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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

97 Krumau a. Kamp, Pfk. Hl. Margarethe 1495

Wappengrabplatte des Christoph (d. J.) von Hohenfeld, hellroter Marmor, innen im Turmerdgeschoß an der Westwand, wohl ursprünglich und noch 1907 im Chor im Boden, teilweise vom Speisegitter verdeckt, später, noch 1968, an der Turmaußenseite. Fünfzeilige Inschrift über leicht vertieftem Rundbogenfeld mit Vollwappen, der Schild leicht gelehnt. Gesamte Platte, besonders in der rechten Hälfte, stark abgetreten und verwittert, mehrere Sprünge etwa in der Mitte des Steins, in der linken Hälfte der oberen drei Zeilen sekundär vier Löcher, eines im Bereich des Wappens eingebohrt.

H. 175 cm, B. 88 cm, Bu. 4–4,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versal.


Textedition
			

H[ie]a) leit begrab(e)n der edl her h[er] / kristoff von h[o]henfeldt [der junger]b) / [d]em got genat vnd ist g[estorben an] / pfincztag vor sand math[eustag im]c) / lxxxxv jagd)

Anmerkungen
a) verwittert und durch Bohrloch zerstört.
b) o durch Bohrloch zerstört; nach d nur noch undeutbare Reste von Schäften, erg. nach ÖKT 1, 270 (der jünger).
c) erg. nach ÖKT 1, 270.
d) sic!

Datum: 1495 September 17.

Wappen: Hohenfeld1).


Kommentar

Die Genealogie der im mittleren 15. Jahrhundert noch hauptsächlich im Attergau und im Raum um Wels (Schlüßlberg) agierenden niederadeligen Hohenfelder ist – nicht zuletzt aufgrund einer signifikanten Mehrfachvergabe einiger Leitnamen innerhalb weniger Generationen – unzureichend geklärt. Christoph (d. J.) von Hohenfeld, zwischen 1480 und 1482 mit einem Passauer Domkanonikat bepfründet, war vermutlich ein Sohn des Pflegers von Frankenburg (1466 und 1469), Welser Burgvogts und Schloß­hauptmanns von Linz (1476) sowie Burggrafen von Wien (1493), Christophs (d. Ä.) von Hohenfeld zu Aistersheim und Schlüßlberg (gest. 1496), der 1484 mit seiner Familie in den Freiherrenstand erhoben worden war, und der Magdalena von Haunsperg (?)2).

Christoph (d. J.) hatte Krumau 1491 um 1450 fl. Pfandsumme in Bestand genommen. Sein Bruder (?) Rudolf von Hohenfeld erhielt die Pfandherrschaft, von der er gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach dem Tod Christophs (d. J.) 20 lb. den. an Gült oder ständischen Kontributionen zu entrichten hatte, auf Lebzeit verschrieben, tauschte Krumau jedoch 1515 gegen die Pfandherrschaft Wolkersdorf3). Als Inhaber von Krumau folgte dem Hohenfelder Lienhard Rauber nach (vgl. Kat.-Nr. 177).

Obwohl die Hohenfelder mitunter fälschlich als in beiden österreichischen Erzherzogtümern vor 1574 abgestorben angeführt werden, lebten im Land unter der Enns mehrere Angehörige noch bis zum Abgang der Familie im 19. Jahrhundert4).

Die Platte weist in der gesamten Gestaltung des Vollwappens, von Form und Position der minimal gelehnten Tartsche bis hin zu den charakteristischen palmettenartigen Zaddelenden der Helmdecke, die unmittelbar am Rand dicht aneinandergesetzte vollrunde kleine, an Fingerabdrücke erinnernde Vertief­ungen ausbilden, sowie in den Schriftformen einschließlich des Versals H größte Übereinstimmung mit der Wappengrabplatte des Hans Kamerer (gest. 1490) an der Wiener Minoritenkirche5) auf. Ebenfalls größte Parallelen in der Gestaltung des Vollwappens zeigen die Wappengrabplatten des Stephan und der Barbara Wisser (1508) sowie des Sebastian Tunckl (gest. 1514) am Salzburger St. Petersfriedhof und der Amater (richtig wohl: Amaley/Amalia) von Trauttmansdorff (gest. 1521) an der Villacher Stadtpfarr­kirche, deren zwei letztere Karl Friedrich Leonhardt für Arbeiten der Salzburger Werkstätte des Hans Valkenauer hielt6). Tatsächlich ergibt sich durch die charakteristischen Versalien eine nähere Beziehung zu den Arbeiten der Werkstatt des „Sigmund Rueder“, die mitunter neben der weit überwiegend andersartigen auch eine den eben genannten Steinen verwandte Gestaltung der Helmdecken aufweisen können.

1) Ein Balken, mit einer Rose belegt; offener Helm; über Helmkrone zwei Büffelhörner. Bei Si OÖ 131 und NÖ 1, 196 (Hohenfel [!]) nur zwei gevierte Wappen angeführt, vgl. auch die tingierte Darstellung in NÖLA, Hs. 236/3, pag. 712.
2) Zu Christoph (d. Ä.), zweitältester Sohn des Erasmus Hohenfelder zu Schlüßlberg, Pfleger von Ebelsberg, und dessen Frau Elisabeth vgl. Si OÖ 132, Krick, Stammtafeln 136 (mit Angabe einer Ehefrau Regina Kirchberger für Christoph d. J.), NÖLA, Privaturk. 2690 (1449 März 17), 2912 (1460 August 13), 2986 (1466 August 27, Linz) und 3128 (1473 April 14; Ablöse der Erbansprüche seines Bruders Hans auf den gemeinsam ererbten „sitz“ Schönering samt Zubehör), Regesten Kaiser Friedrichs III. 22, Nr. 223 (vor 1468 Juni 3) und Fuchs, Urkunden (1902) Nr. 1739 (1469 März 14), zu seiner fragmentarisch erhaltenen figürlichen Grabplatte aus der Welser Stadtpfarrkirche, heute Stadtmuseum Wels, Inv.-Nr. 4979, s. Holter, Stadtmuseum 38 (Abb.) und 102f., Kat.-Nr. G/9 (Walter Aspernig), Steeb, Forschungserkenntnisse passim und vgl. in Zukunft den von Walter Aspernig für die DI vorbereiteten Band mit den Inschriften der Statutarstadt Wels und des PB Wels.
3) S. Lampl, Krumau 539, Si NÖ 1, 196 und HKA, NÖ Herrschaftsakten K 67/A, fol. 3 und 31 (1516 April 25, Innsbruck; K. Maximilian I. befiehlt Abt Matthias (I.) Schat(h)ner von Göttweig, die jährlich zu Mariä Lichtmeß (Februar 2) fällige Summe von 200 fl. Vogtgeld ab 1519 an Rudolf von Hohenfeld zu bezahlen, dem das Göttweiger Vogtgeld samt weiteren 1900 fl. ung. auf Krumau verschrieben wurde). Zur Summe von 20 lb. den. vgl. NÖLA, Hs. 78/3, pag. 584–610 (undatiertes und unbetiteltes Verzeichnis der landständischen Grundherren in den vier Vierteln mit Anführung von Geldbeträgen), hier 588.
4) Zum Aussterben s. etwa NÖLA, Hs. 78/3, pag. 674. Vgl. dagegen Si OÖ 133 und an Realien etwa die Grabplatte der 1646 bald nach der Geburt verstorbenen Tochter Margarete Katharina des Wolf Ludwig von Hohenfeld und der Justina Regina von Puchheim in der Tullner Stadtpfk., s. Geyer, Grabsteine 84f. (Nr. 9), oder die Sargtafel des in der Wiener Michaelergruft bestatteten Ferdinand Reichsgrafen von Hohenfeld, kaiserlicher Kämmerer, Hofkammervizepräsident und Generalfeldkriegskommissar (gest. 1675), vgl. auch NÖLA, Hs. 236/3, pag. 726. Ferdinand von Hohenfeld war – angeblich als Protestant – noch 1650 und 1654 NÖ Ritterstandsverordneter gewesen, s. Reingrabner, Adel (1976) 70. Auch NÖLA, Hs. 236/3, pag. 712, führt mehrere Familienangehörige bis in die Mitte des 18. Jh. an.
5) S. Dehio Wien 131. Eine jüngere Arbeit dieser Werkstatt dürfte die hinsichtlich der Gestaltung der Helmdecke etwas abweichende Wappengrabplatte der Margarete von Machwitz (gest. 1506) an der Stadtpfk. Amstetten sein, s. DI 10, Kat.-Nr. 4 (Abb. 5). Stärker den oben genannten Steinen ähnlich ist die Wappengrabplatte des Stephan Perger (vor 1521) in der Pfk. St. Pantaleon, s. DI 10, Kat.-Nr. 134 (Abb. 48). Eine vergleichbare Gestaltung der Zaddelenden, aber insgesamt weniger dicht ausgebreitete Bahnen der Helmdecke zeigt die in der architektonisch gegliederten Gesamtgestaltung stark abweichende Wappengrabplatte des Johann Weitmoser (gest. 1521) am Stadtturm von Gmünd in Kärnten, s. DI 21, Kat.-Nr. 205 (Abb. 105).
6) S. Walz, Grabdenkmäler 3, Nr. 121 und 129, Leonhardt, Grabdenkmäler 73f. (Abb. 44). Zum Villacher Stein s. Hornung, Inschriften, Kat.-Nr. 28 (Abb. 11).
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft G, fol. 15r. – Lampl, Krumau 549. – ÖKT 1, 270. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 156. – Plesser, Kirchengeschichte (1932) 393. – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 28 (Abb. 26). – Zotti, Kunst 2, 204. – Dehio Nord 616.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 97,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj97.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 70: Grabplatte des
Christoph von Hohenfeld (1495)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)