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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

38† Dürnstein, ehem. Chorherrenkloster 1406

Priestergrabplatte des Johannes Verig, bis etwa 1721 im alten Kreuzgang südlich der Klosterkirche außerhalb der damals abgebrochenen Kremserkapelle nahe dem Allerseelenaltar an der Wand. Kleine Platte mit Inschrift und Kelchsymbol1).

Standortangabe, Beschreibung und Textwiedergabe nach StiA Herzogenburg, Descriptio Monumentorum Nr. 6.


Textedition
			

Anno D(omi)ni M CCCC VI III Septemb(ris) obyt D(omi)nus Joannes Presbyter dictus Verig. hic sepultus.

Anmerkungen

Im Jahr des Herrn 1406 am dritten September starb Herr Johannes, Priester, genannt Verig, (und liegt) hier begraben.


Kommentar

Johannes Verig, wohl der älteste Sohn des wohlhabenden Dürnsteiner Bürgers Niklas Verig2), war nach dem Ableben seines Vorgängers Hermann Benefiziat der Kapelle Johannes Ev. auf der Burg Dürnstein, welche Funktion er 1399 zugunsten Stephans von Haslach (s. Kat.-Nr. 40) resignierte3). 1397 verkaufte die Tullner Bürgerin Elisabeth Smyd einen Weingarten bei Grafenwörth an Hans, Kaplan des Ulrich (Walter?) von Maissau, was sich vermutlich auf den Johannes Verig der vorliegenden Grabplatte bezieht4). Der in Spitz ansässige Bruder des Verstorbenen, Peter Verig, nahm 1408 gemeinsam mit den übrigen Gerhaben anstelle seines minderjährigen Bruders Hans Verig (ein offenbar mit dem Namen des in den geistlichen Stand getretenen älteren Bruders nachbenannter Sohn Niklas Verigs) 40 lb. den. als Erbe nach dem verstorbenen Bruder Johannes aus der Hand Stephans von Haslach (s. Kat.-Nr. 40) entgegen. Gleichzeitig erhielt er von jenem ein Haus in Dürnstein neben der Badstube am Urfahr als Entschädigung für die von Stephan von Haslach als Baugrundstück für die angrenzende Marienkapelle verwendete Weide eines anderen Hauses der Verig. 1414 verkauften die Gerhaben dieses Haus am Urfahr um 28 lb. den. wiederum an das Kloster, Nachforderungen wurden noch 1419 und 1421 mit dem Versprechen der Abhaltung eines Jahrtags in der Dürnsteiner Pfarrkirche abgefunden5).

Ob die von der kopialen Überlieferung angegebene Tagesdatierung nach fortlaufenden Monatstagen korrekt ist, scheint zweifelhaft. Vielleicht hat der Abschreiber die Angabe eines Stichtags nach dem Römischen Kalender übersehen. Die Bestattung Verigs muß eine der ersten im wohl bald nach 1400 neuerbauten, 1408 erstmals urkundlich genannten Kreuzgang gewesen sein.

1) StiA Herzogenburg, Descriptio Monumentorum Nr. 5: „Extra sacellum Crembsense versus altare S. Dorotheae in pariete“, Nr. 6: „versus altare defunctorum in parvo lapide cum calice ad parietem“.
2) Vgl. StiA Herzogenburg, D. n. 16 (1372 Dezember 13) und 102 (1394 August 20), wonach Niklas Verig u. a. Besitzer eines Hauses am Donauufer unter dem Klarissenkloster neben der Badstube des Laurenz von Dürnstein sowie eines von Rennbart von Waldreichs angekauften Hofs neben der Marienkapelle war.
3) S. Biélsky, Tirnstein 183f., Plesser, Kirchengeschichte (1939) 127 und Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte 134 (Anm. 142). Die ebenda geäußerte Vermutung einer Translation des Steines innerhalb des Kreuzgangs ist hinfällig, da der Stein in der Pühringer-Zwanowetz nur in Abschrift zugänglichen Descriptio Monumentorum nicht „in sacello Crembsensi“ sondern eben (mit Bezug auf den vorher genannten Stein) „extra sacellum Crembsense“ lokalisiert wird. Zur Installation Stephans von Haslach auf die Burgkapelle nach Resignation Verigs s. StiA Herzogenburg, D. n. 116 (1399 Dezember 4, Passau).
4) S. StiA Herzogenburg, D. n. 109 (1397 Mai 5).
5) StiA Herzogenburg, D. n. 138 (1408 Dezember 17), 139 (1409 Februar 17) und 160 (1414 Jänner 31, Dürnstein).
Literatur

StiA Herzogenburg, Descriptio Monumentorum Nr. 5. – Plesser, Kirchengeschichte (1939) 108. – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 98. – Pühringer-Zwanowetz, Baugeschichte 134, Anm. 142. – Zajic, Denkmäler 324f.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 38,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj38.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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