün/Wanek, Ackerbürgerhäuser.
83 DASP, Pfarr- und Klosterakten Langenlois 1 (1599 Februar 27, Langenlois), vgl. auch NN ., Beiträge 499. Zu den Problemen gemischt-konfessioneller Bestattungen in niederösterreichischen Pfarren in der Frühen Neuzeit vgl. Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 148–151.
84 S. zuletzt v. a. ausführlich Rauscher, Langenlois mit Verweisen auf die ältere Literatur. Zu Spuren der spätmittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Langenlois vgl. außerdem etwa Plesser, Kirchengeschichte (1939) 612 (der Kremser Jude Smojl als Sohn des Langenloiser „judenschuelers“ Josep 1419 genannt) und Plesser, Kirchengeschichte (1932) 411 (die Jüdin [?] „Eysackch“ und der Jude Adam 1420 als ehemalige Besitzer zweier nebeneinanderliegender Häuser in Langenlois genannt). Noch 1491 ist die Langenloiser „judenschule“ urkundlich belegt, s. NÖLA, Privaturk. Nr. 5171 (1491 Mai 9, Linz).
85 Vgl. NN ., Beiträge 527 (1656 Februar 17; Bericht des Langenloiser Pfarrers Jakob Ehrhardt an den Passauer Offizial in Wien), Rothbauer, Nochmals 67 und Ders., Pfarrkirche 14.
86 S. zur Gobelburger Pfarr- und Herrschaftsgeschichte Schacherl, Gobelsburg passim, Plesser, Kirchengeschichte (1932) 238f., Plesser, Kirchengeschichte (1939) 288 (1214 o. T. [vor September 24?], Krems) und vgl. knapp Bruckmüller/Goldmann, Langenlois.
87 S. HHStA, AUR 1289 I 22, vgl. Frast, Nonnenkloster 537, Weiglsperger, Beiträge (1885) 416f., Starzer, Imbach 450, Doblinger, Herren 143 und Plesser, Kirchengeschichte (1932) 239–241 sowie Ders., Kirchengeschichte (1939) 289f. und Fux, Schleier 186. Vor Ulrich von Taufers war 1282 Gerhard von Obersezze Inhaber des Patronats gewesen, der sich zusammen mit seiner Frau Tuta von Feldsberg noch 1291 aller Ansprüche auf seinen früheren Besitz, der nun und künftig dem Kloster Imbach gehörte, begab. Unter Bezug auf den Vater seiner Frau, Albero von Feldsberg, bezeichnete Gerhard in der Urkunde Imbach als „unser stifte“, s. zum gesamten Gobelsburger Güterkomplex in Zusammenhang mit Imbach Zajic, Vorbemerkungen.
88 S. NÖLA, Privaturk. 4730 (1426 August 17).
89 S. DASP, Pfarr- und Klosterakten Gobelsburg, [1565], vgl. auch Schacherl, Gobelsburg 482 und Plesser, Kirchengeschichte (1939) 308.
90 S. Kuenringer, Kat.-Nr. 991 ( Johann Tomaschek), und Pressemappe Weingut Schloß Gobelsburg (Oktober 2004). Zur Kammerner Grangie vgl. auch Schopf, Beiträge 28.
91 S. Frast, Geschichte 288, Schacherl, Gobelsburg 485, und Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 116.
92 S. NN ., Beiträge 526 und ÖKT 1, 147 (1655 Jänner 12; Bericht des Pfarrers von Langenlois und Gobelsburg, Jakob Ehrhardt, an den Passauer Offizial in Wien).

2.1.7. Maria Laach am Jauerling, Pfarr- und Wallfahrtskirche

Eine Kapelle in Maria Laach am Südabhang des Jauerling ist bereits zum Jahr 1263 belegt. 1336 war sie eine Filiale von Weiten und wurde mit dieser Pfarre 1432 dem Kollegiatstift Vilshofen inkorporiert. 1462 verpflichtete sich das Stift zur Unterhaltung eines eigenen Kaplans in Maria Laach93. Die Kuefsteiner Gruft in der Pfarrkirche hatte Hans Georg (III.) von Kuefstein als Patronatsinhaber wohl bald nach dem Erwerb des Schlosses Zeißing 1576 einbauen lassen. In seinem Testament von 1603 erwähnte Kuefsteiner bereits mehrere Gruftbestattungen verstorbener Angehöriger. Damit war Kuefstein von der älteren Grablege in der bei Greillenstein gelegenen Pfarrkirche Röhrenbach, wo noch sein Vater Lorenz, seit 1534 Inhaber von Greillenstein, 1547 bestattet worden war, und Hans Georg möglicherweise ursprünglich auch seine eigene Beisetzung geplant hatte, abgekommen. Grund dafür war möglicherweise ein 1562 ausgebrochener Begräbnisstreit zwischen dem Protestanten Kuefstein, der einen auf dem seit etwa 1560 grundlegend und repräsentativ umgebauten Schloß Greillenstein verstorbenen Verwandten in Röhrenbach begraben lassen wollte, und dem katholischen Pfarrer der Kirche, einem Konventualen des nahen Benediktinerklosters Altenburg, dem die Pfarre inkorporiert war94.

Im März oder April 1620 wurden das von Hans Ludwig von Kuefstein umgebaute Schloß Zeißing und die Maria Laacher Kirche von Reitern des Generals Bucquoy geplündert, wobei auch die Kuefsteiner Gruft aufgebrochen wurde95. Spätestens Hans Leopold von Kuefstein gab schließlich um 1720 die Laacher Grablege endgültig auf und ließ die ehemalige Spitalskapelle in Röhrenbach (neuerlich?) zur Gruftkapelle umbauen96.

1789 wurde die Laacher Gruft nach dem wenige Jahre zuvor von Joseph II. verhängten Verbot der Kirchenbestattungen aufgelassen. Am 31. März des Jahres wurde die vor dem Hochaltar gelegene und mit einem Abgang unmittelbar hinter dem Speisegitter versehene Gruft mit Genehmigung der NÖ Landesregierung geöffnet. Die 21 vorgefundenen Kupfersärge von Angehörigen der Familie Kuefstein wurden geborgen, die Namen und Todesdaten der Verstorbenen anhand der – leider nicht im Wortlaut – überlieferten Sargtafelinschriften aufgenommen und die sterblichen Überreste auf dem Friedhof beigesetzt. Das Metall dürfte wie bei den meisten anderen Grufträumungen der Zeit an Gold- oder Kupferschmiede der Umgebung verkauft worden sein97. Lediglich die Sargtafel der Klara von Kuefstein (gest. 1618) wurde in Form eines zeitgenössischen Kupferstichs kopial überliefert (Kat.-Nr. 421a†).

Das im barocken linken Seitenaltar aufgestellte spätmittelalterliche Gnadenbild der bis heute als Wallfahrtsziel populären Pfarrkirche, eine Darstellung der thronenden, von zwei Engeln bekrönten Maria mit dem Jesusknaben, der nach einer von einem Engel dargereichten Rose greift, ist durch die Tatsache bekannt, daß Marias rechte Hand, einen Rosenkranz aus Perlen haltend, mit sechs Fingern abgebildet ist (alte volkstümliche Bezeichnung der Wallfahrt „Zu unserer lieben Frau Sechsfinger“). Kurioserweise knüpft sich an dieses Gnadenbild, dessen Stiftung fälschlich einem quellenmäßig nicht belegten Hans Georg (I.) von Kuefstein als Klienten Leutolds (III.) von Kuenring um die Mitte des 14. Jahrhunderts zugeschrieben, das vermutlich aber erst 1636 vom Konvertiten Hans Ludwig von Kuefstein aus dem Kriegseinsatz in den Rheinlanden nach Laach gebracht wurde, eine spätbarocke (?) Legende zu den Kuenringern, wonach diese als erblichen genetischen Defekt sechs Finger an der rechten Hand gehabt und durch die Stiftung des Gnadenbildes Heilung gesucht hätten98.

93 S. Topographie 5, 610f., ÖKT 1, 272, Plesser, Kirchengeschichte (1932) 399 und Kren, Grablege 245. Eine Abschrift der Inkorporationsurkunde (1432 März 30, Passau) Bischof Leonhards von Passau s. in DASP, Pfarr- und Klosterakten Weiten 1. Schmidl, Umgebungen 1, 375, erwähnt noch 1835 eine beschädigte Bauinschrift am Nachbarhaus des damaligen Pfarrhofs, von dem er wohl richtig vermutete, daß es „offenbar einst mit jenem nur ein Gebäude ausmachte“. Da der heutige Pfarrhof südlich der Kirche ein mehrfach umgestalteter Neubau (?) von 1842 ist, konnte nicht mehr festgestellt werden, welches Gebäude Schmidl meinte. Ob der alte Pfarrhof ursprünglich das Wohnhaus des Vilshofener Vikars oder des von Stephan Uttendorfer (s. Kat.-Nr. 110) gestifteten Benefiziaten war, ist gleichfalls nicht festzustellen.
94 S. zur unterschiedlichen familieninternen Bedeutung der beiden Kuefsteiner Grablegen Winkelbauer/Knoz, Geschlecht 148f., ausführlich Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 126–129 und vgl. Kren, Grablege passim und Zajić, „Aeternae Memoriae Sacrum“ 268f. und 271f. Zu den häufigen Konflikten zwischen den Kuefstein auf Greillenstein und dem nahen Kloster Altenburg als Inhaber der Pfarre Röhrenbach vgl. Reingrabner, Gravamen. Die Pfarrkirche Maria Laach war zwar seit 1432 unter Vilshofener Patronat gestanden, die seinerzeitige Besitzerin von Spitz und Zeißing, Susanna Teufel, hatte jedoch Maria Laach de facto unter ihr Patronat gebracht, womit sich schon der Vilshofener Pfarrvikar Johann Greytter 1581 in einem Bericht an das Vilshofener Kapitel abfinden mußte, s. DASP, PA Weiten, Pfarrakten 1 („Extract aus ainem schreiben, welches herr Johann Greytter, pfarrvicarius zu Weitten, an das löbliche capitl Vilshoven abgehen lassen, sub dato 10. Novembris anno 1581“, Abschr. E. 17. Jh.). Zwischen 1562 und 1599 fungierte der von Susanna Teufel berufene, aus Winzer stammende Priester Wolfgang C(h)rell
95 Gegen die Plünderung protestierte Hans Ludwig bei Bucquoy im Mai 1620, s. Plesser, Kirchengeschichte (1939) 601, Welsersheimb, Kuefstein 71 und 76, Schöner, Abriß 26f., und Kren, Grablege 246.
96 Vgl. zuletzt Bleicher, Gruftkirche, mit Annahme des Grufteinbaus in Röhrenbach bereits um 1675, knapp auch Zajić, „Aeternae Memoriae Sacrum“ 272.
97 S. Lichtenberger, Grabmäler passim, mit Wiedergabe des im Pfarrarchiv aufbewahrten Protokolls. Auszüge daraus erstmals ediert bei Schmidl, Umgebungen 1, 374.
98 S. unkritisch Kuefstein, Studien 1, 109–114, kritisch Kuenringer, Kat.-Nr. 368 (Peter Zawrel/Margot Schindler). Plesser, Kirchengeschichte (1939) 596–598, bezieht den in einem 1849 gedruckten Wallfahrtslied auf Maria Laach genannten, auf Anrufung der Laacher Gnadenmutter siegreichen „Kriegsherr[n]“ Hollsteiner irrig auf Hans Georg (III.) von Kuefstein.

2.1.8. Maria Langegg, Pfarr- und Wallfahrts- bzw. ehemalige Servitenklosterkirche

Die Geschichte der Pfarr- und Wallfahrts- sowie ehemaligen Servitenklosterkirche in Maria Langegg99, auf einer Anhöhe im bis ins 18. Jahrhundert hinein Aggswald genannten Dunkelsteinerwald südwestlich von Mautern gelegen, nimmt ihren Ausgang im beginnenden 17. Jahrhundert von der Stiftung einer Kapelle in Langegg durch den Salzburger Pfleger und Hofmeister von Arnsdorf, Wölbling und Traismauer, Matthäus (Matthias) Häring (s. Kat.-Nr. 371). Die Gründungslegende von Maria Langegg überliefert zum Jahr 1604 die auf Anrufung der Gottesmutter erfolgte Wunderheilung einer Tochter Härings aus tödlicher Krankheit. Das von Häring in seinem Arbeitszimmer verehrte Marienbild, eine Kopie des Gnadenbilds von S. Maria del Popolo in Rom (Hodegetria-Psychosostria-Typus), wurde in der 1605 aus Dankbarkeit errichteten wohl hölzernen ersten Kapelle aufgestellt. Im Spätsommer des genannten Jahrs wurde zu Mariä Geburt (8. September) vom Wölblinger Pfarrer Kaspar Mayr auf einem Tragaltar die erste stille Messe gelesen, es folgte ein feierliches Hochamt mit dem Arnsdorfer Pfarrer Sebastian Pistorius. Ab 1614 wurde die kleine Kapelle mit Stiftungsgeldern, u. a. auch vom Melker (vor 1587 Altenburger) Abt Kaspar Hoffmann aus Dankbarkeit für ausgestandene Krankheit sowie von Adam Eusebius von Hoyos, durch einen ersten steinernen Kirchenbau ersetzt, dessen Hochaltar im gleichen Jahr geweiht wurde. 1616 wurde dieser Bau neuerlich erweitert, 1631 konsekrierte der Abt von Göttweig, David Gregor Corner, die Seitenaltäre. Um 1662 wurde unter dem Priorat des Servitenpaters Konstantin Maria Lechner die alte Kirchenfassade mit Geldern der Maria Klara Häring und ihres Mannes Johann Wilhelm Ritt sowie des Göttweiger Hofmeisters von Wolfstein und Gurhof, Andreas Franz Moser (zusammen über 900 fl.), abgetragen und unter Erweiterung des Kirchenraums für zwei neue Altäre wieder aufgebaut. Der Chor dieser auf einem kleinen Hügel stehenden „Ursprungskapelle“ blieb bis heute mit geringen baulichen Veränderungen erhalten (seit 1963 Gedächtniskapelle für die gefallenen und ermordeten Priester beider Weltkriege), während das Langhaus dem spätbarocken, aus Rücksicht auf den nach Osten orientierten Vorgängerbau genordeten Neubau der Wallfahrtskirche weichen mußte. Dieser wurde ab 1764 nach Plänen des Steiner Stadtmaurermeister Johann Michael Ehmann, vormals Polier Franz Anton Pilgrams und auch am Umbau des Klosters Göttweig beteiligt, sowie wahrscheinlich Paul Ulrich Trientls durchgeführt, 1773 konnte die Kirchenweihe erfolgen. 1783 wurde die Wallfahrtskirche auch zur Pfarrkirche.

Zur Betreuung des allmählich anwachsenden Pilgerzustroms zum vielleicht frühesten nachreformatorischen Wallfahrtsheiligtum in Niederösterreich wurde 1620/23 ein eigenes Benefizium als Filiale von Hofarnsdorf errichtet, dessen Inhaber wöchentlich drei Messen für den Stifter lesen sollte. Den Gottesdienst in der Langegger Kapelle verrichteten von 1620 bis zur Übernahme der Seelsorge durch die Serviten zehn verschiedene Benefiziaten, teils Weltpriester aus den umliegenden Pfarren, teils Ordenspriester wie Chorherren und Franziskaner aus St. Pölten, Dominikaner aus Krems und Minoriten aus Stein. Letzter Benefiziat war der Zisterzienser P. Adam Ruprecht aus Wilhering.

1643 riet der aus Tirol stammende schwäbische Benediktiner P. Modest Mayr anläßlich einer Vakanz der Seelsorgerstelle in Langegg den Serviten in der Roßau bei Wien100, sich um die in ähnlicher, für einen Wallfahrtsort günstiger Lage wie die Servitenkirche Maria Waldrast bei Matrei in Ostirol gelegene Kirche zu bewerben, und unterstützte diesen Plan bei Kaiserin Eleonora Gonzaga, die ebenso wie der NÖ Statthalter Franz Graf Trautson und Rudolf von Teuffenbach beim Nachfolger der beiden Töchter Härings als Langegger Grundherrn, dem aus Mähren stammenden ehemaligen Hauptmann im Regiment Breuner, Nikolaus Schober von Hartenbach und Perschling, zugunsten der Serviten intervenierte. 1644 brachten Kaiser Ferdinand III. und Erzherzog Leopold Wilhelm als Bischof von Passau Schober schließlich mit zwei persönlichen

Schreiben dazu, die Kirche als Patronatsherr dem Servitenorden zum Bau eines kleinen Klosters zu überlassen. Schober verzichtete wunschgemäß zugunsten des Ordens auf das Kirchenpatronat, jedoch nur solange die Niederlassung in Langegg Bestand hätte, und behielt sich „den ersten standt und begröbnis in der kürchen all zeit“ vor. In der von ihm im Chor der Kirche errichteten Gruft wurden 1656 seine erste Frau Maria Ritt und 1662 er selbst, in zweiter Ehe mit Anna Maria von Khuen-Belasy verheiratet, beigesetzt. Noch 1659 hatte er die der Kirche benachbarte und mit dem Konvent umstrittene kleine Kapelle, in deren Gruft die ersten Stifter, Matthäus Häring und Maria Mägerle beigesetzt worden waren, übergeben. Nach dem kurz darauf erfolgten Abbruch der Kapelle wurden die Gebeine der beiden zusammen mit denen Schobers in der neu eingerichteten Konventgruft wiederbeigesetzt.

Gegen Ende des Jahres 1644 ließ sich der erste Servitenbruder, P. Clemens Maria Pockh, mit einem weiteren Ordenangehörigen in Langegg nieder. Der u. a. mit Beiträgen des Melker Konvents finanzierte Baubeginn des Klostergebäudes (Grundsteinlegung 1651 unter Prior P. Anton Maria Egarter und dem Melker Prior P. Willibald) erfolgte erst 1652 unter Baumeister Domenico Sciassia mit dem Westtrakt, 1733/34 wurde die dreiflügelig im Westen an die Kirche anschließende Anlage mit dem Süd- und Osttrakt fertiggestellt101.

Der Servitenkonvent bestand bis 1974 in Maria Langegg, seither ist Langegg wieder Weltpfarre, auch die Baulast des ehemaligen Klosters trägt die Diözese St. Pölten. 1980 wurde im Konventtrakt eine Schule der Englischen Fräulein eingerichtet, seit 1993 ist hier die Gemeinschaft der Seligpreisungen untergebracht. Die ehemals reichen, heute bereits stark dezimierten Bestände an Votivgaben der Schatzkammer der Wallfahrtskirche (s. Kat.-Nr. 495) sowie der prächtigen barocken Klosterbibliothek gingen 1974 an das Diözesanmuseum St. Pölten über. Seit 1991 bestehen Pläne, in den 1994 unter Leitung des Diözesankonservatorats und des Landeskonservatorats für Niederösterreich des BDA teilrestaurierten Klostergebäuden (Bibliothek, Schatzkammer und zugehöriger Kreuzgangflügel) eine Dauerausstellung einzurichten. Vom einst dichten Bestand an Votivtafeln – aus drei 1704, 1741 und 1773 gedruckten Mirakelbüchern der Kirche sind wenigstens 84 Tafeln bekannt – haben sich nur sehr geringe Reste (Kat.-Nr. 453 und 511) erhalten. Bereits 1741 wurde über den schlechten Erhaltungszustand der Tafeln infolge starker Mauerfeuchtigkeit geklagt, der Kirchenneubau bis 1773 und weitere Schäden dürften zum großen Verlust ebenfalls beigetragen haben. Als Sgraffiti ausgeführte Besuchervermerke der Wallfahrer an den Kirchenwänden wurden noch bei den ersten Restaurierungsmaßnahmen unter Leitung des BDA 1958/59 durch Abschlagen des Putzes bis in Brusthöhe zerstört102.

99 Zur Geschichte des Klosters und der Wallfahrt s. an älteren Darstellungen Romer, Servitus 392–415, knapp Fidler, Geschichte 186f., Plesser, Kirchengeschichte (1998) 22–29 (mit fehlerhaften Daten), aus der neueren Literatur Dressler, Wallfahrt, bes. 33–60, Radlberger, Wallfahrten 11–15, anhand der Klosterarchivalien ausführlich Strohmaier, Mirakelaufzeichnungen, bes. 2–32, zuletzt Ders., Förderer passim, zur Baugeschichte auch knapp Dehio Süd 1324–1327. Zu den 1994 und 2002 durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen in den Klostergebäuden und an der Kirchenfassade vgl. König, Kloster 303f. mit Abb. 354f., Živkovič, Maria Langegg 46f. mit Abb. 49 sowie König, Denkmalpflegemaßnahmen 277. Den baulichen Bestand in Langegg vor dem Klosterbau – die Kirche, eine kleine benachbarte Kapelle, zwei Benefiziatenhäuser, den Langegger Hof und weitere kleine, wohl als Wallfahrerbuden zu interpretierende Gebäude – gibt abstrahierend ein Kupferstich in Romer, Servitus, Taf. zwischen 400 und 401, als Aussicht vom Arbeitszimmer des Matthäus Häring im Rahmen der vermutlich nach dem Vorbild des Langegger Gemäldes gestalteten Szene der Gründungslegende wieder. Neben den im Langegger Archivbestand selbst (heute DASP) erhaltenen handschriftlichen und gedruckten Mirakelberichten haben sich auch an anderen Orten Abschriften früher Mirakelaufzeichnungen erhalten, s. etwa StiB Göttweig, Cod. rot 1056. Die bei Romer, Servitus 402–414 abgedruckten Wunderheilungen beziehen sich – wohl um die Glaubwürdigkeit der
100 Der 1233 von sieben vermögenden Florentiner Patriziern (Sieben Hll. Väter des Servitenordens) aus einer Marienbruderschaft heraus gestiftete und nach Annahme der Augustinerregel päpstlich bestätigte Servitenorden (Ordo Servorum Beatae Mariae Virginis, OSM) unterhielt seit dem frühen 14. Jahrhundert mehrere Niederlassungen im Reich, die jedoch alle während der Reformation eingingen. Erst 1610 wurde von Erzherzogin Anna Katharina Gonzaga wieder ein Servitenkloster in Innsbruck gegründet, in dem drei Jahre später die ersten deutschen Konventualen eingekleidet wurden. Bald folgten Niederlassungen in Maria Waldrast bei Matrei (1621), Maria Luggau in Kärnten (1635), Roßau bei Wien (heute Wien IX, 1639) und anderen, häufig als Wallfahrtsstätten frequentierten Orten (Schönbühel 1666). Die über 30 im 17. und 18. Jahrhundert entstandenen Klöster der 1635 gegründeten deutschen Ordensprovinz wurden 1756 in eine heute noch existierende Tiroler und eine österreichisch-ungarische Provinz aufgeteilt, s. Romer, Servitus passim, Rossi, Serviten, Heimbucher, Orden 1, 576–588, Häusler, Geschichte 64–78, Vones-Liebenstein, Serviten, Frank, Serviten und Häusler, Konvertitenstiftung 134–136.
101 Vgl. ein Ölbild mit Ansicht der damaligen Klosteranlage vor dem Kirchenneubau im Obergeschoß des Ostflügels des ehemaligen Konventgebäudes.
102 S. Radlberger, Wallfahrten Bd. 2, 22, 35 und 134–142. An Votivtafeln aus dem Bearbeitungszeitraum sind zwar durch die drei gedruckten Mirakelberichte mehrere heute verlorene Exemplare nachzuweisen, deren Inschriften wurden jedoch nicht überliefert. Bis 1650 waren demnach von folgenden Personen oder Körperschaften Votivbilder gestiftet worden: 1616 Pater Guardian vom Steiner Minoritenkloster, 1622 NN . aus Pöchlarn, 1622 (?) eine Göttweiger Untertanin, 1634 der Syndikus von Stein, 1630 NN ., 1634 (?) ein Fleischhauer aus Krems, 1634 Markt Pulkau, 1637 Stadt Tulln, 1637 k. Waldschaffer unter der Enns in Purkersdorf, 1642 ein Melker Untertan, 1647 NN ., 1648 Wallfahrer aus Persenbeug, 1650 ein Bürger und Schneider aus Melk, 1650 Markt Herzogenburg, 1650 ein Wirt aus St. Pölten, 1650 Kürschner aus Krems, s. die Aufstellung bei Radlberger, Wallfahrten 136f.

2.1.9. Mautern, Stadtgemeinde

Die Mauern des am rechten Donauufer in 195 m Seehöhe am Übergang des Stroms aus dem Durchbruchstal der Wachau in die Ebene des Mauterner Felds gelegenen spätantiken römischen Limes-Kastells von Favianis/Mautern, dessen Zivilsiedlung im späten 5. Jahrhundert in Eugipps Vita Severini eine nicht unbedeutende Rolle spielt, waren noch im 8. Jahrhundert soweit intakt, daß sie eine Schutzfunktion für die frühmittelalterliche, den alten Lagervicus jedoch überschreitende Besiedelung bieten konnten. Frühmittelalterliche Funde stammen aus dem Siedlungsbereich ebenso wie aus zwei im Stadtgebiet von Mautern liegenden, zu Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckten Gräberfeldern im Bereich des ehemaligen Lagerareals beim früheren Wirtschaftshof des Klosters St. Nikola bei Passau (Nikolaihof, vgl. zu den Hofmeistern Kat.-Nr. 322f., 335, 342 und 358) bzw. im Bereich Grüner Weg (Funde aus dem ausgehenden 8. bzw. beginnenden 9. Jahrhundert mit vermutlich slawischer Zuordnung). Die römischen Mauerreste wurden instandgesetzt und in die mittelalterlichen Befestigungsanlagen selbstverständlich einbezogen102. Als „civitas Mutarensis“ wurde Mautern, neben Linz und Ybbs einer der bedeutendsten Orte der Donaugrafschaft des karolingischen Markgrafen Arbo und seines Sohnes Isanric, zum Jahr 899 in den Annales Fuldenses als Fluchtort Isanrics im Aufstand gegen Kaiser Arnulf erstmals erwähnt, in der Raffelstetter Zollordnung vom Beginn des 10. Jahrhunderts begegnet die Zollstätte „ad Mutarun“104. In den folgenden Jahrhunderten kam der Siedlung immer wieder Bedeutung als Verhandlungsort im passauischen Ostland zu: etwa bei der Regelung der Zehentzuständigkeit zwischen Enns und Wienerwald auf einer Synode Bischof Pilgrims von Passau zwischen 985 und 991 oder der Verhandlung des für die hochmittelalterliche Geschichte Wiens bedeutenden „Mauterner Tauschvertrags“ von 1137104. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde das bereits früher als „civitas“ und „forum“ bezeichnete und als Schauplatz von Landtaidingen fungierende Mautern formal zur Stadt: 1276 erhielt der Passauer Bischof von König Rudolf I. das Recht, seine in Österreich unter und ob der Enns gelegenen Orte, darunter auch Mautern, mit Mauern zu befestigen, 1279 bestätigte Rudolf den Mauterner Bürgern auf Bitte des Bischofs die gleichen Rechte, wie sie die Bürger des am linken Donauufer gegenüberliegenden Krems/ Stein zu Wasser und zu Land besaßen. 1467 stellte Kaiser Friedrich III. der Stadt auf Bitte des Stadtherren, Bischof Ulrich Nußdorfer von Passau, einen Wappenbrief mit dem noch heute gültigen Wappenbild aus106. 1481 verpfändeten der Passauer Elekt Friedrich Mauerkircher und das Domkapitel unter den österreichischen Herrschaften neben St. Pölten auch Mautern auf Wiederkauf an König Matthias Corvinus, die Rückgabe von Mautern und St. Pölten nach dessen Tod erfolgte erst 1494 durch König Maximilian. 1734 verkaufte der Passauer Bischof Johann Dominik Graf Lamberg Schloß und Herrschaft Mautern und den damals zugehörigen Markt Amstetten mit allem Zubehör an den Bamberger und Würzburger Bischof Friedrich Karl Graf Schönborn, dessen Familie bis ins frühe 20. Jahrhundert im Besitz des Mauterner Schlosses verblieb107.

Die bereits zur Zeit Bischof Egilberts von Passau (1045–1065) errichtete Stephanspfarre Mautern, eine der Altmannschen Gründungspertinenzen des Klosters Göttweig, wurde wahrscheinlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Neugründung der Pfarren Obritzberg, Oberwölbling, Gansbach und Arnsdorf und 1386 durch Errichtung der Filiale Rossatz aufgesplittert. Seit 1443 wurde die Pfarre, dem Kloster 1388 simpliciter, 1398 pleno iure inkorporiert, überwiegend von Konventualen als Pfarrvikare versehen, nachdem jahrelange Streitigkeiten mit verschiedenen, offenbar vom Passauer Bischof unterstützten Bewerbern um die Pfarre geherrscht hatten108.

Die Funktion des im Schloß Mautern (gegen Ende des 15. Jahrhunderts auch sogenannter „Gerichthof “ oder „Dechanthof“, vgl. zu einer Umgestaltung von 1551 Kat.-Nr. 244) residierenden Passauer Pflegers und Amtmanns versahen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit häufig bayerische Niederadelige (vgl. Kat.-Nr. 258), die in Klientelbeziehungen zu den jeweiligen Bischöfen bzw. dem Domkapitel standen.

103 Vgl. zur archäologischen Befundung knapp Cech, Mautern. Zu Favianis als politischem und monastischem Ereignisort im Rahmen der Vita Severini s. zuletzt die Beiträge im Sammelband Pohl/Diesenberger, Eugippius, bes. Pohl, Einleitung 10f., 20 und 22, Wood, Frontiers 46f. und Diesenberger, Topographie 77–79, 84–89 und 96. Im Detail revisionsbedürftige Überblicke zur Stadtgeschichte s. bei Thiel/Dungl, Mautern passim, Feigl/Kainz, Mautern passim und Schweiger, Zauber 317–325, Regesten zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte von Mautern s. bei Plesser, Kirchengeschichte (1998) 140–163.
104 Vgl. Böhmer, RI I, Nr. 1955a und 2015a (903–905), Feigl/Kainz, Mautern 243 und Corradini, Erstnennung bzw. Pohl-Resl, Zollweistum.
105 Vgl. Pohl-Resl, Synode, und Ertl, Tauschvertrag.
106 S. Böhmer, RI VI/1, Nr. 637 und 1079 (1276 Dezember 13, Wien und 1279 April 2, Wien), vgl. Thiel/Dungl, Mautern 310; zum Wappenbrief s. Rally, Materialien II, 518–520, mit Auszügen aus der Urkunde bzw. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 1718 (1467 April 8, Wiener Neustadt) und Feigl/Kainz, Mautern 248.
107 Hinweise zu diesen Episoden der Mauterner Stadtgeschichte lieferte freundlicherweise Dr. Gerd Maroli, Mautern, mit Schreiben vom 18. Jänner 2006. Zur Verpfändung von Mautern und St. Pölten vgl. auch Fuchs, Urkunden (1902) Nr. 1973 ([1481 nach August 27, Göttweig]) und 1975–1977 (1481 September 14 und 1481 Oktober 1, Passau) und Flatschart, Geschichte 59–66, bes. 61f., und 89.
108 S. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 782 (1386 November 26, Genua), 796 (1388 Mai 27, Wien), 869 (1398 März 30, Rom), 903 (1401 März 31, Rom), 909 (1401 November 16, Wien), 912 (1402 April 13, Rom), 942 (1404 Mai 15, Rom), 950 (1405 Juli 31, Rom), 960 (1406 November [recte: September] 27, Stein), 1015f. (vor 1413 Jänner 13 bzw. 1413 Jänner 13, Rom), 1018 (1413 März 12, Wien), 1020f. (1413 März 28, Passau bzw. 1413 April 5, Wien), 1033 (1413 Dezember 11, Bologna), 1037 (1414 Dezember 22, Konstanz), 1039 (1415 Mai 17, Konstanz), 1041 (1415 Mai 24, Konstanz), 1042f. (1415 Mai 27, Konstanz), 1044 (1415 Juni 26, Konstanz), 1045 (1415 Juli 20, Mautern), 1046 (1415 August 12, Passau), 1049 (1415 September 20, Passau), 1062 (1416 Juni 17, Konstanz), 1063 (1416 Juni 26, Konstanz), 1064 (1416 Juli 10, Passau), 1065 (1416 Juli 23, Passau), 1068 (1416 August 14, Göttweig) und 1069 (1416 August 17, Mautern), Zedinek, Das alte Göttweig 66, Hödl, Göttweig 77, 111 und 113–116 zur Inkorporation bzw. zu Streitigkeiten um die Pfarre mit dem Passauer Bischof als Ordinarius und Stadtherren bzw. den jeweiligen Pfarrvikaren. Bei Hödl, Göttweig 156, der Hinweis auf eine Protestaktion der Mauterner Bürger gegen den Pfarrer Fr. Martin 1521.

2.1.10. Rossatz-Arnsdorf, Gemeinde

Das vermutlich schon seit dem frühen 9. Jahrhundert in Salzburger Besitz befindliche Gebiet in und um Oberloiben und Weißenkirchen wurde dem Erzstift formal von König Ludwig dem Deutschen 860 in Form von 24 Königshöfen geschenkt. Der Salzburger Hofmeister und Richter als Verwalter dieser und der südlich der Donau gelegenen Besitzungen (später die Ortschaften Ober-, Hof-, Bach- und Mitterarnsdorf sowie St. Johann im Mauerthale), von denen im 11. bis 13. Jahrhundert mehrfache Schenkungen der Salzburger Erzbischöfe an die Erzabtei St. Peter, das Kloster am Nonnberg und an Admont ergingen, saß bis zur Säkularisation 1803 im nach Erzbischof Arn benannten (Hof-)Arnsdorf. Unter dem Hofmeister und Richter fungierten seit wenigstens 1324 namentlich bekannte Schreiber als Salzburger Amtleute. Zwischen 1219 und 1234 ist in Arnsdorf ein Leutpriester („plebanus“) Wipoto belegt, 1236 beanspruchte jedoch offenbar der Pfarrer von Mautern die dem Salzburger Domkapitel als Patronatsinhaber unterstehenden Kirchen Hofarnsdorf und Oberwölbling als seine Filialkirchen. Auch in Arnsdorf traten in der Mitte des 16. Jahrhunderts die allgemein zu konstatierenden Schwierigkeiten der auswärtigen geistlichen Patronatsinhaber auf, die Pfarren mit geeigneten (katholischen) Seelsorgern zu besetzen109.

In der 1240 erstmals genannten und zur Pfarre Hl. Rupert in Hofarnsdorf gehörigen Fk. St. Johann im Mauerthale bestand bis zum Abbruch 1862 unter Pfarrer Johann Hametner ein in seiner Entstehungszeit nicht näher datierbares Memoriengrabmal des Hl. „Albin“/Adalwin. Nach der von Hartmann Dückelmann (s. unten Kap. 4.1.) wiedergegebenen älteren Beschreibung des Grabmals und der mit der Heiligenstatue in Zusammenhang gebrachten Mirakelaufzeichnungen von 1637 durch den damaligen Salzburger Pfleger und Hofmeister von Arnsdorf, Michael Stubenvoll110, und Dückelmanns Federzeichnungen von 1777 befand sich in der Mitte der Kirche eine auf bloßem Erdboden aufgemauerte Tumba, nach Süden (Kirche genordet!) zu geöffnet, jedoch mit einem schmiedeeisernen Gitter versehen. An den Längswänden befanden sich kleine Blindfenster, am Nordende der Tumba stand in einer hohen Rundbogennische die angeblich wundertätige Statue eines Pilgers in rotem Kleid und blauem Mantel mit schwarzem Hut und schwarzen Stiefeln, die als Darstellung Adalwins verstanden wurde. Die spätgotische Statue befindet sich heute als einzig sichtbarer Rest des Grabmals in einer mit dem wohl ebenfalls vom Grabmal stammenden Barockgitter verschlossenen Rundbogennische unter der Orgelempore, Reste der Mauern des Grabmals, das offenbar über einer kleinen leeren Gruft oder eher einem Grabschacht gestanden hatte, wurden 1970 ergraben111. Die sehr dünne Arnsdorfer Überlieferung bezeichnet das Grab abwechselnd als das des Hl. Albin (Bischof von Angers) bzw. passender als das des „Hl.“ Adalwin, also des seit 859 regierenden, 873 verstorbenen Salzburger Erzbischofs Adalwin112, der jedoch niemals kanonisiert wurde. Die Darstellung als Pilger passt jedenfalls ikonographisch zu keiner der beiden Personen. Zumindest seit 1332 bestand in St. Johann aber offensichtlich eine lokale Verehrung eines „Hl.“ Adalwin (s. Kat.-Nr. 18†). Noch 1637 waren auch teils wächserne, teils eiserne Votivgaben (u. a. Hufeisen) von Besuchern des Leonhardaltars an der Kirchennordseite erhalten, die auf eine bescheidene Wallfahrt zum Altar des populären Viehpatrons schließen lassen.

Der Ort bzw. die Herrschaft Rossatz, zu 985/91 in den Passauer Traditionen erstmals erwähnt, seit 1280 als landesfürstliches Lehen im Besitz der Kuenringer, befand sich nach dem Aussterben der Dürnsteiner Linie des Geschlechts 1355 auf dem Erbweg im Besitz der Herren von Wallsee113. 1462 erlangte der Ort das Marktrecht unter Wolfgang (V.) von Wallsee, der Herrschaft und Markt bereits zwei Jahre später an Matthäus (Matthias) von Spaur verkaufte. Von seinem Sohn Christoph von Spaur gelangte Rossatz an Ludwig Kirchberger und später an dessen Erben, schließlich 1581 ungeteilt an den mit der Kirchberger Erbin Elisabeth von Mam(m)ing verheirateten Hans Christoph Geymann114.

Die Pfarre zum Hl. Jakob in Rossatz war als Filiale von Mautern seit 1386/88 dem Kloster Göttweig (pleno iure) inkorporiert, die Seelsorge versahen bis in die 1540er Jahre hinein überwiegend Göttweiger Konventualen. Die Vogtei über die Pfarruntertanen übte meist der jeweilige Inhaber der Herrschaft Rossatz aus. Dieses Verhältnis führte wie an vielen anderen Orten auch in Rossatz während der Reformation zu Spannungsverhältnissen, zumal im 16. Jahrhundert das Patronat als Pertinenz der Herrschaft seit den Zeiten Wolfgangs (V.) von Wallsee (vor 1464) angesehen wurde115. Vor 1598 hatte Hans Christoph Geymann im Schloßhof Rossatz (s. Kat.-Nr. 353) einen Predigtstuhl errichten und ein Scheunengebäude adaptieren lassen, in dem die protestantische Bevölkerung der Rossatzer Umgebung unter Ausnutzung der frei interpretierten Religionskonzession von 1568 von Geymanns Schloßprediger mit dem Gottesdienst versehen wurde, im Herbst 1598 sogar einen evangelischen Kirchenneubau in Rossatzbach begonnen116. Nach Beilegung des Patronatsstreits 1599 dauerte die Konsolidierung der Göttweiger Seelsorge in Rossatz, mitbedingt durch den Mangel an geeigneten Priestern aus dem Konvent, jedoch noch drei Jahrzehnte an. Erst im Jahr 1630 führte Abt Georg Falb zusammen mit dem Melker Dechanten Weinberger und Hieronymus von Montecuccoli als Reformationskommissare gegenreform­atorische Maßnahmen im Bereich des Dekanates Melk im heutigen Bezirk Krems südlich der Donau durch. Die Arnsdorfer und Langegger Untertanen hatten sich dabei im Gurhof, dem Verwaltungszentrum der Göttweiger Herrschaft Wolfstein, die Rossatzer Untertanen – wohl auch zum Zeichen der Anerkennung des Göttweiger Patronats – in Göttweig einzufinden und mußten zwangsweise zum Katholizismus konvertieren117.

Der ursprüngliche Chor der im östlichen Kern des Langhauses noch aus dem 12. Jahrhundert stammenden Rossatzer Pfarrkirche wurde um 1290/1320 zu einem gotischen Rechteckchor erweitert, während das Langhaus erst im 15. Jahrhundert nach Westen erweitert und umgebaut wurde (vgl. Kat. Nr. 74). Eine basilikale Gestaltung erhielt das Langhaus erst im 17. und 18. Jahrhundert118.

109 S. zur Geschichte von Arnsdorf und St. Johann im Mauerthale die Regesten bei Plesser, Kirchengeschichte (1955) 147–167 und 566–568.
110 „Kurzer bericht oder relacion etc. de anno 1637“; StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 75r-77r. Federzeichnungen Dückelmanns ebd. fol. 72v-74v. Vgl. auch Heller, Sagen 209f., ÖKT 1, 74f., Zotti, Kunst 1, 126 und 128 sowie Dehio Süd 1927.
111 S. Keiblinger, Filialkirche passim und Stiglitz, Oberarnsdorf.
112 Zu Adalwin, Verfasser oder wenigstens Auftraggeber der Conversio Bagoariorum et Carantanorum s. Dopsch, Zeit 178–189. 1835 war die Tradition hinsichtlich des Memoriengrabs bereits soweit ausgedünnt, daß Schmidl, Umgebungen 1, 413 eine völlig abwegige Beschreibung lieferte: „Mitten in der Kirche ist eine kleine niedere Kapelle, in Form eines Sarges, über der Gruft der hl. Rosalia [!], um derentwillen hieher auch Wallfahrten geschehen.“
113 S. Doblinger, Herren passim. Bereits 1350 hatte Friedrich (II.) von Wallsee-Enns den Passauer Wein- und Getreidezehent in Rossatz von denen von Wald angekauft, s. ebd. 73 und 297. Die Witwe Leutolds (III.) von Kuenring, Agnes von Wallsee, war 1356 noch selbst mit Rossatz belehnt worden, verkaufte die Herrschaft jedoch 1358 an ihren Verwandten Reinprecht (I.) von Wallsee-Enns, s. ebd. 146.
114 S. NÖLA, Herrenstand Kt. XXV (Nr. 2; Prandau) pag. 43f., Winter, Göttweig passim, vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1998) 585–594. NÖLA, Hs. 78/3, pag. 827 nennt als Ehefrau Hans Christoph Geymanns jedoch Juliana, Tochter des Georg von Mam(m)ing und der Katharina Enenkel, als Hochzeitstag den 4. Mai 1567. Zur Mauterner Filiale Rossatz vgl. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 798 (1388 August 20, Wien).
115 Zu einem bis 1599 andauernden, ältere Auseinandersetzungen fortsetzenden Streit vor der NÖ Regierung und dem NÖ Klosterrat um das Patronat der Rossatzer Pfarrkirche zwischen Abt Michael Herrlich und Hans Christoph Geymann zu Gallspach als Nachbesitzer von Rossatz nach Ludwig Kirchberger s. ausführlich Winter, Göttweig passim, vgl. auch Schönfellner, Krems 152, Anm. 72f.
116 S. Winter, Göttweig 225 und 229.
117 Roßmann, Geschichte 221.
118 S. Aichinger-Rosenberger, Kunigundenkirche 95, Anm. 32 und Aichinger-Rosenberger/Woldron, Rossatz (unpag.).

2.1.11. St. Michael, Fk. (und ehem. Pfk.) Hl. Michael

Der Ort St. Michael, am nördlichen Donauufer nordöstlich von Spitz gelegen, wird im ganzen Mittelalter in Urkunden fast immer mit dem Zusatz „in der Wachau“ genannt. Als ältester und räumlich ausgedehntester Kirch- bzw. Pfarrort der Wachau, vielleicht schon um 987 nach wahrscheinlichen Bruch der karolingischen Tradition in dieser Funktion existierend, gelangte St. Michael (samt der Filiale Niederranna) 1159 im Tausch mit Bischof Konrad von Passau gegen 14 Hufen nahe der Passauischen Herrschaft Ebelsberg unter Propst Heinrich Castor (Piber) an das Kloster St. Florian. Obwohl seit damals die 1220 von Bischof Ulrich (II.) von Passau bestätigte Möglichkeit bestand, die Seelsorge durch eigene Chorherren versehen zu lassen, scheinen bis wenigstens 1299, dem Datum einer neuerlichen bischöflichen Bestätigung dieses Rechts, Weltpriester als Vikare neben mehreren Gesellpriestern – 1290 wird ein „dominus Eberhardus sacerdos, socius aput sanctum Michaelem“ genannt – zu dominieren. Seit 1303 präsentierte St. Florian Chorherren auf die Pfarre. Zusammen mit den später eigenständigeren Orten Weißenkirchen (bis ins Spätmittelalter auch alleine: „Wachau“), Wösendorf und Joching bildete St. Michael mit seit etwa 1367 marktartigen Zügen eine bis 1848 bestehende Gemeinde Tal Wachau, die zeitweise auch mit eigenen Repräsentanten auf dem Landtag vertreten war. 1493 stellte König Maximilian I. den Bürgern von Wachau einen Wappenbrief aus, in dem als Grenzen des Gerichts Wachau im Osten der Watstein nordwestlich von Dürnstein, im Westen der Mieslingbach östlich von Spitz, im Süden die Strommitte der Donau und im Norden die Kleine Krems und der Simbach genannt werden.

Bereits seit den frühen 1540er Jahren hatte das Kloster St. Florian andauernde Schwierigkeiten, die Pfarre St. Michael mit einer ausreichenden Anzahl von katholischen Priestern zu versehen. 1568 berief Reichard Streun von Schwarzenau als Inhaber der Herrschaft Wachau und Vogt von St. Michael einen lutherischen Prädikanten, Christoph Täbinger, der die Pfarre anstelle des von St. Florian eingesetzten religiös indifferenten und verheirateten Chorherren und Pfarrers Wolfgang Kuttner (1570–78) versah. Auf Täbinger folgten mehrere protestantisch gesinnte oder konfessionell indifferente Seelsorger, erst 1597 wurde wieder katholischer Gottesdienst in St. Michael gefeiert, noch Anfang 1605 sollten aber die nach dem Tod Streuns unter Albrecht Enenkel von Albrechtsberg verbliebenen Prädikanten in Weißenkirchen und Wösendorf entfernt werden, und 1624 hatte Christoph Wilhelm von Zelking als Inhaber von Dürnstein und Tal Wachau immer noch zwei Prädikanten und einen evangelischen Schulmeister in Weißenkirchen unterhalten.

Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Weißenkirchen, offenbar wenigstens seit 1188 bestehend, gelangte 1258 durch Verzicht Alberos von Kuenring auf die strittigen Patronatsrechte als Filiale von St. Michael an St. Florian. 1346 verpflichtete sich das Kloster, gegen 10 lb. den. Widerlegung in Weißenkirchen von St. Michael aus regelmäßigen Gottesdienst halten zu lassen, spätestens 1451 besetzte Propst Lukas die Filialkirche mit einem eigenen, nun im Weißenkirchener Zechhaus („Pfarrhof“, ehemals Weißenkirchen [Bachg.] Nr. 83) zusammen mit drei Kaplänen residierenden Quasi-Pfarrer. Auch in Weißenkirchen als Filiale von St. Michael entstanden spätestens ab den 1540er Jahren Probleme mit der Besetzung der Seelsorgerstellen mit qualifizierten Geistlichen durch den Propst von St. Florian.

Aus dem Herrschaftsgebiet in der Wachau stammten im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit zahlreiche Chorherren des Klosters, etwa der Wösendorfer Wolfgang Habermann (gest. 1534), der 1519 seine Primiz in St. Florian feierte, der aus dem Tal Wachau gebürtige Wolfgang Wieser, der seine Profeß 1532 ablegte oder der im selben Jahr verstorbene Valentin Schopperl. Der Sitz der St. Florianer Pfarre St. Michael wurde schließlich 1784 nach Wösendorf verlegt119.

Die seit dem 19. Jahrhundert in zahlreichen Aquarellen, Stichen und Radierungen wiedergegebene heutige Filialkirche Hl. Michael in St. Michael mit dem daneben liegenden, 1395 von Seifried Freitl von Wösendorf und seiner Frau Margarete bestifteten Karner zur Hl. Dreifaltigkeit, zur Hl. Katharina und zum Hl. Paulus, stammt als relativ geschlossen erhaltene Wehranlage nach einem Brandschaden aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts (vgl. dazu die Bauzahlen Kat.-Nr. 162 und 163), lediglich in der Langhaussüdwand sind eine Säulenbasis vom Vorgängerbau des 12. Jahrhunderts und einige Reliefköpfe als Spolien erhalten geblieben. Ein Brand des Westturms 1532 vernichtete das Geläute. Nach einem neuerlichen Brand von 1630 wurde die spätgotische Staffelhalle mit mächtigem, wehrhaftem Westturm (das Glockengeschoß erst 1544 vom Kremser Steinmetzmeister Lienhard [Leonhard] aufgesetzt) vom Kremser Baumeister Cipriano Biasino 1631–34 neu eingewölbt, die spätgotischen Pfeiler wurden ummantelt120.

119 S. StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 128v (Wappenbrief; aquarellierte Federzeichnung des Wappens), Pscharr, Catalogus pag. 28, 57–59, 81 und 104 bzw. Burger, Urkunden Nr. LV (1290 September 24, Dürnstein), Goll, Michael, St., Plesser, Kirchengeschichte (1911) 281, Ders., Kirchengeschichte (1932) 475–493, Ders., Kirchengeschichte (1939) 653–655, Ders., Kirchengeschichte (1951) 516–596, Ders., Kirchengeschichte (1954) 69–79 und Erkens, Niederkirchenwesen 58f. Zum Wappenbrief von 1493 s. zuletzt aus kunsthistorischer Sicht Zolda, Wappenbriefe, Kat.-Nr. 45.
120 S. ÖKT 1, 20 und 562f., ausführlich Kafka, Wehrkirchen 2, 48–57 und knapp Madritsch, St. Michael 312f. mit Abb. 364, vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1911) 185, Ders., Kirchengeschichte (1932) 486f. und 489 sowie Ders., Kirchengeschichte (1951) 545.

2.1.12. Spitz, Marktgemeinde

Spätestens 1111 wurde vom bayerischen Benediktinerkloster Niederalteich eine Kirche zum Hl. Mauritius in Spitz, also im Bereich der dem Kloster wenigstens 830 von König Ludwig dem Deutschen geschenkten Gebiete in der Wachau, erbaut, die zunächst im alten passauischen Pfarrverband von St. Michael verblieb. Mit dem zunehmenden Einfluß des Klosters St. Florian in St. Michael und der Inkorporation der Pfarre zugunsten der Chorherren 1159/63 bemühte sich Niederalteich um die Loslösung der Spitzer Kirche aus der älteren Pfarre121. Die durch entsprechenden Verzicht von St. Florian 1220/25 selbständige Pfarre Spitz wurde Niederalteich unter Bischof Rüdiger von Passau 1238 inkorporiert. Bischof Bernhard von Passau erteilte 1299 dem Kloster das Privileg, die niederösterreichische Pfarre auch mit eigenen Konventualen besetzen zu können122. Spätestens seit dem frühen 18. Jahrhundert führte die Pfarre Spitz den auch seitens des Passauer Offizialats unbeanstandeten Titel einer Propstei, der möglicherweise auf zwei resignierte Niederalteicher Äbte ( Johann Grünwald und Placidus Krammer) zurückzuführen ist, die im 17. Jahrhundert die Pfarre Spitz innehatten und als Vikare von ihrem früheren äbtlichen Recht zum Tragen der Pontifikalien Gebrauch gemacht hatten123.

Die Pfarrkirche zum Hl. Mauritius in Spitz124 befindet sich im östlichen Teil des Markts auf einer Geländestufe des etwa 50 m über Donau gelegenen Kirchenplatzes. Die bis ins frühe 19. Jahrhundert vom mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Friedhof umgebene Kirche bestand aus dem um 1260 an das romanische, zwischen 1360 und 1390 durch einen gotischen Neubau ersetzte Langhaus angebauten quadratischen Westturm, an dessen Südseite im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts eine von Wolfhard von Au und seiner Frau Anna, geb. Hülber (s. Kat.-Nr. 32 und 46), gestiftete Marienkapelle (heute Antoniuskapelle), an das südliche Seitenschiff im Osten anschließend und das Turmerdgeschoß im Westen überragend, angebaut wurde, sowie ursprünglich einem um 1350/60 errichteten gotischen Chor mit zwei von einem älteren, nach 1300 errichteten Chorbau übriggebliebenen Seitenkapellen. Mit dem Bau des heute bestehenden spätgotischen Chors wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts begonnen125, das Mittelschiff wurde ab 1511, die Seitenschiffe wurden wohl ab 1514/15 eingewölbt (vgl. Kat.-Nr. 156). Der bemerkenswert starke Achsenknick von etwa 22° zwischen Langhaus und Chor erklärt sich nicht aus Gegebenheiten des Baugeländes, da auch für die so gewählte Position bedeutende Substruktionen für den Chorbau aufgeführt werden mußten, sondern dürfte von zwei Faktoren bestimmt sein: einerseits scheint der an der Schnittstelle von altem Chor und Langhaus in den spätgotischen Triumphbogen einbezogene nördliche Chorstrebepfeiler einen Knick bedingt zu haben, andererseits entspricht die starke Abweichung der Chororientierung von Osten einer an allen nahe der Donau stehenden Wachauer Kirchen zu beobachtenden Ausrichtung der Gesamt- oder wenigstens der Chorachse parallel zur landschaftsgliedernden Fließrichtung der Donau. Auf diese Art entstanden Abweichungen von der gewohnten Ostung um bis zu 75°. Hinsichtlich der ursprünglich in der Pfarrkirche vorhandenen Grabplatten ist mit einem zahlenmäßig nicht abschätzbaren Verlust der Originale zu rechnen, da 1735 der Kirchenboden aufgeschüttet und mit einem neuen Fußboden aus Solnhofer Steinplatten gepflastert wurde (vgl. Kat.-Nr. 312†)126.

121 S. knapp Fidler, Geschichte 23f., Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 254–256 und Goll, St. Michael 538f. Zur hinsichtlich ihrer Echtheit umstrittenen Urkunde von 1163 Oktober 18 vgl. Erkens, Niederkirchenwesen 67.
122 S. BayHStA München, Klosterliteralien Niederalteich 16, fol. 54f. und 55v-57v und vgl. Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 256 und Plesser, Kirchengeschichte (1951) 244f. (Druck der Urkunde von 1238 nach kopialer Überlieferung des 18. Jh. in Spitz) und 252. Der 1270 amtierende Spitzer Pfarrer Eberhard erscheint in der Zeugenreihe einer in Spitz ausgestellten Niederalteicher Urkunde tatsächlich klar von den drei Spitzenzeugen aus dem Kloster getrennt, s. Chmel, Urkunden 165f. (Nr. 43; 1270).
123 Vgl. Fidler, Geschichte 23 („sogenannte Probstey und pfarr bey St. Moritz“) und s. Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 270.
124 Zur Baugeschichte der Kirche s. vor allem Aichinger-Rosenberger, Studien (1999 und 2006) passim.
125 Vgl. auch die Sammelindulgenz mehrerer Kardinäle für die Spitzer Pfarrkirche von 1494, s. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 293 (1494 Mai 29, Rom).
126 S. Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 259.

2.1.13. Unterranna, ehem. Paulinerkloster

Das Paulinerkloster in Unterranna127, westlich von Spitz im hügeligen Ötzbachtal gelegen, wurde 1414 unter der Regierung des 14. Ordensgenerals, Gregorius de Ete, von Hans (III.) von Neidegg zu Ranna und seiner Frau Kunigunde von Lasberg am Fuß des Burgbergs von Oberranna anstelle einer älteren Kirche Hll. Maria und Stephan unter Übernahme von deren Patrozinium gegründet und für eine Zahl von zwölf Konventualen dotiert. Im Folgejahr wurde die zunächst noch unzureichend abgesicherte Stiftung durch Zustimmung und Bestätigung des Passauer Bischofs Georg von Hohenlohe vollzogen, 1416 erfolgte eine Privilegierung Herzog Albrechts V. über den Bezug und mautfreien Transport von drei Schilling Fuder Salz aus Hallstatt für den Konvent128. Von Anfang an scheint die Klosterkirche als Gegenpol zu der dem Kloster St. Florian inkorporierten nahen Pfarrkirche Hl. Margarete in Niederranna zur Übernahme der bis dahin an der baugeschichtlich bedeutenden romanischen Burgkirche Hl. Georg129 liegenden Pfarrechte für die Burgbewohner und die in Unterranna wohnenden Untertanen vorgesehen gewesen zu sein. Schon 1416 wurden mit bischöflicher Erlaubnis die Bestattungen am Friedhof um die Burgkirche eingestellt und der Platz um die in Bau befindliche Klosterkirche belegt. Die Weihe der Klosterkirche erfolgte noch im selben Jahr, die Übertragung der pfarrlichen Rechte jedoch erst 1424, wohl nach Beendigung der Bauarbeiten. Im Chor der Klosterkirche wurden das Stifterehepaar 1424 und 1425 (s. Kat.-Nr. 50†), deren Sohn und dessen Frau 1457 und 1459 (s. Kat.-Nr. 80) im von ihnen mit Altären ausgestatteten Kreuzgang beigesetzt. Die Kirche des im 15. Jahrhundert von zahlreichen lokalen Stiftern mit Zuwendungen bedachten Klosters130 blieb wenigstens bis ins frühe 16. Jahrhundert Grablege der spätestens unter Roland von Neidegg zu Ranna zum Protestantismus übergetretenen Herrschaftsinhaber. 1728 ließ sich der letzte männliche Vertreter der Familie, der NÖ Oberkommissar, Raitherr und Herrenstandsverordnete Ferdinand Raimund von Neidegg aus der alleine noch bestehenden Wildegger Linie des Geschlechts, in der Klosterkirche bestatten131.

Im 16. Jahrhundert traten auch in Unterranna die in allen niederösterreichischen Klöstern zu konstatierenden wirtschaftlichen und monastischen Verfallserscheinungen auf, die das Kloster, in dem sich seit der Gründung immer wieder auch ungarische Mönche aufhielten, zum fast völligen Zusammenbruch führten. 1561 befanden sich außer dem Prior Fr. Michael zwei Konventualen und ein Konverse, alle Ungarn, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, mit zwei Frauen und einem Kind im Kloster. 1580 ließ der aus Agram/Zagreb stammende Prior Stephan im Anschluß an die erst wenige Jahre zurückliegende Restitution der entfremdeten Stiftungsgüter durch die Neidegger die Urkunden des Klosters sammeln und ein neues Grundbuch anlegen. Ein unter Prior Oswald Winseck angelegtes Kopialbuch wurde im Wiener Neustädter Paulinerkloster aufbewahrt. 1619 hatte das Kloster schwere Plünderungen im Zuge der böhmischen Unruhen hinzunehmen (vgl. Kat.-Nr. 66†). Durch die Bemühungen der Ordensgenerale Martin Borkowich (Márton Borkovics, ab 1644) und Paul Ivanovic (Pál Ivanovics, ab 1650) (gezielte Forcierung von lokalen Wallfahrten etc.) erlangte das Kloster in der Mitte des 17. Jahrhunderts wieder einige seelsorgliche Bedeutung. 1664 wurde unter dem seit dem Vorjahr regierenden gebürtigen Linzer Prior Benedikt Leipolt ein neuer Friedhof angelegt und dem besonders in Ungarn bedeutenden Schulwesen des Ordens durch Einrichtung einer Lehrstätte Rechnung getragen. Die stark frequentierte Wallfahrt und die Zunahme des Konvents erforderten in der Folge eine bauliche Umgestaltung des Klosters, die durch Zuwendungen Kaiser Leopolds I., der NÖ Stände, vor allem aber durch eine Stiftung der Inhaberin von Oberranna, Elisabeth Forest, geb. Blumberger, Witwe nach Johannes Chrysostomus Wening von Greiffenfels bzw. aus zweiter Ehe nach Franz Melchior Forest zu Schwallenbach, in der Höhe von 6000 fl. durchgeführt werden konnte. 1677 wurden vier neue Altäre angeschafft (Hochaltar: Hl. Maria, Hl. Paulus d. Einsiedler, Hl. Sebastian und Hl. Kreuz) und geweiht, 1678 ein Kalvarienberg angelegt. Im Jahr 1680 wurde unter dem 1669 kurzeitig nach Böhmisch Krumau/Český Krumlov postulierten Prior Benedikt Leipolt die als wundertätig verehrte spätgotische Marienstatue im Hochaltar aufgestellt. 1685 wurden die Kirchenfassade barockisiert und der Kircheninnenraum neu gestaltet. Im Juli 1783 wurde das Hofdekret über die Aufhebung des mit 17 Priestern und zwei Laienbrüdern unter Prior Alois Winter besetzten Klosters in Unterranna erlassen, die mit 25. Oktober wirksam wurde. Der Auszug des Konvents erfolgte ab dem Weihnachtstag des Jahres. Die Klostergebäude und die zur Klosterherrschaft gehörenden Wälder wurden 1786 an die Grafen Herberstein verkauft, während die Klosterherrschaft bis 1792 beim Religionsfonds verblieb, dann an die Familie Stiebar versteigert wurde und im Anschluß rasch wechselnde Besitzer erlebte (1823 k. k. Familiengüterdirektion, 1829 Johann Weidmann). 28 mittelalterliche Handschriften der insgesamt zwischen 1500 und 4000 Bände zählenden Klosterbibliothek, teils vom namentlich bekannten Konventualen Nikolaus von Ranna geschrieben, gelangten schließlich in die Klosterbibliothek Göttweig. Um 1827/30 wurde ein Teil der noch bis 1797 als Lokalkaplanei bzw. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt fungierenden Klosterkirche sowie Kreuzgang und Süd- und Osttrakt der Konventsgebäude demoliert. Im Jahr 1813 befand sich in den aufrechten Baulichkeiten ein kurzlebiges Graphitwerk des Anton Martin Thym, der nach dessen Schließung eine Klavierproduktion im ehemaligen Kloster betrieb. 1831 wurde die Graphitverarbeitung in den Baulichkeiten vom Wiener Kaufmann Anton Kersa neu aufgenommen. Im 20. Jahrhundert wurden die Baulichkeiten als Fremdenpension bzw. schließlich als Wohnhaus (Unterranna Nr. 91) adaptiert132.

127 S. zur Klostergeschichte aus der älteren Literatur Leipolt, Epitome 62f. und 71f. (mit teils fehlerhaften Daten), Fidler, Geschichte 21–23 (meist korrekt) und Reil, Donauländchen 392–410, Plesser, Kirchengeschichte (1932) 602–604, Hausmann, Neudegger 57f. und 61f., Plesser, Kirchengeschichte (1951) 44f., an neueren Beiträgen Seebach, Studien 176–181 und Sarbak, Bibliothek 258–262, knappe Hinweise auch bei Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 44f. Zu Aufhebung und Weiterverwendung des Klosters s. Fuchs, Klöster 114–120 (zur älteren Klostergeschichte stark fehlerhaft), zur Geschichte der Bibliothek die Hinweise bei Tropper, Schicksale 106, 125 (Anm. 140) und 147, Sarbak, Buch- und Bibliothekswesen bzw. ausführlich Ders., Bibliothek passim, die Geschichte knapp zusammenfassend Zotti, Kirchen 115f. Zu den vor dem 19. Jahrhundert spärlichen historischen Ansichten des Klosters vgl. Andraschek-Holzer, Bild Kat.-Nr. 77–79. Eine schematische Ansicht der Klosteranlage unterhalb der Burg Oberranna, flankiert vom Klostermeierhof mit dem bergwärts führenden Kalvarienberg am linken und der Pfarrkirche Niederranna am rechten Bildrand, findet sich als kleine Vedute unter der Darstellung des Rannaer Gnadenbildes in einem von Benedikt Leipolt gezeichneten und von Johann Jakob Hoffmann ausgeführten Kupferstich von 1679 in Leipolt, Epitome, Taf. nach 74.
128 S. HHStA, AUR 1415 V 11, Wien (Zustimmung und Bestätigung des Passauer Bischofs Georg von Hohenlohe; die Pfarrkirche [Ober-]Ranna hier ohne Patrozinium, jedoch der darin befindliche Fronleichnamsaltar explizit genannt), AUR 1460 I 1 (1460 Jänner 1, Linz; enthält als Insert 1416 März 22, Wien), vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1911) 230. 1416 stiftete Hans (III.) von Neidegg auf Bitte des Konvents, der eine unzureichende finanzielle Versorgung mit „gewant, liecht, chösten und anderr notürfften“ beklagte, weitere 50 lb. den. jährlicher Gülten an die Pauliner, s. HHStA, AUR 1416 IV 29.
129 Zur in zwei Bauphasen (mutmaßlich vor 1108 und zwischen 1120 und 1138) mit zwei Querhäusern und zwei Vierungstürmen ausgestatteten einschiffigen romanischen Burgkirche Hl. Georg s. Donin, Kirche, Plesser, Kirchengeschichte (1951) 38–42 und zuletzt mit Anführung der älteren Literatur Fillitz/Telesko, Früh- und Hochmittelalter, Kat.-Nr. 55 (Mario Schwarz) und 104 (Friedrich Simader).
130 Aus HHStA, AUR 1444 XII 4 (Stiftung zweier Weingärten „an dem Aichperig“ bei Vießling auf den Sterbfall für vier Jahrtage durch Stephan und Margarete Habrucker von Vießling) und 1449 IV 23 (Stiftung eines Weingartens im „Muethstall“ auf den Sterbfall Peter Kaysers von Elsarn) geht hervor, daß der Rannaer Konvent auch Verbrüderungsbriefe namens des gesamten Paulinerordens ausstellte, die damals sehr begehrt waren, vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1911) 232. Zu weiteren Stiftungen aus der Jahrhundertmitte vgl. HHStA, AUR 1448 V 19 (Stiftung eines Weingartens „am Aychperkch“ auf den Sterbfall durch Pfarrer Konrad von Ottenschlag und den dortigen Kaplan Hans).
131 S. NÖLA, Hs. 236/5, pag. 34 und Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 119f. Die beschädigte Grabplatte, im 19. Jahrhundert in der Wiener Sammlung Widter, befindet sich heute im Depot des NÖ Landesmuseums in der Alten Tabakfabrik in Hainburg.
132 Vgl. Rally, Beiträge E, 201 und Mühlberger, Industrien 263f., zur kurzlebigen Lokalkaplanei Unterranna s. Krückel, Klosterregulierung 106.

Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, 2. Historischer Überblick,
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Die Deutschen Inschriften
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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

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