Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
258 |
Mautern a. d. Donau, Pfk. Hl. Stephanus |
1560 |
Wappengrabplatte des Hans Wilhelm von Puchberg, rosa Marmor, außen an der Westwand nördlich des Eingangs, um 1896 aus dem Boden in der Nähe des Südportals gehoben und an der Südseite der Kirche befestigt (?), 1907 „außen: links“ (?) an der Kirche. Hochrechteckige Platte mit umlaufender schmaler Rahmenleiste. Im oberen Drittel siebenzeilige Inschrifttafel, unten rollwerkartig abgeschlossen, darunter in seichter Rundbogennische zwischen zwei schmucklosen Pilastern ein Vollwappen. Gesamter Stein durch Witterungseinflüsse stark fleckig und beschädigt, etwa in der Plattenmitte waagrechter, verputzter Sprung, die beiden unteren Ecken abgebrochen und verputzt, das untere Ende steht im Erdreich und zieht Feuchtigkeit an.
H. 168 cm, B. 85 cm, Bu. 4 cm. – Fraktur.
Textedition
[A]nno d(omi)nia) · 1560 am 20 . tag octo=/bris Jst d͜er Edl vnd v͜est hanns
wil=/helm von puechperg zw wintzer ge=/wester f(ürstlicher) passaurischer
hofdiener al=/hie in got verschaid͜en d͜eme d͜er almech=/tig vnd vns allen in
Chr(ist)o ain fröliche / aufersteung welle verleihen amen.
Anmerkungen
Kommentar
Aus dem ostbayerischen Adelsgeschlecht der Puchberg waren seit dem 14. Jahrhundert mehrere beamtete Klienten des Hochstifts Passau sowie Passauer Domkanoniker und herzoglich-bayerische Ministerialen und Hofdiener hervorgegangen. Hans Wilhelm von Puchberg (geb. 1540) war ein Sohn des Vilshofener Pflegers (1532) Veit von Puchberg zu Winzer (gest. 1568) und der Anna Giesser von Oberwinzer. Offenbar übte der Verstorbene eine subalterne Beamtenfunktion am Passauer Hof aus, da er in der Inschrift lediglich unspezifisch als passaurischer hofdiener bezeichnet wird. In Mautern dürfte er kein passauisches Amt bekleidet haben, das alhie der Inschrift dürfte nicht zu hofdiener gehören, sondern bloß den Sterbeort Mautern angeben. Eine ältere Verwandte des Verstorbenen, Margarete, Tochter des Wolf von Puchberg zu Winzer, war die zweite Ehefrau des Bernhard Jörger gewesen2).
Die Platte weist in der Gestaltung des Vollwappens (rollwerkartig aufgebogene Schildränder, Position und Form des Helms, scharf gegratete und flach hinter dem Helm nach beiden Seiten ausgebreitete Bahnen der Helmdecke) Parellelen zur vor 1584 entstandenen Wappengrabplatte des Kaspar Kraft von Meires in Windigsteig3) auf, während sich aus dem Schriftbefund keine Gemeinsamkeiten ergeben. Da der aus Bayern stammende Kraft Bestandinhaber des Wachauer Zehents von St. Nikola bei Passau war, liegt die Annahme einer Passauer Werkstatt als Ausführende beider Denkmäler nahe.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Mautern a. d. Donau, Pfk. Hl. Stephanus • Wappengrabplatte • rosa Marmor • Fraktur • Inschriften des Totengedenken •
Giesser, Anna •
Jörger, Bernhard •
Kraft, Kaspar •
Puchberg, Hans Wilhelm, Margarete, Wolf •
Mautern a. d. Donau •
Meires •
Passau •
St. Nikola bei Passau, Augustiner-Chorherrenkloster •
Vilshofen •
Windigsteig •
Winzer
Abbildungen
Abb. 132: Grabplatte des Wilhelm von Puchberg (1560) ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
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