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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

30 Mitterarnsdorf, Kapelle Hl. Katharina 1381

Wappengrabplatte des Peter Echinger, roter Marmor, unter der Orgelempore an der Nordseite des Stiegenaufgangs. Die zwischen zwei begrenzenden Linien angeordnete Umschrift rahmt ein Feld, in dessen oberer Hälfte ein Vollwappen mit gelehntem Schild in graphisch-linear eingehauener Darstellung. Die Kanten der Platte teilweise durch Verputz verschmiert.

H. 232 cm, B. 123 cm, Bu. 9 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

+ Annoa) · d(omi)ni · m ccc · lxxxi · i(n) · vi/gilia · Nati(vi)tatis · Marie · obiit · discret(us) · uir · Petrus · Eching · M(a)g(iste)r · C/curieb) · i(n)ferioris · in ·

Anmerkungen
a) am Beginn ein Tatzenkreuz in Umrißzeichnung.
b) sic!
c) folgt ein vegetabiles Füllzeichen: Weinrebe? Trennzeichen quadrangelförmig; alle Kürzungszeichen oberhalb der begrenzenden Linie am Plattenrand.

Im Jahr des Herrn 1381 am Vortag von Mariä Geburt starb der bescheidene Herr Petrus Eching, Hofmeister des unteren Arnsdorfer Hofs des Herrn Propstes der Salzburger (Dom-)Kirche (und liegt) hier begraben.


Datum: 1381 September 7.

Wappen: Echinger1).


Kommentar

Peter Echinger, Salzburger Hofmeister in Mitterarnsdorf, kaufte in seinem Sterbejahr von Rüdiger von Starhemberg ein vom Salzburger Domkapitel zu Lehen rührendes Haus, eine Hofstatt und einen Weingarten in Niederarnsdorf an2). Der sogenannte Untere Hof oder Niederhof in Mitterarnsdorf (die Wirtschaftsgebäude des heutigen Pfarrhofs, Mitterarnsdorf Nr. 31, 1812/14 mit Abbruchmaterial des mit zwei Türmen befestigten ursprünglichen spätmittelalterlichen Hofgebäudes errichtet und nach 1862 weiter umgestaltet) im Bereich der Salzburger Herrschaft in der Wachau gehörte dem Salzburger Domkapitel. In urkundlichen Nennungen lassen sich jedoch die Hofmeister des Unteren Hofs und die des erzbischöflichen Oberen Hofs in Hofarnsdorf (anstelle des 1501 durch Überschwemmung zerstörten Gebäudes heute das 1829 erbaute „Schloß“ Arnsdorf, Hofarnsdorf Nr. 1), die meistens auch die Funktion des Richters von Arnsdorf ausübten, nicht immer klar auseinander halten. Zur Zeit Echingers war Friedrich Haider (zwischen wenigstens 1371 und 1385) Hofmeister (des Oberen Hofs) und Pfleger sowie zeitweise Richter von Arnsdorf3).

1388 war Niklas, Pfarrer von Wiener Neustadt, Pfleger von Arnsdorf4), 1393 Jakob, Pfarrer von Schönberg, Richter von Arnsdorf5), 1396/97 und 1403 war Pfarrer Stephan von Litschau Salzburger Pfleger von Arnsdorf (und Traismauer)6), von 1407 bis 1413 scheint Moritz von Spitz als Richter, Pfleger und Hofmeister von Arnsdorf auf7), 1417 war Peter, Pfarrer von Hofstetten-Grünau, Pfleger und Hofmeister von Arnsdorf8), 1426/27 hatte die Funktion des Hofmeisters im Oberen Hof Hans Strasser von Windorf inne9).

Im Vergleich zu den übrigen Inschriften des Bearbeitungsgebiets in Gotischer Minuskel vor etwa 1450 weist die vorliegende Inschrift – die erste Anwendung dieser Schriftart als durchgängige Textschrift – ungewöhnlich viele Versalien auf, wobei nicht selten Minuskelformen mit vorangestellter Zackenleiste als Versalien auftreten. Der frühen Entwicklungsstufe entspricht das vollständig im Mittelband verbleibende g. An mehreren Stellen zeigen sich Probleme bei der Umsetzung der strengen Formprinzipien der Gotischen Minuskel, etwa der Umwandlung von Bögen in Knicke und Brechungen (vgl. besonders im zweiten Schriftband u in discretus).

1) Kufe?; Kübelhelm; als Helmzier das Bild des Schilds.
2) S. HHStA, AUR 1381 IV 08 und 1381 VI 16.
3) S. dessen Funktion als Siegler einer Dürnsteiner Urkunde, StiA Herzogenburg, D. n. 76 (1385 Jänner 25; vgl. dazu auch Kat.-Nr. 37†) und StiA Herzogenburg D.2.B.81, fol. 76r, vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1932) 149. Bereits 1371 besiegelte er als Bergherr eines als Fürpfand belasteten Weingartens den Bestandrevers seines Gehilfen, des Arnsdorfer Schreibers Ulrich, über ein Lehen in (Ober-)Arnsdorf an das Kloster Höglwörth, s. Plesser, Kirchengeschichte (1955) 153f. (1371 September 12). 1375 scheint er als Salzburger Pfleger und Richter von Traismauer auf, das oft zusammen mit Arnsdorf von einer Person verwaltet wurde, s. StiA Herzogenburg, H. n. 299 (1375 Dezember 20). 1377 scheint der wenigstens seit 1357 in Arnsdorfer Urkunden nachweisbare Hans Stiegler von Arnsdorf als Verweser des Arnsdorfer Gerichts neben dem gleichzeitig genannten Pfleger Friedrich Haider auf, auch 1379 fungierte Stiegler noch als Richter von Arnsdorf, s. StiA Herzogenburg, A. n. 108 (1377 September 1) und vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 263 (1379 Oktober 13) und Ders., Kirchengeschichte (1955) 153f. (1377 September 1). Zu den Umbauten der beiden historischen Hofgebäude vgl. Topographie 2, 78 und Plesser, Kirchengeschichte (1955) 166f.
4) S. dessen Funktion als Siegelzeuge in StiA Herzogenburg, K. n. 188 (1388 Mai 12), vgl. Gröbl, Klarissenkloster 42.
5) S. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 173.
6) S. dessen Funktion als Siegler in StiA Herzogenburg, K. n. 212 (1396 Dezember 29), vgl. Gröbl, Klarissenkloster 44, NÖLA, Privaturk. 1415 (1397 Juni 15) und StiA Herzogenburg, D. n. 126 (1403 Juni 15).
7) S. Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 264 (1411 Februar 2), Plesser, Kirchengeschichte (1939) 429 (1407 Juni 3), Plesser, Kirchengeschichte (1955) 156, StiA Herzogenburg, K. n. 228 (1408 Februar 6), s. Gröbl, Klarissenkloster 45, Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 985 (1409 Juli 22) und 1000 (1410 Mai 31, Göttweig), Fuchs, Urkunden (1906) Nr. 223 (1410 April 24) und 237 (1411 Juli 12) sowie Ders., Urkunden (1901) Nr. 1023 (1413 Mai 12, Spitz).
8) S. StiA Herzogenburg, K. n. 234 (1417 Februar 27) und vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1955) 156 (1417 Jänner 6).
9) S. NÖLA, Privaturk. 2176 (1426 Dezember 19) und 2184 (1427 Februar 13, Wien).
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft E, fol. 15r-16v. – ÖKT 1, 69 (fälschlich „Eclung“). – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 123. – Plesser, Kirchengeschichte (1955) 154. – ÖAW, NLH, 26. 8. 1959. – Eppel, Kunst 194. – Dehio Süd 1446.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 30,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj30.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 25: Grabplatte des
Peter Echinger (1381)
©  Bundesdenkmalamt, Wien, Fotoarchiv