Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
180 |
Stratzing, Pfk. Hl. Nikolaus |
1522 |
Bauzahl, Sandstein (?), an der Ostseite der Orgelempore, mittig knapp unterhalb der Maßwerkbrüstung. Jahreszahl in einen im Verputz eingemauerten unregelmäßig querrechteckigen Stein eingehauen, sekundär weiß übertüncht, die Jahreszahl schwarz nachgezogen.
Bu. ca. 8 cm.
Textedition
1522
Kommentar
Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts wurden umfangreiche Baumaßnahmen in der Stratzinger Pfarrkirche (Einwölbung von Mittel- und nördlichem Seitenschiff, Umbauten im Chor und Einbau der Orgelempore) durchgeführt. Als Pfarrer fungierten in jenem Zeitraum 1506 Petrus, Mitbegründer der Leopoldsbruderschaft in Langenlois, und vor 1534 Erasmus Püchler1). Noch bis über die Mitte des 16. Jahrhunderts hinaus stand die 1259 als Filiale der Pfarre Krems unterstehende und 1305 mit dem Begräbnisrecht ausgestattete Quasi-Pfarre in Stratzing unter dem Patronat der Pfarre Krems, der wenigstens seit 1544 amtierende Stratzinger Pfarrer Georg Faber war 1549 bis 1561 auch Benefiziat des Kremser Sebastianaltars. Seit 1629 ist Stratzing Lilienfelder Pfarre2).
Die gegenständliche Jahreszahl wurde im 19. Jahrhundert offenbar fälschlich als 1122 gelesen, ein
Irrtum, der in der älteren Literatur ein wirkmächtiges Eigenleben entwickelte.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Gottwald, Beiträge 489 („Nach einem Auszuge aus dem Gedenkbuche der Pfarre […], geschrieben von P. Amadeus Karl, der in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts daselbst Pfarrer war, stand auf dem Bogen der Hauptthür der Kirche die Jahrzahl 1122, welche er aber auch nicht für die Jahrzahl der Erbauung, sondern der Renovierung hält“). – ÖKT 1, 543 („Auf einem Bogen der Haupttüre soll die Jahreszahl 1122 gestanden haben, was sogar auf eine Renovierung der Kirche bezogen wird“). – Plesser, Kirchengeschichte (1951) 412 („über dem Hauptportale stand einst angeblich die Jahreszahl 1122, vielleicht eher 1422 oder 1522). – Eppel, Waldviertel 215. – Zotti, Kunst 2, 373. – Dehio Nord 1153. – Aufnahmeblatt Hanika.