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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
Wappenstein mit Jahreszahl, hellgelber Sandstein, sekundär außen über der Toreinfahrt des modernen Wohngebäudes eingemauert. Vom Vorgängerbau (ehem. Adelssitz, um 1895 noch Reste von Sgraffitodekor am damals als Bauernhof genutzten, umgestalteten Altgebäude sichtbar) stammender Portalaufsatz (?): über einfachem Gesims trapezförmiges, beiderseits von akanthusartig geformten Delphinen gerahmtes Feld mit zwei aneinandergeschobenen und durch ein Band verbundenen Wappenschilden. Unmittelbar über den Schilden in der Mitte am oberen Rand der Tafel Löwenmaske, im Maul das Band der Schilde, beiderseits je zwei Stellen der schwarz nachgezogenen Jahreszahl. Wappen bereits 1907 und rezent heraldisch korrekt tingiert.
H. 58 cm, B. 140 cm, Bu. ca. 6 cm.
Textedition
1 · 5 · // · 7 4 ·
Wappen: Althan1); Neidegg2).
Kommentar
Der kleine frühneuzeitliche Adelssitz Mollands hatte sich möglicherweise im späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert aus dem vormaligen Mollandser Hof des Hermann (d. J.) Schad von Lengenfeld entwickelt. Der vorliegende Wappenstein, wohl vom damaligen Besitzerpaar Wolf Wilhelm von Althan und Regina, geb. von Neidegg, in Auftrag gegeben, läßt für den heute baulich völlig umgestalteten bzw. verlorenen Renaissance-Bau gegenüber dem bislang ältesten bekannten Quellenbeleg zu 1635 eine wesentlich frühere Entstehung annehmen3). Wolf Wilhelm, der jüngste (?) Sohn des Freisinger Pflegers („Hauptmann“) von Hollenburg, Wolf von Althan von der Goldburg zu Murstetten, und der Anna von Pötting (Pöttinger), hatte 1564 Barbara, Tochter des Joachim Volkra und der Barbara Rainold, zweifache Witwe nach Matthias (Matthäus) von Neidegg zu Ranna bzw. Hans Adam von Zinzendorf zu Pirawarth und Wasserburg, geheiratet, die einen Sohn Hans Wilhelm zur Welt brachte, 1572 war er eine zweite Ehe mit Regina, Tochter Georgs (IV.) von Neidegg zu Ranna (s. Kat.-Nr. 256) eingegangen, mit der er einen Sohn Wolf Georg hatte. 1573 fungierte er als Ritterstandsraitherr, 1574 war er kaiserlicher Hofdiener, 1580 Raitherr des Herrenstands4). 1577 stellte er als Inhaber der Herrschaft Lichtenau und zuständiger Kirchenpatron den ehemaligen Garstener Konventualen Wolfgang Goldner als Pfarrer von Lichtenau an. Nach Waldreichs und Mollands zubenannt stellte er 1580 als Patron der Kirche in Loiwein den aus Tirol stammenden evangelischen Prädikanten Hieronymus Elk an5).
Wolf Wilhelms Verwandter (Vetter?) Eitelhans (Hans) von Althan zu Goldburg hatte 1569 eine weitere namentlich unbekannte Tochter Georgs (IV.) von Neidegg geheiratet6). Die beiden älteren Brüder, Christoph, vormals Landrechtsbeisitzer und NÖ Regimentsrat, damals Hofkammerrat, und Eustach, damals NÖ Regimentsrat, wurden zusammen mit ihrem Bruder Wolf Wilhelm 1574 in den Freiherrenstand erhoben7).
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Mollands Nr. 1 • Wappenstein • Jahreszahl • Sandstein •
Althan, Adolf, Christoph, Eitelhans, Eustach, Hans Wilhelm, Ulrich, Wolf, Wolf Wilhelm •
Colin, Alexander •
Elk, Hieronymus •
Goldner, Wolfgang •
Neidegg, Georg IV., Matthäus, Regina •
Pöttinger, Anna •
Rainold, Barbara •
Schad, Hermann d. J. •
Stodoligk, Eustach •
Volkra, Barbara •
Volkra, Joachim •
Zinzendorf, Hans Adam •
Garsten, Benediktinerkloster •
Hollenburg •
Loiwein •
Mollands •
Murstetten •
Waldreichs •
Wasserburg
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ÖKT 1, 326. – ÖAW, NLH, 4. 4. 1966. – Dehio Nord 757.