Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
82 |
Albrechtsberg a. d. Gr. Krems, Pfk. Mariä Stiegen |
1462 |
Priestergrabplatte des Pfarrers Thomas Hold, roter Marmor, an der Nordwand der südlichen Kapelle (Marienkapelle) der vierte Stein von Westen, ursprünglich an unbekanntem Standort in der alten Pfk., nach deren Umbau um 1765 im Boden der Marienkapelle, von dort 1914 nach außen an die Südseite des Langhauses verbracht, dort bis 1991. Die Umschrift setzt sich in dem von den vier Schriftbändern gerahmten Feld in zwei weiteren Zeilen unter dem ersten Schriftband fort, unmittelbar unter diesen dreipaßförmig vertieftes Feld mit Relief eines Kelchs, in dessen Cuppa eine Hostie sichtbar. Gesamte Platte leicht abgetreten und durch vormalige Witterungseinflüsse stark fleckig, Kanten tlw. geringfügig bestoßen.
H. 202 cm, B. 88 cm, Bu. 8 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Hie · ligt · begraben · / her · thaman · hold · der · pharrer · ist · gebesen · / des
· gegenbvrtigen / · gotzhaws · der · gestorben · ist · an · sambstag · vora) //
vasnachcb) · Anno / d(omi)ni · mo · cccco lxijoc)
Anmerkungen
Kommentar
Thomas Hold war im bearbeiteten Quellenmaterial nicht faßbar.
Bemerkenswert ist die bei aller Schlichtheit der gesamten Gestaltung detailliert dargestellte Hostie mit der Wiedergabe einer zeitgenössischen Waffeleisenprägung (lat. Kreuz bzw. Kruzifix).
Die mit leicht schwankendem Duktus eingehauene Inschrift wirkt durch starren Buchstabenabstand ohne Rücksicht auf Gestalt und optisches Gewicht der Einzelformen und deren Verhältnis zueinander stellenweise unharmonisch: so bestehen etwa große Lücken zwischen e und nachfolgendem r (vgl. der Z. 2), ebenso bei e und n (z. B. gebesen), aber auch zwischen zwei r (pharrer). In diesem Zusammenhang ist auch das Bogen-r zu erwähnen, das – entgegen seiner Genese und Verwendung im handschriftlichen Bereich – weit vom vorhergehenden Buchstaben abgesetzt wird (s. der Z. 4). An Einzelformen sei hingewiesen auf a mit senkrechtem Teil des gebrochenen unteren Bogens nur in weniger als halber Höhe des Mittelbands und links teilweise völlig offenem, teilweise mit Haarzierhäkchen (das jedoch auch nicht zur Schließung des Buchstabens führt) versehenem oberen Bogen, weiters b, dessen gebrochener Bogen den Schaft nicht berührt, d in einer eigenwilligen Form mit rechtwinkelig gebrochenem linken unteren Bogenabschnitt, o in einer zum Parallelogramm verschobenen Form, p mit nur geringfügig in den Unterlängenbereich reichendem Schaft, v mit rechtwinkelig umgebrochenem Ende des linken Schafts und z aus einem kurzen Linksschrägschaft und kurzem, mit dem Schrägschaft unverbundenen Bogen.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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