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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

236 Weißenkirchen i. d. Wachau (Marktpl.) Nr. 22 (Teisenhoferhof ) 1. H. 16. Jh. (?)

Wappenstein mit Beischrift, Sandstein, außen über der Toreinfahrt im Obergeschoß zwischen zwei Fenstern. Auf hochrechteckigem, im oberen Drittel beidseitig einspringenden Stein linksgewendetes Vollwappen. Über der Helmzier separate querrechteckige Tafel mit zweizeiliger schwarz nachgezogener Namensinschrift.

Bu. ca. 15 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

HAINRICH / TEISENHOFER

Wappen: Teisenhofer/Göbl1) (?).


Kommentar

Heinrich Teisenhofer begegnet zwischen 1439 und 1468 in zahlreichen von ihm besiegelten Urkunden als (Rats-)Bürger von Weißenkirchen und zeitweise (um 1450) auch als Zechmeister der Weißen­kirchener (Wachauer) Marienbruderschaft (Pfarrzeche). Ein mutmaßlicher Sohn Heinrichs, Michael Teisenhofer, erscheint 1492 als Bürger zu Spitz2). Heinrichs mutmaßliche Tochter Margarete Teisenhofer erhob 1493 Forderungen auf das Erbe nach dem verstorbenen Spitzer Bürger Michael Schrott3).

Das über dem Einfahrtstor angebrachte Wappen entspricht tatsächlich dem mehrfach belegten Siegelbild Teisenhofers. Offenbar übernahm der Besitzer des Hofs seit 1525 (zur Besitzgeschichte vor 1525 vgl. Kat.-Nr. 149), Michael Göbl, vielleicht ein Verwandter der Teisenhofer, das Wappen des Vorbesitzers. Das gleiche Wappenbild findet sich auf dem Schild Göbls auf dessen Epitaph (?) an der Pfarrkirche St. Michael (Kat.-Nr. 347). Der Wappenstein in Weißenkirchen scheint jedoch erst zur Zeit Göbls angefertigt worden zu sein, wobei offenbar eine ältere Vorlage unglücklich reproduziert wurde. So wirken nicht nur die Form des Stechhelms und der Helmdecke unorganisch, auch das links des Helms blattwerkartig, rechts eher bandartig wiedergegebene Hintergrundornament scheint die Umgestaltung der missver­standen von der Vorlage übernommenen reich gezaddelten Helmdecke darzustellen. Auch die etwas ungelenke, mit schmalen Proportionen gestaltete Kapitalis, die in allgemeinen Gestaltungselementen Substrat der Frühhumanistischen Kapitalis erkennen läßt, spricht für die angegebene Datierung.

1) Auf T-förmiger Stange ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln sitzend; Stechhelm; bärtiger Mannesrumpf mit Stirnbinde aus der Helmdecke wachsend, über dessen Haupt ein Pfauenstutz, aus kreuzförmigem Knauf wachsend.
2) Zu Heinrich Teisenhofer, der meist als Siegler in Zusammenhang mit Weingartenveräußerungen, oft in Vertretung der Burgherren aufscheint, s. Marktarchiv Weißenkirchen, Urk. 32 (1439 Oktober), Stadtarchiv Langenlois, Urk. 119 (1442 Jänner 5), Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 1394 (1454 April 27), Fuchs, Urkunden (1906) Nr. 336 (1442 Oktober 24) und 368 (1455 November 28), StiA Herzogenburg, K. n. 270 (1441 November 24), 272 (1442 November 7), 273 (1443 Jänner 24), 295 (1455 Februar 23), 308 (1468 August 8), vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 527 (1439 April 21, Wachau und 1439 Oktober 31), 529 und 564 (1447 Oktober 21), Gröbl, Klarissenkloster 32, 48 und 51f. sowie Plesser, Kirchengeschichte (1939) 88 (1458 Februar 10: Revers des Ulrich Gößl zu Dürnstein, seines Sohnes Thomas und dessen Frau Margarete und Sohn Bernhard über die Bestandnahme des Seitenstettener Weingartens „der Judenberg“ in Dürnstein; Siegler: Augustin Hebenkrieg, Richter von Dürnstein und Heinrich Teisenhofer, Bürger zu Wachau). Die bislang letzte dem Bearbeiter bekannte Nennung Heinrichs erfolgte neben Degenhart Schernegker (s. Kat.-Nr. 107†) und Jobst Vindinger (s. Kat.-Nr. 145) als Siegler des Testaments der Helena von Volkersdorf, Witwe nach Georg von Zelking, zugunsten des Dürnsteiner Klarissenklosters, s. StiA Herzogenburg, K. n. (1468 August 29), vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1939) 100 und Plesser, Kirchengeschichte (1951) 533 und Gröbl, Klarissenkloster 33. Zu Michael Teisenhofer s. die Jahrtagstiftung des Simon Prücklmüller an das Chorherrenkloster Dürnstein, StiA Herzogenburg, D. n. 342 (1492 April 1, Dürnstein). Siegler: Wolfgang Kernstock, Richter von Spitz (s. Kat.-Nr. 169), Michael Teisenhofer, Bürger ebd., vgl. Penz, Schauplatz 367, bzw. Marktarchiv Weißenkirchen, Urk. 80f. (1493 März 17 und 18).
3) S. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 293 (1493 Februar 5).
Literatur

ÖKT 1, 559. – ÖAW, NLH, 28. 8. 1962 (fälschlich „15. Jhd.“). – Eppel, Kunst 207. – Dehio Nord 1260.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 236,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj236.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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