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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
177 |
Krumau am Kamp, Schloß |
1522 |
Wappenstein mit Bauinschrift des Gregor Rauber von Plankenstein, roter Marmor und hellgrauer Sandstein, am Hauptgebäude über dem Portal eingemauert. In Sandsteinrahmung (beiderseits Pilaster, rechts mit drei Rosetten besetzt und profiliert, links glatt abgearbeitet und beschädigt, unten kanneliertes Gesims mit zwei seichten Kämpferblöcken mit Akanthusdekor; oberes Gesims fehlt) hochrechteckige Marmorplatte: In der oberen Hälfte fünfzeilige Inschrift, darunter in leicht vertieftem Rundbogenfeld mit umlaufender Hohlkehlenrahmung Vollwappen. Inschrift schwarz nachgezogen.
H. (ges.) ca. 200 cm, B. (ges.) ca. 92 cm bzw. ca. 58 cm (Wappenstein), Bu. ca. 9 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Gregor · Rawber · Die/Zeit · Her · Zv · Krvmbn/aw · hat · Disen Stokh /
Paven · Lase(n) · Anno / 1·5//2·2a)
Anmerkungen
Kommentar
Die vormalige Pfandherrschaft Krumau am Kamp samt Zubehör hatte Gregors Bruder Lienhard (Leonhard) Rauber (als Freiherr seit 1516 mit dem Prädikat von Plankenstein), ältester Sohn des Kärntner Vizedoms Kaspar Rauber und der Katharina von Lueg, Rat und Hofmarschall Kaiser Maximilians I., 1515 um 6000 fl. zu freiem Eigen (jedoch auf Wiederkauf ) angekauft. Nach Lienhards Tod 1521 verglich sich Gregor über Vermittlung ihres Verwandten Niklas Rauber mit seinem damals in Kärnten und in der Steiermark lebenden Bruder Jörg (Georg) über das Erbe nach ihrem verstorbenen älteren Bruder, dabei fiel Krumau – nun jedoch wiederum als bloße Pfandherrschaft – an Gregor2). Offenbar unmittelbar danach begann Gregor die Burg umzubauen und das neue Wohngebäude repräsentativ, unter anderem offenbar auch mit einem bunt glasierten Kachelofen auszustatten, wie die vorliegende Bauinschrift und eine erhalten gebliebene Ofenkachel im Krahuletz-Museum in Eggenburg3) verdeutlichen.
1531 klagte er vor dem NÖ Regiment gegen den Inhaber der Pfandherrschaft Jaidhof/Gföhl, den NÖ Oberstjägermeister Wilhelm Greiß von Wald, wegen des strittigen Forsthafers im Gföhlerwald4). Im selben Jahr mußte sich Gregor in Entsprechung der testamentarischen Verfügungen des verstorbenen Lienhard urkundlich verpflichten, mit 80 lb. den. zu Erhaltungs- oder Umbauarbeiten an der Krumauer Pfarrkirche, die offenbar (teilweise) neu eingewölbt wurde, beizutragen, dem Krumauer Pfarrer 24 lb. den. zu bezahlen und den Benefiziaten der Krumauer Schloßkapelle Hl. Johannes zu unterhalten5). 1533 verhandelte Gregor, der noch unverheiratet war und den Erwerb einer freieigenen Herrschaft beabsichtigte, mit dem an einer Ablöse von Krumau interessierten NÖ Landmarschall Wilhelm von Puchheim zu Heidenreichstein. Die Pläne drohten zwischenzeitig am geringen Ertrag der Herrschaft zu scheitern, 1536 bemühte sich Puchheim jedoch bei König Ferdinand I. um die Bewilligung zur Ablöse. Mittlerweile hatte Gregor aber geheiratet (s. unten) und um etwa 450 fl. weitere Baumaßnahmen an der Burg durchführen lassen sowie zusätzlich Gülten in der Umgebung von Krumau angekauft, weshalb er an einer Ablöse der Herrschaft nicht länger interessiert war. Die Hofkammer hatte hingegen auf Intervention Puchheims bereits die Ablöse in die Wege geleitet, wogegen Rauber eine Supplik an König Ferdinand I. richtete, man möge ihm, dem die Erstattung der 450 fl. Baugeld von der NÖ Kammer zwar zugesagt worden war, der aber diese Summe nicht erhalten habe und der für sich und seine Familie keine andere Wohnmöglichkeit außer der Krumauer Burg besitze, länger im Genuß der Pfandherrschaft belassen. Nach weiteren Verhandlungen wurden Rauber und Puchheim jedoch einig, der Übergabetermin wurde für den Georgitag (24. April) 1537 festgelegt6). In jenem Jahr war nach der Bauinschrift am qualitätvollen Renaissanceportal aus Sandstein (aus einer produktiven mutmaßlich Eggenburger Werkstätte) das Raubersche Haus in Eggenburg (seit 1792 Pfarrhof, Pfarrg. 6) fertiggestellt worden, in das die Familie Raubers in der Folge offenbar unter Mitnahme des gesamten Krumauer Inventars übersiedelte7).
Bereits 1526 hatte Gregor zudem in Erfüllung eines zwischen seinem verstorbenen Bruder Lienhard und dem ebenfalls verstorbenen Christoph von Ludmannsdorf geschlossenen Vertrags, von dem Sohn des letzteren, Karl, das freieigene Schloß Rastbach und das Dorf Simonsfeld gekauft, vor 1539 auch die Burg Grub erworben8).
Aus Gregors 1534 geschlossener Ehe mit Euphrosina Hager, Tochter des Pflegers von Eggenburg, Wolfgang Hager von Allentsteig, und der Anna Kraft zu Grünbach, stammte offenbar nur ein 1541 in jugendlichem Alter in Eggenburg (?) verstorbener Sohn Hans Jakob9).
Die Rauber starben in den beiden österreichischen Erzherzogtümern vor 1574 aus10).
An den Formen der Inschrift sind besonders das originelle paragraphzeichenförmige S in Stokh und das mit moderaten Schwellzügen versehene, an die entsprechende Frakturform erinnernde h in hat bemerkenswert.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Krumau am Kamp, Schloß • Wappenstein • Bauinschrift • roter Marmor • hellgrauer Sandstein • Gotische Minuskel mit Versalien •
Ferdinand I. •
Greiß von Wald, Wilhelm d. Ä. •
Gruber, Elisabeth •
Hager, Euphrosina •
Hager, Wolfgang •
Kraft, Anna •
Ludmannsdorf, Christoph •
Ludmannsdorf, Karl •
Lueg, Katharina •
Maximilian I. •
Puchheim, Wilhelm •
Rauber, Erasmus, Gregor, Hans, Hans Jakob, Jörg, Kaspar, Lienhard, Niklas •
Schauchinger, Servatius •
Seher •
Eggenburg •
Gföhlerwald •
Grub •
Jaidhof •
Klausenmüll •
Krumau a. Kamp •
Rastbach •
Seemühle •
Simonsfeld •
Wien, Minoritenkloster
Abbildungen
Abb. 104: Wappenstein mit Bauinschrift des Gregor Rauber (1522) ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
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