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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

307† Senftenberg, Pfk. Hl. Andreas (1583?)

Beischrift zu einem verlorenen Wappen, Wandmalerei, an der Ostseite des Chorturms unmittelbar unter dem Gesimsband des Glockengeschoßes, unterhalb der Turmuhr. Zu beiden Seiten oberhalb des 1907 noch leidlich gut erkennbaren, 1962 stark fragmentierten, 1968 völlig verlorenen, heute in Form einer neu sgraffitierten schildbordartigen weißen Rahmung angedeuteten Wappens je zwei weiße Initialen auf hellbraunem Grund. Buchstaben 18931) teilweise übermalt, 1968 gesamte Malerei übertüncht, zum Bearbeitungszeitpunkt im September 2004 rezent restauriert bzw. neu aufgemalt.

Bu. ca. 25 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

G M // S Wa)

Anmerkungen
a) durch Wappen unterbrochen.

Wappen: Markt Senftenberg (verloren)2).


Kommentar

Das Wappen wurde der Gemeinde Senftenberg, schon zu Ende des 15. Jahrhunderts als Markt bezeichnet, anläßlich der formalen Markterhebung durch Kaiser Rudolf II. auf Betreiben des damaligen Inhabers Reichard Streun von Schwarzenau 1583 verliehen3) und vermutlich zu diesem Zeitpunkt in monumentaler Form und in gut sichtbarer Position am Kirchenturm angebracht. Die Initialen der Wappenbeischrift sind aller Wahrscheinlichkeit nach analog zu Kanzleigebräuchen der Zeit mit G(EMEINEN) M(ARKTS) S(ENFTENBERG) W(APPEN) aufzulösen.

1) S. Fux, Senftenberg 232. Danach wurden im Zuge der in jenem Jahr durchgeführten Turmsanierung auch das Ziffernblatt der Turmuhr sowie „das Marktzeichen oder Wappen“ am Turm vom Kremser Maler Gustav Richter erneuert. Da die Kosten für die gesamte Sanierung von der Gemeinde Senftenberg getragen wurden, ließ der damalige Bürgermeister Heinrich Adelsberger vom ursprünglichen Schriftbestand GM//SW nur die Buchstaben G//S in Verbindung mit der Jahreszahl 1893 anbringen, wohl, um nach Ansicht des damaligen Pfarrers Johann Zemann, „das Eigentumsrecht der Gemeinde zu sichern“, obwohl Zemann „die Buchstaben (…) als historisch erhalten wollte“.
2) Wohl: in schwarz ein grüner Dreiberg, darauf eine silberne Toranlage mit drei Zinnen, beseitet von zwei rotgedeckten, silbernen Türmen, der linke rund, der rechte quadratisch, die ganze Anlage versehen mit schwarzen Schießscharten und Fensteröffnungen, zwischen den Türmen schwebend ein goldener sechsstrahliger Stern; geringfügig abgeänderte Blasonierung des aktuellen Wappens nach Andraschek-Holzer, Bezirk 37, Kat.-Nr. 195. Nach Fux, Senftenberg 349, lautete das ursprüngliche Blason (in unheraldischer Diktion): „Zwei ungleich hohe silberne Türme, dazwischen ein Torbogen auf einem grünen Hügel im blauen Felde; zwischen den zwei Türmen ein goldener Stern“; den Wappenbrief s. bei Fux, Senftenberg 365, in Abb.
3) Vgl. zum Wappenbrief Rally, Beiträge D.
Literatur

ÖKT 1, 378 (Fig. 263). – ÖAW, NLH (briefliche Mitteilung von Erwin Scheuch an Herwig Hans Hornung, Krems, 28. November 1978; falsche Auflösung). – Zotti, Kunst 2, 353 („noch nicht gedeutete Buchstaben GM SW“). – Dehio Nord 1081. – Fux, Senftenberg 232 und 283 (Abb. des Kirchturms aus dem Jahr 1968; keine Malerei sichtbar).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 307,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj307.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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