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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

122 Senftenberg, Pfk. Hl. Andreas A. 16. Jh.

Beckenschlägerschüssel mit Gebetsanrufung als Umschrift, getriebenes („geschlagenes“) und gepunztes Messingblech, in der Sakristei der Pfarrkirche aufbewahrt. Vollrunde flache Schüssel mit breitem flachen, außen aufgebörtelten Rand mit umlaufendem gepunzten Lilienfries. Im seicht vertieften Zentrum des Schüsselbodens einfacher Nabelring, umschlossen von aus Fischblasenformen zusammen­gesetztem Wirbelradornament. Um dieses herum mittels Stempel geschlagene erhabene Umschrift (Hintergrund punktiert), nach außen durch einfache Stableiste abgesetzt.

D. 45,5 cm, Bu. 2 cm. – Gotische Minuskel mit Versal.


Textedition
			

Got · sei · mit · vns · Got · sei · mit · vns · Got · sei · mit · vns · Got · sei · mit · vnsa) ·

Anmerkungen
a) Trennzeichen zwischen mit und vns quadrangelförmig, sonst paragraphzeichenförmig.

Kommentar

Die Schüssel entstammt mit größter Wahrscheinlichkeit ebenso wie Kat.-Nr. 121 und 227 der Nürnberger Messingwarenmassenproduktion des frühen 16. Jahrhunderts. Zu Beckenschlägerschüsseln allgemein s. Kat-Nr. 227.

Die viermal mittels Stempel geschlagene Gebetsanrufung nimmt jeweils exakt ein Viertelkreissegment ein. Die Umschrift Got sei mit vns findet sich – mit offensichtlich demselben Stempel wie beim vorliegenden Objekt hergestellt – auf mehreren Nürnberger Schüsseln des frühen 16. Jahrhunderts. Ein in der Kombination von Wirbelrad und vom selben Stempel stammender Umschrift übereinstimmendes Objekt befindet sich in der Sammlung Kastner des OÖ Landesmuseums Linz1). Eine mit völlig identischer Gestaltung des Bodens versehene Schüssel befindet sich in der Sammlung Steinbüchler in Eferding, eine zweite weicht lediglich in der hier aus „kufischen“ Zeichen zusammengesetzten Schriftleiste ab, eine dritte zeigt ein von selben Stempel geschlagenes Wirbelrad2).

Die vorliegende Beckenschlägerschüssel wird in der Pfarrkirche Senftenberg regelmäßig bei Tauffeiern verwendet.

1) S. auch die Beispiele bei Walcher-Molthein, Messingbecken 7 und Taf. 10, Abb. 21 (ehemals Sammlung Walcher-Molthein, Wien).
2) Angaben zu den Objekten der genannten Sammlung und entsprechende Fotos verdanke ich Roland Forster.

Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 122,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj122.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Senftenberg, Pfk. Hl. Andreas    •  Beckenschlägerschüssel  •  Gebetsanrufung  •  Gotische Minuskel mit Versal  •  Eferding  •  Linz  •  Nürnberg