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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

27 Hofarnsdorf, Pfk. Hl. Rupert 1363

Fragment der figürlichen Grabplatte des Priesters Engelhard, roter Marmor, außen an der Südwand zwischen den beiden östlichen Strebepfeilern quer eingemauert, bis 1926 im Boden des Kirchenschiffs. Die zwischen zwei begrenzenden Linien angeordnete Umschrift rahmt ein Feld mit der graphisch-linear eingehauenen Darstellung eines Priesters mit Tonsur in Kasel, die Arme über der Leibesmitte überkreuzt (Manipel sichtbar). Verloren ist etwa das linke Viertel der Platte sowie das untere Viertel, der erhaltene Teil oben zweimal schräglinks und unten einmal waagrecht gebrochen.

H. 158 cm, B. 65 cm, Bu. 8 cm. – Gotische Majuskel (und Gotische Minuskel).


Textedition
			

[ANNO ·] D(OMI)NI · Mo · CCCmo · / · LXIIIo · OBIIT · [D](OMI)N(V)S · ENG[E]LHAR[DVSa) – – –

Anmerkungen
a) Kürzungszeichen und verkleinert hochgestellte Kasusendungen der Ordinalia – mo in Gotischer Minuskel – außerhalb der begrenzenden Linie nahe am Plattenrand; Trennzeichen vollrund eingebohrt.

Im Jahr des Herrn 1363 starb Herr Engelhard (...).


Kommentar

Bei dem Verstorbenen handelt es sich wohl um jenen Herrn Engelhard, erzbischöflich Salzburger Richter von Arnsdorf, der 1356 den Bestandrevers des Oberarnsdorfer Bürgers Wisent Smelz über ein Lehen in Oberarnsdorf an das Augustiner-Chorherrenkloster Höglwörth besiegelte1).

Aus derselben Werkstätte wie der vorliegende Stein stammt angesichts der offenkundigen Parallelen in der graphisch-linear eingehauenen figürlichen Darstellung und der weitgehend übereinstimmenden Schriftformen, an denen die fast dreieckige Ausbildung der fetten Bogenschwellungen (bes. an E und O) besonders charakteristisch ist, die figürliche Grabplatte des Göttweiger Abtes Ulrich Totzenbacher (Kat.-Nr. 28). Große Ähnlichkeit in der Figurendarstellung weist auch die bereits vollständig in Gotischer Minuskel beschriftete figürliche Grabplatte des Propstes Nikolaus von Würmla (gest. 1374?) in der Kloster- und Pfarrkirche Herzogenburg auf2). Die hochgestellte Kasusendung des Ordinale am Ende des ersten Schriftbands wurde in Gotischer Minuskel eingehauen und stellt damit den bescheidenen Erstbeleg dieser Schriftart im Bestand dar.

1) S. Plesser, Kirchengeschichte (1955) 153 (1356 September 21).
2) S. Dehio Süd 782.
Literatur

Plesser, Kirchengeschichte (1955) 158 (fälschlich 1463, bezogen auf den Arnsdorfer Pfarrer und Hofmeister Engelhard Nob). – ÖAW, NLH, 26. 8. 1959. – Koch, Paläographie (1968) 99, 114f. und Anhang (Nachzeichnung des Alphabets). – Dehio Süd 834.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 27,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj27.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 23: Grabplatte des
Priesters Engelhard (1363)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)