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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

36† Dürnstein, ehem. Klosterkirche und Pfk. Mariä Himmelfahrt (1387)/A. 15. Jh. (?)

Grabplatte des Kaplans Johannes Palmer (Hans von Weitra), bis etwa 1721 im Chor nahe dem Speisegitter im Boden1).

Standortangabe und Textwiedergabe nach StiA Herzogenburg, Descriptio Monumentorum Nr. 18.


Textedition
			

Hic est sepultus D(omi)nus Joannes huius loci primus Capellanus.

Anmerkungen

Hier ist begraben Herr Johannes, erster Kaplan dieses Klosters.


Kommentar

Johannes Palmer (Hans von Weitra) fungierte wahrscheinlich bereits seit 1373, sicher zwischen 1376 und seinem spätestens im Frühjahr 1387 eingetretenen Tod als „Oberkaplan“ der damals noch drei Benefiziaten der Marienkapelle Elisabeths von Kuenring und Heidenreichs von Maissau in Dürnstein2).

Ob das Fehlen eines Sterbevermerks mit Jahresangabe – soferne dieser nicht bloß vom Kopisten weggelassen wurde – auf eine etwaige Funktion als Memoriengrabmal und somit spätere Entstehung, schon nach der Kirchenerweiterung Stephans von Haslach zwischen etwa 1400 und 1407, hindeutet, ist nicht klar zu beantworten. Die Bezeichnung des Verstorbenen als huius loci primus capellanus („locus“ als gebräuchlicher terminus technicus für Kloster) scheint jedoch einer beim Anwachsen des weltlichen Kollegiatkapitels vor 1410 einsetzenden Haustradition besser zu entsprechen. Möglicherweise ist Stephan von Haslach als Auftraggeber des Denkmals vorzustellen, der sich schon in der Einleitung des von ihm angelegten älteren Dürnsteiner Kopialbuchs (StiA Herzogenburg D.2.B.81) mit Bezug auf Palmer als „secundus cappellanus“ bezeichnet hatte.

1) StiA Herzogenburg, Descriptio Monumentorum Nr. 18: „ad cancellos chori in lapide recto“.
2) S. Einleitung und vgl. Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte 102–105. In StiA Herzogenburg, D. n. 80 (1386 Februar 6) tritt Palmer letztmals auf, in D. n. 82 (1387 April 25) wird er bereits als verstorben bezeichnet. Mit dem gleichnamigen Kremser Judenrichter von 1344 ist er wohl nicht identisch, zumal dieser einen mutmaßlichen Sohn Niklas (Nikolaus) hatte, der im selben Amt 1365 erscheint, s. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 445 (1344 November 1) und 622 (1365 Mai 22). Eine Verwandtschaft der genannten Personen ist aber nicht auszuschließen. Ob eine familiäre Beziehung Hans’ zu dem 1383 singulär als Küchenmeister Herzog Leopolds III. belegten Johannes von Weitra gegeben ist, ist unklar, s. Lackner, Hof 85 und 344.
Literatur

StiA Herzogenburg, Descriptio Monumentorum Nr. 18. – Plesser, Kirchengeschichte (1939) 106. – Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte 113. – Zajic, Denkmäler 323f.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 36,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj36.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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