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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

355 Oberranna, Burgkirche Hl. Georg 1601

Grabplatte des Michael Herrlich, hellroter Marmor, außen an der Südwand der fünfte Stein von Westen, unmittelbar unter Kat.-Nr. 257, ursprünglich in der Pfarrkirche Niederranna, um 1933 bereits in der Burg(-kirche?) Oberranna. Schmuckloses Bruchstück mit 14-zeiliger Inschrift. Linke und rechte untere Ecke unter Schriftverlusten links- bzw. rechtsschräg weggebrochen, im rechten Drittel des Steins auf voller Länge annähernd senkrecht verlaufender Sprung.

H. 112 cm, B. 91 cm, Bu. 5,5 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

ALHIE · LIGT · BEGRA͜BEN · DE[R] / EDL · VND · VEST · MICHAELa) / HERLICH · GEWESTER · / PFLEGER ALHIE · ZV NI=/DERN · RANNA · W[E]LCHER / IN · CHRISTO · SÄ[LI]G=/KLICH · ENT·SCHLA͜FFEN / DEN · FVNFFTEN · TA[G] / MARTY · ANNO · 1·[6]·0·1 / DESSEN · VND · A[LLEN]b) / [C]HRIST·GLAVBIGE[N SEE/LE]N · DER · GVETT[IGEc) GOTT] / [GENE]DIGd) · SEIN [WOLLE]e) / AME[N]f)

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe geringfügig vergrößert.
b) obere Hälfte des Worts erhalten.
c) über V zwei Quadrangeln für den diphthongierten Lautwert.
d) oberster Balken des zweiten E erhalten.
e) oder [MÖGE].
f) Abteilungszeichen steil rechtsschräg auf der Basislinie; Trennzeichen quadrangelförmig.

Kommentar

Michael Herrlich, ein Verwandter des Göttweiger Abtes Michael Herrlich (s. Kat.-Nr. 304), nannte sich 1591 als Pfleger der Göttweiger Herrschaft Brandhof/Niederranna „von Ursell auß der Wetterau“1) (Wetteraukreis, Hessen).

Der mutmaßliche Sohn des Verstorbenen, Johann Herrlich, war wenigstens 1619 Göttweiger Pfleger von Brandhof/Niederranna2). Aus seiner Ehe mit Elisabeth N. stammte eine Tochter Ursula Regina, die die zweite Frau des vormaligen Göttweiger Grundschreibers und Kremser Wassermautners sowie Stadtrichters Andreas Piringer wurde3).

Die durch die überwiegend breiten und eng gesetzten Einzelformen und den geringen Zeilenzwischen­raum recht dicht wirkende Inschrift weist deutliche Unterscheidung von Haar- und Schattenstrichen und feine Serifen an freien Schaft-, Balken- und Bogenenden auf, die an den Balkenenden meist rechtsschräg abgeschnitten werden. Der Kanon der Einzelformen erinnert zwar an das Kapitalis-Alphabet der Werkstatt des Kilian Fuchs (s. Einleitung S. LXXIIIf.), ist jedoch zu wenig spezifisch, um eine nähere Beziehung herstellen zu können.

1) So nach der eigenhändigen Unterschrift im von ihm angelegten Dritten Gewährbuch des Klosters (1591–1627), s. 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 816 (Gregor M. Lechner) und Tropper, Stift 245.
2) Vgl. den Bericht des Priors von Unterranna, Paul Meringer, über die Zerstörungen der böhmischen Truppen im Kloster an Johann Herrlich, 1619 April 30, Abschrift in StiB Göttweig, Cod. rot 894, fol. 61v.
3) Vgl. Maroli, Janaburg 59.
Literatur

Plesser, Kirchengeschichte (1951) 44. – ÖAW, NLH, 17. 4. 1962. – Dehio Nord 827.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 355,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj355.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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