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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

202† Langenlois, ehem. Franziskanerklosterkirche Hl. Bernhardin von Siena 1532

Grabplatte des Thomas Tanner, noch 1740 im nördlichen Seitenschiff der Klosterkirche.

Standortangabe und Textwiedergabe nach Herzog, Cosmographia 366.


Textedition
			

Hier ligt begraben der Ehrsambe / und bedachte Thomas Thaner / der Baumeister ist gewesen des Closters / dem GOtt genade; ist gestorben am Pfingstag nach der H.H. drey König-tag anno Domini 1532a)

Anmerkungen
a) Schrägstriche in der kopialen Überlieferung, wohl kaum Zeilensprünge im Original bezeichnend, sondern entsprechend barocken durch technischen Usancen als Interpunktion dienend.

Datum: 1532 Jänner 11.


Kommentar

Der Langenloiser Ratsbürger und Marktrichter Thomas Tanner war vielleicht seit 1504 Nachfolger des Wolfgang Weiß als Baumeister, also Verwalter der Kirchenfabrik und des Stiftungsvermögens des Langenloiser Franziskanerklosters. 1520 verkaufte er dem Chorherrenkloster Dürnstein zwei Weingärten, „Der Wegselperg“ gegenüber dem Zöbinger Pfarrhof sowie „Der Phaffenperg“ oberhalb von Zöbing, um 120 lb. den1). Zu seinem mutmaßlichen Sohn Leopold s. Kat.-Nr. 228.

Den Grabplatz in der ansonsten offenbar nicht als Begräbnisstätte dienenden Klosterkirche hatte ihm der Konvent ebenso wie zwei seiner Vorgänger (vgl. Kat.-Nr. 96† und 131†) wohl aufgrund seines Amts ausnahmsweise zugestanden.

Die Transkription Herzogs gibt den originalen Befund der Inschrift zweifellos nicht getreu wieder. Die Setzung der Schrägstriche als Interpunktion im Sinne eines Komma und eines Strichpunkts, die Kürzung und die Schreibung des Wortes „Gott“ mit zwei Versalien am Beginn entsprechen zeitgenössischen orthographischen und typographischen, nicht spätmittelalterlichen Usancen.

1) S. StiA Herzogenburg, D. n. 399 (1520 August 28). Bereits 1507 hatte er als Siegler einer Dürnsteiner Urkunde fungiert, s. D. n. 386 (1507 April 7); vgl. auch Schmettan, Chorherrenstift 106. Zur oben genannten Bedeutung des Begriffs Baumeister im Spätmittelalter vgl. die bemalte Tafel (ursprünglich Altarpredella eines Ulrichsaltars?) des Andreas Peck, „pawmaister“ des Zwettler Bürgerspitals, und des Hans Sauer von 1467 im Zwettler Stadtmuseum, vgl. Leben 27 (Abb.), zum Begriff auch Perger, Künstler 9 (Anm. 19) und Binding, architectus.
Literatur

Herzog, Cosmographia 366. – NN., Beiträge 568.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 202,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj202.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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