Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
250 |
Els Nr. 1 (Schloß) |
1555 |
Bauzahl, hellgrauer Sandstein, am Portal des Schüttkastens nördlich des Schlosses. Portal sekundär um 1900 vom ehemaligen Schloß Himberg hierher übertragen. Rundbogentor aus zwei mit Groteskstauden besetzten Pilastern mit belebtem Lorbeerkranz und Cherubskopf an den Kapitellen, als Aufsatz über schlicht profiliertem Gesims glockenförmig geschweifter Giebel, im Scheitel und in den beiden Basispunkten Medaillons mit männlichen Kopfmasken. Im Giebelfeld zwei Vollwappen (das heraldisch rechte linksgewendet), zwischen den Helmzierden einfach gerahmte, oben mit einer rautenförmigen Öse versehene querrechteckige Tafel mit erhabener Jahreszahl.
Textedition
·1·5·5·5
Wappen: Vindinger1); Heidelberger2).
Kommentar
Das heute nur noch in ruinösen Resten erhaltene ehemalige Schloß Himberg im Nordosten des Orts (Nr. 1) war aus einem spätmittelalterlichen festen Sitz hervorgegangen: 1476 hatte Wolfgang Meilersdorfer (s. Kat.-Nr. 105) den festen Sitz Himberg an Hans Fischmeister verkauft3). Nach Ausweis der Bauzahl war das Gebäude offenbar 1555 vom damaligen (neuen?) Inhaber Valentin Vindinger (s. Kat.-Nr. 145) umgebaut worden. 1797 wurde die kleine Herrschaft Himberg nach Verkauf durch die Familie Lempruch an das Kaiserhaus mit der größeren Herrschaft Oberranna vereinigt, das bereits 1622 beschädigte Schloß in Himberg fand spätestens mit der Zentralisierung der Verwaltung der k. k. Familiengüter-Direktion (k. k. Patrimonialherrschaften) im südlichen Waldviertel mit Sitz in Pöggstall im frühen 19. Jahrhundert nur mehr als Meierhof Verwendung4).
Das Portal könnte aus dem Verband einer offenbar sehr großen und produktiven Werkstatt im Raum um Eggenburg stammen, die neben Bauplastik zahlreiche Grabdenkmäler, überwiegend aus Eggenburger Kalksandstein, für adelige Auftraggeber des Waldviertels herstellte. Innerhalb der Werkstatt (vgl. demgegenüber das Portal des Rauberschen Freihauses, heute Pfarrhof, in Eggenburg von 1537 und das Portal des Treppenturms im Osttrakt von Schloß Grafenegg, Kat.-Nr. 209) ist es einer klar faßbaren Gruppe eher plump gearbeiteter Werke zuzurechnen. In der Gestaltung der Maskenköpfe, den Groteskstauden der Pilaster und den Formen der Wappen weist es Verwandtschaft mit dem Epitaph Bernhards (II.) Thurzó von Bethlenfalva in Haitzendorf (Kat.-Nr. 243) auf.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Dehio Nord 183.