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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

53 Droß, Schloßkapelle Hl. Georg 1. V. 15. Jh.

Wandmalereien mit Beischriften, im Chor der Kapelle. Innerhalb des älteren malerischen Ausstattungsprogramms (s. Kat.-Nr. 15) in der Leibung eines sekundär eingebrochenen Fensters in der Südwand des ersten (westlichen) Chorjochs links Darstellung der Hll. Johannes (mit Kelch in grünem Kleid mit rotem, hellblau gefüttertem Mantel) und Katharina (mit Rad und Schwert in rotem Kleid und hellblauem Mantel mit grünem Umschlag vor weinrotem Hintergrund). Zu ihren Füßen kniender tonsurierter geistlicher Stifter in kukullenartigem hellbeigen Gewand, vor ihm ein gewundenes Spruchband (I), rechts vor hellem Putzgrund mit Sternenmuster Hl. Matthias mit Beil in grünem Kleid und rotem, hellblau gefütterten Mantel, unten kniender bärtiger weltlicher Stifter in kurzer blauer Heuke, um die Hüften eine rotbraune Tasche mit Messer gegürtet, vor ihm ein gewundenes Spruchband (II). Zwischen 1954 und 1960 freigelegt und gesichert (Prof. Fritz Weninger u. a.), Farbschicht etwas reduziert. Rezente Restaurierung unter Leitung des BDA zum Bearbeitungszeitpunkt im Juli 2005 begonnen.

Bu. ca. 3 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. · Joha[nnes] · [Katharin]a · orate · pro · Mea) · II. · Mathias · ora · pro · mea) ·

Anmerkungen
a) Trennzeichen quadrangelförmig, teils mit angesetzten Zierhäkchen.

Johannes, Katharina, bittet für mich (I).
Matthias, bitte für mich (II).


Kommentar

Vermutlich wurde im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts das Fenster in der Chorsüdwand eingebrochen und die Leibung mit den gegenständlichen Malereien versehen. Die dargestellten Stifterpersonen sind nicht schlüssig zu identifizieren. 1411 wurde Hans Tenicher von Herzog Albrecht V. mit einem Hof in Droß belehnt, ab spätestens 1427 waren Jörg Mühlfelder und die unter seiner Gerhabschaft stehenden Kinder seines verstorbenen Bruders Niklas (d. Ä.) Inhaber der Burg Droß, die ihnen unter Vorbehalt des Kirchenpatronats von Herzog Albrecht V. wegen der im Kampf gegen die Hussiten geleisteten Dienste nach früherem Pfandbesitz als Lehen ausgegeben wurde (vgl. auch Kat.-Nr. 137)1). Die oben angeführte Datierung der Inschriften folgt dem von Elga Lanc nach stilistischen Kriterien für die Malerei ermittelten Ansatz. In diesen Zeitraum läßt sich auch die mit weiten Abständen zwischen mehreren aufeinander­folgenden Schäften bzw. den einzelnen Buchstaben sowie gering bemessenen Ober- und Unterlängen ausgeführte Inschrift einordnen. Für einen hohen schriftgestalterischen Anspruch steht das Bestreben, optische Lücken im Gittercharakter des Mittelbands möglichst zu schließen. Diesem Zweck dienen sowohl Einzelformen wie a, bei dem der gebrochene untere Bogen mehr als zwei Drittel der Höhe des Mittelbands einnimmt, sodaß zur Schließung des Buchstabens ein flacher, als Haarstrich ausgeführter und weit zum Schaft eingeschwungener oberer Bogen ausreicht, als auch Ziermöglichkeiten wie bei e, r und t, wo jeweils an die Quadrangeln an der Oberlinie des Mittelbands bzw. an den Balken lange, bis zum unteren Schaftende bzw. bis fast zur Basislinie reichende Haarzierstriche angesetzt werden. In das erste Jahrhundertviertel verweist wohl auch der schlichte Versal M, bei dem die reguläre Form des Minuskel-m begegnet und lediglich der erste Schaft durch eine weit ausladend geschwungene und von einer Haarlinie begleitete Bogenlinie ersetzt wird.

1) S. Topographie 2, 362f., Plesser, Kirchengeschichte (1911) 82, Zák, Mühlfeld 880, Plesser, Kirchengeschichte (1939) 82 (1427 April 6, Krems) und Mühlberger, Lehenbuch 102. Der halbe Hof in Droß, der früher Tenicher gehört hatte, wurde neben dem Kirchenpatronat auch in der Belehnung der Brüder Hans, Peter, Niklas (d. J.) und Wolfgang Mühlfelder mit dem Erbe nach Jörg Mühlfelder um 1434 ausdrücklich ausgenommen, s. Topographie 2, 362f., Zák, Mühlfeld 880 und Plesser, Kirchengeschichte (1939) 82.
Literatur

ÖAW, NLH, 10. 6. 1962. – Eppel, Wachau 93. – Eppel, Waldviertel 93 (um 1420). – Eppel, Kunst 215 (um 1420). – Lanc, Wandmalereien 68 und 73 (Abb. 122–124). – Dehio Nord 116. – Bacher, Monumentalmalerei 402 (Abb. 8). – http://www.imareal.oeaw.ac.at/realonline (Bild 004718f., fälschlich 1. V. 14. Jh.; April 2006). – www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Droß (Werner Hammerl; Juli 2006).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 53,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj53.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 38: Wandmalerei
(1. V. 15. Jh.), Detail
©  Bundesdenkmalamt, Wien, Fotoarchiv