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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

7 St. Lorenz, Fk. Hl. Laurentius E. 13. Jh.

Namensinschrift, Wandmalerei, an der Ostseite des Triumphbogens unmittelbar an der Chornordwand, 1984 erstmals aufgedeckt, bis 2000 vollständig freigelegt. Inschrift dreizeilig rostbraun auf hellgelbem Putzgrund aufgemalt, stellenweise abgerieben.

Bu. ca. 10–15 cm. – Gotische Majuskel.


Textedition
			

IOHANE[S] · / SACER·/DOSa) ·

Anmerkungen
a) Trennzeichen vollrund aufgemalt.

Johannes, Priester.


Kommentar

Die schwungvoll und ohne größeren Anspruch (stark variierende Zeilenabstände, schwankender Duktus) mit breitem Pinsel und dünner Farbe aufgemalte Inschrift (mehrere „Nasen“ von verlaufenden Tropfen sind gut erkennbar) nimmt in ihrer Positionierung Bezug auf die wohl nur unwesentlich ältere malerische Ausstattung des Chors, die an der unmittelbar anschließenden Nordwand einsetzte (s. Kat.-Nr. 5).

Die Selbstbezeichnung des Johannes als sacerdos könnte – soferne es sich nicht bloß um den Anwesenheitsvermerk eines Besuchers handelt – zu der oben (Kat.-Nr. 5) geäußerten Vermutung stimmen, die heutige Filialkirche sei zunächst Kapelle eines kleinen Adelssitzes gewesen. Um 1300 war im Bearbeitungsgebiet ansonsten für Kleriker, die (wenn auch nur für ein beschränktes Publikum) „öffentlichen“ Gottesdienst hielten, die Bezeichnung als „plebanus“ (Leutpriester) üblich1).

Bogenschwellungen und Schaftverstärkungen der Buchstaben sind kaum stilisiert, sondern aus der Bewegung des Pinsels heraus bedingt. A erscheint offenbar einmal in vollrunder Form mit links überstehendem, dreieckig auslaufenden Deckbalken, einmal trapezförmig mit beidseitig überstehendem Deck- und gebrochenem Mittelbalken. C hat starke senkrechte Abschlußstriche an den Bogenenden, ist aber nicht geschlossen, ebenso offen bleibt E, bei dem lediglich die kräftigen, teils spachtelförmig ausgebildeten Bogenenden bzw. das Balkenende eine Schließung andeuten. D ist unzial mit mächtigem rechten Bogenabschnitt und weit gegen die Mittellinie herabgezogenem Bogenende, ebenfalls unzial H mit ungelenk an das Schaftende angesetztem, hoch über der Oberlinie verlaufenden und weit über den Folgebuchstaben nach rechts ziehenden Deckstrich.

1) Vgl. dagegen DI 66, Kat.-Nr. 2, wo ein 1257 in einer Glockeninschrift genannter „sacerdos“ als Pfarrer bezeichnet wird, obwohl ein entsprechender Amtsträger „in dieser frühen Zeit“ nicht nachzuweisen war.

Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 7,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj7.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  St. Lorenz, Fk. Hl. Laurentius    •  Namensinschrift  •  Wandmalerei  •  Gotische Majuskel  •  Johannes

Abbildungen

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Abb. 7: Wandmalerei (E. 13. Jh.)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Andreas Zajic)