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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

358 Stratzing, Pfk. Hl. Nikolaus 1603

Priestergrabplatte des Fr. Abraham Nadlinger, roter Marmor, innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs im östlichsten Joch, hier seit 1952/531), 1907 im sogenannten „Beethovenhaus“ (auch: „Trautingerhof“) in Gneixendorf (heute Schloßstr. 19) in Sekundärverwendung als Trittstufe der Stiege in den Garten an der Hofseite2). Unter achtzeiliger Inschrift mit stark schwankender Buchstabengröße Kelchsymbol in vertieftem, auf der Höhe des Nodus beiderseits mit lilienförmigem Ornament eingezogenen Feld. Platte stark abgetreten mit zahlreichen Oberflächenbeschädigungen. In der rechten Hälfte von Z. 2 zwei kreisrund eingebohrte bzw. längsoval eingehauene Vertiefungen, offenbar von der früheren Sekundärverwendung stammend.

H. 78 cm, B. 43 cm, Bu. ca. 3,5–4 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

A[N]NO · 1603 · / NONAS A[P]R[I]LIS / [OB]YT RELIGIOSVS / F(RATER) ABRAHAM NAD=/LINGER PRESBYT=/ER ET MANAST(ERII) S(ANCTI) / NICOLAI PROFEsSVSa) / HVC // SEPELIT(VR)b)

Anmerkungen
a) Steinmetzfehler korrigiert: E klein unter den oberen Balken des F gestellt, s als nur dünn eingehauenes, in den Zeilenzwischenraum ausgreifendes Fraktur-s nachgetragen.
b) letzte Zeile von Kelchsymbol unterbrochen; alle Anfangsbuchstaben geringfügig vergrößert.

Im Jahr 1603 an den Nonen des April starb der geistliche Bruder Abraham Nadlinger, Priester und Profeß des Klosters St. Nikola; hierher wurde er bestattet.


Datum: 1603 April 5.


Kommentar

Abraham Nadlinger legte seine Profeß in St. Nikola 1588 ab. Als Kooperator in Alburg wurde er 1602 angeblich wegen aufrührerischer Umtriebe verhaftet. Möglicherweise zog er sich nach seiner Freilassung nach Mautern zurück, wo er im Folgejahr starb3).

Der vorliegende Stein gehört zu einer Reihe von fünf in Größe, Gestaltung und Formular weitgehend gleichartigen und offenbar aus derselben Werkstatt stammenden Priestergrabplatten für Chorherren des Augustiner-Chorherrenklosters St. Nikola bei Passau (s. Kat.-Nr. 322, 323, 335 und 342). Die gegenständliche und zwei weitere Inschriften bedienen sich im Rahmen des Sterbevermerks bzw. der Grabbezeugung eines ungewöhnlichen historischen Präsens.

1) Nach freundlicher Auskunft von P. Dr. Nivard Konrad OCist, Stratzing, vom 26. 9. 2006.
2) S. ÖKT 1, 146, wo jedoch noch von „neun rotmarmornen Grabplatten aus dem XVI. Jh. (...) abgetreten und nur zum geringsten Teil lesbar; mehrere mit gravierten Kelchen, einer von diesen mit der Jahreszahl 1595“ die Rede ist.
3) S. Krick, Klöster 22, jedoch in Unkenntnis des Sterbejahrs: „vor 1620“.
Literatur

ÖKT 1, 146. – Zotti, Kunst 2, 374 („sechs kleine ma. [!] Grabplatten z. T. aus Speckstein von verstorbenen Priestern“). – Dehio Nord 1154.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 358,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj358.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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