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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

186 Mautern a. d. Donau, Kircheng. 9 1. V. 16. Jh.

Wandmalerei mit Spruchinschrift als Beischrift, in einer zur Hälfte vermauerten Rundbogennische im Hausflur beim Aufgang ins Obergeschoß. In der nur links freigelegten Leibung des Bogens ornamental (in Sekkotechnik) aufgemalte Darstellung eines Weinstocks mit Trauben und belaubten Ranken, unten ein um den Stamm gewundenes gefälteltes Spruchband mit schwarz aufgemalter Inschrift, links unten vermutlich schon während der Anfertigung der Malerei verwischt.

B. (des Spruchbands) ca. 40 cm, Bu. 4 cm. – Gotische Minuskel.


Textedition
			

D[– – –]a) // prin=//gt // Ros(e)n

Anmerkungen
a) erg. wohl D[ie zeit].

Kommentar

Der ornamentale, stark zeichnerische und möglicherweise an druckgraphischen Vorbildern orientierte Stil der offenbar teils unter Verwendung von Schablonen aufgemalten Rankendarstellung läßt sich im regionalen Vergleich in den angegeben Zeitraum datieren1). Die offenbar noch vor dem Mauterner Stadtbrand von 1562, der im Gebäude an anderen Stellen starke Rußspuren hinterlassen hat, mit Bruchsteinen und Ziegeln vermauerte Nische dürfte ursprünglich der Eingang in das Erdgeschoß des rechten Gebäudeteils oder eine Sitznische in der Tordurchfahrt gewesen sein. Links unterhalb des ersten Spruchbandabschnitts wurde vielleicht zeitgleich mit der Anfertigung der Malerei ein kleines A mit beidseitig überstehendem Deck- und gebrochenem Mittelbalken in den Putz eingeritzt. Die Inhaber des Hauses vor 1540 sind unbekannt2).

Der inschriftlich überlieferte Spruch war im 16. Jahrhundert im Bearbeitungsgebiet sentenzartig weit verbreitet. Um 1559 führte ihn Wilhelm Aichschmid als Wortdevise zu seinem Wappen an der Stubendecke der Stubengesellschaft im Kremser „Gattermannhaus“ (Untere Landstr. 52)3).

1) Zur vielschichtigen Symbolik und Ornamentik von Weinstock, Trauben und Weinlaub in der mittelalterlichen Kunst vgl. Vavra, Weinstock und Dies., „Weinstock“ passim.
2) Freundliche Mitteilung von Dr. Gerd Maroli, Mautern, mit Schreiben vom 2. August 2005.
3) „die Zeit Pringt Rosen“, s. Rally, Materialien IV, 525, Kinzl, Chronik 134, Gattermann, Geschichte 11 und Schönfellner, Krems 337.

Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 186,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj186.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Mautern a. d. Donau, Kircheng. 9    •  Wandmalerei  •  Spruchinschrift  •  Beischrift  •  Gotische Minuskel  •  Aichschmid, Wilhelm  •  Krems a. d. Donau