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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

317 Meidling Nr. 12 (Altes Schloß, Strafanstalt) 1590

Bauzahl, Sandstein (?) weiß übertüncht, außen auf dem Schlußstein des kräftig rustizierten Rundbogenportals im W-Trakt. Portal weiß getüncht, Jahreszahl schwarz nachgezogen oder neu aufgemalt, dadurch originaler Schriftcharakter verloren.

Bu. ca. 25 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

MDLXXXX

Kommentar

Burg und Herrschaft Meidling besaß in der Nachfolge der niederadeligen Schauchinger seit spätestens 1444 Jörg Prantner, der seit wenigstens 1435 Pfleger von Rastenberg, seit 1442 auf Leibgedinge Pfleger der Göttweiger Herrschaft Niederranna (Brandhof ) war. 1449 stiftete er zusammen mit seiner Frau Anna, Tochter des Kaspar Schneckenreiter (Schneckenreuther), gegen eine jährliche Widerlegung von 6 lb. den. an das Kloster Göttweig zwei Wochentagsmessen in der Meidlinger Schloßkapelle Hll. Katharina und Anna.

Noch wenigstens bis 1483 befand sich Meidling, in den 1460er Jahren offenbar kurzzeitig in fremden Händen, im Besitz der Prantner, danach erfolgte ein häufiger Besitzerwechsel. 1561 war der vermutlich mit dem Göttweiger Administrator Bartholomäus de Cataneis verwandte Joseph Kadolt de Cataneis Inhaber von Meidling, 1570 verkauften seine Erben die Herrschaft an Leopold und Hans Magerl, um 1590 dürfte das Schloß im Besitz des Hans Lumau (?), 1592 des Georg Bernhard Kirchberger gewesen sein1).

Das Schloß der schließlich 1715 durch Abt Gottfried Bessel von Göttweig von Johann Karl von Kuefstein angekauften Herrschaft Meidling wurde zwischen 1718 und 1723 als Sommersitz des Abtes teils um-, teils völlig neu gebaut. Der Westtrakt aus dem späten 16. Jahrhundert wurde damals zum barocken Wasserschloß umgestaltet. Um 1777 galt Schloß Meidling dem Göttweiger Kämmerer und Archivar Hartmann Dückelmann als „hortus amoenus et locus hic pro refocillatione serviebat reverendissimo domino Godefrido, ubi saepius tamquam in Tusculano residebat“. 1888 wurde die Anlage zu Miet­wohnungen umgebaut, seit 1969 fungiert das Schloß als Strafvollzugsanstalt des Justizministeriums2).

1) S. NÖLA, Hs. 78/3, pag. 584–610 (undatiertes und unbetiteltes Verzeichnis der landständischen Grundherren in den vier Vierteln mit Anführung von Geldbeträgen [Gült oder ständische Kontributionen?]), hier 599 mit Nennung einer Witwe des N. Prantner als Inhaberin, StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 85r (1444 Mai 1), Dungel, Göttweig 547 (1448 Dezember 28 und 1453 November 19) und 552 (1464 September 30 und 1465 März 12), Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 1210 (1435 August 3, Spitz), 1285 (1442 September 21; Revers Prantners über die Pflegschaft Niederranna als Leibgeding), 1376 (1452 März 12; Revers Jörgs über das Recht zur Übertragung des Pflegeramts an Heidenreich), 1391 (1453 November 19, Göttweig; Revers Heidenreichs über das Pflegeramt), 1439 (1457 November 7, Mautern), 1465f. (1458 November 16, Mautern), 1630 (1464 September 30, Göttweig), 1676 (1465 März 12, Göttweig), Ders., Urkunden (1902) Nr. 1988 (1484 April 29, Göttweig), 2002 (1486 April 3, Göttweig), 2007 (1487 April 21, Herzogenburg), 2052f. (1491 Februar 2), Ders., Meidling passim (1444 Mai 1), Hausmann, Neudegger 180, 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 774 (Gregor M. Lechner), Brugger, Kapellen 23, Fischer, Atlas 146–148 und Dehio Süd 1388.
2) S. StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 96v und Fischer, Atlas 150f. Zusammen mit den drei anderen großen Göttweiger Stiftshöfen wurde das Schloß Meidling 1733 von Johann Samuel Hötzendorfer für die Südwand des Altmannisaals als großformatige Ansicht in Öl gemalt.
Literatur

Fischer, Atlas 146 (Abb.). – Dehio Süd 1388.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 317,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj317.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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